Die Folgen der letzten Expedition

In meiner linken Hand eine rote Rose und mit der rechten eine geballte Faust gebildet lief ich den üblichen Weg durch die Gänge des Krankenhauses Maria, während ich still durch die einzelnen Fenster der Türen sah. Manche haben ihre Jalousie unten, andere haben sie halb offen wodurch ich meine Kameraden sehen konnte.

Armin... welchen jeder als schlauen, blonden Kokosnusskopf kennt und dem man alles anvertrauen kann. Leider sah ich ihn seit der Expedition nicht noch einmal da er sich in seinem Zimmer verschanzte. Er war schon in der Jugendzeit mein bester Freund und hatte schon früher immer Bedenken in allen, weshalb ich ihn auch dieses eine mal nicht Ernst nahm. Hätte ich es doch gemacht...

Mikasa... die beste Kämpferin unseres Jahrgangs und dazu noch meine Adoptivschwester, welche nur dem Aufklärungstrupp beigetreten ist wegen mir. Sie hatte schon immer einen Beschützerinstinkt seit dem Tod meiner Mutter Carla, was mir tierisch auf den Geist ging doch nun missen muss. Sie wurde schwer verletzt und hat kaum noch Überlebenschancen.

Sasha... welche ich zum ersten mal traurig auf die Bettdecke starren sehe. Seit Tagen hat sie nichts mehr gegessen obwohl man sie immer mit einer Kartoffel in der Hand durch die Gänge laufen sah. Sie ist eine liebenswerte Person und war immer fröhlich durch die Gänge Streifen zu sehen.

Connie... welcher seit unserer letzten Expedition noch immer im Koma lag. Er stritt sich immer mit Sasha um Essen, sodass viele aus der 104. Einheit sie schon zu shippen begannen. Ich mit inbegriffen.

Hanji... welche keine Anzeichen mehr von einem Lächeln zeigte und ausdruckslos aus dem Fenster ihres Zimmers sah. Man kannte sie sonst nur als verrückte, hyperaktive Wissenschaftlerin welche mich und Corporal Levi mehr oder weniger zusammen brachte.

Ja... Levi, die letzte Tür vor welcher ich schlussendlich stehen blieb und meine Hand zum Anklopfen bewegte. Doch bevor dies geschah hielt ich inne und bekam plötzliche Zweifel. Was ist wenn er mich nicht mehr sehen will? Er hat alles auf mich gesetzt, genau wie die anderen auch, welche bei der Expedition dabei waren. Doch ich habe sie enttäuscht wie so oft auch, was ich mir leider eingestehen musste. Ich hätte mich zum Titan verwandeln sollen als ich noch die Chance dazu hatte, doch versagte da mich Rainer als gepanzerter Titan davon abhalten musste, indem er mich mit seiner Hand von meinem Pferd schleuderte und ich unsanft auf einen Stein traf, wo ich dann auch liegen blieb.
Nur schwer kann ich mich daran erinnern was danach passierte, denn ich verlor relativ schnell das Bewusstsein und weckte erst im Krankenhaus wieder auf. Mich traf es am wenigsten da ich mich noch immer dank der Titan Kräfte selbst heilen konnte.

Langsam merkte ich die aufkommenden Kopfschmerzen, welche durch die Erinnerungen kamen, weshalb ich sogleich versuchte nicht mehr daran zu denken und atmete einmal tief durch, ehe ich wieder auf die Tür sah hinter welcher mein Freund lag. Ob er mich noch liebt nach all dem was passiert ist? Ich bin Schuld das unsere Kameraden gestorben sind und manche von ihnen nur noch knapp überlebt haben. Doch die Überlebenden haben alle das gleiche mit dem sie ihr Leben lang auskommen müssen, und zwar ihnen geliebte Personen verloren und psychisch hinterbliebene Schäden.

