Fools AU [Markson]
Mark
I am tired of this place, I hope people change
„Hey! Lasst ihn in Ruhe!" Ich greife nach der Schulter des jüngeren Schülers und ziehe ihn von dem Jungen weg, der zusammengekauert und mit zusammengepressten Augen gegen eine Reihe von Spinden lehnt. Seine Hände hat er defensiv vor seinen Oberkörper gepresst und er sieht zutiefst verängstigt aus. Als ob er diese Situationen schon kennt.
Aggressiv dreht sich der Elftklässler zu mir um und packt mein Handgelenk. Als er mir jedoch in die Augen sieht, lässt er es los, knurrt nur noch ein „Scheiß Schwuchtel!" an den Jungen gewandt und zieht dann mit seinen drei Freunden ab. Mit in den Hosentaschen versenkten Händen und krummem Rücken verschwinden sie zwischen den anderen Schülern, die den Gang in der Mittagspause bevölkern.
Ich seufze resigniert. Können die ihre Zeit nicht sinnvoller nutzen, als Mitschüler aufgrund ihrer Sexualität, die ein Teil von ihnen ist, zu mobben und in die Ecke zu drängen? Mit besorgter Miene knie ich mich vor den Jungen. Es ist Kunpimook Bhuwakul, ein Mitschüler aus meiner Parallelklasse. Ich hätte nicht gedacht, dass er schwul ist, aber wer bin ich, dass ich so etwas sagen kann?
„Bist du in Ordnung?", frage ich und lege ihm ebenfalls eine Hand auf die Schuler, aber um ihn zu trösten und nicht um ihm zu drohen oder im nächsten Moment zu zuschlagen.
Der schlanke Junge sieht auf, seine dunklen Augen streifen mich nur kurz, schweifen dann zu einer Person, die sich bisher im Hintergrund gehalten hat. Ich versuche seinem Blick zu folgen, aber er schaut schon wieder weg, als ich Anstalten mache mich nach hinten zu drehen. Er steht mit gesenktem Kopf auf, verbeugt sich leicht vor mir und geht ohne ein Wort zu sagen zügig den Flur hinab. Er flüchtet.
Ein bitteres Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit, er flüchtet vor mir. Nicht vor seinen Peinigern, die ihn verprügeln wollten, sondern vor mir, weil er sich dafür schämt, dass er anders ist als die breite Masse.
I need time to replace what I gave away
Ich vergrabe meinen Kopf in meinen Armen. Es ist so kräftezehrend, aber ich kann auch nicht einfach weitergehen und es übersehen, wie sonst jeder der anwesenden Schüler. Jedes Mal flüchten sie, nehmen ein Stück meiner Selbstachtung mit. Ich helfe ihnen, aber ihnen ist meine Hilfe peinlich. Dabei ist sie doch nicht falsch – oder?
Ich weiß es nicht mehr. Als es das erste Mal passiert ist und ich das erste Mal geholfen habe, war ich mir sicher das Richtige getan zu haben. Meine Freunde haben mir geholfen die Schläger zu vertreiben, haben mit mir zusammen gekämpft, standen mir mit allem, was sie hatten, zur Seite. Bis sie es nicht mehr brauchten und sich die Angreifer von selbst verpisst haben. Seitdem stehen sie nur noch hinter mir, ich kann ihre gelangweilten Gesichter vor meinem inneren Auge sehen, wie sie nur stumme Beobachter sind, im besten Falle noch ein bisschen bedrohlich gucken. Sie sind keine Stütze mehr, kämpfen nicht mehr mit mir, geben mir nicht mehr das Gefühl von Rückhalt, das ich so dringend brauche. Manchmal frage ich mich, ob sie überhaupt noch für mich kämpfen würden. Als sie noch neben mir standen, war es mir egal, ob mir jemand gedankt hat. Ich habe mich mit meinen Freunden verbunden gefühlt. Jetzt bin ich nur noch ein einsamer Krieger, ohne Armee, den man aufgrund seines Rufs fürchtet, ohne dass er einen Finger dafür rühren müsste und ich hasse es.
And my hopes, they are high, I must keep them small
Jemand klopft mir auf die Schulter und die dunklen Gedanken stoppen für einen Moment. Ich drehe meinen Kopf nach links und sehe in Jacksons Gesicht. Er lächelt aufmunternd und streckt seine Hand aus, um mich auf die Füße ziehen zu können. Seine Haut ist warm und ich kann immer noch nicht umhin zu bemerken, dass seine Finger verdammt sanft nach meinen greifen.
Als ich stehe, erwidere ich sein Lächeln, weiß aber, wie schwach es wirken muss. Zur Aufmunterung legt Jackson seinen Arm um meine Schultern und wir laufen gemeinsam in die Cafeteria.
Er ist unheimlich ruhig, nicht der aufgekratzte Jackson, den man sonst kennt, eher unglaublich umsorgend und bedacht. Aber nur weil ich sein bester Freund bin. Nicht mehr, nicht weniger, vergiss das nicht, Mark.
Sein Arm bleibt auf meiner Schulter liegen, die ganze Mittagspause hindurch. Er nimmt ihn erst herunter, als es zum weiteren Unterricht klingelt. Ich wünschte, er hätte es nicht getan.
Aus einem Impuls heraus lehne ich meine Stirn gegen seine Schulter, schließe meine Augen und atme unauffällig seinen Geruch ein. Er riecht ein bisschen verschwitzt, aber nicht aufdringlich oder schlecht. Er riecht nach Jackson, nach meinem besten Freund. Der Freund, für den ich mehr empfinde, als ich sollte. Aber ich kann nicht gegen meine Gefühle für ihn angehen. Wie auch, wenn er immer da ist, wenn ich ihn brauche, wenn er immer bemerkt, wann es mir schlecht geht, wenn er sich mehr um mich sorgt und um mich kümmert als ich es selbst tue?
Though I try to resist I still want it all
„Hey, Mark, ist alles in Ordnung? Wir müssen in den Unterricht!" Jackson legt eine Hand auf meine Schulter und ich treffe eine Entscheidung. Leicht schüttele ich meinen Kopf, noch immer an ihn gelehnt.
