Kapitel 2

Kapitel 2
Julian

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Nachdem ich mit einer Wasserflasche, die ich im Fußraum meines Wagens gefunden habe, die Kotze von meinem Schuh spüle, geht es zwischen der Rothaarigen und Burak in die nächste Runde – er hat sogar angefangen, obwohl es offensichtlich ist, dass es der Frau nicht gut geht. Sie reagiert nicht mal auf vollster Leistung, auf die Beleidigungen des Kerls, weil sie ihm nicht ihre Nummer geben will, sondern nur die von der Versicherung.

  Am liebsten würde ich Burak, in den Kotzhaufen drücken. Lediglich werfe ich ihm nur, die fast leere Wasserflasche an den Kopf. »Was willst du, Bernd? Willst du Stress, du Alman? Komm doch her, Junge. Komm her, ich mach dich fertig.« Von null auf hundert in wenigen Sekunden. Selbst ein Formel-1-Wagen wird neidisch. Unbeeindruckt, wende ich mich ab und knie mich mit dem Verbandskasten, vor der Rothaarigen auf den Boden. Sie lehnt sich gegen die Leitplanke an und flucht nur noch leise vor sich hin. Immerhin lässt Burak mich in Ruhe und springt mir nicht an die Gurgel, damit ich die Frau in Ruhe verarzten kann – hoffentlich für den Rettungsdienst, in Ordnung. Hat den jetzt überhaupt jemand angerufen? »Hast du die Bullen angerufen, Burak?«, rufe ich rüber, aber wende mich kein bisschen zu ihm. Soll der Kerl mir doch den Buckel runterrutschen.

»Die Bullen haben anderes zu tun, als sich für diesen lächerlichen Auffahrunfall zu interessieren, Bernd. Vermutlich sind die Nordstadt.«

Ich lasse den steril verpackten Verband zurück in den Kasten fallen und werfe einen Blick über die Schulter. »Lächerlicher Auffahrunfall?«, stoße ich fluchend hervor. »Ich weiß ja nicht, was du so siehst, Burak...« Ich stehe auf. »Aber das ist kein lächerlicher Auffahrunfall. Muss ich dir den Begriff Autounfall vortanzen? Ist kein Problem.« Ich hole tief Luft. »A«, rufe ich und werfe die Arme nach oben. Eigentlich will ich mit vollstem Körpereinsatz ein A formen, halte aber inne, als sich jemand räuspert. Ich drehe mich um und blicke in das Gesicht zweier uniformierten Polizeibeamten. Der Jüngere schmunzelt, während der Ältere mich anschaut, als sei ich von all den guten Geistern verlassen. »Ich bin beeindruckt, dass Sie mit vollstem Enthusiasmus einen Ausdruckstanz aufführen wollen, junger Mann, aber nehmen Sie doch diese Energie und schildern Sie mir doch das Unfallgeschehen«, meldet sich der ältere Beamte mit der rauchigen Stimme zu Wort. Der raucht doch etliche Zigarren am Tag. Hammer.

»Natürlich.«

»Nehmen Sie Ihre Arme runter und kommen Sie mit.«

»Natürlich«, wiederhole ich mich und folge dem Polizisten.

  Der Polizeiwagen hat tatsächlich, mit Blaulicht, vor meinem Audi gehalten. Ich hab das gar nicht mitbekommen, dass überhaupt ein Polizeiauto, an uns vorbeigefahren und dann vor mir eingeschert ist. Irgendwo in der Ferne, ertönen weitere Sirenen. Hört sich an wie der Rettungsdienst, oder die Feuerwehr. Mein Blick schweift zur Rothaarigen, die mittlerweile von dem jüngeren Polizeibeamten erstversorgt wird. Burak, das Börek, geht sichtlich nervös auf und ab und ich fange an, meine Aussage abzugeben. Ausweis, Führerschein und Fahrzeugschein, will er auch noch von mir haben, während ich ihm weiter Frage und Antwort stelle. Meine Vermutung, dass Burak, vermutlich sein Handy in der Hand hatte, auf dem VW aufgefahren und diesen eben mit voller Wucht auf meinem Audi geschoben hat, werde ich auch los. »Er ist bereits mit dem Handy am Ohr aus dem Wagen gestiegen. Sie können doch sicherlich nachschauen, wann er das letzte Mal für wie lange telefoniert hat, oder?«

