Samstag - 60.3 - im L'Etoile 9:00 - 9:30 Uhr
Don't forget - it's fiction!
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im L'Etoile 9:00
Yuiko und Adele lehnen sich satt und seufzend in ihren Stühlen zurück.
„So. Jetzt kann dieser verrückte Tag kommen. Aber jetzt musst du meine Neugierde befriedigen, Yuiko. Dass die Jungs mich gefragt haben, ob ich mit Taehyung singe, war verrückt, aber naheliegend, weil ich hier lebe. Aber was um Himmels Willen hat dich dazu gebracht, für drei Minuten Singen um die halbe Welt zu jetten???"
Yuiko wird ein bisschen verlegen. Aber dann gibt sie sich einen Ruck. Sie mag diese offene, fröhliche Frau, die gerne und laut lacht und das Leben nimmt, wie es kommt.
„Die Liebe?"
Adele stutzt.
„Aber du kennst diese Tina doch gar nicht."
Yuiko lächelt und hat das Bild von einem grinsenden Namjoon mit tiefen Grübchen vor ihrem inneren Auge.
„Nööö, muss ich aber auch gar nicht. Sie kommt auch nur zufällig in den Genuss meines Gesanges, weil sie der Auslöser war."
Adele beugt sich vor.
„Aha! Jetzt wird's spannend. Für was?"
Und dann erzählt Yuiko von Tina, von ihrer Liebe zu diesem einen Song, von den Planungen der Jungs für dieses Konzert-Special und von Jins sehr spontanem und sehr verrücktem Vorschlag, sie, Yuiko, doch einfach dafür einzufliegen. Sie hat das Fotobuch im Handgepäck, das gestern auf ihrem Nachttisch gelegen hat, und zeigt Adele ein paar Bilder von Tina und den Jungs vom März.
„Namjoon und ich haben vor fast zwei Jahren bei einer koreanischen Fernsehshow ein Duett gesungen. Wir kannten uns nicht, ich bin dafür gecastet worden, wir haben ein paar schöne Tage in Seoul miteinander verbracht und uns auf den Auftritt vorbereitet, wir haben uns danach nie wieder gesehen. Aber eben auch nie wieder vergessen. Ich bin nach Seoul gezogen, habe mich aber nie getraut, die Initiative zu ergreifen. Er hat zudem geglaubt, ich hätte einen Freund. Das habe ich aber erst jetzt kapiert. Mein aktueller Plan war deshalb ziemlich ernüchtert: ich mache jetzt die letzten regulären Prüfungen, im Herbst Examen und liefere in einem Jahr meine Master-Arbeit ab. Und dann werde ich endlich erwachsen, gebe diesen unsinnigen Traum auf, ziehe zurück nach Japan und fange an, ein echtes Leben zu leben."
Adeles Augen blitzen auf.
„Und dann kam das echte 'echte Leben' dazwischen?"
Yuiko lächelt.
„Ganz genau."
Sie erzählt von den ersten SMS aus Rom, von den sechs Wochen wachsender Nähe und Vertrautheit trotz der Entfernung, von ihrem gleich schwingenden Humor, von dem Klausuren- und Hausarbeitsmarathon und von ihrer furchtbaren Anreise.
„Aber das alles war es wert, denn das hier war DIE Gelegenheit, herauszufinden, ob die Chemie noch stimmt, ob der Traum nur eine Seifenblase war, ob ich in der Lage sein würde, sein stressiges Leben zu teilen und dabei zufrieden zu sein."
Adele nimmt genüsslich noch einen Schluck von ihrem Rose Latte.
„Und? Hast du die Chance genutzt?"
Ein Strahlen breitet sich auf Yuikos Gesicht aus.
„Jaaa. Seit Donnerstag Nacht sind wir ein Paar, und auch wenn ich weiß, dass ich Namjoon mit vielen Menschen und seinem Job und etwa 20 Millionen Fans teilen muss, bin ich mir sicher, dass ich es nicht bereuen werde."
Glücklich erzählt sie von den stillen Balkonstunden, von dem genussvoll-albernen Mittwoch Nachmittag, von dem furchtbaren Donnerstag und von ihrem Liederdialog, der es ihnen leichter gemacht hatte, sich endlich zu erklären. Und sie spürt, WIE gut es tut, das alles einfach mal einer Frau erzählen zu dürfen, die einerseits etwas Abstand hat und andererseits das Leben einer bekannten Künstlerin kennt.
„Na, ihr seid ja welche! Aber ich finde das wundervoll. Ich bin neugierig darauf, auch die anderen kennenzulernen. Also sind wir beide heute Abend die großen Überraschungen."
Yuiko bricht in schallendes Gelächter aus.
„Auch. Aber nicht nur."
