33.4| Giovanni Reyna&Erling Haaland
𝐈 𝐝𝐢𝐝𝐧'𝐭 𝐝𝐞𝐬𝐞𝐫𝐯𝐞 𝐡𝐢𝐦
𝖯𝖺𝗂𝗋𝗂𝗇𝗀: 𝖦𝗂𝗈𝗏𝖺𝗇𝗇𝗂 𝖱𝖾𝗒𝗇𝖺&𝖤𝗋𝗅𝗂𝗇𝗀 𝖧𝖺𝖺𝗅𝖺𝗇𝖽
𝖦𝖾𝗇𝗋𝖾: 𝖽𝗋𝖺𝗆𝖺, 𝗌𝖺𝖽, 𝖼𝗎𝗍𝖾
𝖶𝖺𝗋𝗇𝗎𝗇𝗀: 𝗌𝖾𝗅𝖻𝗌𝗍𝗓𝗐𝖾𝗂𝖿𝖾𝗅, 𝗌𝖾𝗅𝖻𝗌𝗍𝗏𝖾𝗋𝗅𝖾𝗍𝗓𝗎𝗇𝗀, 𝗌𝗎𝗂𝗓𝗂𝖽𝗏𝖾𝗋𝗌𝗎𝖼𝗁 (𝖺𝗅𝗅𝖾𝗌 𝗇𝗎𝗋 𝖺𝗇𝗀𝖾𝖽𝖾𝗎𝗍𝖾𝗍)
„Erling?"
Angesprochener drehte seinen Kopf sofort zu Gio. Die braunen, leeren Augen von ihm waren leicht geöffnet und ungläubig auf den Norweger gerichtet. Es schien so, als ob er nicht glauben konnte, dass Erling tatsächlich hier war; hier bei ihm.
Es war erschreckend für Erling, wie leer die Augen von Gio wirkten. Wie leer dieses braun war, welches eigentlich so leuchtend war. Noch nie hatte er seine Augen so gesehen, noch nie waren sie so leer und leblos. Noch nie wirkten sie so erschüttert wie jetzt gerade. Und wenn Erling sich nochmal in den Kopf rief, dass er Schuld an dem ganzen war, dann fühlte er sich noch schrecklicher. Sein Herz brach, es brach in tausend Teile. Es zersplitterte schon beinahe.
„Ja Kjære, ich bin hier.", schluchzte er leise und versuchte richtig nach Luft schnappen. Vorsichtig drückte er die Hand von Gio und würde es sogar verstehen, wenn er seine Hand wegziehen würde. Doch anstatt dies zu tun füllten sich seine Augen mit Tränen und er begann leise zu schluchzen. Erling wollte Gio jetzt nicht Zunahme treten und ihn überfordern, aber er spürte, dass Gio ihn jetzt brauchte. Vor allem jetzt.
Vorsichtig legte Erling seine Arme um Gio und beinahe sofort presste er sich an ihn. Beinahe sofort wurde das Oberteil von Erling durchnässt und Gio schluchzte hemmungslos in seinen Armen. Und auch Erling vergoss noch Tränen. Sie weinten gemeinsam, durch den Schmerz und die Trauer, die sie beide spürten. Erling auch noch durch die schlimmes Schuldgefühle und durch die Angst, dass Gio ihn vielleicht hasste.
Erling wollte so vieles sagen. Er wollte so vieles zu Gio sagen, wollte sich mindestens tausendmal bei ihm entschuldigen und einfach versuchen alles gutzumachen. Doch er schwieg noch. Er wollte Gio nicht überfordern und auch die Situation zwischen ihnen nicht endgültig zerstören. Er wollte nicht, dass das Ende sich näherte, also weinte er zusammen mit Gio in seinem Arm.
Immer wieder drückte Erling seine Lippen auf die braunen Locken seines Freundes.
