7 Wie Ben Stiller?

┊  ┊  ┊           ★ ISABELL

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„Oh mein Gott!", entwich es mir panisch. Verzweifelt versuchte ich den Schirm wieder einzuziehen, doch der Verschluss klemmte. „Entschuldigung! Haben Sie sich weh getan?"

Ich hörte den Mann nicht, weder noch konnte ich genau einschätze, wie es ihm ging. Alles, was ich sah waren seine Füße, die unter dem Schirm hervorschauten. „Hallo? Sind Sie noch da?" Nicht, dass der jetzt einen Herzkasper oder sich ohnmächtig die Birne angeschlagen hatte.

Endlich ging der Aufzug auf. Mit aller Kraft zwängte ich diesen furchtbaren riesigen Schirm durch den Ausgang und gab einen beherzten Tritt hinterher. Dann warf ich die Büchertasche zwischen Tür und Angel, damit sie nicht wieder automatisch zu ging.

Zum ersten Mal konnte ich den jungen Mann sehen, den ich ungewollt umgehauen hatte. Die alberne Sonnenbrille war von seiner Nase geflogen und er rieb sich erschrocken das Gesicht. Hoffentlich hatte ich ihn nicht mit einer Regenschirmspitze getroffen.

„Ist alles in Ordnung?", fragte ich und ergriff die Sonnenbrille. Ich wollte ihm hoch helfen, aber er achtete nicht auf meine Hand, sondern rappelte sich selbst auf. Schließlich reichte ich ihm die Sonnenbrille und er massierte sich leicht den Ellenbogen.

Sichtlich überfahren musterte er mich: „Nein, alles okay. Ich habe mich nur echt erschrocken." Er sprach langsam, mit Bedacht und im ersten Moment irritierte mich das. Ich war es gewohnt mir die Sätze zusammenzupuzzeln.

Fahrig strich er sich durch das dunkle Haar und mir war, als hätte ich ihn schon einmal gesehen. Als er mir die Sonnenbrille abnahm, da bemerkte ich die grünen Augen und runzelte die Stirn. Irgendwie sah er aus, wie dieser Typ von One Direction. Der, um den sich so viele Mädchen beim Meet and Greet gerissen hatten.

„Der Schirm spinnt ein wenig", erklärte ich überflüssigerweise und hob meine Büchertasche auf. „Tut mir wirklich leid", wiederholte ich mich und warf einen letzten unsicheren Blick auf den Typen.

„Schon gut", wehrte er ab und lächelte schwach. Dabei gab er zwei niedliche Grübchen preis und ich musste prompt ebenfalls lächeln. Da sich die Sache für mich erledigt hatte, marschierte ich auf dem Schirm zu und sah, dass er mittlerweile buchstäblich im Eimer war. Kurzerhand sammelte ich ihn auf.

Der Schieber war kaputt und das Nylon eingerissen. Kein Wunder, so hart, wie ich das Ding getreten hatte. Ich stopfte den Schirm in den nächsten Mülleimer. In diesen Geschäftsräumen standen die silbrigen Blechbüchsen ja überall herum.

Dann wandte ich mich um und sah, wie dieser One Direction-Typ den Flur entlang schlenderte. Tja, ich musste ihm eigentlich nur noch folgen, oder? In Raum 12 fand schließlich diese unverbindliche Besprechung statt.

Die linken Wände waren aus Glas und in diesem Altbau versteckte sich Modernität von Feinsten. Bilder von irgendwelchen großen Veranstaltungen protzen von den rechten Wänden und bei Raum 12 bog dieser Typ ab. 

Ich tat es ihm gleich und sah staunend das Konferenzzimmer. Der Tisch war aus dunklem Holz, die Stühle sahen eher aus wie Sessel und der Blick ging in den Hinterhof. Im Moment war der Anblick jedoch bescheiden und regnerisch.

Der Boyband-Kerl ließ sich schwungvoll in einen der Sessel fallen und tippte auf seinem Handy herum. Ihm schien der große Plasmabildschirm nicht aufzufallen, genauso wenig der Beamer. Mitten auf dem Tisch standen Gläser, Orangensaft und Wasser.

Irgendwie kam ich mir hier vor, wie bei einem Business Meeting und dafür war ich definitiv nicht gekleidet. Meine Jacke war trotz Schirm klatschnass und ich pellte mich aus dem durchweichten Stoff. Kurzerhand legte ich den Mantel über die Rückenlehne und stellte die Büchertüte ab. Dann setzte ich mich in den Sessel und grinste als ich merkte, dass er wie ein Schreibtischstuhl drehte.

