38.| Thomas Müller&Serge Gnabry
𝗕𝗲𝘁𝘁𝗲𝗿 𝘄𝗶𝘁𝗵𝗼𝘂𝘁 𝗺𝗲
𝖯𝖺𝗂𝗋𝗂𝗇𝗀: 𝖳𝗁𝗈𝗆𝖺𝖽 𝖬𝗎̈𝗅𝗅𝖾𝗋&𝖲𝖾𝗋𝗀𝖾 𝖦𝗇𝖺𝖻𝗋𝗒
𝖦𝖾𝗇𝗋𝖾: 𝖽𝗋𝖺𝗆𝖺, 𝖼𝗎𝗍𝖾
𝖶𝖺𝗋𝗇𝗎𝗇𝗀: 𝗌𝖾𝗅𝖻𝗌𝗍𝗓𝗐𝖾𝗂𝖿𝖾𝗅
𝗧 𝗛 𝗢 𝗠 𝗔 𝗦
Stumm starrte ich an die helle Wand der Kabine und hörte nur mit einem halben Ohr den Gesprächen der anderen zu. Meine ganze Konzentration lag auf einem Punkt an der Wand, welcher mir aus unerklärlichen Gründen viel dunkler vorkam, als die drumherum liegenden Farbpartikeln. In all den Jahren hatte ich dies nie bemerkt, obwohl es wirklich nicht so war, dass ich erst seit Gestern hier war.
Mein Blick ging weiter durch die Kabine. Ich betrachtete jedoch nicht die Menschen, meine Mitspieler, sondern nur einzelne Kleinigkeiten, auf welche ich nie geachtet hatte. Zum einen war es, dass die Farbe an der Ecke der lackierten Bank, auf welcher schon einige saß, leicht absplitterte und das helle Braun darunter zum vorschieben kam. Dann war einer der großen Schränke neben der Tür nicht gleich groß, wie die anderen und einer stand schief.
„Thommy?", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken und zog meine komplette Aufmerksamkeit sofort auf sich, während ich spürte wie sich eine Gänsehaut über meine Arme zog, als Serge mich mit seinen braunen Augen aufmerksam musterte. Mein Körper spielte verrückt bei ihm, dass war schon länger so. Mir war bewusst, was das bedeutete. Mir war bewusst, dass ich dem Jüngeren verfallen war, doch es wusste niemand anderes – Glücklicherweise.
Ich hatte Angst ihn von meinen Gefühlen zu erzählen. Ich hatte Angst, dass ich alles zerstören würde, also schwieg ich und genoss seine Nähe still und heimlich. Lieber hatte ich ihn nur halb, als gar nicht – auch wenn ich spürte, wie es mich verletzte.
„Was gibt's?", fragte ich und nahm meinen Blick kurz, für den Bruchteil einer Sekunde, von seinen Augen und musterte kurz sein Gesicht. „Ich wollt fragen, ob du mit Josh, Yann, Bambi und mir nachher ne Runde Mario Kart spielen möchtest?", fragte Serge und blickte hoffnungsvoll zu mir, jedoch konnte ich mir etwas besseres für den Abend vorstellen, als meine Gefühle zu unterdrücken und meinen Schwarm auf Abstand zu halten. Ich fühlte mich leicht schlecht, als ich Serge in die Augen sah und ihn ohne zu erröten ins Gesicht log. „Sorry, aber ich hab heute noch was vor.", versuchte ich entschuldigend zu lächeln und spürte augenblicklich ein schlechtes Gewissen in meinem Körper aufkommen.
Und ich musste dazu sagen, dass ich heute rein gar nichts vorhatte. Ich würde alleine in meinem Haus sitzen, irgendeinen Film schauen und meiner beschissenen Situation hinterher trauern. Die Mundwinkel meines Gegenübers senkten sich leicht und er seufzte fast tonlos. „Alles klar, dann...viel Spaß.", zwang er sich allerdings trotzdem noch zu einem Lächeln, bevor er meine Seite wieder verließ und sich zu seinem besten Freund stellte. Mein Blick glitt wieder durch die Kabine und ich versuchte auf die Sachen zu achten, die mir gerade eben schon aufgefallen waren.