Wenn er jetzt geht, werde ich es unterdrücken, wenn er bleibt, dann nicht.
„Yugyeom! Geht schon mal vor, ich bringe Mark ins Krankenzimmer!"
Er zögert nicht eine Sekunde. Tränen steigen mir in die Augen und ich reibe mir über das Gesicht. Warum scheint er immer genau zu wissen, was ich brauche? Warum lässt er mich nicht einfach? Anders hätte ich mich nicht in ihn verliebt. Anders wäre mir dieser bitter-süße, erstickende Schmerz erspart geblieben.
Meine Schultern krampfen sich zusammen. Ich lasse die Tränen einfach laufen. Leise Schluchzer schütteln mich und ich komme nicht damit hinterher meine Tränen wegzuwischen.
„Mark!" Seine Stimme klingt geschockt, als er mich hoch und hinter sich herzieht. Er schirmt mich mit seinem Körper so gut es geht gegen die fast leere Cafeteria ab und führt mich hinter die Schule anstatt ins Krankenzimmer. Als er sich auf den Boden fallen lässt, schließt er mich in eine feste Umarmung.
Kein Wort verlässt seine Lippen. Er versucht nicht mich zu beruhigen und fragt auch nicht warum ich weine. Er gibt mir den Platz, den ich brauche, und spendet mir dennoch mit einer einfachen Umarmung so viel Trost, dass ich fast platze, weil es alles nur noch schlimmer macht.
Ich weine noch eine ganze Weile, lasse mich in seine Wärme fallen und drücke mich an ihn. Ich brauche diesen Körperkontakt im Moment.
Als ich mich wieder halbwegs beruhigt habe, stelle ich mir plötzlich vor, wie es wäre, wenn ich für Jackson mehr wäre als nur sein bester Freund. Wie es wäre, wenn wir ein Paar wären. Der Gedanke fühlt sich seltsam an, als dürfe ich ihn niemals laut denken oder gar aussprechen. Als würde ich damit alles zerstören, was ich mir aufgebaut habe.
I see swimming pools and living rooms and aero planes
Ich sehe uns beide vor mir, wie wir uns im Schwimmbad gegenseitig unter Wasser tunken und lachen und ich mit ihm viel lauter bin als normalerweise und dass es mir nicht peinlich ist, weil Jackson da ist, bei mir ist und mit mir laut ist und lacht.
Ich sehe uns beide vor mir, wie wir zusammen auf der Couch in seinem Wohnzimmer sitzen, zum gefühlt tausendsten Mal Star Wars IV gucken, wie wir miteinander kuscheln und Jackson sich über die Charaktere aufregt, mich damit zum Lachen bringt und an den unpassendsten Stellen des Films einen kleinen Kuss auf meinem Scheitel platziert.
Ich sehe uns beide vor mir, wie wir nebeneinander im Flugzeug sitzen, händchenhaltend, um meine Verwandtschaft in Amerika und danach seine in Hong Kong zu besuchen, wie wir uns das eingepackte Flugzeugessen teilen, uns gegenseitig damit füttern, bis wir schließlich aneinander gelehnt einschlafen.
I see a little house on the hill and children's names
Ich sehe uns beide vor mir, wie wir unsere gemeinsame Wohnung beziehen, wie wir uns darüber streiten welche Farbe unser Zimmer haben soll, aus welchem Holz der Küchentisch gefertigt sein soll, wie wir uns mit kleinen Küssen wieder vertragen und uns einig werden, wie ich Jackson immer wieder erwische, wie er mich durch den Spiegel im Bad, abends beim Zähneputzen, verliebt anschaut und wie ich mich selbst immer wieder dabei erwische es ihm gleichzutun.
Ich sehe uns beide vor mir, wie wir auf unserer neuen Couch sitzen und unser Gespräch plötzlich auf Nachwuchs fällt, wie wir uns gegenseitig unsere Liebe versichern und wie wir uns darüber einig werden mit den Kindern zu warten, bis wir erwachsen genug sind keine Furzkissen mehr unter den Polstern unserer Sessel und Couch zu verstecken, wenn jemand zu Besuch kommt, nur damit wir uns danach über denjenigen totlachen können.
I see a quiet night poured over ice and Tanqueray
Ich sehe uns beide vor mir, wie wir auf dem kleinen Balkon sitzen, in den schwarzen Nachthimmel sehen und so tun, als könnten wir die Sterne sehen, obwohl die Straßenlaternen zu hell sind, wie wir unsere Beine unter unserer gemeinsamen Decke verschränkt haben, wie Jackson mir versucht weißzumachen, dass dieser, dieser und dieser Stern dort oben das „Herz des Jackson Wang, das nur für Mark Tuan schlägt" ergeben und wie ich ihn dafür mit einem Kuss belohne, wie wir zusammen ein Bier trinken und nebeneinander unter dem schwarzen Nachthimmel einschlafen, am nächsten Morgen beide krank sind und uns trotzdem küssen.
But everything is shattering and it's my mistake
Ich sehe mein gesamtes Leben mit Jackson und realisiere, dass ich es mit diesem Jungen verbringen könnte, es mir sogar wünsche. Ich wünsche es mir so sehr, dass ich wieder anfange zu weinen, mich näher an Jackson dränge.
Only falls fall for you, only fools
Ich lasse mich auf Jackson ein, meinen besten Freund, der nicht den Hauch einer Ahnung hat, dass ich ihn liebe. Dass ich ihn liebe, ihn brauche, von ihm abhängig bin. Und dem ich nie von meinen Gefühlen erzählen werde, egal wie schwer er es mir macht sie für mich zu behalten, egal wie sehr ich ihn begehre. Es fühlt sich seltsam an zu sagen, dass ich ihn liebe und sei es nur in meinen Gedanken. Als wäre es verboten, nicht real, keine Möglichkeit irgendwann Realität zu werden.
Only fools do what I do, only fools fall
Ich kralle mich in Jacksons Uniform. Ich will nicht enttäuscht werden, mir eher diese Zukunft ausmalen, als sie von der Realität zerstören zu lassen, auch wenn das bedeutet, dass ich leide.
