2. Kapitel - The past
Von einem lauten Türknall schreckte ich hoch. Verwirrt versuchte ich die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen, doch spontan sah ich nichts Passendes. Immer noch irritiert lief ich eine Runde durch die Wohnung. Niemand war dort, außer den Eulen. Vielleicht war es die Haustür und Akaashi hatte gerade erst das Haus verlassen. Ich seufzte deprimiert auf. Mir aus dem Weg zu gehen war doch auf Dauer auch keine Lösung.. oder? Verschwinden konnte ich wiederum auch nicht. Denn ich war nicht grundlos durch die Gegend geflogen. Mein Vater wollte, dass ich eine geeignete Gefährtin finden sollte, davor durfte ich nicht mehr aufkreuzen, ansonsten würde ich vermutlich meinen Kopf rollen sehen. Diese "Gefährtin" war in diesem Fall ein "Gefährte" und sein Name lautete Keiji Akaashi.
Schnaubend fiel ich wieder auf die Couch, als eine der Eulen mich an krächzte. Aufmerksam sah ich das gefiederte Wesen an. Eher schleichend, als gehend, bewegte ich mich auf die Schleiereule zu. Mein knurrender Magen hielt allerdings davon ab, noch etwas zu tun, also kochte ich mir etwas Zusammengewürfeltes, um meinen leeren Magen zu füllen. Sobald ich gegessen hatte und die Zeit mittlerweile vollkommen aus den Augen verloren hatte, begab ich mich wieder zu der Eule. Ihre großen schwarzen Knopfaugen sahen mich aufmerksam an. Vorsichtig öffnete ich den Käfig, um den "gefährlichen" Raubvogel auf den Arm zu nehmen.
Komplett in meinem Gespräch mit dem Federvieh vertieft, bemerkte ich nicht Mal wie Akaashi den Raum betrat. "Was zur Hölle machst du da!?", brüllte er, zog einen Lederhandschuh an und setzte das Getier wieder zurück in den Käfig. Perplex sah ich ihn an. "Warum der Handschuh?", brachte ich nur langsam hervor. "Damit ich mich nicht verletzte, so wie du!", er deutete auf meinen Arm, um darauf kurz im Badezimmer zu verschwinden. Sein eleganter Körper fiel neben mir auf die Couch. Ich zischte auf, als er begann die Wunde zu desinfizieren. Bedrücktes Schweigen herrschte, weshalb ich den Moment nutzte, um sein Gesicht zu mustern. Er hatte sich nicht stark verändert, trug nun aber weite Augenringe unter den Augen und war vielleicht etwas blasser geworden. "Au hau mir doch nicht drauf!", jammerte ich und rieb über das Pflaster, welches er gerade auf meinen Arm gedrückt hatte. "Jetzt hab dich nicht so", seufzte er augenrollend, "Immerhin muss die Salbe irgendwie drauf bleiben." Kurzzeitig verlor ich mich in seinen graublauen Augen. Ob er immer noch wütend wegen damals war? Ich hatte damals mehr als nur einmal was mit Kuroo, wo er einmal eingestiegen war, was danach irgendwie ausgeartet war und er mich vor dem Team zusammengeschrien hatte. Genau genommen, war das am Ende meines letzten Schuljahres, weshalb ich der Erinnerung immer noch nachhing.
"Bokuto ich rede mit dir!", holte er mich schlagartig aus meinen Gedanken, weshalb ich ihn verwirrt blinzelnd ansah. „E-Entschuldige, Akaashi", nuschelte ich, versuchend die Gedanken zu verdrängen. Doch sie waren noch immer wie Schnüre die mir langsam, aber sicher die Luft abschneiden würden und mich in einen unheilvollen Tod zogen. Kurz schien auch er mich zu mustern. „Was ist es, Bokuto-san?", erkundigte er sich mit sanfter Stimme. Mein Herz schlug höher. Nur mit Mühe konnte ich es vermeiden meinen Emotionen nicht zu erliegen.
„Bist du noch wütend..? Wegen.. Wegen damals?"
Seine Hand fuhr in seine schwarzen Haare, während ein Seufzen seinen Lippen entwich. „Nein..", gab er leise nach, „Ich hab dir zwar nicht wirklich vergeben, aber ich hab damit abgeschlossen.. Schon vor einem Jahr.. Aber du hast nicht mehr auf meine Nachrichten reagiert", sprach er frei heraus und blickte schon eher traurig auf seine Füße. Unsicher legte ich eine Hand auf seine Schulter. „Und jetzt wo ich mitten im Leben stehe, tauchst du plötzlich auf, noch immer so wie fr-", weiter ließ ich ihn nicht kommen, indem ich reflexartig meine Lippen auf die seinen legte. Vorsichtig schob mich seine zarte Hand weg. Auf seinen Wangen lag ein Rotschimmer, während er seine Brille langsam vom Wohnzimmertisch nahm und diese aufsetzte. Er blies etwas Luft aus, ging zu den Fenstern und öffnete dieses. "Bokuto, ich kann das nicht. Du kennst die Beweggründe sicher, denn es sind dieselben wie damals. Ich habe mich verändert und genau aus diesem Grund bist du wie eine wildfremde Person für mich", erklärte er ruhig, aber noch abweisend genug, dass es schmerzte. Beschämt, starrte ich auf den Boden. "E-Entschuldige.. Akaashi.. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist.. Mir steht alles zu Kopf, ich sollte vielleicht etwas an die frische Luft", faselte ich irgendwelches wirres Zeug vor mich her, ehe ich schnell aufstand und ohne Schuhe das Haus verließ.
Meine Brust zog sich immer wieder fest zusammen. Der Schmerz der letzten Jahre durchzuckte mich wieder. Ich konnte noch immer nicht ganz wahrhaben, dass ich so fremd für ihn war. Andererseits war ich auch selber schuld. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare, schüttelte mich etwas, als eine kalte Herbstböe aufkam. "Was ein scheiss Wetter", fluchte ich leise, irrte etwas umher, ehe ich den Park fand und mich auf einer Bank niederließ. Still starrte ich in den bewölkten Himmel, ehe mir der erste Regentropfen auf die Nase fiel. Es brauchte einige Sekunden, bis ich realisierte was passieren würde, doch da war es schon zu spät. Der Regenschauer türmte sich mehr und mehr zu einem wahrlichen Sturm auf. Ständig peitschten mir die Tropfen ins Gesicht. Ich hatte das Gefühl, das keine einzige Stelle an meinem Körper mehr trocken war. Wie versteinert saß ich da, ehe ich es endlich schaffte auf meine Beine zu kommen. Allerdings kannte ich keineswegs den Weg, ja nicht mal bei der Richtung war ich mir so wirklich sicher. Also suchte ich mir nach Möglichkeit eine trockene Stelle, doch hatte ich schon so lange gebraucht in Bewegung zu kommen, dass man vor Regen kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Normalerweise hatte man das Problem eher mit Nebel, doch diesmal war es eben der Regen. Überall waren Millionen von Tropfen. Mein Orientierungssinn versagte vollständig und so orientierte ich mich am Licht, ging einfach zu der nächstbesten Straßenlaterne und hoffte das Beste. Sicherlich sah ich für die meisten eher so aus, als wäre ich gerade aus der Psychiatrie ausgebrochen, schließlich sah man nicht jeden Tag jemanden barfuß auf dem Asphalt im größten Sturm stehen, doch das war mir ziemlich egal, denn ändern tat es meine Situation auch nicht.
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