Und wenn ich jetzt dorthin schaute, konnte ich nichts anderes merken, als diese Kleinigkeiten, die mir vorhin aufgefallen waren. Es dauerte, bis ich mich endlich umzog und langsam auch aus der Kabine verschwand.
Die Fahr nach Hause gestaltete sich genauso ereignislos wie das eigentliche Training und die vorherige Hinfahrt. Die Fahrt nach Hause gestaltete sich praktischer Weise so lustlos wie mein Leben momentan. Es hörte sich zwar etwas dramatisch an, aber es war momentan leider wirklich so.
Ich hatte mich in den letzten Wochen verändert, aber niemanden schien es aufgefallen zu sein. Oder sie mochten den neuen Thomas mehr, als den alten Thomas. Und diese Vorstellung machte etwas mit mir. In meinen ganzen Jahren als Profifußballer habe ich mir nie die Blöße gegeben und mich irgendwie um Hate Kommentare geschert, aber das hatte sich im letzten Monat schlagartig verändert, ohne das ich wusste warum. Ich hatte eines Abends einfach in meinem Bett gelegen und hatte plötzlich angefangen mir die Meinungen anderer durchzulesen.
Und das, was ich dort gelesen hatte, hatte mich zu einem Teil definitiv kaputt gemacht. Ich hab angefangen mich zu verändern und niemals realisierte es oder kümmerte sich darum. Ich war leiser geworden, hatte aufgehört zu jedem Gespräch meinen Senf dazu zugeben und meine Witze waren verstummt. Ich war leiser geworden, ohne das es jemanden interessierte und ich fragte mich allmählich, ob ich die letzten Jahre vielleicht allen auf die Nerven gegangen war.
Wahrscheinlich war genau das auch einer der Gründe, weshalb ich mich nicht mehr mit meinen Mitspielern traf. Ich sagte alle Treffen ab, zu denen ich eingeladen wurde – denn ich wollte nicht in alte Verhaltensmuster fallen und ihnen einen Abend versauen. Ich weiß nichtmal wann ich das letzte Mal richtig etwas mit meinen Freunden gemacht hatte. Aber waren sie es überhaupt noch? Oder jemals? Gaben sie sich vielleicht nur mit mir ab, weil wir eben in einer Mannschaft spielten und sie nett zu einem alten Fußballer waren, der eh keine Freunde hatte und alleine war.
Ich ließ mich mit einer Tafel Schokolade auf der Couch nieder und kuschelte mich in eine dicke Decke, während ich einen Film auf dem Fernseher laufen hatte. Immer wieder aß ich kleinere Stücke, während ich mir vorstellte wie es wohl gewesen wäre, wenn ich jetzt bei Serge und den anderen wäre. Wie es wäre Zeit mit ihm zu verbringen und vielleicht mal wieder ehrlich zu Lachen. Aber ich hatte mir da selber einen Strich durch die Rechnung gemacht und saß alleine in meinem Haus, welches viel zu riesig für eine einzelne Person war.
Das Vibrieren meines Handys ließ mich vom Fernseher wegsehen. Seufzend griff ich nach dem schwarzen Handy und stellte überrascht fest, dass Serge mir eine Nachricht geschrieben hatte. Sofort spürt ich ein unaufhaltsames Kribbeln in meinen Fingern und mein Herz klopfte schneller gegen meine Rippen. Es dauerte etwas, bis mein Gehirn offenbar verstand, was da gerade passiert war. Serge hatte mir geschrieben! Er hatte mir geschrieben! Er dachte offenbar an mich! Doch als ich die Nachricht laß, blieb mein Herz kurz stehen und ich wusste nicht genau, ob ich ihn die Wahrheit sagen sollte. Es war Lächerlich und ich wollte nicht, dass er sich irgendwie aufspielte, nur weil ich endlich begriffen hatte, dass die anderen mich nicht so mochten wie ich eben war.
Du wirkst in den letzten Tagen
etwas anders, ist alles okay?
Kurz überlegte Thomas, bevor seine Finger über die Tastatur flogen und er innerhalb kurzer Sekunden eine halbwegs normale und beruhigende Nachricht an Serge geschrieben hatte.