Vielleicht habe ich es verdient zu leiden. Wenn ich uns beiden nicht einmal eine Chance gebe und das nur für etwas so dummes wie diesen wunderschönen Wunschtraum, wenn ich für meine Liebe zu Jackson nichts riskieren will, vielleicht habe ich es dann verdient zu leiden.
Jackson
Oh our lives don't collide I'm aware of this
Schweigend sitzen wir nebeneinander in der U-Bahn. Mark zieht immer wieder die Nase hoch, doch er hat aufgehört zu weinen. Das war das erste Mal, dass ich Mark so am Boden zerstört erlebt habe. Wir sind zwar beste Freunde, aber aus irgendwelchen Gründen zeigen wir unsere Gefühle nicht so offen dem anderen gegenüber. Ich habe mich oft gefragt, ob es wohl an mir liegt, weil ich laut bin und nicht wie jemand wirke, dem man etwas anvertrauen kann. Ich habe nächtelang wachgelegen und versucht meine Freundschaft zu ihm zu analysieren, warum sie irgendwie anders ist als die von beispielsweise mir und Namjoon, bis mir irgendwann aufgegangen ist, dass es wirklich an mir liegt. An meinen Gefühlen für Mark, die ein bisschen zu stark sind, um noch als Freundschaft durchzugehen. Ich bin bei ihm aufdringlicher, brauche mehr Körperkontakt als ohnehin schon, fühle mich unsicher und bin deshalb umso lauter. Er erzählt mir nicht von seinen Gefühlen, weil ich es auch nicht tue. Mark ist ruhig, man muss ihm zeigen, dass man ihm vertraut, bevor er dieses Vertrauen zurückgeben wird. Aber ich kann nicht, ich kann vor ihm nicht zugeben, dass ich mich in seiner Nähe unwohl oder viel zu wohl fühle. Er würde das garantiert falsch verstehen und denken, dass ich ihm eben nicht vertraue, aber das ist es nicht.
Ich bin das Problem, ich vertraue mir selbst nicht, weiß nicht was ich tun würde, würde ich ihm mein Innerstes offen legen.
Also hatten wir immer nur diese komische, oberflächliche Freundschaft, in der wir hauptsächlich über Körperkontakt kommunizieren. Wir teilen nicht, leben nicht miteinander, nur nebeneinander, Schulter an Schulter; das Innere vom anderen ist uns fremd.
The differences and impulses and your obsession with it
Trotzdem weiß ich viel über Mark, die kleinen Dinge, die man bemerkt, wenn man genau hinschaut. Die Art wie sich seine Nasenwurzel kräuselt wenn er aufgeregt und draufgängerisch guckt, wie er sich die Haare vorsichtig aus der Stirn streicht, wenn er nervös ist.
Aber ich glaube, er beobachtet viel mehr als ich. Ich bin laut und lache viel, beschäftige mich mit meinen Freunden, während Mark zuhört und die gesamte Situation überblickt, jeder Kleinigkeit seine Aufmerksamkeit schenkt, sofern sie ihm wichtig erscheint. Er nimmt Veränderungen in den Mimiken von anderen wahr, die ich nicht sehe, braucht meist gar nicht fragen, um zu wissen was los ist. Das finde ich so bewundernswert an ihm. Er setzt sich für andere ein, ohne dass sie ihn darum bitten müssen, er weiß fast schon gruselig oft, was in diesem Moment das Richtige ist, die richtigen Worte oder Reaktionen und er gibt jedem das, was er braucht.
Ich wusste bis heute nicht, wie sehr es ihn mitnimmt, immer auf alle einzugehen. Erst jetzt sehe ich, wie viel es ihn kostet für andere da zu sein, obwohl es keiner für ihn ist. Ab heute will ich das für ihn sein; ich will die Person sein, die ihm emotional am nächsten ist, bei der er sich so viel ausweinen kann, wie er es braucht. Vielleicht habe ich dabei Hintergedanken, aber in erster Linie geht es mir um Mark und um seine verletzlichen Gefühle.
Ich will diese seltsame Beziehung, die wir haben, mit anderen Emotionen füllen als Freude und Zusammenhalt. Dafür ist eine Freundschaft doch da. Man hilft sich gegenseitig durch schwere Zeiten und durchlebt diese genauso zusammen wie die guten. Ich will, dass wir uns näher kommen, noch näher als vorher.
The little things, you like stick and I like aerosol
Eine Frauenstimme kündigt unseren Halt an und ich greife nach Marks Arm, damit er mich anguckt.
Seine Augen sind noch immer rot und geschwollen, seine Wangen sind noch nass von den Tränenspuren, die gerade eintrocknen. Meine andere Hand lege ich an seine Wange und streife vorsichtig die Tränen von seinem Gesicht, meine Augen folgen meinem Daumen. Die Träne, die danach an meinem Finger hängt, macht mich traurig. Ich fühle mich schäbig. Dafür, dass ich nie gemerkt habe, wie es Mark in seinem selbstlosen Verhalten geht; dafür, dass ich seine Schmerzen, die er durchlitten hat, erst so spät bemerkt habe.
Als die Träne von meinem Finger tropft, schnellt mein Blick hoch zu Marks Augen. Sie sind schon wieder voller Wasser und er versucht sich nicht einmal zurückzuhalten. Ich suche nach einem Grund und mir wird bewusst, dass ihn unser ständiger Körperkontakt vielleicht unangenehm sein könnte und er ihn nur für mich geduldet hat.
Als mir der Gedanke kommt, fühle ich, wie sich eine Leere unterhalb meines Rippenbogens breit macht. Es tut weh zu wissen, dass es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass Mark meine Berührungen nicht ausstehen kann. Betroffen lasse ich ihn los und suche in meinem Rucksack nach einem Taschentuch für meinen Freund. Vielleicht sind die ihm ja angenehmer als meine Berührungen.
