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Endspurt! Das hier ist das vorletzte Kapitel Wuhuuuuu. Zur Feier des Tages, gibt es mal ein bisschen was aus Adams POV :)

Viel Spaß


Seit Leo mit diesem Merengue-Markus, oder hieß er Martin, auf die Tanzfläche verschwunden war, saß Adam alleine und als Leo auch nach einer ganz schönen Weile nicht wieder aufgekreuzt war, beschloss er, dass es wohl das Beste war, wenn er sich auf den Heimweg machen würde. Schließlich hatte er hier ja eh nichts mehr zutuen.

Doch gerade, als er gehen wollte, kam Caro auf ihn zu.

„Adam! Gut, dass ich dich finde!", meinte sie erleichtert. „Es geht um Leo"

Sofort schalten sich in Adam die Alarmglocken an. „Ist alles okay mit ihm? Ist etwas passiert?", fragte alarmiert.

Doch Caro wank zu seiner Erleichterung ab. „Er ist nur ziemlich betrunken und ich wollte ihn so nicht alleine nach Hause gehen lassen", erklärte sie und Adam beruhigte sich wieder. Es war nichts passiert. Zum Glück.

„Ich bring ihn nach Hause. Keine Sorge", meinte er, worauf Caro ihn dankbar ansah.

„Danke, Adam", antwortete sie, „Ich weiß, er ist erwachsen und sollte eigentlich alleine klar kommen, aber er ist immer noch mein kleiner Bruder. Ich würde ihn ja selber nach Hause bringen, aber ich kann hier nun mal nicht weg"

„Alles gut", meinte Adam daraufhin, „Ich wollte sowieso gerade gehen."

Also machte er sich auf die Suche nach Leo und fand ihn auch ziemlich schnell. Caro hatte nicht übertrieben. Leo war nicht nur betrunken. Er war sturzbesoffen.

Vorsichtig ging Adam auf ihn zu.

„Hey, Leo...", sagte er und legte sanft seine Hand auf die Schulter.

Sein bester Freund sah ihn aus großen, glasigen Augen an. Es dauerte eine Moment, bis er ihn erkannte, doch dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.

„Adam!"

Adam nickte. Er hatte sich genau überlegt, was er jetzt sagen müsse, damit Leo mitkam. Das würde dieser elende Peoplepleaser nämlich nur dann tuen, wenn er merkte, dass jemand anderes davon profitierte. Über seinen Selbsterhaltungstrieb würden sie ein andermal reden müssen. Aber jetzt war es ehrlich gesagt ganz praktisch.

„Ich bin echt müde und wollte jetzt nach Hause", meinte er, „Kommst du mit?"

Leo schien einen Augenblick lang zu überlegen, nickte dann aber langsam: „Okay"

Adam lächelte ein Wenig und zog ihn von seinem Stuhl hoch. Leo konnte kaum noch gerade stehen und einen Moment lang überlegte Adam, ob sie nicht dochlieber das Auto nehmen sollten. Allerdings würde sich das auf die Kurze Strecke nicht lohnen und im schlimmsten Fall, kotze Leo ihm noch die Rückbank voll. Also entschied er sich dagegen und beschloss, wie geplant zu laufen. Es war ja nicht weit.

Es war der vermutlich stressigste Spaziergang, den Adam je gemacht hatte. Ständig musste er aufpassen, dass Leo nicht vom Weg abkam, gegen eine Laterne lief oder von einem überraschend spät fahrenden Fahrradfahrer angefahren wurde. Doch auch wenn es stressig war, hatte er kein Problem damit. Er wollte, dass Leo sicher zu Hause ankam und irgendwie war es auch ein bisschen witzig, wie Leo hier durch Saarbrücken taumelte. Im Nachhinein ärgerte er sich, keine Videos gemacht zu haben.

Erleichtert kamen sie schließlich an Leos Wohnung an. Beziehungsweise Adam war erleichtert. Leo war sich noch immer keiner Gefahr bewusst.

Eigentlich hatte Adam ihn bloß zuhause absetzten und dann selbst nach Hause fahren wollen, doch nun stellte er fest, dass es besser war, wenn er noch etwas blieb. Ansonsten war die Warscheinlichkeit, das Leo irgendwelche Dummheiten begeht zu hoch. Also begleitete er ihn noch in die Wohnung.

„Es ist ganz schon spät...", meinte er, „Und du hast ziemlich viel getrunken. Vielleicht solltest du jetzt am Besten ins Bett gehen"

Leo sah ihn fragend an und äußerte bloß ein langgezogenes: „Ne". Daraufhin zuckte er mit den Schultern und meinte: „Mir gehts super!"

Zumindest glaubte Adam, dass er das gesagt hatte. Beim dem Gelalle etwas zu verstehen, war nicht gerade einfach.