Der Polizist schaut von seinem Block auf und starrt mir direkt in die Seele. »Wenn Sie meinen Job machen wollen, müssen Sie nur was sagen. Ich schenke Ihnen gerne meine Uniform und meine Dienstwaffe. Damit können Sie mir auch gleich ins Gesicht scheißen.«

Ich runzle die Stirn. »Aber sonst geht es Ihnen gut?«, frage ich und gehe einen Schritt zurück. Sicher ist sicher. »Alles hervorragend«, lächelt der Polizist komisch und wendet sich wieder seiner Schreibarbeit zu. Dem ging es ganz und gar nicht gut. Ich will den Typen mit den drei blauen Sternen auf seinem Schulterabzeichen nicht weiter auf den Keks gehen da dieser eh schon mit einer kurzen Lunte ausgestattet zu sein scheint und beschließe, kein Wort mehr zu sagen – solange ich nicht befragt werde. Aber der Polizeiobermeister bleibt ruhig und schreibt weiter in seinem Block herum. Der schläft doch gleich ein. Ich verschränke die Arme vor meiner Brust und lasse meinen Blick über die Unfallstelle schweifen. Es braucht sicherlich mehr als zwei Abschleppfahrzeuge, um das ganze Chaos zu beseitigen, ebenso die Feuerwehr, die den ganzen Dreck gemeinsam mit der Straßenmeisterrei aufräumen darf. Immerhin taucht in der Zwischenzeit ein Rettungswagen auf. Einer der Sanitäter macht sich ein Bild von dem Chaos. Fragt zuerst Burak, der ablehnt und dann mich, ob ich verletzt bin. Auch ich winke kopfschüttelnd ab und weise auf die Rothaarige, die von dem jüngeren Polizisten befragt wurde. Auch er macht sich Notizen und kommt auf uns zu.

»Die Verletzte hat ausgesagt, dass der Hermes-Fahrer mit dem Handy aus dem Auto gestiegen ist. Sie behauptet, dass er das Handy bereits während der Fahrt in der Hand hatte. Sie hat's gesehen, weil er ihr immer wieder nah aufgefahren war und drängelte.«

»Wie hat sie das bitte schön sehen können?«, fragt der Obermeister und blickt nicht einmal von seinem Block hoch – er schreibt sich noch immer mein Gesagtes auf.

»Mit ihren Augen, Manfred«, juckt es mich zu sagen, aber ich presse die Lippen aufeinander.

»Rückspiegel. Seitenspiegel. Sie sagt, dass sie außerdem eine Dashcam im Auto hat. Filmt noch vorn und nach hinten. Vielleicht sollten wir mal einen Blick drauf werfen.«

»Vielleicht?«, brummt der Obermeister genervt. »Natürlich sollen wir einen Blick auf diese beschissen-gute Technik zu werfen. Aber ZZ.«

»Jawoll.«

»So eine verschissene Dreckstechnik. Die muss endlich mal vor Gericht erlaubt werden. Dashcams sind cool.«
Und du machst mir Angst, Manfred. Wieder mache ich einen Schritt zurück und atme tief durch. Hoffentlich ist das ganze Szenario bald schnell vorbei. Manfred, reicht mir schweigend meine Unterlagen, die ich ebenso stumm entgegennehme. Dann hält er mir seinen Block und den dunkelroten Kugelschreiber hin. Was will er jetzt? Fragend blicke ich ihn an, als ich meine Sachen in die hintere Hosentasche stopfe. »Ein Autogramm, oder glauben Sie, ich will Ihnen eine Waschmaschine andrehen, Herrn Brandt?« Er macht eine Kopfbewegung auf Block und Stift.