Und schon wieder erzählt sie - was der Staff alles vorbereitet hat, was Eun-Mi und sie selbst noch alles in petto haben, zeigt das Bild von sich in dem steilen Outfit auf ihrem Handy. Adele pfeift anerkennend durch die Zähne.
„Verstehe. Die Jungs werden ein bisschen gequält heute Abend. Jetzt freue ich mich noch mehr drauf."
Dann geht Adele zum Tresen und bezahlt die Zeche.
„Komm, wir haben noch etwas Zeit, bevor wir in die Halle müssen. Wir bummeln ein bisschen. Die Gegend hier ist sehr schön."
Adele hakt sich bei Yuiko ein, und die stellt nun ihrerseits eine neugierige Frage.
„Magst du mir von eurer Probe am Mittwoch erzählen? Tae war einfach selig, als die beiden wiederkamen. Und die Aufnahme klingt wundervoll."
Und während Adele erzählt, wie sie Tae erstmal aus der Reserve locken musste, wie beeindruckt sie dann von den musikalischen Fähigkeiten der beiden war und wie Tae und ihr kleiner Sohn wie Magneten aufeinander geflogen sind, ziehen die beiden Frauen los, bummeln den Westbourne Grove entlang und lassen sich treiben.
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Small Talk auf der Sofakante 9:10
Allmählich breiten sich ein gewisser Sättigungsgrad und lockere Gespräche im Raum aus. Kim Hyun-Soo nähert sich mir.
Aha, da hat die Neugierde gesiegt.
Die vier Youngster machen etwas Platz, damit er sich neben Kwon setzen kann. Der Koreaner lächelt mich an.
„Ich sage es frei heraus, denn Sie werden sich das sicher sowieso denken. Ich bin furchtbar neugierig auf Sie. Und im Gegensatz zu allen anderen hier habe ich Nachholbedarf."
Er schaut mich an und scheint in meinem Gesicht nach einem O.K. für seine forsche Offensive zu suchen.
„Ich freue mich auch sehr, dass wir uns jetzt wenigstens ein winziges Bisschen kennen lernen dürfen. Die Jungs haben mir erzählt, dass sie hilfloser Unterstützer aus der Ferne sein mussten. Ich bin so, so glücklich, dass der Streit aus der Welt ist. Ich habe wirklich Angst gehabt um Jimin."
Intuitiv streiche ich Jimin einmal über seine Hand, der schaut lächelnd zu mir hoch, richtet sich dann auf und beteiligt sich an unserem Gespräch.
„Ich habe ja selbst erst nach und nach begriffen, wie krank und wie gefährdet ich schon war. Aber jeder Funken Solidarität hat mich ein bisschen mehr am Leben festgehalten. Du warst nicht nutzlos, Hyun-Soo."
Der wendet sich wieder an mich.
„Bei all den Nachrichten, die ich bekommen habe, bei all den Szenen, die mir geschildert wurden, habe ich mich immer wieder gefragt, wieso Sie immer sofort wussten, was grade passiert, warum das so ist und wie Sie reagieren müssen. Wie oft habe ich die Luft angehalten vor Schreck - und dann gestaunt, was Sie daraus gemacht haben."
Ich werde glaube ich grade ziemlich rot.
Was soll ich denn darauf antworten??? Ich kann ja wohl schlecht im Schweinsgalopp mal eben meinen Glauben erklären.
Aber Jimin nimmt mir die Antwort ab.
„Ich bin mir sicher, dass Tina jetzt überlegt, wie sie dir erklären soll, dass ihr Gott sie geleitet hat. ICH würde sagen, dass dieser Gott unsere Tina mit einem übergroßen Haufen an Herz und Verstand, an Liebe und Lebenserfahrung und Wissen ausgestattet hat. Und dass sie aus ihrem großen Herzen heraus Verstand, Wissen, Lebenserfahrung und Liebe so sehr auf uns konzentriert hat, dass sie gar nicht anders konnte, als das Richtige zu tun."
Da weiß ich, was ich antworten will.
„Ich bin da ganz demütig. Ich bin nicht das Wunderwesen, das die Jungs so sehr verehren. Ich habe schlechte Tage, dunkle Stunden, miese Laune, Ungeduld und Unzufriedenheit mit mir selbst. Ich kenne das Gefühl zu versagen, mich zu schämen, nicht verstanden oder beachtet zu werden, bin oft depressiv und hadere mit Gott und der Welt. Aber vielleicht grade, weil ich das alles auch erlebe, konnte ich mich in die Jungs hineinversetzen und ihnen in der Zeit bei uns gerecht werden. Und beim Anblick von Jimin haben einfach nur alle Alarmknöpfe neonrot geblinkt. In der gegebenen Situation MUSSTE ich mich darum kümmern. Das in die eigenen Hände zu nehmen, hätte aber auch furchtbar schiefgehen können. Ich bin furchtbar dankbar, dass ich so schnell Zugang zu ihm gefunden habe und ihm helfen konnte."