Ja, mach dir keine Sorgen, ich
hatte in letzter Zeit nur etwas
Stress :)
Ich war zufrieden mit meiner kurzen Nachricht und mit den Emoji zum Schluss, also legte ich danach auch sofort m ein Handy weg, um mich wieder auf den Film zu konzentrieren; um Serge nicht zu nerven.
𝗦 𝗘 𝗥 𝗚 𝗘
Seufzend steckte ich mein Handy wieder weg und beobachtete, wie Jamal seinen Sieg in dem Rennspiel feierte und Joshua den Jüngeren zu einer weiteren Revanche herausforderte. So ging das mit den beiden seit mindestens einer halben Stunde, aber Josh war ein grauenhafter Mario Kart Spieler, also würde Bambi wieder und wieder gewinnen. Kurz nippte ich an meinem Bier und lehnte mich noch etwas mehr in die Couchkissen des Schweizers, bei welchem wir Spielten.
„Alles gut?", fragte der Torwart auch schon und blickte fragend zu mir. Meine Augen, die ich kurz zuvor geschlossen hatte, öffnete ich wieder und ich drehte meinen Kopf in die Richtung des Schweizers. „Ja, es ist nur...", fing ich an und seufzte einmal auf. Ich wusste nicht genau, wie ich es sagen sollte, ohne vielleicht unnötig Aufruhe zu starten. „Ich hab das Gefühl, dass Thomas in letzter Zeit irgendwie ruhiger ist. Er ist anders und ich mach mir wirklich Sorgen um ihn.", erklärte ich und stellte meine Glasflasche auf den Couchtisch vor mir.
„Du machst dir sorgen, weil du voll in ihn verknallt bist. Und das schon seit Jahren!", rief Joshua laut und lachte kurz darauf mit Bambi um die Wette. Ich schüttelte nur genervt meinen Kopf und blickte zu Yann, welcher leicht nickte. „Ich hab mich auch schon gewundert. Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber in den letzten Wochen wurde er irgendwie...ruhiger.", nickte der Schweizer. „Vielleicht sollte einer mal mit ihm reden.", schlug Jamal vor und schaltete sich mit in das Gespräch ein. Und wenn ich so über die Aussage des Jüngsten Nachdachte, so wurde mir klar, dass es eigentlich eine wirklich gute Idee war. Vielleicht sollte Jamal sich öfters in unsere Gespräche einschalten, wenn wir nicht auf die Lösung kamen, obwohl diese doch so offensichtlich vor uns lag. „Gute Idee Bambi! Ich wäre für Serge.", schaltete Joshua sich wieder und klopfte auf meine Schulter.
„Gute Idee, wenn du so in Thomas verknallt bist.", meinte Yann dann auch, doch ich schüttelte nur panisch meinen Kopf. „Das ist gar keine Gute Idee! Das ist eine richtig beschissene Idee!", rief ich und spürte trotzdem, wie meine Wangen warm wurden. „Warum?", fragte der Torwart verwirrt und schien wirklich komplett ahnungslos zu sein, was mich nur den Kopf schütteln ließ. „Wie ihr es vorhin schon perfekt analysiert habt, steh ich auf ihn und bekomme in seiner Gegenwart höchstens zwei gerade Sätze heraus. Wenn ich zu ihm gehen würde, dann würde er es herausfinden und mich hassen!", zweifelte ich und malte mir die schlimmsten Vorstellungen aus, die passieren könnten. Ich dachte daran wie es wäre, wenn er mich hassen würde, kein Wort mehr mit mir wechseln würde und ich müsste weg gehen, weil ich es in seiner Nähe nicht aushalten würde.
„So wie Thomas dich ansieht würde er Luftsprünge machen, wenn du bei ihm auftauchen würdest. Der Mann steht total auf dich, dass ich so offensichtlich.", sagte Yann und sah mich so ehrlich an, dass ich nicht anders konnte, als mir Hoffnung zu machen. Trotzdem dauerte es noch mindestens zwanzig Minuten, viele Zusprüche von Josh, Bambi und Yann und einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf von Joshua, bis ich mich endlich auf den zu ihm Weg machte. Unsere Häuser waren nicht weit voneinander entfernt. Mit Auto höchstens zehn Minuten, also war die Fahrt auch recht schnell wieder um.