Ymir und Christa fand man schlussendlich in ihren Armen liegend Tod in einer Höhle wo sie sich wohl hin geflüchtet haben mussten. Ihre Hände hatten sie in der Mitte zusammen haltend und nur noch ihre getrockneten Tränen wiesen darauf hin das sie sich bis zum Ende hin liebten.

Sie sind Tod und haben bei den Hinterbliebenen tiefe Wunden gesetzt. Erst als mir das ganze nochmal durch den Kopf ging fiel mir auf wie sehr ich sie doch ins Herz geschlossen habe, selbst Jean, welchen ich immer als Pferdefresse und er mich als Jägerschnitzel beschimpft hatte, fehlte mir. Auch ihn traf es, da man am Ende nur noch seine rechte Körperhälfte als Jean identifizieren konnte. Schlussendlich waren sie doch wie eine Familie für mich.

Ich schüttelte kurz meinen Kopf und überwand mich schlussendlich doch noch dazu zu klopfen und trat wenige Sekunden später ein. Ich blickte in einen weißen Raum welcher auf einer Seite aus Fenster bestand und die anderen einfach nur weiß gehalten waren. Das Zimmer war im allgemeinen nicht besonders geräumig und stellte kaum Platz da, da ich nur einen Nachttisch, einen Schrank, einen Tisch mit 2 Stühlen und ein Bett ausmachen konnte. Mehr hätte nicht reingepasst.

Als ich zu dem Bett sah blickte ich in zwei graue Augen, bzw. eins davon, da er das andere zukniff und die Mitte einer großen Narbe bildete die sein ganzes rechtes Gesicht entlang lief. Er sah mich durch kalte Augen an, ehe er ein kleines Lächeln versuchte zu bilden, was sein Blick nicht ganz erreichte.

Mit langsamen bedachten Schritten lief ich auf sein Bett zu. Sein Blick blieb dabei an mir hängen, egal wie klein die Bewegung auch war. Vorsichtig setzte ich mich auf seine Bettkante und sah wieder in seine Augen. Stumm blickte er auch in meine bis er seinen Blick relativ schnell abwand und leise, kaum merklich ein 'Ich dachte ich hab dich verloren' flüsterte.

Sanft nahm ich seine Hand in meine und holte mit der anderen die Rose hervor. Sein Blick glitt wieder zu mir wo er die Rose geistesabwesend ansah. Verträumt strich ich mit meinen Daumen über seinen Handrücken. Er nahm sie an sich und blickte in meine Augen, während er das andere zukniff.

Es ist meine Schuld das er sein Augenlicht auf der einen Seite verlor. Wegen mir scheint er sich damit zu schämen. Nur wegen mir besitzt er diese Narbe die sein Gesicht von nun an zieren sollte.

,,Es tut mir Leid..." flüsterte ich leise und blickte auf seine Decke, den Tränen nah stehend. Ich mache mir solche Vorwürfe. Hätte ich nicht einfach Handeln können und damit das schlimmste vermeiden können? Ich hätte es bestimmt geschafft! Ich hätte vermeiden können das meine Kameraden gestorben sind, hätte meiden können das die hinterbliebenen trauern... hätte vermeiden können das Levi diese Schäden mit sich tragen muss. Ich hätte ihn beschützen sollen, so wie ein Freund es für den Partnern tun müsste.

Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner Wange, welche sanft darüber strich. Seine Berührungen stimmten mich nur noch trauriger doch hatten gleichzeitig auch etwas Beruhigendes. Das tat er immer wenn ich mal wieder einen Fehler gemacht habe und mir Vorwürfe darüber machte. Es tat gut zu wissen das er trotzdem hinter mir stand, auch wenn ich ihn mit solchen Kleinigkeiten wohl enttäuschte. Er hob mein Kinn leicht an, so, das ich Stumm in sein Gesicht sah. Er schüttelte leicht seinen Kopf und blickte dann wieder zu der Rose. ,,Womit habe ich sie verdient?" fragt er leise. ,,Das ist... eine Entschuldigung" - ,,Für was?" - ,,Dafür das ich als Freund und Hoffnung der Menschheit versagt habe".