»Oh, natürlich kriegen Sie ein Autogramm« sage ich gespielt nett und greife nach Stift und Block. »Mit Widmung, oder einfach nur so?«

»Natürlich mit Widmung, Junge.« Mehr kommt nicht. Abwartend blicke ich auf und warte auf einen Namen, oder sowas. »Und für wen darf ich nun unterschreiben?«, hake ich nach.

»Für mich.« Sein Blick verrät mir sofort, dass er mich für dumm hält.

»Das ist mir klar, aber wie heißen Sie denn?«

»Polizeiobermeister Schiller. Können Sie lesen?« Er tippt auf sein Namensschild, was ihm stolz an der Brust seines gebügelten Hemdes hängt. Ich nicke. Schreibe eben diesen Polizeiobermeister Schiller hin und füge mein Autogramm hinzu. Dann reiche ich dem laufenden Abbild, vom strahlenden Sonnenschein, seine Sachen zurück. Er zieht eine Augenbraue hoch, als er das Autogramm begutachtet, nickt und geht. »Gern geschehen«, fluche ich leise und schüttle meinen Kopf. Dann werfe ich einen Blick auf meine AppleWatch. Seit dem Unfall, sind keine Ahnung, wie viele Minuten vergangen, aber es fühlt sich an, als sei ich schon den halben Tag hier. Ein Einsatzwagen der Feuerwehr ist ebenfalls anwesend und räumt mittlerweile die Unfallstelle auf. Ich habe Fotos für die Versicherung gemacht - für mich und netterweise für die Rothaarige, die im Rettungswagen untersucht wird. Die Polizisten werten noch immer die Dashcam im Polizeiwagen aus, während ich einige Telefonate durchführe. Im Gegensatz zum VW und dem Transporter, mag mein Auto zwar noch fahrtüchtig sein, aber ich will trotzdem keinen weiteren Schaden verursachen und hab einen Abschleppwagen in der Werkstatt von Marcos Kumpel und seiner Frau bestellt.

Der Audi A3 ist zwar nur ein Leasingauto, aber es tut trotzdem dermaßen weh, weil das ein echt gutes Auto ist. Das wichtigste Zeug, habe ich bereits aus meinem Auto geholt und in meine Trainingstasche gestopft. Weil ich nett bin und eh nichts zu tun habe und ich mich auch nach dem Zustand der Rothaarigen erkundigen will, stelle ich meine Tasche an der Leitplanke ab und gehe zum Rettungswagen. Neugierig blicke ich durch die geöffnete Tür und sehe die Rothaarige auf der Tragbahre liegen. Dabei wird sie von einem Sanitäter und einer Sanitäterin verarztet. Erst jetzt fällt mir der goldene Ring an ihrem linken Ringfinger auf, nachdem die Sanitäterin ihr das Messgerät für den Sauerstoff vom Finger nimmt. Och nee, jetzt sag mir nicht, dass sie verheiratet ist.

»Watt is, Jung?«, fragt mich der Sanitäter.

»Ich will sie nur fragen, ob ich irgendwas aus ihrem Auto holen soll? Handtasche oder so?«

»Ein Azubi von der Feuerwehr ist gerade schon dabei«, höre ich die Rothaarige sagen. »Aber danke.« Sie kann sich nicht zu mir drehen, da die Sanitäterin, sich um ihre Wunde auf der Stirn kümmert. »Ist Ihnen schlecht?«

»Nö.«

»Bitte nicht flunkern. Sie riechen nach Erbrochenes.«

Die Rothaarige, nennen wir sie einfach, Nami, weil hellrotes Haar, gibt einen komischen Laut von sich. »Alles super.«

»Sie hat mir vorhin vor die Füße gekotzt«, werfe ich ein, weil ich selbst weiß, dass mit einer vermutlichen Gehirnerschütterung kein bisschen zu Spaßen ist. Die Sanitäterin blickt mich dankend an und wendet sich wieder Nami zu. »Soso. Sie haben vorhin schon mal gekotzt, ja?«

»Mierda, ja. Der blonde Verräter hat recht. Ich will nicht ins Krankenhaus.« Oh cool, ich bin ein Verräter. Das hat mir für heute noch gefehlt.