„Es tut mir so leid, min amerikansk drøm.", zitterte Erlings Stimme gefährlich und er drückte Gio noch fester an sich. Er wollte ihn bei sich spüren, wollte ihn nicht loslassen. „So, so unfassbar sehr.", sagte er weiter und strich Gio durch die Haare. Leicht löste er sich von ihm und blickte nun in die rötlichen, traurigen Augen, die wenigstens nicht mehr leer wirkten. Obwohl das traurige auch nicht wirklich schön war. „Warum bin ich noch hier? Warum bin ich noch am Leben?", fragte Gio dann, was Erling sofort wieder zum aufschluchzen brachte. Er weinte wieder bitterlich und schluchzte diesmal hemmungslos in die Brust von Gio. Er hatte seinen Freund so verletzt, dass dieser dachte, dass er nicht Lebenswert war. Er hatte ihn so verletzt, dass er nicht mehr Leben wollte.
„Ma-Mats und ich, wi-wir haben dich in deinem Bad gefunden. Und-und ich hatte-ich hatte so Angst um dich. Das kannst du dir nicht vorstellen.", weinte Erling und sah in seine Augen. „Aber was machst du hier?", fragte Gio und sah aus großen Augen zu Erling, während er kurz gähnte. Gio sah wirklich so aus, als ob er jeden Schlaf gebrauchen könnte, aber er wollte die Frage von Erling noch beantwortet haben. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, nachdem was Jude mit erzählt hatte. Mats hat mich abgeholt und wir sind dann zu dir gefahren.", erklärte er Gio kurz und musterte den Amerikaner. „Aber-ich dachte-du warst in der letzten Zeit so-so anders.", stotterte er und sah Erling traurig in die Augen. Jetzt bemerkte er, wie tief die Selbstzweifel seines Freundes ihn eingenommen hatten. Wie sehr seine Psyche unter allem in der letzten Zeit gelitten hatte. Und wie scheiße Erling sich ihm gegenüber verhalten hatte, sodass es Gio komplett zerstört hatte. „Ich liebe dich Gio. Ich liebe dich mit allem was ich habe, aber ich bin mit der Entfernung nicht klar gekommen. Ich wollte mich und auch dich schützten, indem wir erstmal Abstand zueinander halten, um mit der neues Situation klar zukommen. Aber ich hätte nie gedacht, dass es dich so treffen würde.", murmelte Erling und war schon wieder den Tränen nahe. „Es war so verdammt egoistisch und idiotisch von mir. Ich habe gar nicht verdient, dass du mir vielleicht irgendwann verzeihen würdest, aber ich liebe dich Gio.", hauchte Erling und schloss kurz seine Augen, um die Tränen herunter zu schlucken.
Gio's Augen fielen immer wieder zu, während es lange still zwischen den beiden war. Er war erschöpft und gar nicht in der Lage die eben ausgesprochenen Worte von Erling zu realisieren. Sein Gehirn ratterte, doch es kam nichts ordentliches dabei raus. Und auch Erling schien dies zu realisieren und strich sanft über die Wange von Gio. „Schlaf, Kjære. Ruh dich aus.", sagte Erling einfühlsam und setzte sich von der Matratze wieder auf den kleinen Stuhl neben dem Krankenhausbett, welcher wirklich nicht gemütlich aussah. Gio nickte leicht und ließ sich vorsichtig zurück in die Kissen fallen. Er hatte seine Augen schon geschlossen und man könnte denken, dass er schlief, aber Erling kannte Gio. Erling kannte Gio besser als sich selbst und so wusste er, dass Gio nicht schlief. Und tatsächlich öffneten sich die braunen Augen nach kurzer Zeit wieder. „Wirst du hier sein, wenn ich wieder aufwache?", fragte er und sah flehend wie noch nie zu Erling. Dieser nickte ohne zu zögern und nahm vorsichtig die Hand von Gio. „Ich werde hier sein. Ich lass dich nicht mehr alleine.", nickte Erling und beruhigte ihn somit etwas.
Gio schlief nach diesem Versprechen von Erling wirklich schnell ein. Und Gio hoffte wirklich, dass Erling dieses Versprechen halten würde und er ihn nicht alleine ließ.
