Das Geständnis

Ich verschluckte mich an der viel zu heißen, bitteren Brühe, die es wagte sich Kaffee zu nennen. Ich dachte, ich hätte mich gerade für alles entschuldigt, den Selbstmordversuch mit eingeschlossen. Ich dachte, wir müssten jetzt nicht mehr darüber reden und könnten endlich das Thema wechseln.

,,Ich ähm... ich habe mich doch schon entschuldigt, ich weiß doch, dass es nicht richtig war, ich dachte vielleicht, wir könnten jetzt über etwas anderes sprechen... ich kann im Moment noch nicht so offen darüber reden." Stammelte ich. ,,Ja, ich meine du hast gesagt, dass dir das mit dem... Zeug leid tut, aber was ist mit deinem Arm passiert? Hast du dich irgendwie verletzt durch die Drogen? Oder... schlimmer?" Ich sah sie erschrocken an und bemerkte, dass sie keine Ahnung hatte, oder es zumindest vorgab, um es aus meinem Mund zu hören.

,,Das meinte ich auch, aber damit meinte ich auch..." Sie zog fragend eine Augenbraue hoch. ,,Was meinst du auch...?", fragte sie mit zittriger Stimme, Angst vor dem, was ich sagen würde, Angst, weil sie diese schlimme Vorahnung hatte. ,,Ich wollte es dir nicht per Whats App mitteilen, das wäre komisch gewesen...", begann ich. ,,Letzten Sommer... Ich hatte zu viel..." Es war noch schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte, es ihr zu sagen. ,,Ich habe versucht mich umzubringen und ich kann es nicht mehr rückgängig machen...", hauchte ich, doch wenigstens ging es mir über die Lippen. Erschrocken ließ sie die Kuchengabel auf den Teller fallen, ihre riesigen Augen wurden glasig und füllten sich mit bitteren Tränen. ,,Wieso hast du das getan? Du bist noch immer meine beste Freundin, was soll ich denn ohne dich tun?! Ich habe es geahnt, aber sowas würdest du doch nicht machen... Sag mir, dass das nicht wahr ist!"

,,Tracey, bitte weine nicht, alles ist gut und ich gehe nicht. Bitte weine nicht, das macht mich fertig", flüsterte ich, während ich die Tränen zurückhielt. Ich nahm ihre zitternde, kreidebleiche Hand, doch sie riss sich sofort wieder von mir los. ,,Nein, hör auf, ich kann das nicht!", schluchzte sie und ihre Augen wanderten panisch umher. In meinem Hals bildete sich ein Kloß und eine Träne kullerte über meine Wange, die ich sofort wegwischte und mich ermahnte, mich zusammenzureißen. Solche Gefühle hatte ich ewig nicht gehabt, ich hatte gedacht, völlig gefühlskalt geworden zu sein, doch so war es allem Anschein nach nicht. ,,Wann... wann wolltest du mir das sagen? Hätte ich es erst erfahren, wenn ich zu deiner Beerdigung eingeladen werden würde?" Ich schluckte bei dem Gedanken und versuchte, mich nicht wieder an alles zu erinnern. Inzwischen stand Tracey vor mir, ich saß noch immer, starrte sie an, während sie diejenige war, die dieses Mal ausflippte. Die Leute im Café sahen uns mit ihren sensationsgeilen Blicken an, als würde endlich mal wieder etwas Spannendes in ihrem einsamen Leben passieren. ,,Bitte setz dich, ich will es dir erklären...", versuchte ich sie vergebens zu beruhigen. ,,Nein! Ich will es gar nicht erst hören! Gott! Wie konntest du mir das antun!?", schrie sie mich weinend an. ,,Wieso hast du mich nicht angerufen, als es dir schlecht ging?", fügte sie schluchzend hinzu, doch es ließ mich kalt, nicht, weil ich sie nicht mehr mochte, sondern, weil ich kalt geworden war. Die Tränen vorhin waren ein Ausrutscher gewesen, eine Imitation menschlicher Emotionen. Ich wollte mich rechtfertigen, dass sie mich sitzengelassen hatte, als ich sie am meisten gebraucht hatte und ich sie nicht einfach hätte anrufen können. 

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