»Wir können Sie nicht zwingen, aber wir können Sie bitten. Mit einer Gehirnerschütterung ist kein bisschen zu spaßen, Frau...«

»Rubio«, knurrt Nami und rollt gefährlich scharf das R. »Meinetwegen. Aber ich will erst meine wichtigen Sachen haben, bevor der Abschleppdienst hier auftaucht.«

»Sind Sie denn verletzt? Sie sind aus dem Audi, richtig?«, fragt mich der Sanitäter.

Ich nicke. »Ja, aber mir geht's soweit gut.«

»Ich würde aber trotzdem einmal Sauerstoff und Puls messen. Haben Sie Schmerzen im Nacken?«

Diesmal schüttle ich mit dem Kopf. »Alles gut. Keine Schmerzen nichts. Aber Sie können gerne nachschauen. Puls müsste ich noch haben.« Der Sanitäter lacht kurz, obwohl mir gerade nicht wirklich zum Lachen zu Mute ist. Ich glaube, solangsam realisiert mein Körper und mein Kopf, was da passiert ist. Ich darf mit in den Rettungswagen steigen und setze mich in den Stuhl, neben der Liege. Da ich eh nur ein T-Shirt trage, kann er mir das Blutdruckgerät einfach umbinden. Mir entfällt der Blick von Nami nicht. Ich erwidere diesen. Warum ist sie denn jetzt stinkig auf mich?

»Kann ich nicht doch einfach gleich zu meinem Hausar...«

»Nein«, unterbricht die Sanitäterin sofort und greift nach ihrem rechten Arm, um das Verband zu kontrollieren. »Wir fahren ins Krankenhaus. Diese Worte können Sie nicht mehr zurücknehmen. Wir sind hier nicht bei UNO und Sie spielen die Reverse-Karte.« Sie wendet sich ihrem Kollegen zu. »Ich frag mal die Krankenhäuser in der Umgebung an.«

»Jo«, gibt der Kollege von sich, während er gespannt auf den Bildschirm blickt. Sauerstoff liegt bei 98 Prozent und ist mehr in Ordnung, nur mein Puls, ist ein bisschen höher - vermutlich, weil ich von den bohrenden Blick von Nami durchlöchert werde und mein Körper Panik bekommt.

»Oh, sind Sie nervös?«, fragt der Sanitäter mich.

»Ein bisschen«, gebe ich zu und werfe Nami einen feixenden Blick zu. Sie kratzt sich nur die Stirn. Mit ihrem Mittelfinger. Nett. Der Sanitäter zieht die Manchette von meinem Oberarm und das die Sauerstoffklammer von meinem Finger, dann verlässt er, ohne ein Wort zu sagen, den Rettungswagen. »Du bist eine Petze.«

»Und wer lügt, kommt in die Hölle«, entgegne ich trocken.

»Ach«, schnaubt Nami. »Dafür hab ich schon längst ein VIP-Ticket.«

»Glaub ich dir aufs Wort. Vielleicht bringt dir Satan höchstpersönlich noch mal die Abstandsregelung bei.«

Nami schaut mich an, als hätte ich ihre gesamte Verwandschaft beleidigt. Sie kreuzigt sich. »Sag das S-Wort nicht in meiner Gegenwart, sonst bekommen wir richtig Probleme und ich habe genügend Abstand zu dir gehalten, Blondie. Burak das Börek hat mich auf dich... hier... gebumst, oder so.«

»Gebumst?«, wiederhole ich. »Du meinst, draufgeschoben?«

»BH wie Unterhose«, sagt Nami gleichgültig und zuckt mit der Schulter.

