53.1| Paul Wanner&Gabriel Vidović

𝗟𝗼𝘀𝘁

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𝖦𝖾𝗇𝗋𝖾: 𝖽𝗋𝖺𝗆𝖺
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Paul war noch nie ein Mensch gewesen, der sich immer strickt an Termine hielt oder besonders darauf achtete an welchem Tag er sich was vorgenommen hatte. Er war nie wirklich pünktlich und legte auch sonst nicht so viel wert auf sowas. Jedenfalls bei den meisten Sachen. Es gab einige Ausnahmen, bei welchen er es sich nie wagen würde zu spät oder sogar gar nicht zukommen.

Und genau eine solche Ausnahme war ein Date mit seinem Freund. Nie würde Paul ihre Verabredungen verpassen, einfach weil sie ihm dafür zu wichtig waren. Gabriel war ihm zu wichtig und sich die gemeinsame Zeit war viel zu wertvoll, um diese nicht zu nutzen.

Sie spielten zwar im gleichen Verein, allerdings wohnten sie nicht zusammen und weil Gabriel mit dem Outing warten wollte, wusste auch niemand von ihrer Beziehung. Weder ihre Freunde, noch Mitspieler, noch Familie. Absolut keiner. Für Paul war das kein Problem gewesen, er wollte seinen Freund nicht unter Druck setzten. Er wollte ihm die Zeit geben, er wollte ihn nicht möglicherweise vergraulen oder sonstiges.

Sie beide sahen sich nicht so oft, wie es eigentlich möglich war. Sie könnten sich viel häufiger sehen, aber Gabriel wollte auf Nummer sicher gehen. Also telefonierten sie, obwohl sie nur zehn Minuten auseinander wohnten. Sie schrieben, obwohl sie die Zeit gemeinsam verbringen konnten. Aber Gabriel verbrachte lieber Zeit mit seinen Freunden. Es lagen zwei Jahre Altersunterschied zwischen ihnen. Sie hatten nicht den selben Freundeskreis und während Gabriel eher derjenige war, der auch mal die Sau rausließ, war Paul ruhiger. Er war ruhiger und vor allem kein besonders draufgängerischer Typ.

Des Öfteren hatte er Selbstzweifel und ein wirklich großes Selbstwertgefühl besaß er ebenfalls nicht. Das wusste Gabriel. Er wusste es genau und kannte seinen Freund und dessen Macken. Er wusste von seiner Angst vor peinlichen Situationen oder seinen Verlustängsten. Und dennoch kam er nicht zum Date.

Er ließ Paul alleine und hatte sich nichtmal gemeldet, um abzusagen. Aber mittlerweile war er schon gute zwei Stunden zu spät in dem Restaurant und es wurde langsam so spät, dass das Restaurant beinahe schon zumachte. Das halb leere Wasserglas vor ihm war das einzige, was er sich heute bestellt hatte. Er hatte in den letzten Stunden nicht einmal die Hoffnung aufgeben wollen, dass der halb Kroate doch noch kam, aber dies tat er nicht.

„Entschuldigen Sie?", fragte plötzlich eine weibliche Stimme neben dem 17-Jährigen, was diesen sofort veranlasste hochzustehen. Eine nette Blondine stand vor ihm, mit einer Schürze um und einem kleinen Block in der Hand. Nett lächelte Paul und fragte sie, was los war. „Wir schließen bald und Sie hatten bisher nur ein Wasser. Ich wollte fragen, ob ich noch etwas für Sie tun kann?", fragte sie lächelnd und hielt den Kugelschreiber in ihrer linken Hand bereit, damit sie etwas auf ihren Block schreiben konnte. „Ähm nein danke. Mein Freund kommt heute wohl doch nicht mehr.", seufzte Paul zum Schluss und spürte sofort Trauer in seinem Körper aufkommen.

Er drückte ihr ein paar Minuten später wahrscheinlich viel zu viel Geld für dieses Wasserglas in die Hand, aber das war ihm schlichtweg egal. Auf schnellsten Schritten verließ er das ausgesuchte Restaurant und ließ sich draußen auf einer Parkbank nieder. Die kühle Luft legte sich um seinen Körper und ließ den Jüngeren leicht bibbern. Natürlich hatte er sich nicht extra dicke Sachen mitgenommen, da er immerhin dachte, auf dem Rückweg im warmen Auto des halb Kroaten zu verbringen.

Tränen standen in seinen Augen, als er auf Instagram sah, wie sein sein Freund eine Story hochgeladen hatte, auf welcher man deutlich erkennen konnte, wie er mit seinen anderen Freunden feiern war. Er hörte laute Musik, er sah bunte Lichter, er erkannte viele Menschen. Sein Freund war in einem Club und feierte lieber mit seinen Freunden, als sich mit Paul zu ihrem Date-Abend zu treffen.

