Sonntag - 61.9 - Purple Ribbons
Don't forget - it's fiction!
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Als die Jungs in die große Halle des Terminals geführt werden, fällt ihnen die Kinnlade runter. Die anwesenden Massen haben sich schon lange vorher durch den Lärm angekündigt. Und entsprechend angespannt sind sie durch den Gang und um die Ecke gelaufen. Aber statt des üblichen Gewühls, das mehr oder weniger gewaltsam von den Bodyguards auseinander geschoben werden muss, erwartet sie eine breite Gasse. Eine Gasse, gebildet von vielen, vielen Fans, die gemeinsam Spalier stehen und dabei lilane Bänder in den Händen halten.
So bilden sie eine natürliche Barriere gegen die schiebenden Leute von hinten. Sie jubeln genau so, aber sie stehen fest an ihrem Platz und lassen niemand durch die Bänder. Die Jungs können ungehindert durch den Terminal laufen, von allen gesehen werden und entspannt winken. Was für eine Wohltat!
Zügig werden sie ins Hotel gefahren, gehen auf ihre Zimmer und genießen die heiße, entspannende Dusche. Ihre Koffer sind da, sie können sich frische Sachen anziehen, und schon geht es los zur „MGM Grand Garden Arena", wo ab dem Nachmittag die Großen, Schönen und Reichen des Musik Business über den roten Teppich schweben, ihren mehr oder weniger guten Kleidergeschmack zur Schau stellen und auf die ein oder andere Trophäe hoffen werden. Noch ist hier allerdings der organisatorische Teufel los und nichts von der Festatmosphäre zu merken. Die Jungs und die Backgroundtänzer werden direkt hinter die Bühne geschleust, konzentriert eingewiesen in den Ablauf, machen sich warm, singen sich ein und proben ihr anspruchsvolles neues Stück „Idol".
Die lange Nacht steckt ihnen schon ein wenig in den Knochen. Aber mit dem festen Entschluss, das hier jetzt mit genau so viel Bravour durchzuziehen wie den Abend davor, mobilisieren sie ihre Kräfte und können nach zwei Stunden zurück ins Hotel.
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Die anderen Leute vom Staff hatten in der Zwischenzeit etwas Pause, bevor sie dann auch zur Arena fahren, den Umkleide-Van für die Jungs einrichten, das Make Up und die Kleidung für den roten Teppich vorbereiten und auch alles für den Auftritt zurecht legen. Aber erstmal genießen sie die Ruhe vor dem Sturm, damit sie anschließend die Nerven haben, die übermüdeten Jungs durch die mörderisch lange Nacht zu puschen.
Als Eun-Mi aus dem Bad kommt, wo sie eine ausgiebige Dusche genossen hat – findet sie Yuiko in ihre Decke gewickelt, tränenüberströmt und laut schluchzend im Bett vor. Ihr Smartphone liegt neben ihr, einer der Cover-Songs auf ihrem Kanal läuft noch. Und Eun-Mi schaltet sofort.
Au scheiße!!!! Yuiko hat sich nicht angesprochen gefühlt, als es hieß: lasst heute die Finger vom Internet. Sie ist auf ihren eigenen Kanal gegangen und ungebremst mit der harten Wahrheit konfrontiert worden.
Eun-Mi sagt gar nichts. Angesichts dieser Gemeinheiten helfen Worte nicht. Und zu Namjoon kann sie das am Boden zerstörte Mädchen jetzt nicht lassen. Also wirft sie sich irgendwelche Klamotten über, krabbelt einfach zu der weinenden Yuiko ins Bett und nimmt sie in den Arm. Sie wiegt ihre neue Freundin hin und her und wartet geduldig ab. Es dauert eine ganze Weile, bis die sich so weit gefasst hat, dass sie überhaupt reden kann. Schluchzend drückt sie sich fester an Eun-Mi.
„Da. Da steht ... dass ich eine japanische Hure bin. Dass. Dass koreanische Jungs. ... nur f.für ...koreanische Mädels sind. Da. Da ... ich soll meine dreckigen Finger von ihm lassen. Das ... Eun-Mi! Wie können Menschen so sein???"
Wieder bricht sie in Tränen aus. Und Eun-Mi hat vorhin im Flieger genug gelesen, um zu wissen, dass da noch viel schlimmere Dinge stehen.
„Die. Die ... da stehen Drohungen. Eun-Mi, ich kann nicht mehr auf die Straße gehen! Ich habe Angst! Die bringen mich um!"
Eun-Mi streicht ihr sanft durchs Haar und flüstert leise Worte gegen die tobende Panik in Yuikos Kopf.
Mit der anderen Hand schreibt sie schnell eine Nachricht an PD.
„Yuiko war auf ihrem Kanal ..."
Das reicht schon. Die Antwort kommt sofort.