„Hyung, wir müssen gleich aussteigen." Ich vermeide es ihn anzusehen und werde stattdessen auf dem Boden meines Rucksacks fündig. Zurückhaltend lege ich das Taschentuch in seine offene Hand und drehe mich wieder nach vorne, während ich auf meine Hände starre, die den Reißverschluss meiner Tasche schon wieder zu ziehen. Unbewusst krallt sich meine andere Hand in den Stoff meiner Jacke oberhalb des Bauches.
„Jackson?" Marks Stimme zittert, aber ich traue mich nicht ihn anzuschauen. In meinem Augenwinkel sehe ich, wie er seine Hand hebt und nach meinem Arm greifen will, sie dann aber wieder in seinen Schoß sinken lässt und stattdessen anfängt die Schichten des Taschentuchs voneinander zu lösen und zu zerreißen.
„Ich... Können wir zu dir nach Hause?", bringt er nach einer kurzen Weile hervor. Erstaunt schaue ich nun doch auf, Mark hat nur Augen für die kleinen Fetzen zwischen seinen Fingern, die er zu winzigen Kügelchen zusammenrollt.
„Es geht dir nicht gut, ich bringe dich nach Hase, damit du dich erholen kannst."
Es ist, als hätten wir die Rollen getauscht, zumindest in unseren Vorhaben. Sonst wäre ich so starrköpfig gewesen einfach weiter zu machen, obwohl ich krank bin und Mark hätte sich durchgesetzt mich heimzubringen. Aber ich bin nicht Mark, also lässt mich auch der bittende Blick, den er mir jetzt zuwirft nicht kalt.
„Bist du dir sicher? Ich will nicht, dass du das später bereust!", versuche ich ihm ins Gewissen zu reden.
Er kaut kurz auf seiner Unterlippe, bevor er entschlossen nickt und sich gerader hinsetzt. „Ich bin mir sicher!", antwortet er mit so viel Selbstvertrauen, wie es ihm mit verheulten Augen eben möglich ist.
Ich seufze tief. „Okay", gebe ich nach, „aber nur um das festzuhalten: Du hast mich quasi gezwungen!"
Er nickt noch einmal, leicht lächelnd, und ich lehne mich normal in meinem Sitz zurück. Zu mir müssen wir noch ein bisschen fahren. Genug Zeit für mich, um wieder in düsteren Gedanken zu versinken.
Don't give a fuck, not giving up, I still want it all
„Mark!" Ich tippe Mark in die Seite, ich weiß, dass er da extrem kitzelig ist. „Hey, Mark!" Trotz meiner Bemühungen wacht er nicht auf. Ich beobachte ihn, seine Lippen stehen ein wenig offen und er atmet laut, seine Augen sind geschlossen und seine Wimpern liegen auf seinen Wangen auf, seine Ohren sind ein bisschen rot von der Hitze in der U-Bahn. Aus einem Impuls heraus lehne ich mich näher zu ihm und atme in sein Ohr.
„Mark-hyung..." Seine Haare kitzeln meine Nasenspitze und ich kann noch letzte Überreste seines Shampoos riechen. Es duftet nach Sandelholz und ich bilde mir ein, bisschen Zimt wahrnehmen zu können.
Mein Gehirn ist vollkommen abgeschaltet, als ich kleine Küsse seinen Haaransatz hinunter hauche, bis ich in seinem Nacken ankomme und seine Gänsehaut mich wieder zur Besinnung bringt. Sofort ziehe ich meinen Kopf weg und schaue in Marks halb geöffnete Augen. Zu meinem Glück scheint er noch nicht richtig wach zu sein, denn er gähnt und streckt sich neben mir auf dem Sitz.
Ich versuche meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen, mein Atem geht zu heftig und meine Ohrenspitzen glühen; alles Anzeichen für meine Tat, die ich schnellstmöglich unter Kontrolle bringen sollte.
Die U-Bahn kommt gerade zum Stehen und ich ergreife meine Chance, erhebe mich von meinem Sitz und murmele ein „Das ist unsere Haltestelle" in Marks Richtung, bevor ich mich auf die Türen zu bewege. Hinter mir kann ich Mark hektisch rascheln hören und als ich zurückblicke, kann ich gerade noch seinen Haarschopf über die Schultern von zwei Passagieren ausmachen.
Ich bleibe auf dem Bahnsteig neben den Treppen stehen, damit ich nicht im Weg herumlungere, Mark aber immer noch abfangen kann. Obwohl es keine Rush-Hour ist, ist der U-Bahnhof ungewöhnlich voll und ich muss eine Weile auf Mark warten. Währenddessen denkt mein Körper gar nicht daran sich wieder zu beruhigen. Wenn es überhaupt geht, wird mein Herzschlag nur noch schneller und die Hitze springt von meinen Ohren auf meine Wange über.
Fast hätte ich Mark übersehen, weil ich so damit beschäftigt bin wenigstens meine Atmung zu beruhigen, doch als er vorbei geht, sehe ich seine Schuhe und meine Hand greift reflexartig nach seinem Handgelenk.
Er hüpft ein wenig vor Schreck und schaut mit erschrockenem Blick zu mir.
Fast sofort lasse ich ihn auch schon wieder los - ich erinnere mich an meine Mutmaßung über seine Abneigung Körperkontakt gegenüber, als mir klar wird, dass es nur das ist; eine allzu vorschnelle Vermutung. Ich habe keine Fakten, die sie untermauern würden und eigentlich auch keinen Anlass so zu denken. Mark ist schon ein großer Junge, wenn er etwas nicht mag, dann sagt er etwas, egal wie rücksichtsvoll er auch sein mag.
‚Ach, fuck it!', denke ich mir und greife mit neuer Entschlossenheit und einem erleichterten Lächeln erneut nach Mark, verschränke diesmal aber meine Finger mit seinen, als ich ihn die Treppe Richtung Ausgang hochlotse. ‚Fuck it, Wang!'
Only fools fall for you, only fools
"Hi Mama!", rufe ich durch die Wohnung und trete einen Schritt zur Seite, damit Mark an mir vorbei an die Garderobe kommt und ich die Tür hinter ihm schließen kann.
„Gaga, warum bist du denn schon so früh wieder zu Hause? – Oh, hallo Mark!"