Hach war das angenehm.

So einen könnte ich zu Hause vertragen. Vielleicht würde Lernen dann Spaß machen. Mein Blick blieb an den Fenstern hängen, ich drehte mich hin und her und bemerkte deshalb recht spät, dass ich beobachtet wurde.

Der Typ aus dem Fahrstuhl saß drei Plätze weiter und beugte sich vor. Er stütze das Kinn auf der Handfläche und grinste: „Gefällt dir der Raum?" Ohne sich darum zu scheren, nutze er das Du.

„Nein, aber der Stuhl", gab ich zu. „Der würde sich gut in meinem Zimmer machen."

Nun wurde das Grinsen des jungen Mannes noch breiter. Es wirkte freundlich, ansteckend und hübsch. Aber hübsch konnte jeder. Ich räusperte mich: „Darf man die Getränke nehmen?"

„Ja", antwortete der junge Mann und machte eine Geste. „Auch wenn man meinen könnten, die Sachen stehen hier zur Deko. Schau lieber, ob der Orangensaft nicht abgelaufen ist."

Seine Stimme war angenehm, ruhig und zum ersten Mal mochte ich den Klang. Sonst spielte das keine Rolle, ich achtete nicht einmal drauf. Wieso jetzt, das wusste ich nicht. Ich öffnete eine Flasche Orangensaft und fragte: „Was versteht man hier eigentlich unter einer unverbindlichen Unterhaltung?"

„Ach, einfach ein Meeting, wo man sich gegenseitig vorantastet und schaut, ob man eventuell auf einen Nenner kommt", sprach er amüsiert. „Ist oft so, wenn man ein Duett produzieren will oder miteinander Promotern möchte."

„Keiner von uns kann singen", meinte ich prompt und musste bei der Vorstellung lachen.

„Du meinst eure Gruppe, die diese Videos macht?", warf er ein und ich nickte: „Ja, es würde klingen wie Hundegebell."

„Darüber kann mein ein Echo legen", schmunzelte der junge Mann. Ich wusste nicht, was er damit meinte, aber die Vorstellung schien ihm zu gefallen. Er musterte mich: „Wie seid ihr auf die Idee gekommen solche Videos zu machen?"

„Das war eher Zufall", gab ich zu. „Wir haben ja das Konzert im O² besucht, mit dem Vibrationsfeld und das war zwar so weit ganz cool, aber keiner von uns, außer Sunny, hat die Songs verstanden. Und damit wir begreifen, wieso alle so komisch reagiert haben, hat sie die für uns übersetzt."

„Du meinst, als alle geheult haben?", brachte es der Typ auf den Punkt und ich nickte: „Ja, bei diesem Song mit einer Tasse Tee, der engen Hose und eben diesem Abschied. Ich habe das gefilmt und auf dem Heimweg war mein bester Freund so begeistert davon, dass Deaf Studio nach und nach entstand."

„Die Idee ist toll", meinte der junge Mann. „Mir hat Tiny Dancer wirklich gut gefallen. Steckt da viel Arbeit hinter?"

Kurz nippte ich am Orangensaft: „Sehr, vor allem, wenn der Text so schnell gesungen wird. Manchmal kommt man ganz schön durcheinander. Man muss die Gebärde schließlich gut erkennen."

Der Typ wollte gerade erneut etwas sagen als ich bemerkte, dass sein Blick an mir vorbei ging und ich wandte mich um. Dort erkannte ich Dicky in Begleitung von einem dunkelhaarigen Mann in einem grauen Anzug. Ich war erleichtert den Boss von Hearzone zu sehen und dieser stellte mich direkt vor: „Dies ist Jeffrey Azoff von CAA."

Ich reichte diesem Mr Azoff die Hand und sprach: „Isabell Weston."

„Sehr erfreut, Miss Weston. Mr Dickson hat mir bereits erklärt, dass Sie die Vertretung vom Deaf Studio sind", dieser Mr Azoff sprach übertrieben langsam und überdeutlich. Er klang, als hätte ich einen Nachteil im Kopf und nicht im Ohr.

„Mr Stilles kennen Sie sicher schon", erklärte Mr Azoff und ich sprach automatisch: „Nein." Was hatte der gesagt? Stilles? Stiller?