Auch Kwon beteiligt sich nun, und ich freue mich, dass er sich heute nicht nur als Dolmetscher begreift, auch wenn er nun alles zweimal sagen muss.
„Ich glaube, was dich so außergewöhnlich macht, ist, dass du das Leben mit all deinen Sinnen erfasst. Du lebst mit Augen, Ohren, Nase, Zunge, Haut und Händen. Ich werde niemals diese Stunde im Wald vergessen."
Kurz erzählt er nun Kim Hyun-Soo von unserer kleinen Achtsamkeitsübung mit den Schneckenhäusern und Maikäfern. Jimin fängt sofort an zu strahlen an meiner anderen Seite.
„Irgendwie ist es, als hättest du ein paar mehr Sinne als andere Menschen. Für dich sind selbst Zeit und Raum, Luft und Licht wie lebendige Wesen um dich herum. Und du hast die Gabe, auf deine Intuition zu hören."
Ich schüttele den Kopf.
„Intuition hat doch jeder. Von klein auf! Wir verlernen nur, darauf zu achten. Mir fällt das im Trubel oft auch ganz schwer."
Jimin zeigt mir empört einen Vogel, und Kwon schüttelt den Kopf.
„Aber genau das ist es ja. Wenn du ganz bei der Sache bist, bist du total verbunden mit deiner Intuition. Und das können SO die wenigsten!"
Ich verstumme. Ich möchte am liebsten weglaufen vor diesen ganzen Komplimenten. Die drei anderen sehen mich einfach an. Hilfe suchend schaue ich zu Namjoon. Aber auch der schaut mich einfach sehr intensiv und mit ganz viel Zuneigung quer durch den Raum an. Mein Blick fällt auf den Boden vor meinen Füßen. Ich zwinge mich zu antworten, aber es kommt nur ein Flüstern.
„Könntet ... könntet ihr bitte aufhören? Ich bin keine Heilige. Ich war einfach im rechten Moment am rechten Ort."
Jimin streicht mir sanft über den Rücken.
Da tauchen plötzlich Schuhspitzen in meinem Sichtfeld auf. Mir wird bewusst, dass es sehr still geworden ist im Raum.
Auch das noch! Jetzt hören ALLE zu!
Yoongis Stimme dringt zu meinem wirren Gedankenhaufen durch.
„Tina, natürlich können wir aufhören. Und so sehr wir dich lieben, wir wissen auch, dass du keine Heilige bist. Dafür haben wir auf zu engem Raum miteinander gelebt. Aber ich habe grade begriffen, was die besondere Verbindung zwischen dir und Jimin ausmacht, und das möchte ich dir erklären dürfen. Ist das in Ordnung?"
Er setzt sich vor mir auf den Fußboden. Ich hebe meinen Blick, nicke. Und auch Jimin schaut ihn neugierig an.
„Wir waren knapp zwei Wochen bei euch, in denen du Jimin zurück auf 'leben' geschaltet hast. Und danach haben wir noch sechs Wochen damit verbracht, Jimin klar zu machen, wer und wie wunderbar er ist. Erst in Warschau hat er es dann auch kapiert. Es ist dieses Hören auf die eigene Intuition in Kombination mit einem so freundlichen Wesen. Deine Stimme, deine Hände, dein Herz haben uns alle und ganz besonders Jimin neu ins Leben gezogen. Seine Stimme und sein Herz haben in Warschau eine Massenpanik verhindert. Und er hat sich, genau so wie du jetzt, mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, das als eine besondere Gabe, als einen Segen für andere zu sehen. Ihr seid beide ganz normale Menschen - und für viele um euch drumrum einfach segensreich und wunderbar."
Irgendwie ist der Raum grade kleiner geworden. Und als ich aufblicke, merke ich auch, warum. Das Sofa um mich drumrum ist voll mit Bangtan-Knäuel und Kinderliebe. Alle achtzehn Menschen im Raum sind zueinander gerückt. Vor mir hockt Yoongi und lächelt mich an. Ich kann mich aufrichten und mich berühren lassen von seinen Worten. Bei Jimin und mir kullern Tränen.
Doch dann tut Yoongi das einzig Richtige und löst die Anspannung auf mit seinem ganz speziellen Humor.
„Manchmal möchte ich euch beide einfach nur an meine Festplatte anschließen und neu programmieren, damit sich da oben in euren Hirnwindungen irgendwas neu verschaltet. Aufklappen, umrühren, zuklappen. Glücklich mit sich selber sein."
