Ein schmerzhaftes Kennenlernen
*unbezahlte Partnerschaft mit mir selbst*
Die anderen hatten sich von der teils schmerzhaften Vollbremsung so langsam erholt und einige Mädchen hatten sich neugierig von ihren Plätzen erhoben. Nun bemerkten auch sie, was die Busfahrerin so erschrocken hatte.
Auf der Straße stand eine Menschenmenge - wobei Menschen es nicht unbedingt traf. Einige hatten spitze Ohren, lange glänzende Haare. Andere waren klein und bärtig und wieder andere noch ein wenig kleiner, dafür mit umso riesigeren, haarigen Füßen. Auch einige „normale" Menschen waren dabei, die waren jedoch in der Unterzahl. Und selbst sie trugen Kleidung, die altmodischer als altmodisch war.
„Die... die sehen aus wie Hobbit-Charaktere!", stieß nun Cosima hervor, was alle dachten. Denn dies war ohne Frage der Fall: Ganz vorne stand Legolas, neben ihm stand eine Elbin, deren dunkelblondes Haar etwas kürzer als sein eigenes war. Keinem von ihnen kam sie auf den ersten Blick bekannt vor.
Zu seiner Linken befanden sich sein Vater, Tauriel und zwei andere jüngere Elbinnen mit feuerrotem Haar, die wohl auch nie in den Filmen aufgetaucht waren. All diese Elben hatten sich blitzschnell Pfeil und Bogen geschnappt und richteten diese Waffen nun bedrohlich auf den Bus.
„Sind die echt?", fragte nun Mila verwirrt, worauf Aelis feixend rief: „Ja klar, was denkst du denn? Die machen Ferien in Bayern, genauso wie wir!" Ihr sarkastischer Unterton war nicht zu überhören, doch nun mischte sich Ulrike mit noch immer vor Aufregung zitternder Stimme ein:
„Ich weiß ja nicht, das klingt jetzt sicher verrückt, aber... Ich fürchte, Cosplayer sind das nicht. Die reisen normalerweise mit Bus und Bahn oder dem Auto, aber diese hier kamen quasi – ähm – aus der Luft."
„Ich glaube das sind die echten!", quietschte SoMa aufgeregt, „So wie in der Fanfiction von hxdurin!"
„Die hab ich auch gelesen", freute sich Emilia, doch Cynthia musste ihre Euphorie stoppen.
„Das freut mich für euch", meinte sie stirnrunzelnd, „aber so weit ich mich erinnern kann, waren die da ganz gut drauf. Und die hier sehen ziemlich gefährlich aus!"
Tatsächlich richteten nicht nur Legolas und Co ihre Waffen auf den Reisebus. Auch Fili, Kili, Thorin und ein jüngerer Zwerg hatten sich Äxte und Schwerter geschnappt und wirkten kampfbereit, genauso wie Aragorn, Haldir, Boromir, Faramir Eowyn und Arwen. Selbst Merry, Pippin, Frodo, Sam und der zum Glück jüngere Bilbo hatten sich bewaffnet. Leider war auch Denethor zu erkennen, der ganz am Rand der Gruppe stand und noch finsterer dreinschaute als in den Filmen. Den Trottel brauchte hier nun wirklich niemand...
„Das ist ja halb Mittelerde", staunte Lilly, und auch die anderen Mädchen beobachteten die etwas ungewöhnliche Reisegruppe fasziniert. Denn mittlerweile war allen klar – es handelte sich hier keinesfalls um Cosplayer!
„Wer seid Ihr?", brüllte nun Aragorn. Die Dachfenster waren aufgrund der frischen Luft alle gekippt worden, sodass eine Unterhaltung halbwegs möglich war. Sofort breitete sich eine Gänsehaut auf Linis Armen aus. Aragorn hatte sie angesprochen, also indirekt natürlich, aber egal.
„Äh, hallo, ich bin Ulrike", stellte sich die Busfahrerin vor, doch die Antwort schien die Mittelerdler nicht zufriedenzustellen, sie ließen sofort Kampfgeschrei ertönen.
„Auf welchem Eisenmonstrum reitet Ihr durch diese Lande?", fuhr der Waldläufer fort, und Josie rief aufgedreht:
„Das ist ein Reisebus! Wollt ihr mitfahren?"
Das wollten die Mitties offensichtlich nicht – denn im nächsten Moment krachte ein Pfeil von Legolas gegen die Windschutzscheibe.
„Runter!", rief Ulrike, die sofort sämtliche Türen verriegelt hatte. Die anderen taten wie ihnen befohlen, selbst den größten Fangirls war nun bewusst: mit ihren Idolen war heute nicht gut Kirschen essen...
Helene hatte sich mit klopfendem Herzen hinter den Vordersitz geduckt, doch sie sah trotzdem, wie Thorin und der jüngere Zwerg, der ihm erstaunlich ähnlich sah, begannen unter Gebrüll, die Motorhaube mit ihren Äxten zu bearbeiten. Legolas, Tauriel, Haldir und die anderen beiden Elbinnen schossen noch immer Pfeile, die gegen die massive Frontscheibe zum Glück nicht ankamen.
„Die verkratzen mir den ganzen Bus!", brüllte die Fahrerin, „das Unternehmen killt mich!"
„Ich hab eher Angst, dass uns diese Verrückten da draußen killen", jammerte Jessica, deren Herz wie wild pochte. Sie hatte sich immer gewünscht, Legolas einmal kennenzulernen (genauer gesagt seitdem sie acht Jahre alt war...), aber bestimmt nicht auf diese Weise...
„Das hat keinen Sinn", stellte Cynthia fest, „Ulrike, ich glaube, du musst sie über den Haufen fahren!"
Die Busfahrerin seufzte, nickte dann jedoch.
„Ich fürchte, du hast recht...", gab sie zu, und im nächsten Moment rief Pink auch schon nach draußen:
„Wer in fünf Sekunden nicht aus dem Weg ist, wird von 13 Tonnen Eisen überrollt!"
Da ließ Ulrike den Bus auch schon wieder an und drückte das Gaspedal durch. Der Bus machte einen Satz nach vorn, die Mittelerdler schrien erschrocken auf. Die meisten waren so schlau, schnell aus dem Weg zu springen, nicht jedoch Denethor, der im nächsten Moment an der Windschutzscheibe klebte und die Sicht versperrte.
Die Busfahrerin ließ schnell die Scheibenwischer an, sodass der unbeliebte Truchsess zur Seite gefegt wurde und mit einem Aufschrei im Straßengraben landete.
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