——
Blinzelnd öffnete Gio seine Augen, nachdem er von einem lauten Geräusch neben ihm wach geworden war. Das Krankenzimmer, in welchem er lag, war hell erleuchtet und eine Krankenschwester lief gerade mit einem Tablet in sein Zimmer. „Ach, schön das Sie wach sind, Herr Reyna.", sagte sie lächelnd und stellte die Sachen auf dem leeren Bett neben dem von Gio ab. Der Amerikaner drehte seinen Kopf leicht, als er eine Präsente Berührung an seiner Hand spürte. Mit großen Augen starrte er auf Erling, welcher seinen Kopf auf die Matratze gelegt hatte und dort, noch immer mit Gio's Hand in seiner eigenen, tief und fest schlief. „Lassen wir Ihn ruhig noch etwas schlafen. Er war die ganze Nacht hier bei Ihnen und hat auf Sie aufgepasst. Er wollte nichtmal gehen, als die Besucherzeit vorbei war und bei dem traurigen Blick, als wir die Security rufen wollten, konnten wir nicht anders.", erzählte sie lächelnd, als sie den Blick von Gio bemerkte.
Dieser wurde sofort leicht rot und er spürte ein Kribbeln in seinem Körper aufkommen, welches er so lange missen musste. Nach ein paar Untersuchungen verließ die Schwester das Zimmer wieder, nachdem sie allerdings noch das Tablet mit dem Frühstück auf einen kleinen Tisch gestellt hatte.
Der Blick von Gio glitt wieder zu Erling und er strich mit seiner freien Hand leicht durch die blonden, langen Haare des Norwegers. Er musterte Erling. Musterte sein rötliches Gesicht, musterte seine tiefen Augenringe. Erling sah fertig aus. Mindestens genauso fertig wie Gio sich fühlte.
Langsam kamen die Erinnerungen von dem Vortag wieder in sein Gedächtnis. Gio erinnerte sich einen aufgelösten Erling. Er hatte den großen Norweger noch nie so gesehen, wie er es gestern getan hatte. Er hatte Erling noch nie so bitterlich weinen sehen, noch nie so vollkommen verzweifelt gesehen. Er erinnerte sich genau an die Worte von Erling. Er erinnerte sich daran, dass er gesagt hatte, dass er ihn liebte – und das gleich mehrmals. Er erinnerte sich daran, dass Erling sich für alles die Schuld gab. Und er erinnerte sich auch daran, dass Erling sein Versprechen gehalten hatte. Er war hier, war bei Gio als dieser wach wurde. Gio erinnerte sich auch daran, dass er sich wieder so fühlte, als hätte er es verdient zu Leben. Wenn er an Erlings Worte dachte. Sie schenkten ihm Mut und machten ihn, wenn er so darüber nachdachte, stärker.
Die Fingerspitzen von Gio fuhren sanft über die Wangen Konturen von seinem großen Norweger. Er spürte ein unverwechselbares Kribbeln durch seinen Körper rauschen. Dieses Kribbeln hatte er nun bei Erling und dieses Kribbeln musste er viel zu lange missen. Gio dachte zu viel nach, dachte so viel nach, dass er wieder Tränen an seiner Wange herunterlaufen spüren konnte. Leise schluchzte er auf, was der Grund dafür war, dass Erling sofort aus seinem Schlaf schreckte. Kerzengerade saß er auf seinem Stuhl und blickte sich erschrocken um. Bis er Gio schnell erblickte. Er schien überfordert. Gio beobachtete, wie er sich langsam auf die Matratze setzte und dort überlegte, ob er Gio jetzt umarmen und trösten solle oder ob er jetzt einfach nur hier sitzen sollte. Gio spürte, dass er mit sich rang, weil er Gio nicht überfordern wollte. Weil er Gio nicht bedrängen wollte und Gio konnte beinahe schon hören was er dachte. Erling wollte nicht, dass er sich noch schlechter fühlte. Er wollte nicht, dass er Gio irgendwie zu Nahe kommen würde, wenn dieser es gar nicht wollte.
Aber Gio nahm ihm diese Entscheidung einfach ab. Er brauchte Erling jetzt, brauchte seine Nähe. Er drückte sich an die Brust des Älteren und ließ sich in seine Arme fallen. Er fühlte sich bei Erling einfach sicher, er fühlte sich so gut wie bei keinem anderen. Und als Erling seine Arme um Gio legte und ihn schützend noch weiter an ihn zog, fühlte Gio sich zum ersten Mal seit langem wieder wirklich komplett.