Ich ziehe schnell meine Schuhe aus und gebe ihr eine Umarmung, bevor ich anfange die Situation zu erklären. „Mark ging es nicht gut und bei ihm ist niemand zu Hause, also habe ich angeboten ihn mit zu mir zu nehmen." Zumindest stimmt die Hälfte, auch wenn ich mich nicht gut dabei fühle meiner Mutter etwas vorzulügen. Familie ist wichtig für mich, wenn nicht das Wichtigste auf der Welt.
Mama dreht sich halb erschrocken, halb besorgt zu Mark und mustert ihn eindringlich. „Du siehst wirklich nicht gut aus. Setz dich doch im Wohnzimmer aufs Sofa und ich koche dir Reisbrei, wie klingt das?", bietet sie ihm an.
„Ah, Mama, können wir vielleicht in mein Zimmer gehen? Ich verspreche auch Mark nichts anzutun und ich lasse die Tür offen."
Mama denkt einen kurzen Augenblick nach und nickt dann. „Aber mach nichts, was ich nicht auch machen würde, ja? Nimm Rücksicht auf deinen Freund!", ermahnt sich mich zwinkernd und ich muss lächeln.
„Mach ich, Mama." Ich gebe ihr einen schnellen Kuss auf die Wange, greife mit der einen Hand nach Mark und mit der anderen nach seiner Schultasche und ziehe ihn hinter mir her durchs Wohnzimmer in den kurzen Flur dahinter. Mit einer auffordernden Handbewegung halte ich ihm meine Zimmertür auf und trete hinter ihm in den Raum.
Er lässt sich auf mein Bett fallen und ich setze mich auf meinen Schreibtischstuhl. Dann ist da nur diese seltsame Stille zwischen uns.
Ich fühle mich erleichtert, dass Mark mich bisher nicht abgewiesen hat und ich erinnere mich an mein Vorhaben, für ihn da zu sein. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt damit anzufangen.
„Willst du vielleicht darüber reden?", frage ich und werfe ihm einen warmen Blick zu. Ich will, dass er sich wohl genug fühlt, dass er mir von sich aus davon erzählt.
Mark schüttelt nur den Kopf, hält den Blick aber weiterhin gesenkt. Ich fühle mich schlecht, dass es ihm so geht, schuldig, dass ich ihn so fühlen lasse.
„Es tut mir Leid..." Er schaut hoch, doch ich weiche seinem Blick aus und fahre mir durch die Haare. „Ich hätte schon viel früher merken sollen, wie es dir geht. Ich hätte für dich da sein müssen, ich hätte-" Ich halte kurz inne und suche seinen Blick. „Ich hätte einfach so viel mehr für dich tun müssen", ende ich schwach und schaffe es nicht mehr ihm in die Augen zu sehen. Seine Augen, die mir sagen, dass ich nichts damit zu tun habe, die mir weiß machen wollen, ich wäre an nichts davon beteiligt, obwohl ich auch den Schmerz darin sehe und weiß, dass ich eben doch Schuld habe. Ich war nicht da, als er mich gebraucht hat und das macht mich ebenso schuldig, als hätte ich ihm etwas angetan. Dummheit schützt vor Strafe nicht, wie es so treffend heißt.
„Hey, Jackson", beginnt Mark, aber ich weigere mich ihn anzusehen. Ich will mich schuldig fühlen und dafür büßen, was ich ihm in meiner Unwissenheit angetan habe. Vielleicht ist das selbstgerecht, aber ich kann gerade einfach nicht mit seiner Gutherzigkeit umgehen, ich will seine Vergebung nicht; ich will Bestätigung, dass ich schuld bin, und die wird er mir nicht geben.
„Jackson." Ich höre wie Mark von meinem Bett aufsteht und auf mich zukommt. Ich sehe wie seine Hand sich auf meine Oberschenkel legt und ich fühle seine Körperwärme durch den Stoff meiner Jeans. Bevor sein Gesicht in mein Blickfeld kommt, kneife ich fest die Augen zu.
„Es ist nicht deine Schuld, okay?", sagt er mit sanfter Stimme genau die Worte, die mich brechen.
„Doch, ist es!" Ich bin laut, aber es ist mir egal. Gerade weil er das gesagt hat, fühle ich mich umso schuldiger. Obwohl es ihm gerade nicht gut geht, ist es immer noch er, der sich um mich kümmert. „Ich bin schuldig, weil ich nicht gesehen habe, wie schlecht es dir ging, weil ich nie für dich da war! Weil ich unsere Freundschaft seltsam gemacht habe, nicht mit dir über meine Gefühle geredet habe, weil ich egoistisch war und nur an meinen Vorteil gedacht habe! Und jetzt sehe ich es endlich ein, aber du versuchst trotzdem noch in dieser Situation für mich da zu sein! Dabei will ich das doch jetzt für dich sein!"
Ich öffne meine Augen, aber sie sind voller Tränen und ich kann Mark nicht sehen. Ich merke nur, wie er ansetzt etwas zu sagen. Plötzlich bin ich leer, meine Wut auf mich selbst ist verpufft und ich bin einfach nur noch müde. Warum musste ich auch ausgerechnet Gefühle für meinen besten Freund entwickeln?
Only fools do what I do, only fools fall
„Und nein, Mark, hör auf. Sei einmal egoistisch, für mich. Bitte. Erzähl mir was los ist." Ich blinzele die letzte Träne aus meinen Augen und sehe zu Mark.
Er kniet vor mir und weint, seine Hände zittern auf meinen Oberschenkeln und als er merkt, dass ich ihn ansehe, versteckt er sich hinter seinen Händen.