»Jacke wie Hose, aber gut«, sage ich und erhebe mich von dem eigentlich recht gemütlichen, gepolsterten blauen Stuhl. »Hast du die Nummer, oder deinen Ansprechpartner zufälligerweise in deinem Kopf?«

»Sehe ich so aus?«

»Dann gib mir wenigstens deine Handynummer.«

»Nein. Ich bin verheiratet, oder glaubst du ich trage den Ring, als Dekoelement?« Sie hält mir die Hand mit dem Ring vor die Nase. Unbeeindruckt blicke ich sie an. Deswegen will ich doch nicht die Handynummer, doch irgendwie schon, aber hauptsächlich, wegen der Versicherungen.

»Gott, der Arme. Ich habe Fotos vom Unfall gemacht. Auch für deine Versicherung, sofern du eine hast und das hoffe ich für dich«, murre ich und ziehe mein Handy hervor.

Nami hat es der Sprache verschlagen. »Mein Handy liegt in meiner Handtasche. Das ist im Auto. Ich kenne meine Nummer nicht auswendig. Ist neu.« Sie nimmt die Hand runter und lehnt sich zurück.

»Wenn wir schon mal dabei sind, soll die Polizei auch gleich deinen Ehemann verständigen, dass du ins Krankenhaus musst. Soll ich bescheid geben?«

Sie schüttelt ihren Kopf. »Das mach ich schon. Danke.«

»Du kannst meine Nummer auch gleich blockieren und dann sieht es dein Mann nicht, falls er genauso ein Temperamentbolzen ist, wie du.« Ich blicke zu Nami, die ihre Augen geschlossen und ihre Schläfen reibt. »Soll ich die Klappe halten?«

»Ich bitte dich darum und ich werde meine bessere Hälfte schon alleine anrufen. Ich stehe mindestens genauso sehr auf weibliche Geschlechtsorgane in meinem Gesicht, wie du.«

»Hä?«, frage ich verdutzt. Dann nicke ich anerkennend. »Cool.«

Verheiratet und das noch mit einer Frau. Meine Chancen, wieso malte ich mir überhaupt Chancen aus?-, sind komplett in den Erdkern gekracht. Traurig genug, dass ich mir überhaupt Chancen ausgemalt habe. Was stimmt nicht mit mir? Und warum, warum, muss mein ausgeprägtes Kopfkino, ausgerechnet jetzt die unnötigen Bilder vor meinem inneren Auge abspielen. Weibliche Geschlechtsteile. In. Ihrem. Gesicht. Hm. »Mierda, estás pensando en eso ¿no.« Verdutzt blicke ich auf Nami herunter, die mich verstört anblickt. Meine Wangen fangen Feuer und ich kann absolut nichts dafür, aber vermutlich werde ich gerade so rot wie eine Hela-Gewürzketchup-Flasche. Shit. »Rojo como un tomate.« Nami hält sich die blutverschmierte Hand vor dem Mund und unterdrückt sich ein Grinsen.

»Was ist mit Tomate?«, will ich wissen. »Ich nix sprechen Spanisch.«

Sie rollt die Augen. »Ich hab gesagt, dass du so rot wie eine Tomate bist«, erklärt sie mir und mustert mich komisch. »Eigentlich verlieren die Kerle, denen ich das sage, eher die Gesichtsfarbe, weil das ganze Blut in ihren el miembro schießt.« Das benötigt keine Übersetzung, weil ich mir schon ganz gut vorstellen kann, was sie damit meint. Und dorthin huschen ihre Augen gerade. Ich folge ihrem Blick.

»Ich hab den grande muchacho gut im Griff.« Auch wenn das manchmal echt eine harte Übung ist.