Es war noch nicht so spät, lediglich kurz nach acht, und trotzdem waren alle Lichter in dem Haus des Älteren aus. Nur der Wagen von Thomas versicherte mir endgültig, dass der Ältere auch da war, ich hoffte nur, dass ich ihn jetzt nicht irgendwie störte. Kurz atmete ich tief ein und aus bevor ich die Klingel betätigte und geduldig wartete. Ich wartete und wartete, bis ich nach drei Minuten nochmal klingelte. Es dauerte bis Thomas irgendwann seinen Kopf durch den gerade geöffneten Türspalt drückte. „Serge?", fragte er, seine Augen weiteten sich und ich nickte peinlich berührt. „Hey Thommy.", lächelte ich vorsichtig und beobachtete, wie er perplex seine Augen weitete und sein Mund leicht offen stand.
„Ähm.", räusperte er sich. „Was kann ich für dich tun?", fragte der Ältere und sah mich interessiert an. „Darf ich reinkommen?", fragte ich leise. Sofort nickte er und öffnete die Tür weiter, sodass ich reintreten konnte. „Also, was gibt's?", fragte Thomas und schien wirklich nicht zu verstehen, warum ich jetzt hier vor seiner Haustür stand. Aber vielleicht tat er auch einfach nur so, als ob er nicht wüsste, was los war. Ich war nervös, mein Herz klopfte schnell, meine Hände zitterten leicht und ich konnte auch genau eine gewisse Angst in meinem Körper spüren.
„Das sollte ich wohl eher dich fragen, Thommy. Denkst du, ich bemerke nicht, wie du dich in letzter Zeit verändert hast. Du bist so ruhig geworden und machst nichts mehr mit uns. Du erzählst keine Witze mehr und ich hab auch wirklich keine Ahnung, wann ich dich das letzte mal richtig ehrlich lächeln gesehen habe. Ich mach mir Sorgen um dich, du bist mir wichtig und ich will, dass es dir gut geht.", nahm ich ganz vorsichtig seine Hand in meine – woher dieser Mut meinerseits kam, wusste ich auch nicht.
Thomas starrte mic mit offenem Mund an, langsam bröckelte seine Fassade und sein gefälschtes Lächeln fiel. „Ich dachte ich wäre zu nervig. Ich dachte, dass ihr alle nur aus Mitleid mit mir befreundet seid. Ich dachte, dass es euch mehr gefällt, wenn ich ruhiger bin.", seufzte der Ältere, was mich geschockt die Augen aufreißen ließ. Ich hatte nie gedacht, dass Thomas so über dich dachte.
„Nein!", stieß ich erschrocken die Luft aus und drückte seine Hand. „Thomas, wir lieben dich so wie du bist. Ich liebe dich so wie du bist. Und wir vermissen den alten Thomas. Du bist nicht nervig, du machst selbst die blödesten Momente halbwegs erträglicher.", sagte ich und dachte nicht mal wirklich darüber nach, was ich da gerade gestanden hatte. „Du tust was?", fragte Thomas, was mich die Augen aufreißen ließ, als ich realisierte was ich dort gesagt hatte. Hatte ich Idiot ihm gerade wirklich meine Liebe gestanden?!
Geschockt stand ich vor ihm und wog ab, ob ich vielleicht einfach die Flucht ergreifen sollte. Doch diese Möglichkeit wurde mir genommen, als Thomas sich nach vorne beugte und unsere Lippen sanft miteinander verband. Sofort fing mein Herz an zu schlagen, mein Körper begann zu Kribbeln und mein Hirn setzte aus. Ich erwiderte sofort den Gegendruck und schmiegte mich an ihn.
In diesem Kuss lag so viel. Ich spürte seine Gefühle in meinem Körper aufkommen, von denen ich nicht wusste, dass sie existieren. Ich spürte, wie Thomas meine Gefühle erwiderte. Und auch wenn wir eine schwierige Zeit hin und hatten, so würden wir es schaffen. Gemeinsam.
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[2200 Wörter]
── ❝ 𝗮𝘂𝘁𝗵𝗼𝗿'𝘀 𝗻𝗼𝘁𝗲 ❞ ──
Das hier war kein spezieller Wunsch, aber ich fand die Idee von sprissa mega gut. Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefällt.😊
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