58.1| Lucas Hernández&Benjamin Pavard

𝗧𝗵𝗲 𝗻𝗶𝗴𝗵𝘁 𝘄𝗲 𝗺𝗲𝘁

𝖯𝖺𝗂𝗋𝗂𝗇𝗀: 𝖫𝗎𝖼𝖺𝗌 𝖧𝖾𝗋𝗇á𝗇𝖽𝖾𝗓&𝖡𝖾𝗇𝗃𝖺𝗆𝗂𝗇 𝖯𝖺𝗏𝖺𝗋𝖽
𝖦𝖾𝗇𝗋𝖾: 𝗌𝖺𝖽
𝖶𝖺𝗋𝗇𝗎𝗇𝗀: 𝗌𝖺𝖽

I am not the only traveler
Who has not repaid his debt
I've been searching for a trail to follow again
Take me back to the night we met

Als wäre es erst gestern gewesen. Als wäre es noch nicht Jahre her, konnte sich Lucas an die erste Begegnung mit Benjamin erinnern. Er konnte sich an die Klamotten des Jüngeren erinnern, er konnte sich an das Wetter erinnern. An einfach alles. An die ersten Worte, die sie gewechselt haben. An die ersten Augenblicke, die sie in der Kabine ihres damaligen neuen Vereines miteinander verbracht hatten. An buchstäblich alles.

Wenn Lucas seine Augen schloss, dann konnte er sogar das aufgeregte Strahlen der Augen von Benjamin vor seinem inneren Auge sehen. Er erinnerte sich daran, wie nervös Benjamin war. Wie er auf seinem Platz herumgerutscht war, wie er an seinem roten Trikot gezupft hatte und wie er sich immer wieder nervös auf die Lippe gebissen hatte.

Lucas hatte es immer gehasst, wenn Benjamin dies getan hatte. Er hatte es gehasst zu sehen, wie dieser sich seine wunderschönen Lippen zerbissen hatte. Er hatte Benjamin in der Vergangenheit so oft davon abhalten wollen, aber trotzdem hatte dieser es immer wieder getan. Vielleicht auch aus seinem Unterbewusstsein, vielleicht hatte er es nicht so mitbekommen.

An dem Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten, war Lucas noch vollkommen ahnungslos. Ahnungslos, was die Zukunft für sie beide brachte und was hier in Bayern Sache sein würde. Er wusste nichts. Er wusste nicht, wie seine Zukunft mit Benjamin aussehen würde und Lucas wusste auch nicht, dass Benjamin mal mehr als sein bester Freund sein würde.

Aber in diesem Moment, im hier und jetzt, wünschte er sich nichts sehnlicheres, als dass er wieder in diesem Moment war. Er wünsche sich, wieder zum ersten Mal auf ihn treffen zu können. Zum ersten Mal in diese strahlenden Augen zu schauen; zum ersten Mal nach dem Training mit zu ihm zu fahren. Einfach mit Benjamin die Zeit zu genießen.

And then I can tell myself
What the hell I'm supposed to do
And then I can tell myself
Not to ride along with you

Lucas war vollkommen ratlos. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er war ratlos, konnte nicht wirklich klar denken. Alleine saß er in seinem viel zu großen Haus, in welchem vor wenigen Tagen auch noch sein Freund gehaust hatte.

Bis vor wenigen Tagen, als Lucas es endgültig verkackt hatte. Als sein Wechsel durch die Medien ging und Benjamin es so erfahren musste. Es war für den Jüngeren schrecklich gewesen, er hatte geweint und konnte nicht aufhören.

Und Lucas? Der wusste nicht, was er tun sollte. Sein Herz hatte noch nie so unfassbar sehr geschmerzt und der Anblick von Benjamin hatte ihn zerstört. Er wollte zu ihm, wollte ihn trösten, ihn in den Arm nehmen und ihm schwören, dass alles gut werden würde. Aber er hatte nichts getan und das war ein riesiger Fehler gewesen.

Vielleicht hatte er Benjamin vorher schon verloren, weil er ihn über Wochen und Monate hinweg angelogen hatte und ihm nie etwas von dem möglichen und jetzt feststehenden Wechsels erzählt hatte. Aber vielleicht hatte er Benjamin auch erst dann verloren, als er ihm nicht beigestanden hatte. Als er wie eingefroren da stand un auf seinen Freund geblickt hatte, weil her vollkommen fertig auf dem Boden zusammengebrochen war.