„Kanal vom Netz nehmen! Bleib bei ihr, wir kriegen das auch so hin. Ich melde mich."
Als nächstes schnappt sich Eun-Mi das Handy von Yuiko.
„Darf ich deinen Kanal erstmal vom Netz nehmen? Das ist keine Feigheit, das ist Selbstschutz. Und schlimmer können die Beleidigungen sowieso nicht mehr werden."
Völlig erschöpft nickt Yuiko. Sie hat ja mit vielem gerechnet – aber nicht mit so viel blankem Hass und abgrundtiefen Gemeinheiten.
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Gegen 13:00 landen die Jungs wieder im Hotel, esse etwas, und manche entscheiden sich tatsächlich, nochmal etwas zu schlafen. In London ist es jetzt 21:00 – hier liegen noch zehn Stunden konzentrierter Arbeit vor ihnen. Und leider ist die Verleihung des Top Social Artist zwar schon in der ersten Hälfte des Abends. Aber ihr Auftritt mit „Idol" dafür erst um mörderische 21:50, also nach Londoner Zeit
Igitt!!! Morgens um fast Sieben???
Schnell herrscht Stille in den Zimmern.
Zwei Stunden später rappeln sie sich wieder auf. Bald soll es nun los gehen. Namjoon sucht auf dem Weg nach unten das Zimmer von Eun-Mi und Yuiko. Er möchte sich ein Vorratsküsschen und gedrückte Daumen abholen. Dabei läuft er PD in die Arme, der ihn gleich ins Gespräch verwickelt, ablenkt und in den Aufzug lotst.
„Eun-Mi und Yuiko kommen auch gleich zur Arena, ich habe eben nachgefragt. Yuiko zieht sich grade um. Hältst du es aus bis heute Abend?"
Namjoon schaut traurig zurück zu der geschlossenen Tür, aber der Profi gewinnt die Oberhand.
„Ja, klar. Ich werde sie sicher heute Abend irgendwie erwischen."
Er zückt sein Handy, schickt Yuiko ein einfaches rotes Herzchen als Nachricht und steckt das Gerät wieder weg. PD atmet auf.
Die Jungs fahren gemeinsam zur Arena und gehen in ihren Gruppen-Van. Da so wahnsinnig viele Stars hier sind, die sich alle stylen und im Zweifelsfalle noch vor und nach einer Performance umziehen wollen, reichen die Zimmer des anliegenden Hotels natürlich nicht aus. Deshalb stehen im Hof eine ganze Reihe von Vans und Wohnmobilen für die Künstler bereit.
Als die Jungs ihre Klamotten für den roten Teppich sehen, pfeift Yoongi durch die Zähne.
„Alles klar. Jetzt weiß ich, warum Eun-Mi heute Morgen so betont hat, dass sie für die Auswahl nicht verantwortlich war."
Jin ist zwar mit seiner Kleidung ganz zufrieden, und viele Einzelteile dieser Klamotten sind echt schick. Insgesamt ist es jedoch ein ziemlich ungewöhnliches und viel zu alltägliches Sammelsurium. Und das für einen so festlichen Anlass.
Plötzlich fängt Hobi an zu lachen und starrt auf die Seite seiner Kappe.
„Ich mag es ja schräg, und es steht auch fett genug drauf, dass das von Gucci ist, so dass niemand laut meckern wird. - Bis auf eine, und von der werden wir uns Entsprechendes anhören dürfen hinterher. Da gehe ich jede Wette ein."
Die anderen verstehen ihn nicht gleich, fangen dann aber nach und nach auch an zu lachen, als sie die Kappe sehen.
„Sowas von!"
Namjoon schlüpft kopfschüttelnd in sein buntes Hemd. Geifernde Wölfe tummeln sich auf seinem Bauch. Er setzt sich die pechschwarze Sonnenbrille auf und schüttelt schon wieder den Kopf.
„Führt mich jemand von euch? Sonst brauche ich schnell noch einen Blindenstock. Ich sehe rein gar nichts mehr mit dem Teil, sobald ich einen Raum betrete!"
Jeongguk reißt die Augen weit auf, streckt seine Arme vor sich und tut so, als wäre er stockblind und würde gegen alle Möbel dotzen.
„Kein Problem, ich führ dich, hak' dich einfach bei mir ein! - Autsch!!!"
Jimin kugelt sich vor lachen, denn vor lauter Alberei ist Guk nun tatsächlich gegen einen Sessel gedotzt. Yoongi hilft ihm wieder auf, und eine Mitarbeiterin vom Staff kommt mit einem nassen Handtuch, um sein Bein zu kühlen. Tae lästert.
