4. Kapitel - Liberty

"Jetzt geh ins Bad und wärm dich bitte auf. Ich bring dir gleich frische Kleidung", meinte er schließlich sanft, legte mir eine Hand auf die Schulter, blickte mich ernst an. Dennoch hatte ich irgendwie das Gefühl, dass er womöglich gleich erstmal das ganze Wasser aufwischen würde, denn so kannte ich den Schwarzhaarigen eben. Somit hatte ich ihm schon wieder unnötige Arbeit beschert...

Mit noch immer beschwertem Herz, war ich schnell in das Badezimmer getapst und ließ mir ein Bad ein, da ich es für die beste Möglichkeit hielt, meinen Körper wieder aufzuheizen. Eine heiße Dusche half zwar auch effektiv, aber meiner Meinung nach, konnte nichts ein langes, kochend heißes Bad toppen. Stumm hatte ich es mir erlaubt einen der vielen Badezusätze hinzuzufügen, welcher einen zarten Zedern-Duft in dem kleinen Raum verteilte. Währenddessen schälte ich mich aus dem nassen Sweatshirt und musste zugeben, dass es ziemlich unangenehm war, wenn die Kleidung so klebte. Plötzlich ging die Tür auf und ich erblickte den Kleineren vor mir. Sein Gesicht errötete etwas, ehe er die Kleidung im Waschbecken ablegte und schüchtern zur Seite sah. "Entschuldige. Ich dachte du wärst noch bekleidet", nuschelte er, schien zu erschaudern und wendete sich ab, um wieder zu gehen. "Schon okay.. Du k-", ich stockte. Kurz war ich wieder in der Vergangenheit gewesen, in welcher ich noch mit ihm in einer Beziehung war, wollte ihn dazu einladen, zu schauen gar zu bleiben. "Vergiss es. Entschuldige", stotterte ich schnell und drehte mich nun auch von ihm weg. Die Tür schloss sich also wieder. Langsam zog ich auch meine restliche Kleidung aus, die meinen Körper mittlerweile vollständig durchgefroren hatte. Mit noch blasser Haut und einem leichten Zittern, stieg ich langsam in das angenehm warme Wasser, welches einladend dampfte. Genussvoll sank ich in dem trüben Gewässer ein, ehe ich die Augen schloss. Es war so schön warm, spendete meinem gesamten, ausgekühlten Körper ausreichend Wärme. Ich hätte ewig darin verweilen könne, auch wenn ich darauf achten musste, damit ich nicht einschlief.

Als ich nach sicherlich einer Stunde aus der Badewanne gestiegen war, hatte ich mich abgetrocknet und die Kleidung mit langsamen Bewegungen angezogen, um nun langsam wieder ins Wohnzimmer zu tapsen, wo Akaashi mich mit seinen grauen Augen ansah. Langsam setzte ich mich auf das Sofa und lauschte dem Geräusch des Regens, welchen man durch das gekippte Fenster hören konnte. Akaashi tat dies scheinbar auch nebenbei, denn er las zugleich noch ein älteres Buch. Vorsichtig rutschte ich näher an ihn, um zu begutachten, was er dort las. Mit neugierigem Blick beäugte ich die kleinen Buchstaben, doch konnte absolut nicht nachvollziehen, um was es ging. Na ja, eigentlich auch logisch, wenn man eine Seite vollends aus dem Kontext gerissen war. "Um was geht es?" "Verlorene Liebe", antwortete er schnell und blätterte um. "Inwiefern?" "Sie erwidert seine Gefühle nicht und er versucht ihr Herz zu erobern", erklärte er nun etwas detaillierter und sah in meine Augen, "Warum fragst du?" "Weil es mich eben interessiert, wofür du dich interessierst", meinte ich schulterzuckend und lehnte mich wieder mehr zurück, ehe ich gähnend in die Polster der Couch sank. Ich konnte nicht leugnen, dass mich der grobe Inhalt der Geschichte an uns erinnerte. Dennoch sagte ich nichts weiter dazu und schloss langsam meine Augen, mich der Müdigkeit hinzugeben. Das Plätschern des Regens und der ruhige Atem des Schwarzhaarigen entspannte mich mit der Zeit immer mehr, sodass es nicht besonders lange dauerte bis ich eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen wurde ich schließlich recht früh für meine Verhältnisse wieder wach. Still sah ich aus dem Fenster, wo das helle Tageslicht hereinschien, ehe ich einen Schatten bemerkte und beobachten konnte, wie er mit ruhiger Hand die Eulen versorgte. Meine Augen nur auf ihn gerichtet, schlich sich langsam ein zaghaftes Lächeln auf meine Lippen. "Akaashi...", stellte ich leise fest, während ich begann mich langsam aufzurichten, noch immer sehr schlaftrunken. Vielleicht wäre es heute an der Zeit, sein so trübes Leben etwas aufzufrischen.