„Mark! Ich... ich wollte nicht, dass du weinst!" Ich lasse mich von meinem Stuhl gleiten und sinke neben ihm auf den Boden. Meine Hände hängen in der Luft und ich bin unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
„Es tut mir leid, Jackson!", schluchzt Mark und vergräbt sein Gesicht in meinem T-Shirt, seine Hände krallen sich in meine Oberarme, aber ich spüre seine Fingernägel nicht, nur die Erleichterung, dass er von sich aus meine Nähe gesucht hat, dass meine viel zu voreiligen Schlussfolgerungen totaler Bullshit waren. „Es tut mir leid, dass du so fühlst, ich wollte dich nie auf irgendeine Art verletzen, ich- ich wollte das alles nicht! Ich-" Er holt tief Luft und ich spüre das nasses T-Shirt an meiner Haut kleben. „Heute war einfach alles zu viel: Kunpimook, der wegen seiner Sexualität ausgeschlossen wird, sein fehlender Dank, die Einsamkeit, die ich gefühlt habe, die Distanz zwischen mir und euch und-" Er stoppt erneut und wird von heftigen Schluchzern geschüttelt.
And I see swimming pools and living rooms and aero planes
Aus Mangel an Alternativen nehme ich ihn in den Arm und hebe ihn hoch, um ihn auf mein Bett zu legen. Ich wusste nicht, dass er sich einsam fühlt, dass er dachte, da sei eine Distanz zwischen ihm und dem Rest unserer Clique – mich eingeschlossen. Mittlerweile frage ich mich, was ich überhaupt über Mark weiß. Auf jeden Fall nicht viel und nichts von dem, was unter der Oberfläche liegt. Zuvor war es mir vielleicht egal, aber jetzt ist es das nicht mehr. Jetzt, da ich einmal tiefer gegangen, genügt es mir nicht mehr ihm nur körperlich nahe zu sein.
„Jackson?" Mark sieht mich süß an und ich kann nur daran denken nochmal seine weiche Haut mit meinen Lippen zu berühren. „Kannst du dich neben mich legen?"
Ich sehe ihn groß an; ich hätte fast alles erwartet, nur nicht das.
„Also, nur wenn du willst?" Mark wird zum Ende hin immer leiser und ich nicke wie in Trance, bevor ich mich neben ihn lege.
Er rutscht weiter zur Wand, um mir Platz zu machen und ich nehme meine zusammengeknautschte Decke vom Ende des Bettes, um sie über uns beide zu ziehen, da fällt mir etwas ein.
„Vielleicht mache ich doch lieber die Tür zu...", überlege ich laut, bevor ich ein Klicken höre.
Erschrocken drehe ich mich herum und sehe, dass die Tür schon zu ist. Ich denke kurz nach, bevor ich mich wissend wieder zu Mark drehe. „Meine Mama?"
Er nickt, ebenfalls lächelnd.
I see a little house on the hill and children's names
Ich lache leise in mich hinein. Dann nehme ich all meinen Mut zusammen und leite meine Mission in die Wege. Nur die richtigen Worte wollen mir irgendwie nicht einfallen.
„Also, Mark, ich... ähm... Wir beide – also du und ich –, wir sind doch – wie soll ich das sagen? –... Freunde, oder?"
Mark schaut mich nur verständnislos an, bevor er anfängt zu lachen. „Gott, Jackson, du machst mir Angst mit deinem Gestotter! Spuck's schon aus!"
„Okay, das klingt jetzt vielleicht blöd, aber... können wir uns nochmal kennenlernen?"
„Soll ich nochmal reinkommen, oder was?", lacht Mark. „Wer hat dir ins Gehirn geschissen, dass du so verlegen bist?"
Ich werfe ihm einen gespielt bösen Blick zu, werde aber schnell wieder ernst. „Lass es mich anders ausdrücken: Ich komme mir vor, als ob ich dich nicht richtig kennen würde und das würde ich gerne schnellstmöglich ändern."
Er zögert einen Augenblick, aber seine Augen verraten ihn und so bin ich nicht überrascht, als einen Augenblick später ein warmes Lächeln seinen Weg auf seine Lippen findet. Diese Lippen... Seine Hand berührt unter der Bettdecke meine und er verschränkt seine Finger mit meinen, was mich aus meiner kurzen Tagträumerei reißt.
I see a quiet night poured over ice and Tanqueray
„Also, dann fange ich mal an, was?" Er zwinkert mir zu und ich brauche ein Sekunde um zu begreifen, dass er wirklich auf meinen – meiner Meinung nach – ziemlich seltsamen Vorschlag eingeht.
„Ich heiße Mark Yi-En Tuan, habe am 4. September Geburtstag, habe die ersten sieben Jahre meines Lebens in Amerika gelebt, bin dann mit meiner Familie nach Brasilien, Paraguay und schließlich hierher nach Süd-Korea gezogen, weil mein Vater aufgrund seiner Arbeit hierher versetzt wurde. Meine Eltern kommen eigentlich aus dem Taiwan, aber ich wurde in Amerika geboren und bin somit auch von der Nationalität Amerikaner. Ich habe einen kleinen Bruder, Joey, der mir zumeist auf die Nerven geht, den ich aber nichts destotrotz sehr liebe und zwei ältere Schwestern, Grace und Tammy, die mir meinen guten Geschmack in Sachen Mode beigebracht haben, wofür ich ihnen im Nachhinein sehr dankbar bin. Bitte sag ihnen das niemals, sie werden das sonst nie ruhen lassen..." Er sieht mir flehentlich in die Augen und ich nicke kurz, was ihn erleichtert aufseufzen lässt. „Gut, dann weiter im Text: Meine Hobbys sind Snowboard und Skateboard fahren und ich wandere gerne, ich höre unheimlich gerne Chris Brown, aber auch Drake, ASAP Rocky und Tyga. Ich kann Spinnen und andere Insekten nicht leiden, Spiderman ist nichts desto trotz einer meiner Lieblingssuperhelden und ich liebe Extremsportarten. Schule wäre scheiße ohne meine Freunde, mein Lieblingsfach ist Mathe, mein bester Freund heißt Wang Ka Yee, lässt sich aber von allen Jackson nennen – keine Ahnung warum, frag ihn nicht mich, wenn du das wissen willst – und... und ich bin zurzeit..." Er stockt und beißt nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. Ich muss mich irgendwie von diesem Bild für die Götter ablenken, sonst weiß ich nicht, was ich tun werde.
„Zurzeit was?", frage ich deshalb und kann doch nicht an mich halten. Sanft fährt mein Daumen über seine Unterlippe und er starrt mich groß an, hört aber auf sich selbst zu malträtieren.