I had all and then most of you
Some and now none of you
Take me back to the night we met

Die Erinnerungen an die Vergangenheit mit Benjamin machten Lucas fertig. Die ganzen letzten Monate hatten ihn fertig gemacht und er wollte sich eigentlich nur noch ausruhen. Er hatte wenig geschlafen, wenig gegessen und auch nicht wirklich getrunken.

Lucas hatte alles gehabt, was er haben wollte. Er hatte einen guten Platz in Bayern gehabt, hatte sich eingespielt – auch wenn er oft verletzt war. Die Fans liebten ihn und die Freundschaften zu seinen Mitspielern konnte sich nicht besser laufen.

Und das beste war, dass er Benji gehabt hatte. Er war Lucas Freund gewesen und der Ältere hatte Benjamin geliebt wie kein zweiter. Mit allem was er hatte und er hatte selber auch gespürt, dass Benjamin ihn auch geliebt hatte. Noch nie hatte er so empfunden, noch nie hatte er so sehr geliebt. Sein Herz schrie noch immer nach Benjamin. Nach seinen Bewegungen, nach seinen Berührungen und vor allem nach seinen Lippen.

Lucas hatte gemerkt, wie er langsam aber sicher seinen Freund verloren hatte. Durch die ganze Geheimnistuerei, wegen des Vertrags, hatte sich Benjamin ebenfalls abgeschottet. Es waren schwierige Wochen gewesen, aber eigentlich hatten sie schon schlimmeres überstanden.

Ihre Beziehung war durch die Jahre gereift. Sie hatten viele Streitigkeiten hinter sich und hatten diese wie erwachsene Leute geregelt. Sie konnten sich immer alles erzählen und hatten dies auch getan – bis zu dem Vertrag von Lucas.

Und jetzt war es soweit gekommen, dass Lucas seinen Benji nun komplett verloren hatte. Er war nicht mehr sein Freund. Die Liebe seines Lebens, sein Sonnenschein war nicht mehr sein. Er hatte ihn verloren, weil er nicht ehrlich zu ihm war. Er hatte ihm nicht die Wahrheit gesagt und das hatte zum Ende ihrer Beziehung geführt.

Viel zu oft dachte Lucas daran, wie es war, als Benjamin noch an seiner Seite war. Viel zu oft dachte er an die Zeit, die so weit weg schien. Er wollte ihn zurück. Wollte wieder zu Benjamin, egal was er machen musste. Er wollte wieder in die Zeit, als er ihn bedingungslos geliebt hatte.

When the night was full of terrors
And your eyes were filled with tears
When you had not touched me yet
Oh, take me back to the night we met

Draußen hatte es in München geregnet und der Donner hatte laut geblitzt, als Lucas seinem Freund alles erklären wollte. Als er ihm sagen wollte, dass er eine neue Herausforderung gebraucht hatte und den Jüngeren doch niemals verletzten wollte.

Aber Benjamin hatte nur seinen Kopf geschüttelt. Tränen waren über seine Wangen geströmt, er hatte sich verkrampft und immer wieder laut geschluchzt.

Das einzige was Lucas wollte war, dass er Benjamin in den Arm nehmen kann. Aber er tat es nicht. Er dachte, dass es besser für den Brünetten wäre, wenn er ihn nicht berührte, dabei wollte er nur, dass Benji aufhörte zu weinen. Ihm selber hatte es sein Herz zerrissen, als er seinen Freund so vor sich gesehen hatte.

Und er war Schuld. Lucas war Schuld daran gewesen. Er hatte seinen Freund so zerstört und ihn in diesen Zustand versetzt. Nur wegen ihm war Benji unglücklich.

In diesem Moment hatte Lucas realisiert, dass es Benjamin nicht guttun würde. Ihre mögliche Fernbeziehung hatte er mit seinem Vertrauensmissbrauch zerstört und es war bestialisch gewesen, als es ihm selber sein Herz noch viel schlimmer zerrissen hatte.

Lucas würde alles für Benjamin geben. Er hatte alles für ihn gegeben. Aber jetzt in diesem Moment konnte er nicht mehr kämpfen. Er schaffte es nicht, ohne Benjamin an seiner Seite. Er schaffte es einfach nicht und ihm war klar geworden, dass nichts mehr so sein würde wie früher – auch wenn er es sich mehr als alles andere auf der Welt wünschen würde.

I had all and then most of you
Some and now none of you
Take me back to the night we met

Jedes einzelne Bild auf seinem Handy zeigte sich selber mit seinem damaligen Freund. Er erinnerte sich an alle Momente und trauerte diese hinterher.

