1. Kapitel - Return
Die schwarzen Haare hingen mir im Gesicht. Es war etwas mehr als ein Jahr her, dass ich das letzte Mal in dem großen Schulgebäude war oder den anderen beim Spielen zugesehen hatte. Bitter seufzte ich auf. Es störte mich nicht, dass ich sie nicht wiedergesehen hatte. Allerdings versuchte ich Kontakt zu den Drittklässlern und meinen Kameraden zu halten. Es funktionierte größtenteils... Nur von Bokuto hatte ich seit sicherlich einem Jahr keinen Ton mehr gehört. Es verletzte mich. Ich dachte wirklich, dass ich einen wahren Freund in ihm gefunden hatte. Mittlerweile arbeitete ich in einer Falknerei. Es war ein sehr entspannter Beruf und ich hatte sogar drei Pflegefälle bei mir aufgenommen. Anders als die meisten dachten, waren es keine Falken... keine Adler... es waren Eulen. Aber sie waren wundervoll... Eine erinnerte mich sogar an Bokuto und das nicht nur wegen der seltsamen Friese, sondern auch wegen dem Verhalten.
Meine Füße trugen mich in meine Wohnung und gerade so bis zur Couch. Eben genannte Eule begann sofort die gewöhnlichen Laute von sich zu geben. Es war immer so. Sobald ich auch nur in der Nähe dieser Kreatur war, begann sie zu 'hooten' wie ich es benannt hatte. Etwas genervt sah ich zu dem Geschöpf, aber ließ mich dann doch dazu überreden, aufzustehen und ihn zu mir zu nehmen. Nun saß ich mit einer Eule und einer guten Serie auf dem Sofa, während alles andere Schlief. Ich war gerade am Eindösen, da hatte ich das Gefühl, dass die Eule schwerer, aber sogleich auch größer geworden war. Als ich meine Augen dann aber öffnete, saß dort nur die Eule, die mich mit ihren goldenen Augen anblickte. Ich sollte vielleicht wirklich mehr schlafen und weniger arbeiten... Vorsichtig kraulte ich den flauschigen Kopf. Das Federvieh schloss die Augen und schmiegte sich an meine Hand. Gähnend wollte ich ihn anheben und in seinen Käfig tun, doch er rannte über meinen Arm, um sich schließlich auf meiner Schulter niederzulassen. Genervt trottete ich samt Vogel in mein Schlafzimmer, wo ich mich aus meiner Kleidung schälte. In einer lockeren Unterhose fiel ich wie Tod auf die weiche Matratze. Ich bemerkte gar nicht mehr, wie sich der seltsame Vogel an mir niederließ und ebenfalls einschlief.
(P.o.V. Koutarou Bokuto)
Ich hatte am Vortag wirklich noch mal Glück gehabt. Jetzt wo er vergessen hatte, mich in meinen Käfig zu setzen, konnte ich mir die Wohnung endlich mal ansehen. Ich trug noch immer die adlige Kleidung, welche man mir an dem Morgen gab. Doch ich war in starke Turbulenzen geraten und so kam es, dass ich nichts tun konnte, außer zu warten, dass jemand die Eule mit dem gebrochenen Flügel fand. Wer hätte gedacht, dass ich dann auch noch bei meinem alten Teamkameraden Akaashi landete? Gähnend streckte ich meine eingerosteten Knochen. Ich war am Verhungern, also ging ich in die Küche und entschied mich, etwas Speck anzubraten. Es war ungewohnt wieder in einem menschlichen Körper umherzulaufen. Ob meine schwarzhaarige Teenagerliebe mich wohl wiedererkennen würde? Ob er mich überhaupt noch akzeptierte? Den Kopf schüttend nahm ich einen Teller aus dem Schrank, wo ich mein Essen ablegte. Fröhlich ließ ich mich auf einem der Stühle nieder, wo ich begann den Speck hinabzuschlingen. Immer wieder klimperten die goldenen Anhängsel an meiner Kleidung. Als ich dann genervt mein Haupt rüttelte und schüttelte, wurde das Geklimper nur noch lauter. Ein letztes Mal streckte ich mich und trabte in die Küche, wo ich begann mein Geschirr abzuspülen, immerhin wollte ich keine Spuren hinterlassen.