Dazu macht er die entsprechenden Handbewegungen und tut so, als würde er einen Reißverschluss aufziehen, seinen Schädel aufklappen und umrühren. Das sieht so komisch aus, dass sich endlich die Stille in Gelächter wandelt. Jimin berührt mich leise am Arm. Wir sehen uns an und nehmen uns einmal fest und lange in die Arme. Ja, Yoongi hat Recht. Zwischen Jimin und mir ist eine Verbindung, die sich ganz im Stillen abspielt. Ganz anders als mit Namjoon, ganz fein - und ganz wundervoll. Und beide Verbindungen möchte ich um nichts in der Welt jemals wieder missen!
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in der Halle 9:15
Nachdem der gesamte Staff sich in der Halle eingefunden hat und stellvertretend für Kim Hyun-Soo der Chef der Tontechniker alle begrüßt hat, gehen sie kurz die offiziellen und geheimen Pläne für den Abend noch mal durch, weil sie nicht wissen, ob sie heute dafür noch mal ungestört sein werden. Mit breitem Grinsen machen sich dann alle an die letzten Vorbereitungen für das verrückteste Konzert aller Zeiten. Die Lichttechniker klettern als erstes auf den doppelten Boden und bestücken alle Rutschschächte mit den Mini-BT21-Plüschis und den Mini-Fotokarten.
„Das sah gestern echt gut aus über den hinteren Rängen. Diese Schächte scheinen spiralförmig zu sein. Die Sachen kamen direkt neben mir runter, aber nicht einfach Plumps! Sondern breit gestreut, irgendwie so gekreiselt. So verteilt sich das alles richtig gut."
Sein Nachbar am nächsten Schacht schmunzelt.
„Ich hab auch hinten gearbeitet gestern. Durch das Kreiseln waren die Dinger auch ziemlich langsam im Fall. Das finde ich gut. So können diese Kärtchen keinen verletzen. Und es haben ganz viele was davon."
Sie kontrollieren auch die Vorrichtungen, mit denen die Hallenarbeiter die tausenden von bestellten Luftballons aufgehängt haben.
Eun-Mi und die anderen Backstage-Frauen setzen sich kurz zusammen und besprechen, wer heute für was zuständig ist, sortieren noch mal die Klamotten für die Jungs, die Schuhe, diverse Tücher, den Schmuck. Dann macht Eun-Mi auf sich aufmerksam.
„Mädels, es gibt noch was, was sonst niemand weiß. Aber wir brauchen dafür eure Hilfe."
Und mit geheimnisvoller Miene zeigt sie den anderen das Bild von Yuiko in dem tollen Kleid.
„Yuiko war gestern shoppen. Dieses Kleid gibt es zweimal. Während Jin den Autumn singt, müsst ihr mir helfen, mich für den 'War' fertig zu machen. Da sind nämlich noch eine Hochsteckfrisur und ein Hut dazu gekommen. Und wir brauchen dafür einen eigenen Raum."
Fragende Gesichter um sie drum rum.
„Während Tae und Adele singen, mache ich mich abseits von den Jungs hinter der Bühne startklar. Mein erster Auftritt läuft dann ganz wie geplant, auch wenn die Jungs mich vorher so noch nicht gesehen haben. Auf die Gesichter freue ich mich echt. Aber dann."
Sie macht eine Kunstpause.
„Währenddessen kommt Yuiko hier angerannt. Ihr müsst ihr die selbe Frisur machen und ihr in das zweite Kleid helfen. Sobald ich wieder hinten bin, wandern die Clutch und der Hut zu ihr, damit sie dann den zweiten Auftritt machen kann. Der Hut wird ihr Gesicht vollständig verdecken. Und sie wird weder zu Tae noch zu Jin gehen - sondern natürlich zu Namjoon."
Verblüfftes Schweigen. Doch dann gibt es ziemlich viel Hallo und Begeisterung.
„Rattenscharf. Los, lass uns üben, wie wir eine schnelle Frisur hinkriegen, die den Hut sicher halten kann."
Anschließend geht Eun-Mi zu den Technikern. Beim Lichtpult vergewissert sie sich nochmal, dass sie am Schluss vom 'War' mit einem Handverfolger beleuchtet wird.
Der Beleuchter denkt ja, der Scheinwerfer geht zu Jin ...
Außerdem erinnert sie nochmal daran, dass am Ende vom 'War' dann der Focus schnell wieder weg gehen muss von ihr.
Damit niemand sieht, dass das in Wirklichkeit Yuiko ist. Und damit Namjoon sich wieder fassen kann. Nicht dass der sich noch verrät!
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19.5.2019 - 16.9.2019 - 21.10.2019
30.11.2019 - 1.6.2020
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