»Herzlichen Glückwunsch«, kommentiert sie trocken und blickt wieder weg. »Haben die Bullen schon die Dashcam ausgewertet?«

Ahnungslos zucke ich mit den Schultern. »Kann ich dir nicht sagen.«

Ihre leicht geschminkten Augen mustern mich wieder. »Du hast außer deinem eh schon kaputten Schädel, echt nichts abbekommen?«

»Nein, nichts. Was ist da eigentlich mit deinem Arm?«

»Das Logo aus dem Lenkrad ist mir entgegengeflogen, als der Airbag aufgesprungen ist. Hätte mich voll im Gesicht erwischt. Hab mein Arm gehoben, weshalb sich das Logo da eingebrannt hat. Dabei hab ich mir die eigene Faust in die Fresse gehauen.«

»Wow.«

»Ja, wow. Besser eine Platzwunde, als ein VW-Logo im Gesicht und das auch noch eingebrannt.«

»Das ist echt Scheiße.«

»No, Scheiße ist das, was aus dem Arsch kommt«, entgegnet sie schmunzelnd. Sie will gerade noch etwas sagen, als die Sanitäterin wieder in den Krankenwagen tritt und eine Handtasche bei sich trägt. »Alles, was sie wollten, befindet sich noch in der Handtasche. Mehr ist nicht im Auto?«

»Nichts mit Wert. Danke.« Nami nimmt die Tasche entgegen und legt sie auf ihren flachen Bauch.

  Die Sanitäterin erkundigt sich noch mal nach ihren und auch meinen Wohlbefinden, da macht sie auch schon Platz für den jüngeren Polizeibeamten. »Wir haben die Dashcam ausgewertet und Ihre Aussage, Frau Rubio bestätigt sich. Der Lieferant hat Sie mit Lichthupe genötigt, während der Telefoniert hat, das bestätigt auch sein Anrufprotokoll. Immerhin haben Sie Abstand zu Hernn Brandt gehalten und sind fein raus, aus der Sache. Möchten Sie eine Strafanzeige gegen den Boten erstatten?«

»Ja.« Nami reibt sich wieder die Schläfen.

»Kommen Sie die Tage bitte auf die Polizeiwache in der Innenstadt damit wir eine Anzeige stellen können. Lassen Sie sich die Verletzungen bitte von einem Arzt protokollieren. Dann werden wir alles in die Wege leiten. Hoffen wir mal, dass sich die Versicherung nicht querstellt und für den Schaden, am Auto und dem Golf aufkommen wird. Die Speicherkarte und die Dashcam, können Sie sich auch die Tage abholen. Ihnen beide alles Gute und tschüss.«

»Danke«, sagen Nami und ich gleichzeitig. Da ist der junge Polizist auch schon aus dem Rettungswagen gesprungen. »So und Sie verschwinden auch noch aus dem Rettungswagen, damit wir Frau Rubio ins Krankenhaus bringen können.« Die Sanitäterin wendet sich abwartend zu mir. »Ich will ihr noch meine Handynummer geben, wegen der Versicherungen.«

»Das haben die Polizisten doch bereits aufgenommen, oder nicht?«

»Ja schon, aber ich wollte ihr nur die Fotos schicken.«

»Wir beeilen uns auch«, sagt Nami und wühlt in der Handtasche herum. Als sie ihr weißes iPhone herauszieht, flucht sie auf. »Hat sich erledigt, mein Akku ist leer.« Sie hält mir das Handy hin und ich sehe wirklich nur noch das rote Emblem, was einem sagt, dass der Akku komplett leer ist.

  Da Nami beim Durchwühlen ihrer Handtasche, einige Sachen rausgefallen sind, greife ich mir einfach ein Kassenbon und den Eyeliner und schreibe ihr meine Nummer auf. »Dann machen wir das so. Mach das am liebsten schnell für die Versicherung fertig.«

Nami bedankt sich. »Klar.« Sie stopft ihre Sachen zurück in die Handtasche.

»Mach's gut, Nami.«

Sie lacht leise auf. »Mach's besser, Smutje Sanji.«

Mein Herz stockt, aber ich muss Grinsen, als ich mich noch mal zu ihr drehe. Sie lächelt mir kurz zu und hält mir den ausgestreckten Daumen hin. Sie weiß, was One Piece ist. Meine Fresse, diese Frau ist dermaßen Heiratsmaterial (hoffentlich) und ich muss sie erstmal ziehen lassen. Was eine Scheiße aber auch.

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