Er erinnerte sich an alles von seinem Freund. Ob es sein Körper war, die leichten Sommersprossen, die man nur erkannte, wenn man wirklich genau hinschaute. Ob es sein Leberfleck war, welcher eine herzförmige, leicht verschnörkelte Form hatte und direkt an seinem Hüftknöchel lag.

Ob es die unzähligen Haarkuren waren, die Benji immer benutzt hatte. Die zahlreichen Shampoo Flaschen für seine braunen, unwiderstehlichen Locken, die Lucas immer vollkommen durch den Wind gebracht hatten.

Ob es sein Lachen war, welches ihn selber auch immer glücklich gemacht hatte. Sein Lachen, welches ihn selber immer einen Schauer über den Rücken gejagt hatte und Lucas' alles um sich herum vergessen ließ.

Seinen Humor, welcher manchmal so unfassbar grauenhaft gewesen war, dass er im Endeffekt doch irgendwie witzig gewesen war.

Wie Benjamin sich um Lucas gekümmert hatte bei seinen Verletzungen. Wie er ihn umpflegt hatte und ihn immer unterstützt hatte. Er war immer bei ihm, bei jedem Schritt vorwärts und zurück. Er hatte ihn beschützt und war sein Anker in schwierigen Zeiten gewesen.

I don't know what I'm supposed to do
Haunted by the ghost of you
Take me back to the night we met

Lucas hatte versucht stark zu sein. In den letzten Tagen. Er hatte gelacht, auch wenn es nicht echt war. Er war nach Paris geflogen, hatte sich dort alles angeschaut. Er wollte stark sein. Er wollte diese Trennung nicht umsonst durchgemacht haben.

Aber er wusste auch einfach nicht weiter. Es konnte nicht für immer so weitergehen. Lucas hatte Probleme beim Schlafen und wenn er die Schlaftabletten abends nicht nehmen würde, dann würde er gar nicht schlafen.

Er war zu erschöpft um rauszugehen, nur an seinem Ankunftstag in Paris hatte er sich draußen etwas angesehen. Manchmal hatte er sich durch die Fenster seines Appartements gestarrt, jedoch hatte sein Gehirn die dort gesehenes Sachen nicht verarbeiten können, weil er mit seinen Gedanken in Bayern war.

An manchen Tagen war Lucas sogar so schwach und unmotiviert gewesen, dass er nichtmal richtig sein Bett verlassen hatte. Nur um auf Klo zu gehen. Aber das war's dann auch wieder.

An seinem Handy war er auch schon eine lange Zeit nicht mehr. Er hatte viele Nachrichten bekommen, wurde als Verräter oder sonstiges beschimpft, was in seiner momentanen Gefühlslage nicht wirklich half. Auch die Nachrichten seiner Freunde ignorierte er. Er wollte nichts von ihnen wissen. Nicht etwa, weil sie ihm egal waren – ganz im Gegenteil. Lucas fühlte sich langsam selbst wie ein Verräter und er wollte seinen Freunden nicht unter die Augen treten.

Das schlimmste war allerdings, dass Lucas sich manchmal einbildete die Stimme von Benjamin zu hören. Er hatte beinahe das Gefühl von ihm verfolgt zu werden. In allem sah er ihn oder erinnerte sich an Momente mit ihm.

Lucas war sich sicher, niemals über Benjamin hinweg zu kommen und mit ihm auch seinen Seelenverwandten verloren zu haben, aber ihn jetzt sich so einzubilden, machte die ganze Situation nur noch komplizierter.

Er schreckte aus seinem Schlaf, weil er von Benjamin träumte. Er träumte von ihm und konnte an einer Hand abzählen, wie lange er in den letzten Tagen geschlafen hatte – doch wenigstens konnte er durch die Tabletten ordentlich einschlafen.

Erschöpft schloss Lucas seine Augen, nachdem er ein paar der Tabletten geschluckt hatte und sein Körper sich langsam taub anfühlte. Er verlor immer mehr Bewusstsein über diesen und fiel irgendwann in einen tiefen Schlaf.

- - -
[1800 Wörter]

── ❝ 𝐚𝐮𝐭𝐡𝐨𝐫'𝐬 𝐧𝐨𝐭𝐞 ❞ ──

In diesem Shot musste ich einfach mal meine Gefühle zu dem Wechsel von Lucas rauslassen.
Ich hoffe, dass er euch gefallen habt.💕

Wollt ihr einen zweiten Teil haben?

{In der Geschichte ist das Lied „The Night We Met" von Lord Huron Thema}

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