Ich sah den Typen an, den ich unfreiwillig attackiert hatte. „Stiller, wie Ben Stiller?"

Statt beleidigt zu sein, lächelte er und schüttelte den Kopf: „Nein, Styles, wie Stil. Aber du kannst mich ruhig Harry nennen, so wie Harry Potter."

Es gelang mir nur schwer ihn nicht auszulachen: „Die Eselsbrücke ist sehr passend! Fehlt nur die Brille und die Narbe."

Ich sah, wie es förmlich hinter der Stirn von Styles wie Stil ratterte und dann verzog er das Gesicht. Er war nicht beleidigt, sondern schien selbst überrascht, dass es so lange dauerte bis bei ihm der Groschen fiel. „Der ist wirklich gut."

Wir setzten uns hin und dann begriff ich, wie furchtbar langweilig ein unverbindliches Gespräch eigentlich war. Zuerst lobte Mr Azoff die Videos über den grünen Klee, wie außergewöhnlich die Idee war und er so etwas noch nie zuvor gesehen hatte.

Ich hatte Mühe nicht die Augenbrauen hochzuziehen. Natürlich hatte er das nie gesehen, wieso auch? Es war für ihn nie relevant gewesen. Übel nahm ich ihm das nicht, aber ich mochte das Getue nicht. 

Klar, Bennys Arbeit war klasse, genauso wie all die kleinen Details, die Klamotten, die Winkeleinstellungen und die wechselnde Umgebung. Besonders auf das Video von Queen war ich stolz, denn es war richtig cool.

Aber dieses Gefasel von diesem Azoff war ja nur schwer auszuhalten. Er warf mit Wörtern um sich, da rollten sich mir die Zehnnägel hoch. Lauter typisches Zeug, das nur einem Manager einfallen würde. Außerdem unterhielt er sich eher mit Dicky, als mit mir.

Zum Glück.

Ich mochte es nicht, wenn man mit mir sprach, als könnte ich nicht bis drei zählen. Da sollte er sich lieber mit Dicky beschäftigen. Zwei Geschäftsmänner unter sich, die wussten, wie sie sich gegenseitig im Haifischbecken umkreisten.

Statt weiter zu zuhören, von irgendwelchen Zielgruppen, gewinnbringenden Zahlen, der Reichweite einer Botschaft, sah ich zu den Fenstern und malte mir aus, was ich jetzt viel lieber tun würde als hier zu sitzen.

Ich könnte mit Noah Pizza mampfen, Benny notdürftig ertragen und eine Hose mit Gummizug anziehen. Dabei auf der Couch gammeln, Kuschelsocken tragen und Doctor Who mit Untertitel suchten. Stattdessen saß ich hier, halb klamm, mit nassen Schuhen und eine Kälte, die sich in meine Socken durchfraß.

Unter meiner Handfläche spürte ich etwas und drehte den Kopf. Dieser Harry hatte sein Glas auf den Tisch gestellt und sah mich unverwandt an. Er räusperte sich: „So interessant ich die Unterhaltung über Gewinne, Kapital und was weiß ich nicht alles auch finde, ich würde gerne ein paar andere Fragen stellen."

Ich musste schmunzeln, schien so, als würde sich dort ebenfalls jemand langweilen. Harry lehnte sich etwas zurück: „Wenn ihr übersetzt, also die Lyrik, ist es dann Wort für Wort?"

„Nein", gab ich zu. „Nicht immer. Wir müssen manchmal die Grammatik umstellen, weil wir nicht in lautsprachlich begleitender Gebärde übersetzen, sondern in der, sagen wir, originalen Gebärdensprache."

„Wie darf man sich das vorstellen?", wollte Harry wissen. Mein Blick kreuzte den von Dicky und er nickte aufmunternd. Also erklärte ich: „Manche Sätze sind zu kompliziert und für manche Worte gibt es nicht den genauen Begriff. Wir ändern das Wort dann so um, dass wir einen ähnlichen Begriff benutzen können."

Harry wirkte überrascht, aber auch interessiert: „Kannst du mir ein Beispiel nennen?"

„Jetzt sofort?", ich dachte nach. „Ähm... da wäre zum Beispiel das Wort Mutter. Die Gebärde steht im Grundstein für Mutter, aber auch für Mama, Mum, Mom, Mummy. Wird also im Text Mum genutzt, dann gebärden wir das Mutter. Gleiches gilt für Vater."

„Und was meintest du mit der Grammatik?"