Niedergeschlagen ließ er sie auf seinem Bett liegen und widmete sich nun ganz mir. Er legte seine andere Hand, diese er die ganze Zeit über unter der Bettdecke hatte, auf meine und strich sanft darüber ehe er sie zu seinem Gesicht führte und dort einen leichten Kuss drauf gab. Er besaß nur noch zwei Finger und hatte über die anderen drei einen Verband drum. Das er sie unter der Decke versteckte zeigt auch hier das er sich wohl schämte. Schließlich kannte man ihn als den stärksten Kämpfer der Menschheit, als Coparal, als Mann zu denen alle hoch sahen und vor allem als jemand der nie verlor.

,,Es ist nicht deine Schuld. Ich und Erwin hätten dir denn Befehl dazu geben sollen, also ist es wenn schon die Schuld von uns. Du, hast richtig gehandelt, wir nicht." - ,,Aber du sagtest mir doch immer ich solle das wählen-" ,,-was du später am wenigsten bereust. Ja, ich weiß aber in diesen Falle ging es einfach zu schnell als das du deine Entscheidungen hättest abwägen können. Du hast nichts falsch gemacht... Eren"

Wie er meinen Namen sanft durch seine Lippen Rollen ließ gab mir einen Schauer über den Rücken, jedoch waren die Worte davor wohl mehr von Bedeutung.
Ich glaubte ihm nicht, doch versuchte es wenigstens. Vielleicht werde ich ihm bald Glauben schenken so wie es immer ist, aber im Moment glaube ich noch nicht daran. Ich seufzte und sah weiterhin in sein hübsches Gesicht welches Nachdenklich aussah. Ich wusste genau warum ich mich in ihn verliebt habe, und das war nicht nur wegen seinem Aussehen, was mich auch heute noch reizt. Es ist sein rätselhafter Charakter an sich, die Tatsache das ich nie weiß über was er nachdenkt.

Wortlos beugte er sich plötzlich nach vorn, so das ich ihn in meinen Armen hielt. (Bild oben)
Ich legte meine Arme mehr über ihn und legte meinen Kopf auf seinen, während mein Blick stumm auf seinem nun leeren Kopfkissen hing. ,,Über was denkst du nach?" fragte ich ihn schließlich leise und strich ihm über seine Schulter. ,,Hm? Ach... ich hab mich nur gefragt wie es den anderen geht. Sag, wie geht es deinen Kameraden?"

Ich schloss meine Augen und schluckte die aufkommenden Erinnerungen hinunter. ,,Naja, es gibt nicht viel zu sagen. Viele sind leider nicht mehr zu retten gewesen oder sind auf den Weg hier her noch verstorben. Die anderen die es überlebt haben liegen nun auf ihren Zimmern und gehen alle unterschiedlich mit ihrer Trauer um." erzählte ich geknickt und lauschte seinem ruhigen Herzschlag an meiner Brust. Er gab ein verstehendes Brummen von sich. ,,Und deine Adoptivschwester?" - ,,Liegt noch immer unverändert im Koma und wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schaffen" - ,,Und die blonde Kokosnuss?" Ich schnaubte kurz amüsiert und gab ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen zu zeigen. Noch immer hat er sich seinen Namen nicht gemerkt und normalerweise hätte ich ihn nun auch gespielt beleidigt gegen die Schulter geboxt, ehe er mir einen Kuss auf die Lippen gedrückt hätte und ich ihn immer wilder werden lassen hätte. Aber dieses mal nicht... dafür ist die Stimmung einfach zu Niedergeschlagen. ,,Sein Name ist Armin und ich weiß es nicht. Er soll soweit stabil sein und sich auch wieder bewegen können, doch verkriecht sich seit dem in seinem Zimmer und lässt sich von niemanden blicken." - ,,Okay..."