„Zurzeit in ebendiesen verliebt", flüstert er und schaut mir einfach ungläubig in die Augen.
Mein Daumen verharrt reglos auf seiner Lippe. Hat er das gerade wirklich gesagt?
Je länger ich schweige und mich nicht rühre, desto unsicherer wird Mark.
„Ich... ähm... Jackson? Soll ich gehen?"
Ich antworte ihm nicht, mein Gehirn ist immer noch zu beschäftigt zu entscheiden, ob das hier ein Traum oder Realität ist.
But everything is shattering and it's my mistake
"Ich gehe!" Mark setzt sich hastig auf und ich entscheide mich in ebendiesem Moment, wenn das hier ein Traum ist, dann kann ich ihn küssen so viel ich will, wenn das hier Realität ist, dann hat er mir gerade gesagt, dass er mich liebt, und das ist doch gut, oder? Ich greife mit einer Hand nach seinem Handgelenk, auf das er sich stützt, ziehe es zu mir und lege meine andere Hand in seinen Nacken, als er auf mich drauffällt. Meine Lippen presse ich auf seine und drücke ihn noch näher an mich.
Ich kann diesen Jungen einfach nicht loslassen. Selbst als mir Zweifel kommen, dass ich ihn vielleicht falsch verstanden habe, weil er den Kuss nicht erwidert, kann ich meine Finger nicht von ihm lassen. Meine Hand ist von seinem Handgelenk zu seinem unteren Rücken gewandert und mein Daumen zeichnet dort kleine Kreise, während mein Kuss weniger stürmisch wird.
Plötzlich beginnt er doch seine Lippen gegen meine zu bewegen, ein wenig tollpatschig, sodass unsere Schneidezähne aneinanderstoßen, als wir den Kuss vertiefen wollen.
„Sei mir nicht böse", stoße ich noch immer zutiefst erstaunt darüber, dass dieser wunderbare Junge meine Gefühle erwidert, hervor. „Aber das müssen wir noch öfter üben. Du stellst dich ziemlich ungeschickt an, was das Küssen angeht. Irgendwie süß."
Auf Marks Gesicht breitet sich ein spielerisches Grinsen aus, während er die Augen verdreht. „Warum liebe ich dich überhaupt?", lacht er.
Only fools fall for you, only fools fall
Ich gebe ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Weil ich auch anders kann." Ich zwinkere und sehe wie Marks Ohrenspitzen sich röten und auch seine Wangen einen rosigeren Farbton annehmen. „Du bist übrigens sehr süß, wenn du rot wirst, weißt du das?", raune ich mit extra tiefer und rauchiger Stimme und komme seinem Gesicht mit meinem noch ein bisschen näher.
„Und du klingst verdammt sexy, wenn du so tief sprichst", geht Mark zu meiner Überraschung darauf ein und rutscht ebenfalls näher zu mir.
„Du stehst mir da in nichts nach", grinse ich und will ihm einen Kuss auf die Lippen drücken, als er vor mir zurückweicht. Schmollend schiebe ich meine Unterlippe nach vorne.
„Wir wollten doch nochmal von vorne anfangen, ich habe mich vorgestellt, jetzt bist du dran!", zieht Mark mich auf.
Einige Sekunden schmolle ich noch, bis ich einsehen muss, dass Mark hart bleiben wird. Also seufze ich und überlege für ein paar Sekunden.
„Also, mein Name ist Wang Ka Yee, aber alle meine Freunde nennen mich Jackson – keine Ahnung warum, frag sie nicht mich, wenn du das wissen willst –, ich wurde am 28. März geboren, ich liebe mein Familie sehr, fast genauso sehr wie den wunderhübschen Jungen, der gerade vor mir in meinem Bett liegt und das ist alles Wichtige, was du über mich wissen musst.
Ich habe mich vorgestellt, jetzt will ich meinen Kuss!"
Mark ist wieder rot geworden und ich genieße einfach seinen Anblick, seine Anwesenheit und seine gesamte Existenz.
„Das gilt nicht! Das waren alles Sachen, die ich schon wusste!", protestiert er und ich lache leise.
„Du wusstest schon, dass du wunderschön bist?", frage ich ihn scherzhaft und sehe ihm dabei tief in die Augen.
„Deine Augen sind sehr aufschlussreich, was das angeht, Gaga."
„Du übernimmst einfach so den Spitznamen meiner Mutter?", frage ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
Er zuckt nur die Schultern. „Sie liebt dich, ich liebe dich, warum sollte ich dich nicht so nennen?"
Ich nicke nachdenklich und summe dann zufrieden. „Gefällt mir. Aber ich will dir nicht nachstehen, also sage ich es trotzdem nochmal: Du bist wunderschön und ich liebe dich, Mark Yi-En Tuan."
Mark vergräbt sein Gesicht in meinem Kissen. „Das ‚nochmal' hättest du dir sparen können, Idiot. Das war das erste Mal, dass du mir gesagt hast, dass du mich liebst."
„Und es wird keinesfalls das letzte Mal gewesen sein." Ich gebe ihm einen Kuss auf seien Hinterkopf und beginne meine Arme um seinen Körper zu drapieren. „Heb mal deinen Kopf hoch", weise ich ihn an und er kommt ungewöhnlich still meiner Aufforderung nach. Ich schiebe meinen Arm über mein Kopfkissen und lege den anderen um seine Hüfte, bis er zwischen mir und der Wand gefangen ist. „Wenn du dich jetzt wieder mit dem Gesicht nach vorne hinlegst, wirst du von meinem Arm erwürgt."
Als Konsequenz dreht Mark sich von mir weg und legt sich mit dem Gesicht zur Wand auf meinen Arm, der sich in seine in seine Halsbeuge schmiegt, wie ich das von meinem Blickwinkel aus sehen kann.