Ich dachte darüber nach, wie ich dies begreiflich machen konnte, aber im Endeffekt war es ganz simpel. „Wir sagen ja manchmal: Ich setzte mich an den Tisch, aber vorher schiebe ich ihn an die Wand." Das war ein dummes Beispiel, aber das Erste, was mir einfiel: „Übersetzten tun wir jedoch das, was wir zuerst im Satz machen, in der korrekten Reihenfolge: Tisch schieben Wand, ich setzten."

„Und all die Wörter fallen weg?", Harry klang empört, ich nickte: „Ja, Junktionen sind oft nicht wichtig, wir gebärden selten ein 'und' in Form eines Plus-Zeichens. Artikel fallen genauso weg."

Darüber schien er nachzudenken: „Verändert dies nicht das gesamte Lied? Die Begriffe werden ersetzt, die Grammatik verschiebt sich."

„Es ist ja auch eine ganz eigene Sprache", wies ich ihn drauf hin. „Die Gebärdensprache wird genauso anerkannt, wie Englisch, Französisch und Latein. Englische Songs werden in den verschiedenen Ländern ja auch nicht Wort für Wort übersetzt."

„Das stimmt", gab er fairerweise zu. „Ich hätte nur gedacht, dass... also bei der britischen Gebärdensprache die Ähnlichkeit zur Sprache näher ist."

„Sie ist nah und dann auch wieder nicht", antwortete ich. „Man kann sich mit ihr durchaus in anderen Ländern verständigen. Ein paar Abweichungen gibt es, aber grob betrachtet bleibt sie sehr ähnlich."

„Hm", Harry schien nachdenklich. „Ich weiß nicht, ob ich es trotzdem so gut finde, wenn sich am Text etwas ändert."

„Ich habe die Regeln nicht gemacht", meinte ich spöttisch. Er verschränkte die Arme vor der Brust: „Was ist, wenn man für das Wort, das man durch ein anderes ersetzt, eine neue Gebärde erfindet?"

„Hast du schon mal versucht in der englischen Sprach ein neues Wort unterzubringen?", stellte ich die Gegenfrage und da schien er zu verstehen: „Okay, ja... das würde dauern."

Ich versuchte zu verstehen, was ihn eigentlich so störte und sprach: „Das Lied an sich ändert sich doch nicht. Die Aussage selbst bleibt dieselbe. Außerdem ist der Wortschatz von vielen Hörgeschädigten ein Anderer."

Harry runzelte die Stirn und ich fuhr fort: „Dadurch, dass in der Gebärdensprache viele Wörter mit Verbindungsfunktionen wegfallen, ist auch das Verständnis für die Sprache selbst eher bescheiden. Dies spiegelt sich in der Schriftsprache und im Verstehen der Inhalte wieder."

„Irgendwie ist all das viel komplizierter, als ich angenommen habe", gab er zu und ich musste lachen: „Aber nein, wenn man die Gebärdensprache anfängt zu lernen, dann ergeben viele Details durchaus einen Sinn."

„Und wie lange dauert es sie zu lernen?", fragte Harry direkt. Ich erklärte, dass es ganz drauf ankam. Eine Sprache lernte man nicht über Nacht und für die Gebärdensprache war es hilfreich sie auch regelmäßig anzuwenden und zu trainieren. Mit mal so eben lernen hatte es sich leider nicht.

Nun machte sich Mr Azoff wieder bemerkbar, er wollte wissen, welche Reichweite die Videos hatten und welche Kosten die Entstehung mit sich zogen. Damit klinkte ich mich geistig wieder aus, da konnte nur Dicky Rede und Antwort stehen. 

Ich merkte jedoch, dass auch Harry Zahlen genauso zu langweilen schienen. Wir ließen die anderen beiden reden und nach dreißig Minuten räusperte ich mich das erste Mal.

Überrascht wurde ich angesehen und ich sprach: „Wenn... also wenn meine Anwesenheit hier nicht mehr relevant ist, dann würde ich mich gerne verabschieden."

„Kein Problem", warf Azoff leichthin ein. „Ich werde mit Mr Dickson weitere Details bereden, die er Ihnen bei Gelegenheit mitteilen kann." Und wieder sprach er überdeutlich mit mir. Wollte er sich hier selbst zum Affen machen, oder was?