Plötzlich merkte ich leichte Anspannung in ihm und wie er noch bedrückter wirkte. ,,Und... was ist mit Hanji... und Erwin?" fragte er leise. Ich stoppte mit streicheln und ließ meine Arme sanft nach unten fallen. Er entfernte sich leicht von mir und musterte mein Gesicht genaustens. ,,Eren bitte... erzähl mir was los ist oder ich schaue sel-" - ,,Nein!" unterbrach ich ihn schon fast mit meiner zu laut werdenden Stimme. Er zuckte kurz unmerklich zusammen und sah mich verunsichert an. ,,'tschuldigung..." nuschelte ich leise und zog ihn wieder in meine Arme wo ich anfing ihn weiter die Schulter zu streicheln.

Ob er es vertragen wird?

Ich seufzte ehe ich ihm meine Antwort jedoch trotzdem gab. ,,Hanji geht es nicht sonderlich gut. Sie hat kein einziges mal mehr gelächelt, geschweige denn nur ein Wort über ihre Lippen gelassen. Sie schaut einfach nur Stumm aus dem Fenster und verweigert jegliche Konversationen und das Essen allgemein. Wenn sie so weiter macht wird man ihr eine Sonde legen müssen." erklärte ich ihm vorsichtig ihren Zustand. ,,U-und Erwin...?" haucht er gebrochen. Ich schwieg kurz ehe ich seinen Kopf weiter an meine Brust drückte und ich ein leises ,,Tut mir Leid" murmelte.

Er verkrampfte sich und krallte sich mit seinen Händen leicht in mein Shirt. Sein Körper fing an zu beben und ich legte meine Hand auf seinen Hinterkopf als ich ihn leicht hin und her wippte. Auch hier versuchte er es, so gut es ihm nun mal in der Verfassung geling, ihm nichts anmerken zu lassen, was seine Trauer auch nur Preis geben könnte. Doch auch wenn er es noch so gut zu verstecken versuchte würde es ihm bei mir nicht gelingen. Ich hauchte immer wieder ein leises 'Shh...' und strich über seinen Undercut was ihn langsam zu beruhigen schien und sein leises schniffen abebben ließ.

-

Mittlerweile lag ich auf seinem Bett mit Levi an meine Brust gekuschelt. Noch immer zitterte er leicht doch hat sich zu vorhin schon um einiges beruhigt. Wortlos schauten wir aus seinem Fenster ehe er zu reden anfing. ,,Eren?" flüsterte er leise, worauf ich ein leises brummen von mir gab. ,,Versprich mir das du mich nicht auch allein lassen wirst" bat er mich vorsichtig, worauf hin ich schwieg. Wie soll ich ihm etwas versprechen was ich nicht mit Sicherheit halten konnte?

Er stützte sich leicht auf meiner Brust ab und sah mir bittend in meine Augen. Zum ersten mal sah ich sein Auge welches zuvor genau so Grau wie sein anderes strahlte und nun Milchweiß war. Ich legte meine Hand auf seine Wange wo die Narbe nur wenige Zentimeter von entfernt ist. Verträumt blickte ich ihn an. Er ist nach wie vor Wunderschön.

,,Versprech es mir..." hauchte er Kraftlos. Ich hasse es ihn so zu sehen. Es deprimiert mich.
,,Ich Verspreche es dir, solange wie dein Herz schlägt werde ich an deiner Seite bleiben" sprach ich worauf er ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen bilden konnte. ,,Danke" hauchte er gegen meine Lippen und küsste mich daraufhin leicht was ich erwiderte.

,,Levi, ich liebe dich" - ,,Ich dich auch"

~2019 Wörter
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Passend zu 2019 sind hier die 2019 Wörter hehe. Unbeabsichtigt.


Ich hoffe euch hat der kleine OneShot gefallen, mich selber stimmt er ziemlich traurig doch ich hatte irgendwie gerade den Drang sowas zu schreiben.

Ich hoffe er hat euch wenigstens gefallen, auch wenn ich ihn nicht unbedingt so Gut geschrieben habe.
-Lev ♡

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