„Dann also die Löffelchen-Stellung, ist mir auch recht." Mit einem Ruck ziehe ich Mark an mich heran und vergrabe meinen Kopf in seiner Schulter. Der Geruch von seinem Weichspüler gepaart mit seinem Eigengeruch und dem letzten Rest Deo dringt mir in die Nase. „Du riechst gut", murmele ich, wobei meine Stimme von seinem warmen Körper in meinen Armen gedämpft wird. „Vielleicht liebe ich dich ja nur wegen deinen Pheromonen!", ziehe ich ihn auf und platziere einen Kuss unterhalb seines Ohres. Fast sofort bekommt er eine Gänsehaut und ich muss grinsen.
„Nicht so stürmisch, Mark!" Ich kann es einfach nicht lassen, ihn in Verlegenheit zu bringen. Ich will diese ungemein süße Röte auf seinen Wangen sehen, oder wie seine Ohren heiß werden, weil ihm etwas peinlich ist. Ich will einfach wissen, dass ich Einfluss auf ihn habe.
Mit meiner Nasenspitze ziehe ich seine Kieferpartie nach. „Alles okay, Mark? Wenn ich etwas mache, das dir nicht gefällt, musst du es mir nur sagen."
„Ich versuche es schon die ganze Zeit, aber es klappt einfach nicht..." Mit einem bedauernden Ausdruck im Gesicht dreht er sich zu mir herum, sodass wir fast Nase an Nase liegen. „Dein Arm, Jackson... Er ist einfach nicht bequem."
Verwirrt starre ich ihn an und muss dann laut loslachen. „Also ist es mein Arm, hm? Willst du dich deswegen vielleicht von mir trennen?", frage ich ihn nach meinem Anfall mit einem ernsten Gesichtsausdruck.
Mark fängt an zu schmollen. „Also erstens hast du mich ja noch nicht mal gefragt, ob ich überhaupt mit dir zusammen sein will, da sprichst du schon wieder von einer Trennung! Und zweitens ist dein Arm unbequem, weil er so dick ist. Du hast zu viele Muskeln, mein Kopf hängt schief und unbequem in der Luft über dem Kopfkissen. So kann doch niemand schlafen!"
Ich gebe ihm lachend einen Kuss auf die Nasenspitze, während ich meinen Arm wieder unter seinem Kopf hervorziehe. „Besser? Und überhaupt, wer hat hier etwas von Schlafen gesagt?!"
E schüttelt leicht den Kopf und nimmt meine Hand, die unbeteiligt zwischen uns liegt, hebt sie an seinen Mund und berührt meine Knöchel mit seinen Lippen. Danach schiebt er sie unter seine Taille, verschränkt meine Finger hinter seinem Rücken und rutscht dann näher an mich heran, sein Gesicht in meiner Brust vergraben. „Ich. Ich bin müde, Gaga, lass mich schlafen."
Ich kann ihm nur fasziniert zuschauen und das Gefühl genießen geführt zu werden. Es fühlt sich anders an, als selbst die Initiative zu ergreifen, da ist dieses gespannte Kribbeln in der Magengegend, was sich der andere wohl als nächstes einfallen lässt, das alles intensiver macht.
Meine Lippen berühren kurz seine Haare, bevor ich meinen Griff um ihn herum verstärke und ebenfalls die Augen schließe. Ein zufriedenes Brummen entschlüpft meinem Brustkorb. „Daran könnte ich mich gewöhnen. Schlaf gut, Mark. Ich liebe dich."
Mark grummelt nur schläfrig, schiebt ein Bein zwischen meine und legt das andere über meine Waden, bevor er mir einen Kuss auf das Schlüsselbein drückt, der mir Gänsehaut bereitet. "Ich liebe dich auch, Jackson."
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Ich weiß, das da oben ist nicht das Original des Liedes, aber genau diese Version hat mich dazu gebracht, diesen Oneshot zu schreiben, also habe ich sie eingefügt. Und Rap Mon singt. Ich meine, das muss man einfach appreciaten!
Ich weiß, dass der eigentliche Text am Ende von den Lyrics abweicht, aber Mark und Jackson haben mir quasi keine andere Wahl gelassen, als ein Happy End zu schreiben! Am Anfang wollte ich sie nicht zueinander finden lassen, aber im Endeffekt haben sie die Feder an sich gerissen und ihre eigene Geschichte geschrieben... Diese Schlawiner!
Noch eine Sache: Ich habe diese Geschichte zwar meiner Schwester von anderen Eltern gewidmet, allerdings sind da noch zwei Leute, die gerne erwähnt werden möchten:
Einmal _BeeFree_, die meine Kritik toll fand. Allein dafür hast du bei mir schon einen Pluspunkt! Und siehst du; ich hab mich an meine selbstauferlegte Frist gehalten, obwohl das sonst nie klappt! Hoffe, du hattest Spaß beim Lesen, genauso wie ich auch hoffe, dass alle anderen Spaß am Lesen hatten!
Und die zweite Person ist ChocolateCherrys, die mich darauf gebracht hat doch auch mal zu K-Pop eine Songfiction zu schreiben. Ich weiß, du meintest das eigentlich in einem anderen Sinne, aber ich habe dich ja nicht umsonst in die Weiten des Markson-Shippings gezogen! Und ich hoffe, du hast dir die Markson-Show mal angeschaut, die ist nämlich wirklich genial. Genauso, wie ich hoffe, dass das alle getan haben, die das jetzt lesen! *guckt prüfend durch die Runde*
Wenn ihr mir was gutes tun wollt, dann kommentiert fleißig zu dieser Geschichte. Wenn euch etwas auffällt, was für euch keinen Sinn macht, wenn sich etwas unvollständig anfühlt, aber auch, wenn euch etwas besonders gut gefallen hat, oder wann ihr lachen musstet. Wenn ihr kommentiert, bin ich immer froh euer Geschreibsel zu lesen, denn das zeigt mir, dass ihr euch überhaupt die Zeit für meine Geschichte nehmt. Und ich schreibe gerne mit euch, also immer her mit dem, was euch ins Auge sticht.
Und weil ich weiß, dass das hier jetzt sehr lang war, und damit ich sehe, wer sich meinen Scheiß so lange angetan habt, schreibt doch mal #ichbineinfluffigesunicorn in die Kommentare, würde mich mal interessieren, wer wirklich so lange durchhält.
Bye bye! *winkt*
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