Statt etwas dazu zu sagen, lächelte ich nur und verabschiedete sich. Zu meiner Überraschung schloss Harry sich an. Ich verstand nicht, was er zu Azoff sagte, denn ich war zu beschäftigt wieder in meinen klammen Mantel zu schlüpfen. Dicky drückte am Ende meine Hand und machte das Zeichen, dass er sich schriftlich bei mir melden würde.

Wahrscheinlich wie immer via WhatsApp.

Es war ekelhaft den feuchten Mantel anzuziehen und in nassen Socken aushalten zu müssen. Mit dem Rucksack und der Tüte Bücher im Gepäck ging ich zum Aufzug und Harry folgte mir. Schweigend standen wir nebeneinander und als wir eingestiegen waren, merkte er an: „Man könnte meinen, du wärst ein Fan von mir."

Irritiert sah ich ihn an: „Wie kommst du denn auf so etwas?" Ich hatte nicht einmal seinen Namen gekannt, geschweige denn ihn einzuordnen gewusst.

„Deine Harry Potter-Chucks und der Hinweis, dass mir nur noch die Brille fehlen würde", sprach er ruhig. „Demnach bin ich voll dein Typ."

Ich musste so laut loslachen, dass es mich selbst überraschte: „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich fand Draco Malfoy immer interessanter. Harry ist da eher der Trostpreis."

„Ah ja, die Anziehungskraft des bösen Jungens", schlussfolgerte er richtig und schien nicht besonders geknickt zu sein. Mit dem Selbstbewusstsein hatte er dafür auch keinen Grund.

„Wer wäre es bei dir? Ginny Weasley oder doch eher Hermione?", fragte ich zurück. Darüber dachte er nach: „Keine von beiden, ich fand die Blonde, die etwas neben der Spur war, richtig toll."

„Luna", half ich mit dem Namen aus und Harry nickte: „Genau, so hieß sie. Sie hat ihr Ding gemacht und es war ihr völlig egal, was andere von ihr hielten."

Das stimmte. Luna war schon echt cool.

Der Fahrstuhl kam unten an und die Tür öffnete sich. Harry ließ mich den Vortritt und kaum durchquerte ich das Foyer, da sah ich, dass es immer noch regnete. Der Sturm tat sein Übriges. Wenn ich es bis zur Bahn schaffte, dann war ich nicht nur völlig durchnässt, sondern sicher auch noch einmal vom Sturm durchgeschleudert worden.

Neben mir räusperte sich Harry und ich sah ihn an. Er sprach: „Der Schirm hätte dir bei dem Wetter nicht viel weiter geholfen, sondern eher gegen dich gekämpft."

Da war was dran.

Ich seufzte: „Am Besten warte ich einfach bis der Wind nachlässt, oder der Regen." Oder gleich beides. 

Harry sah an mir vorbei nach draußen, wo eine nette Weltuntergangsstimmung herrschte und dann schlug er überraschend vor: „Ich bin mit dem Auto hier und könnte dich nach Hause bringen, wenn du nicht gerade hinter den Grenzen Londons wohnst."

„Das ist nett, aber du musst dir keine Umstände machen", wehrte ich ab, doch Harry schien das ernst zu meinen: „Es macht keine Umstände."

Ich sah ihn an, in meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken und vor allem dachte ich an die hysterische Stimme meiner Mutter: „Mit fremden Männern geht man nicht mit! Egal was sie dir versprechen."

Nun, Harry versprach mir kein Kaninchen, das er aus dem Hut zaubern würde, oder Katzenbabys, sondern nur eine trockene Heimfahrt und das war gerade besser als alle Katzenbabys dieser Welt.

„Okay", ich nickte. „Danke, wirklich!"

Harry lächelte und als ich ihm nach draußen zu seinem Auto folgte, so ganz gegen jede Regel, die man als Mädchen von der Mutter vorgebetet bekam, da war mir noch nicht klar, dass dieses Risiko mich nicht etwa in einen Plastiksack mit zerstückelten Gliedern brachte. Sondern dafür sorgte, dass die Regel 'Gehe niemals mit fremden Männern mit' gründlich überarbeitet werden musste.

Es gab Ausnahmen. 

Manchmal.

Wenn man lebensmüde, unvernünftig und nicht ganz richtig in der Birne war.



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Hallo ihr Lieben :)

NATÜRLICH GEHT MAN NICHT MIT FREMDEN MÄNNERN MIT! Macht das niemals! Sie können noch so nett sein und harmlos aussehen, man weiß nie, was bei ihnen im Kopf los ist.

Wie wirkt Harry auf euch? :) 

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