Mein Körper ließ sich auf der schwarzen Couch nieder, wo ich mich dann durch das Fernsehprogramm schaltete. Es kam eine Dokumentation über die wilde Natur Asiens, weshalb ich es einfach laufen ließ. Nach kurzer Zeit hing ich kopfüber auf dem Sofa. Mein Blick war starr auf die Doku gerichtet, während der Kerl irgendetwas über Käfer erzählte. Ohne das ich es merkte wurden meine Augenlider immer schwerer, doch das Blut lief mir in den Kopf, weshalb ich mich kurzerhand auf die Seite legte. Mit müden Augen versuchte ich dem Geschehen auf dem Bildschirm zu folgen. Was Akaashi wohl machte?
"Bokuto-san", wisperte eine leise Stimme neben mir. Ich spürte, wie sich ein leichter Körper neben mir senkte. Langsam öffnete ich die Augen wieder. Der Fernseher war ausgeschaltet und als ich mich etwas orientierte, blieb mein Blick an den matten grauen Augen hängen. "Du bist wach...", stellte er gleichgültig fest und erhob sich wortlos. "Ich weiß ja nicht was du hier willst, wie du hier hereingekommen bist, was du mit der Eule gemacht hast und was du da trägst, aber schön, dass du nach einem Jahr auch mal ein Lebenszeichen von dir gibst", knurrte er. In seinen Augen spiegelte sich Schmerz und Trauer. "Akaashi-kun..", murmelte ich entsetzt, da ich nicht wirklich wusste, was ich dazu jetzt sagen sollte. Ich musterte ihn. Er trug einen schlichten, schwarzen Blazer und darunter ein weißes Hemd. Ich wusste nicht warum, aber ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „E-Es tut mir leid... aber... du musst meine Welt verstehen...", meinte ich. Meine Augen suchten seine Aufmerksamkeit. "Tch.. deine Welt verstehen... Wenn du einen Schlafplatz brauchst, okay, aber mehr als meine Couch und mein Essen biete ich dir nicht", fauchte er, um dann mehr als wütend in seinem Schlafzimmer zu verschwinden. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr konnte ich sein Problem verstehen. Aber wie hätte ich eine Nachricht senden sollen, wenn ich als Eule hier festsaß? Deprimiert aufseufzend fiel ich nach hinten gegen die Lehne. Man Akaashi, warum musst du immer so.. Akaashi sein?! Man warf mir etwas gegen den Kopf, weshalb ich verwirrt in die Richtung sah. "Damit du nicht so seltsam rumläufst", meinte er nur kühl. Bei genauerem betrachten erkannte ich eine graue Jogginghose und ein schwarzes Oberteil. Man waren das traurige Farben. Schweigend verzog ich mich in das Badezimmer, wo ich erstmal die ganzen Ketten und Stoffe abnahm, um in das bequemste Outfit seit einem Jahr zu schlüpfen. Erlöst lief ich nach draußen. "Du kannst direkt noch duschen gehen!", schickte er mich mit gerümpfter Nase wieder zurück, weshalb ich auf der Stelle kehrt machte und unter die Dusche sprang.
Als ich herauskam war alles still, nur eine Kerze erhellte den Raum. Dennoch war das Sofa bezogen und es lagen Decken, sowie Kissen darauf. Ich streckte mich, um gähnend auf die Couch zu fallen. Mit schweren Augenlidern beobachtete ich noch wenige Minuten die flackernde Flamme der Kerze, ehe ich vollständig im Land der Träume versank.
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