„Ich glaube nicht, Leo", antwortete Adam, „Du siehst echt fertig aus"

„Mir gehts gut. Wirklich"

Leo...", Adam sah ihn fest an „Bitte, geh schlafen. Du bist echt besoffen und ich möchte nicht, dass du irgendetwas dummes machst. Du wirst es mir morgen danken"

Es fiel ihm schwer, den Blick von ihm zu reißen. Adam war Polizist. Er hatte Jahre lang in Berlin gelebt. Er hatte viele Betrunkene gesehen. Sie hatten gekotzt und gelacht und geschrien. Immer hatte er gedacht, wie erbärmlich sie aussahen, wenn sie zu dieser Alltagsdroge griffen. Sei es nun um Spaß zu haben, die Realität zu vergessen oder einfach nur aus Gruppenzwang. Er hatte sie verachtet. So wie er sich selbst jedes Mal verachtete, wenn er es nicht mehr aushielt und deshalb zur Flasche griff. Das passierte glücklicherweise nicht oft, doch jedesmal schämte er sich in Grund und Boden.

Doch noch nie hatte er jemanden getroffen, der trotz Alkohol so schön war, wie Leo in diesem Moment. Er war keiner von denen, die wütend wurden und die Kontrolle über ihre Emotionen verlieren. Er war nicht Adam. Er war noch immer der Leo mit dem guten Herzen, der wollte, dass es anderen gut ging. Der Leo, bei dem er schon immer hatte sein können, wie bei niemanden sonst. Der Leo, der ihm früher Grund genug gewesen war, auch nur ein bisschen länger durchzuhalten.

Und auch trotz Alkohol war da immer noch dieser Blick in seinen Augen. Dieser Blick, von dem so eine Wärme und Sicherheit ausging. Dieser Blick, der Adam das Gefühl gab, dass selbst er es verdient hatte, dass jemand wie Leo sich mit ihm abgab.

Dieser grün-braune Blick erinnerte ihn an den Wald. An das Baumhaus. An den Ort, der damals sein sicherer Hafen in einem Meer der Angst und Gefahr gewesen war. Der Ort, der einem Zuhause am nächsten gekommen war.

Seine Gedanken wurden von Leos Stimme unterbrochen. „Ich will aber nicht.", sagte er und klang dabei ein wenig wie ein troziges Kind. „Ich will nicht"

„Bitte, Leo!"

„Nein, ich will nicht! Es ist gerade so schön!"

Adam stutze. „Was?"

Leo sah ihn fast schon flehend an und meinte schulterzuckend: „Es ist grad so schön. Und wenn ich jetzt schlafe ist das zu Ende. Und du bist dann weg und ich bin wieder alleine. Und das will ich nicht. Ich bin gerne bei dir und ich will nicht, dass du gehst!"

Seine Worte fühlten sich wie ein Blitzschlag in Adams Herz an. Er hatte eigentlich stets das Gefühl, Leo nicht zu verdienen. Das Gefühl, nicht gut genug für ihn zu sein. Zu hören, dass Leo seine Gegenwart so mochte, bedeutete ihm mehr Leo sich vermutlich bewusst war. Und er wusste, dass er es so meinte. Denn wenn er betrunken war, wurde Leo ehrlich. Er verlor seinen Filter und sprach Dinge aus, die er sonst niemals zugeben wurde.

„Leo..."

Er wusste nicht, was er sagen sollte. Doch er brauchte auch gar nichts zu sagen, denn Leo sprach unaufhaltsam weiter.

„Wenn ich bei dir bin fühle ich mich so...so...so wow, verstehst du? Und wenn du nicht da bist, fühle ich mich so allein und so...keine Ahnung. Dann will ich einfach nur wieder bei dir sein, damit ich nicht wieder so ‚wow' fühle. Weil sich das gut anfühlt. Gut und richtig. So verdammt richtig. Schon immer. Ich will bei dir sein. Immer. Verstehst du?"

„Leo...", flehte Adam, „Du weiß nicht, was du da redest. Du solltest schlafen gehen!"

Er würde ihm gerne glauben. Schließlich verstand er ganz genau, was Leo meinte. Aber er war noch immer betrunken. Er konnte nicht klar denken. Vielleicht drückte er sich falsch aus oder sagte Dinge, die er nicht sagen wollte. Es war nicht fair.

Doch Leo hörte nicht auf ihm und so sagte er genau das, was Adam befürchtet und gleichzeitig heimlich erhofft hatte.

„Ich liebe dich, Adam. Und ich will nicht, dass du gehst!", rief er verzweifelt.

Es zu hören war anders, als es sich vorzustellen, wie Adam feststellte. Es war so unwirklich und gleichzeitig so real. Aber es war der falsche Zeitpunkt, der falsche Ort, die falsche Situation.

Es zerriss ihm das Herz, aber er atmete tief durch und meinte: „Leo...du bist betrunken. Du kannst nicht klar denken. Wir reden da morgen drüber, okay? Versprochen. Ich bleibe auch hier"

Irgendwas an diesen eigentlich viel zu schwachen Worten, schien Leo trotzdem überzeugt zu haben. Er nickte langsam.

„Okay...morgen"

Dann ging er ins Bett. In seinen Klamotten und ohne die Zähne zu putzen, aber das waren Kleinlichkeiten, die Adam in diesem Moment nicht de Bohne interessierten. Er hatte andere Sorgen.

Morgen früh würde er wie versprochen mit Leo darüber reden. Er freute sich darauf, hatte aber auch Angst. Große Angst.

Doch vorerst quartierte er sich erstmal auf Leos Couch ein.

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