„Ich mags so. Ist halt Gucci. Aber vielleicht sollten wir uns alle quer auf die Stirn schreiben:'Wir haben die Klamotten nicht selbst ausgesucht!' Dann fällt Tinas Gardinenpredigt nicht ganz so heftig aus. Sie wird sterben vor lauter Fremdschämen, wenn sie heute Nacht vor ihrer Leinwand sitzt und zuschaut."
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Erst nach einer ganzen Weile hat sich Yuiko wieder beruhigt. Eun-Mi kühlt ihr Gesicht mit einem kalten Lappen, damit man ihr nicht so ansieht, wie sehr sie geweint hat.
„Ich wäre jetzt so gerne bei Namjoon. Aber das geht nicht. Er darf das heute auf keinen Fall mitkriegen! Er wäre vor Wut nicht mehr in der Lage, den Abend durchzuziehen. Aber wie soll ich das vor ihm verbergen??? Er wird sofort merken, dass mit mir was nicht stimmt!"
Eun-Mi streicht ihr eine Haarsträhne aus dem müden Gesicht. Sie ist froh, dass Yuiko anscheinend wieder gradeaus denken kann.
„Wir haben das schon heute früh im Flieger entdeckt. Seitdem sitzen bei BigHit drei Mitarbeiter, die alle Kanäle kontrollieren. PD hat unsere Rechtsabteilung drauf angesetzt. Der gesamte Staff hat im Flieger wie wild Kommentare gelesen, nette Sachen geliket und Hasskommentare gemeldet. Die Stellungnahme dürfte bald raus gehen. Und deine und Namjoons Familien sind gewarnt worden. Es ist furchtbar, dass das nötig ist, aber du darfst ganz sicher sein: niemand hier wird zurückrudern. Wir stehen alle voll hinter euch, ihr seid nicht alleine."
Yuikos Blick fällt auf das schicke schwarze Cocktailkleid vom Abend zuvor, das am Schrank hängt.
„Ich ... ich kann das doch jetzt nicht anziehen!"
Aber Eun-Mi macht ihr Mut.
„Klar kannst du das! Bei der gesamten Recherche haben wir keinen einzigen Hinweis gefunden, dass jemand den Zusammenhang zwischen dir und der geheimnisvollen Frau hergestellt hat. Überall war nur mein Gesicht. BigHit wird steif und fest behaupten, dass das beide Male ich war. Und ich habe dir eben für diesen Abend heute das Kleid geliehen, weil du nicht damit gerechnet hast und nichts Entsprechendes mitgebracht hast. Eine andere Handtasche, eine andere Frisur ... Das geht!"
Yuiko hängt völlig kraftlos und entmutigt in Eun-Mis Armen.
„Sag mal? Was hilft dir, dich so richtig zu entspannen?"
Yuiko rappelt sich mühsam auf.
„Eine heiße Dusche."
Eun-Mi nickt.
„Gut! Dann gehst du jetzt duschen, ich style dich, bis du einer Göttin gleichst, und du fährst mit PD zur Arena. Ich werde ja zum Staff-Eingang gebracht. Aber PD wird den gesamten Abend nicht von deiner Seite weichen. Er wird damit klar machen, dass du fest dazugehörst und nichts dich vertreiben kann. Immerhin hast Du wegen deines Auftrittes einen Kurzzeitvertrag mit BigHit unterschrieben. Du bist eine Künstlerin unter dem Dach von BigHit und wirst entsprechend vertreten. Entsprechende offizielle Bilder wird es hinterher auch geben. Das hat PD mir inzwischen gemeldet. Mach dir bitte keine Sorgen. Das sieht jetzt alles ganz furchtbar aus, aber die Wogen werden sich glätten, unsere Anwälte werden ein paar Exempel statuieren und Namjoon wird in der Öffentlichkeit hinter dir stehen."
Gesagt, getan. Yuiko duscht ausgiebig, schlüpft in das wunderbare Outfit vom Abend zuvor und richtet sich auf. Sie pustet einmal tief durch und sagt trotzig:"Ich lass mich nicht unterkriegen, ich gehöre zu Namjoon!"
Eun-Mi nickt anerkennend, während sie Yuikos Haare bearbeitet.
„So gefällst du mir viiieeeeeel besser! Kopf hoch! Du bist stark. Ihr seid stark. Ihr schafft das. Hei, du hast sieben Bodyguards! Das muss ja wohl reichen!"
Yuiko wird es warm ums Herz bei dem Gedanken, wie sehr sie sich mit allen sieben Jungs wohlfühlt, wie freudig sie aufgenommen wurde. Sie bringt ein unsicheres erstes Lächeln zustande. Eun-Mi schaut sie durch den Spiegel aufmunternd an.
„Mit oder ohne den rattenscharfen Hut?"
Endlich kann Yuiko wieder lachen.
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4.6.2019 - 23.10.2019 - 7.12.2019
2.6.2020
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