Ein Schluchzer verließ den Mund des Deutsch-Österreichers und er presste seine Hand fest auf seinen Mund, sodass die Schluchzer gedämmt wurden – wobei dies eigentlich auch egal war. Außer Paul war es leer in dem kleinen Park, welcher direkt neben dem Restaurant lag. Keine Menschenseele, nichtmal Tiere konnte er ausfindig machen.

Tränen strömten seine Wangen hinunter. Seine Augen pressten sich zusammen und er sackte in sich zusammen, wie ein nasser Sack. Er verstand nicht, was er falsch machte. Vielleicht war er zu ruhig, zu sehr er selbst. Vielleicht war er seinem Freund peinlich und deswegen wollte er sich nicht mit ihm zeigen.

Mit zitternden Fingern wählte Paul die Nummer seines Freundes, er wollte ihn jetzt zur Rede stellen. Wenn er Paul nicht liebte, dann könnte er auch einfach Schluss mit ihm machen. Es tutete lange, es dauerte seine Zeit, bis das regelmäßige Tuten verschwand und sein Freund ran ging.

„Paul?", schrie der Ältere beinahe in das Telefon. Im Hintergrund konnte er deutlich die Musik hören, er konnte laute Leute hören. „Wo bist du?", fragte Paul nur ins Telefon, hoffte, dass sein Freund so vielleicht merkte, was heute für ein Tag war. „Ach, nur mit ein paar Freunden feiern und so.", hörte er Gabriel wieder sagen und Paul hätte schwören können, dass sein Herz gerade lautstark gebrochen war. „Du hast es vergessen?", hauchte Paul. Es war keine wirkliche Frage, aber trotzdem antwortete sein Freund darauf. „Was vergessen?", schüttelte er nochmal Salz in die Wunde und brachte Paul somit zum Aufschluchzen.

„Schämst du dich für mich? Bin ich dir nicht gut genug?", schrie Paul nun fast sauer. Seine Emotionen hatten sich innerhalb von ein paar Sekunden komplett geändert. Er war nun wütend und nicht mehr traurig. „Du bist so ein Arsch!", meckerte er noch. „Alter, jetzt komm mal runter! Was willst du denn von mir?!", schrie nun auch Gabriel. Paul hörte deutlich, dass dieser schon alkoholisiert war, aber er wollte jetzt nicht aufhören. Er wollte die Wahrheit und normalerweise sagten betrunkene Menschen ja die Wahrheit.

„Ich will das du zu mir stehst. Das du mich nicht versetzt und lieber feiern gehst und ich will wissen, was dein scheiß Problem mit mir ist. Bin ich dir nicht gut genug, willst du diese Beziehung überhaupt noch?", fragte Paul. Als er diese Worte aussprach, konnte er nicht genau denken. Sein Kopf war sowohl voller Wut, als auch voller Trauer.

„Weißt du was, Paul? Ich hab wirklich keinen Bock mehr auf dich! Du bist viel zu kindisch, bist immer so anstrengend! Ich hab da keinen Bock mehr drauf. Es wäre besser, wenn wir das sofort beenden!", das waren die Worte, die das Herz des Blonden beinahe sofort zum stehen brachten. Der Ältere hatte gerade sein Herz aus der Brust gerissen, genau dieses zerstampft und es dann einfach fallen gelassen, sodass ein leeres Loch in dem Blonden zurückblieb.

„Wenn du so denkst, dann wäre das wohl besser. Ich liebe dich trotzdem...über alles.", hauchte Paul, bevor er das Telefonat beendete und regungslos auf der Bank verweilte. Es dauerte, bis sein Körper und sein Gehirn endgültig begriffen, dass es jetzt wohl aus zwischen ihnen war. Mit einem gebrochenen Herzen weinte Paul sich die Seele aus dem Leib und konnte diese unbeschreiblichen Gefühle nicht mehr begreifen.

Der Körper von Paul war unterkühlt, als er sich letztendlich ein Taxi rief. Seine Hände waren rot, sein Gesicht brannte durch die kühle Luft und die nassen Tränenspuren. Paul war wie benommen, als er in das Taxi stieg, er bekam nichts mehr wirklich mit. Er murmelt nur leise seine Adresse und spürte, wie sich das Auto in Bewegung setzte.

Paul bekam nicht mit, wie der Taxifahrer ihn besorgt fragte, ob alles in Ordnung seie. Er bekam nicht mit, wie sich ein schnelles Auto näherte und letztendlich hörte er nur einen ohrenbetäubenden Knall und spürte einen stechenden Schmerz in seinem kompletten Körper, der ihn völlig auslaugte und ihn schließlich, mit großen Schmerzen, ohnmächtig werden ließ.

Das letzte woran er dachte war Gabriel.

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[1293 Wörter]

── ❝ 𝐚𝐮𝐭𝐡𝐨𝐫'𝐬 𝐧𝐨𝐭𝐞 ❞ ──

Hier ein OS, der etwas mehr Drama hat. Er ist für NicoleTre5 und ich hoffe, dass er dir, und den anderen natürlich auch, gefällt.💕

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