(P.o.V. Keiji Akaashi)

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Ältere bereits wach war, allerdings versuchte ich mir das nicht anmerken zu lassen. Doch ich befürchtete, dass er es bereits gemerkt hatte. Stumm sah ich zu ihm, panisch, dass er mich wieder auf unangenehme Themen ansprechen könnte. "Ja, Bokuto-San?", hakte ich also nach und trat etwas an ihn heran, hoffend, dass alles so friedlich blieb. "Ich möchte dir heute etwas zeigen", meinte er voller Stolz, was mein Herz springen ließ, auch wenn es zugegebenermaßen etwas Zweideutig in meinen Ohren klang. Zur Not könnte ich in immer noch herauswerfen, redete ich mir schnell ein. Mit trockenem Mund, nickte ich nur schlicht, ehe ich dann wortlos in die Küche ging, mir ein Brot machte und etwas Wasser in ein Glas füllte. Was er mir wohl präsentieren wollte...? Leicht erschauderte ich bei dem Gedanken, was ich dem Älteren alles zutrauen würde und hoffte einfach, dass ich lebend aus dieser Sache wieder rauskam.

So zog der Morgen mehr oder minder an mir vorbei, bis ich schließlich von dem ehemaligen Teamkapitän mitgezogen wurde. Der kalte Fliesenboden im Treppenhaus unter meinen nackten Füßen ließ mich erzittern. Dennoch blieben all die Fragen, die sich mir stellten, immer mehr in meinem Hals stecken, bis wir dann tatsächlich auf dem Dach des Hochhauses standen. Der kalte Wind wehte uns um die Ohren, weshalb ich mich aus Reflex an ihn klammerte. Sein Körper strahlte noch immer die gleiche Wärme aus, wie früher. Mein Inneres zog sich zusammen, bis etwas Weiches mich sanft näher an ihn schob. Verwirrt sah ich nach oben in sein breit lächelndes Gesicht, bis ich die riesigen Federschwingen vernahm. "Ich hab doch gesagt, ich war die Eule", meinte er leise. Seine Hand strich über meine ausgekühlte Wange. "Du bist bestimmt noch nie geflogen." "Doch natürlich, mit dem Flug-", ich verstummte, als ich realisierte, was er sagen wollte, doch bevor ich ihn überhaupt davon abhalten konnte, sprintete der Grauhaarige bereits los, hatte mich einfach hochgehoben, als wäre ich eine kleine Feder, die er mit sich nahm. "B-Bokuto! N-Nicht!", schrie ich stotternd vor Angst. Wollte er uns wirklich umbringen?! Aus Furcht den Abgrund kurz vor dem Aufprall zu sehen, hatte ich verängstigt die Augen geschlossen und den Kopf an seiner Brust vergraben. Auf einmal fühlte seine Nähe sich wieder so vertraut an...

Als hätten wir nie gestritten.

Als würde ich ihn nicht hassen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top