Leise weinte er in die Brust von Erling und genoss seine Berührungen. Gio genoss die starken, halt gebenden Arme um ihn, die Fingerspitzen von Erling welche sanft durch seine Haare fuhren und seine Kopfhaut massierte. So wie er es früher zur Beruhigung für Gio getan hatte.
Es war, bis auf das leise, gelegentliche Wimmern von Gio, nichts zu hören. Sie waren ruhig, redeten nicht, sonder trösteten sich einfach nur.
„Stimmt es, was du gestern gesagt hast?", fragte Gio irgendwann leise und hielt den Atem an, während er auf die Antwort von Erling wartete. Erling wusste sofort was Gio meinte und er antwortete auch so ehrlich wie noch nie. „Ja, natürlich stimmt das. Weißt du...es war wirklich schwer für mich in England klarzukommen. Es war alles so neu, ich kannte niemanden und es hat mich auch wirklich fertig gemacht, dass wir soweit auseinander waren. Ich konnte nicht mehr ordentlich schlafen, ich hab sicherlich seit Wochen nicht ordentlich geschlafen. Und...ich dachte es wird leichter, wenn wir erstmal nicht so viel Kontakt haben und ich mich dann normal einleben konnte, ohne das meine Gedanken durchgehend bei dir in Dortmund hingen.
Aber ich liebe dich, Gio. Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut. Dass es mich zerreißt, wenn du nicht mehr bei mir bist. Und ich kann mir kein Leben ohne dich vorstellen. Du bist alles was ich jemals haben wollte. Du bist alles, was ich mir je erhofft habe. Und du bist viel zu gut für mich. Du bist der beste Mensch den ich kenne. Du bist freundlich, liebevoll, wunderschön; einfach mein American Dream. Und es tut mir so unfassbar leid, dass du dich so schlecht gefühlt hast wegen mir. Es tut mir so leid, dass ich so reagiert habe, aber ich konnte einfach nicht damit umgehen. Ich war ein Idiot und versuche alles, um es wieder gutzumachen. Selbst, wenn du mir nicht verzeihen kannst, so werde ich immer um dich kämpfen. Ich mache alles was du möchtest, wenn du willst höre ich sogar mit dem Fußball auf und bin da für dich. Weil ich dich über alles andere in dieser Welt liebe.", sagte Erling und sah tief und fest in die Augen von Gio.
Der Amerikaner blickte in die Augen von Erling und er erkannte sofort, dass alles was er gesagt hatte der Wahrheit entsprach. Alles war wahr, Erling würde alles für ihn tun. Er würde ihm alles geben. Das wusste Gio nun. Und Gio fühlte sich auch so, als ob er genug war. Genug für Erling.
„Ich liebe dich, Erl. Ich liebe dich so sehr. Und ich will nicht ohne dich, nicht mehr.", sagte Gio und legte seine Lippen dann fest auf die von Erling. Durch seinen ganzen Körper schlug eine riesige Stromwelle, die ihn beflügelte.
„Du hast mich gestern gefragt, ob ich da sein werde, wenn du aufwachst. Und ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da sein werde und dich nicht mehr gehen lasse.", sagte Erling zwischen den Küssen und zog Gio erneut an sich.
Der Norweger konnte gar nicht beschreiben wie fröhlich er war, dass Gio ihn noch immer liebte. Die vergangenen Ereignisse würden prägend für ihre Beziehung sein. Und bei einem waren sich die beiden sicher, sie würden gestärkt davon hervorgehen. Auch wenn es dauern würde, so würden sie nicht aufgeben. Sie liebten sich immerhin und das war stärker als alles andere.
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[2210 Wörter]
── ❝ 𝗮𝘂𝘁𝗵𝗼𝗿'𝘀 𝗻𝗼𝘁𝗲 ❞ ──
Hier ist der letzte Teil der Reyland Reihe. Ich hoffe, dass sie euch allen gefallen hat (auch wenn sie nicht soo happy war). Immerhin gibt es ein Happy-End für die beiden Mäuse.❤️🩹
Die Idee kam von sprissa und dafür bin ich ihr auf jeden Fall sehr dankbar. Das Feedback unter den letzten Kapiteln war klasse, dafür möchte ich mich wirklich bei euch bedanken. Es war schön zu merken, wie euch die letzten Teile gefallen haben. Vielen Dank!!
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