9. Kapitel - The day after
Wach wurde ich von hellem Sonnenlicht, das durch die weißen, zu meinem Unglück transparenten, Vorhänge schien. Verschlafen versuchte ich die Augen zu öffnen, mich panisch zu orientieren, bis ich mich erinnerte.
Kurz hoffte ich fast, einen Kater oder einen schlechten Traum vorzufinden, doch nichts davon erreichte mich. Es war mein Wille, ja, aber jetzt kamen deutliche Zweifel in mir auf, während ich zu der ruhig atmenden Gestalt neben mir sah und seufzte, mich etwas aufsetzte, um meinen Kreislauf wenigstens etwas in Gang zu bringen, auch wenn ein Rückzug nicht in naher Zukunft eine Option zu sein schien.
Meine Oberschenkel schmerzten etwas und auch vereinzelte Stellen an meinem Körper, doch je länger ich diese Nacht, ja wenn nicht sogar eher Abend, Revue passieren ließ, desto mehr entspannte ich mich, genoss die Erinnerung, die ein warmes Gefühl in meiner Magengegend auslöste und mich schließlich doch mit einem zärtlichen Lächeln zu ihm sehen ließen.
"Ich liebe es, wenn du lächelst", sprach seine raue Stimme voller Ehrlichkeit zu mir, ließ mich kurz die Luft anhalten, ehe ich aufatmete, mir unsicher durch die schwarzen Haare fuhr, um schließlich nach meiner Brille zu tasten, da ich schon eine Weile nur noch Sachen sah, die in meiner Nähe stattfanden.
Für einen Moment trafen sich unsere Blicke daraufhin und obwohl ich das ganze erst als einmalige Sachen abtun wollte, konnte ich es nicht. Es war mir nicht möglich, diese Erinnerung und die daraus resultierenden Gefühle einfach zu verdrängen. Langsam lehnte ich mich zu ihm vor, konnte die Verwirrung in seinem Gesicht sehen, ehe ich vorsichtig meine Lippen auf seine legte. Es war eine Entscheidung, die mir ewig nachstehen würde, doch ich hoffte, dass es diesmal auf eine weitaus positivere Weise wäre.
Still sah ich ihn mehrere Momente an, ehe ich die Decke um meinen Körper schlang, um schließlich aufzustehen. "Ist dort das Bad?", hatte ich leise gefragt, schließlich auch ein Nicken bekommen, worauf ich in der Räumlichkeit verschwand. Eine Dusche würde sicherlich meinen Kopf von all diesen überfordernden Gedanken räumen. Dass ich allerdings gar nicht so schlecht, wie bisher angenommen, darin war, dem anderen ebenfalls den Kopf zu verdrehen, ahnte ich nicht. Ich hatte ihn als impulsiven Freigeist kennengelernt, der durchaus zur eigenen Verwirrung neigte, weswegen ich seine Irritation nicht nachträglich hinterfragt hatte.
Das lauwarme Wasser bedeckte meinen Körper, entlockte mir ein leises Keuchen, während ich mich der Wärme nur zu gerne entgegenstreckte. Es fühlte sich wohlig an, wie das Wasser meine bleiche Haut berührte, meine Haare durchnässte. Wieder sah ich nur die Hälfte von dem, was ich gerne wahrgenommen hätte, doch daran hielt ich mich momentan nicht weitaus länger auf. Stattdessen war die Wohltat einer Dusche nach all diesem Stress weitaus wichtiger zu erachten.
Schließlich ergriff ich die Flasche mit dem Duschgel, die erstaunlich edel verziert war, ehe ich an mir hinab blickte. Erschöpft stieß ich die Luft aus. In diesem Aspekt hatte er sich in dieser langen Zeit keineswegs verändert. Mein Körper war ein reines Kunstwerk mit allerlei Farben und Formen. Da brauchte ich mich nicht wundern, dass mir alles weh tat, wenn er mich so demoliert hinterließ.
Mit mir selbst hinter den beschlagenen Glasscheiben zurückgelassen, begann ich die flüssige Seife auf meinem Körper zu verteilen, musste zugeben, dass mir der Geruch seines Duschgels unheimlich gut gefiel, roch es doch leicht nach den Nadelwäldern, in denen ich so gerne spazieren ging. Feuchtes Moos schien meine Nase zu umhüllen und ein wenig lief ich rot an, bei dem Gedanken an den Älteren.
Schlussendlich hatte ich auch keine Ahnung, wie viel Zeit ich mit dem Wasser, mir selbst und den Gerüchen verbracht hatte, als ich vorsichtig wieder in das Zimmer trat, das Handtuch um meinen Körper enger zog. Doch recht schnell stellte ich fest, dass niemand hier war, was mich tatsächlich etwas lockerer werden ließ, obwohl es mich wohl eher verunsichern sollte.
Schnell hatte ich die Decke zurück auf das Bett geräumt, ehe ich mich ein wenig umsah, einen Blick aus dem Fenster warf und schließlich davor verharrte, die unglaubliche Aussicht durch Geäst, fliegende Personen und über den Ozean hinweg einen Moment einfach auf mich wirken ließ. Verdammt, wieso hatte er mir hiervon nie etwas erzählt? Das konnte nicht fair sein... Wir waren nicht nur gut befreundet, sondern zwischenzeitlich auch ein Paar gewesen. Ob Kuroo davon wusste?
Doch bevor ich meine Gedankengänge weiterführen konnte, legte sich auch schon eine warme Hand auf meine Schulter, ließ mich aufblicken. "Ich hab dir etwas zum Anziehen mitgebracht", hauchte er leise in mein Ohr, was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Schwer schluckte ich, nickte rasch. "Weiß Kuroo hiervon?", platzte es gleich darauf fast ein wenig plump aus mir, blickte zu ihm, während ich mich der Kleidung zuwendete.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie der geringfügig Ältere sich schnaubend auf das Bett setzte, -mittlerweile war er ja glücklicherweise wieder bekleidet- und dann seine goldenen Augen wieder auf mich richtete. "Kuroo ist ein Dämon. Also ja. Ja, er wusste es."
Unzufrieden knirschte ich mit den Zähnen, warf ihm einen gereizten Blick zu, während ich versuchte mich außerhalb seines Blickes wieder zu bekleiden, was gar nicht so einfach war. Ganz davon abgesehen, dass die Kleidung verhältnismäßig... luftig war. Die goldenen Ketten kitzelten immer wieder meinen Rücken, ließen mich in ein unangenehmes Hohlkreuz geraten, ehe ich mich ebenfalls auf das Bett setzte. Bokuto reichte mir einen Teller mit Broten, die ich mir leise brummend einverleibte. Dass Kuroo es wusste und ich nicht, störte mich weiterhin, war etwas, dass mir deutlich gegen den Strich ging.
So saßen wir eine ganze Zeit lang einfach schweigend auf dem Bett, sahen uns hin und wieder an, blickten wieder woanders hin, ehe das einstige Ass der Fukurodani sich erhob, mir eine Hand reichte. "Lass mich dir etwas zeigen", bat er also, weswegen ich misstrauisch einwilligte.
So wurde ich auch schon aus dem Zimmer geführt, spürte immer wieder, wie die kalten Ketten sich an meinen Körper schmiegten, fürchtete, dass der wenige Stoff verrutscht war. Wortlos tappte ich neben dem anderen her, durch die langen, eindrucksvollen Gänge. Wie hielt er das nur in dieser Kleidung aus? Doch viel wichtiger war die Frage, wo zum Teufel er mich hinbrachte?
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