44 Gib mir mehr Himmel.

┊  ┊  ┊          ★ HARRY

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„Wünsch dir etwas", sprach Isabell glücklich, kurz bevor ich die Kerzen ausblies. Der Wunsch war simpel, ich wollte einfach im nächsten Jahr ebenfalls den Geburtstag mit ihr feiern. Ganz egal wo wir uns befinden würden.

Ich schnitt den Kuchen an und alleine die Krümmel schmeckten wie pure Schokolade. Louis würde sich dran überfressen und ich nahm mir vor ein paar Stücke aufzuheben. Er war sicher besser als jeder Kuchen, den ich bestellt hatte, um Morgen bei der Crew einen auszugeben.

Doch bevor ich meinen Magen weiter füllte, da zog ich Isabell näher zu mir und küsste sie. Sanft und leicht berührten meine Lippen ihre und sie lächelte als ich mich zurücklehnte: „Wofür war der?"

„Ich brauche keinen Grund dafür, um dich küssen zu wollen", antwortete ich und strich durch ihr rotblondes Haar. Nun griff Isabell zum Saum meines Pullovers und zog mich zurück zu sich. Sie schmeckte nach der Bowle und sofort vertiefte ich den Kuss. 

Mit geschlossenen Augen wollte ich jede verfluchte Sekunde genießen, doch ich wurde je aus dieser Sucht gerissen, als ich an meiner linken Hand, welche sich in Isabells Haar vergrub, etwas spürte.

Ah, natürlich, gleich zog ich bei ihr wieder den Stecker für die Lautstärke. Sie schien dasselbe zu denken, denn sie löste sich frustriert von mir. 

„Bevor du hier eskalierst, willst du keine Geschenke?", fragte sie und ich grinste. Mit den Händen umfasste ich ihre Taille und hob sie auf meinen Schoss. Dann glitten meine Handflächen über ihre Oberschenkel.

Isabell lachte: „Ich wäre doch echt einfallslos, wenn ich das für ein Geschenk halten würde." Sie verschränkte die Finger in meinem Nacken: „Packst du erst etwas anderes aus?"

„Ach, mir würde das Kleid reichen", behauptete ich und drückte ihr leichte Küsse gegen den Hals. Eine Gänsehaut breitete sich bei ihr aus und ich hörte sie wieder lachen.

Ein Klang, den ich immer wieder hören konnte.

Sie streckte sich und zog ihren Rucksack zu sich. Dann erschien ein eingepacktes Geschenk, so groß, wie ein Schuhkarton. Ich wollte es gerade schütteln als Isabell mir panisch das Geschenk wieder aus den Händen riss: „Nicht! Ja bist du denn wahnsinnig?"

„Ist es so zerbrechlich? Oder rächst du dich jetzt, indem ich etwas Lebendiges bekomme?", witzelte ich über ihre erschrockene Miene. Sie rümpfte die Nase: „Verdient hättest du definitiv ein paar Fische oder einen Handtaschenhund."

Ich gluckste und da der Karton keine Löcher hatte war es definitiv nichts Lebendes. Vorsichtig entfernte ich die Schleife und musste lachen. Denn Isabell sah mir mit so großen Augen dabei zu, dass es wirkte, als würde sie hier gerade das Geschenk ihres Lebens auspacken.

Zuerst war ich irritiert, denn ich blickte auf zwei weitere verpackte Päckchen. Ich griff nach dem Rechten und als ich das bunte Papier entfernte, da hielt ich inne. Neben mir vergaß Isabell zu atmen und starrte mich in Grund und Boden.

„Ist... das ein Walkman?", ich klappte die Pappe in der originalen Verpackung auf und tatsächlich. Er war von Sony und wurde seit über zehn Jahren nicht mehr hergestellt. 

Prompt roch es nach Kindheit und ich erinnerte mich, wie viel lieber ich Kassetten als CDs gehört hatte. Zum einen, weil der CD-Player sowieso immer von Gemma genutzt wurde und zum anderen, weil es mir Spaß gemacht hatte mit meinem Vater die Musik von CDs auf Kassetten zu spielen.

Der Walkman, den Isabell mir schenkte, war noch nie benutzt worden und ich packte ihn vorsichtig und ehrfürchtig aus der Verpackung. Er war schwarz und hatte einen blau-silbrigen Streifen. Ich konnte meine normalen Kopfhörer dran anschließen und ganz so, wie es typisch für den Walkman war, war er man sogar in der Lage Radio empfangen.

Ich wollte mich gerade Isabell zuwenden und sie erdrücken vor Freude, als sie die Hände abwehrend hob: „Das ist Teil eins, bei Teil zwei bin ich mir nicht sicher."

„Den Walkman kannst du nicht mehr toppen", sprach ich und meine Brust schien vor Glück zu platzen. Ich liebte Musik in ihren Anfängen und ich erinnerte mich daran, wie ich Isabell bei unserer ersten Verabredung die Schallplatten, CDs und Kassetten zeigte und davon schwärmte.

Auch das zweite Geschenk war verpackt und ich sah auf den ersten Blick, dass es ein alter Kassettenkasten war. Er hatte hier und da eine Macke, aber Isabell hatte sich Mühe gegeben das Ding neu aufzupolieren. Doch gänzlich bröckelte der Boden unter meinen Füßen als ich ihn öffnete.

„Gleich vorne weg, ich hatte wirklich tolle Hilfe. Ohne Eleanor hätte ich das niemals geschafft und ich vermute, dass auch Louis mitgeholfen hat. Es sollten so viele Songs sein wie ein Album hat und das sind 14 Lieder. Ich meine, es sind doch 14, oder?", sprach Isabell nervös.

Die Hüllen der Kassetten waren beklebt und beschriftet, sowohl vorne als auch hinten und ich sah, dass Isabell das ganz sicher selbst gemacht hatte. Auf der ersten Kassette waren Niall und Louis abgebildet und als ich die Hülle aufklappte, da bemerkte ich zwei notierte Songs.

'Friends in California' war ein Song über den Niall mal gesprochen hatte, ich wusste nicht, ob er je aufgenommen worden war. Scheinbar doch. Genauso konnte ich mich an 'Galway Bay' von Louis erinnern. In meinem Kopf rauschte es und ich sah durch die anderen Kassetten.

'Little bit of yesterday'  kam von Liam, 'The Masterpiece' von Ellie Goulding, 'Mr Garfield' von Ed, 'On the line' von den Rolling Stones, 'Over the next hill' von Elton John und 'Pocahontas' von Shawn.

Aber auch meine ehemalige Vorband hatte sich nicht lumpen lassen. 'Rollin' Free' war ein Song von Muna und von Mabel kam 'Second Honeymoon'.

Die letzten vier Songs kamen einmal von James, Ellen und einmal von der alten One Direction-Akustikband und von meiner, als ich solo auf Tour ging. All diese Lieder hatten eines gemeinsam.

Man konnte sie nicht kaufen. Sie waren nie öffentlich gespielt worden.

„Ich weiß nicht, ob sie dir gefallen", sprach Isabell. „Aber es war auch echt schwer etwas zu finden, was du dir nicht selbst kaufst und du magst." Sie klang leicht gestresst. „Ich hoffe jetzt einfach mal, dass-"

Ich ließ sie nicht aussprechen. Mit einer schwungvollen Umarmung zog ich sie zu mir und ich wusste zum ersten Mal nicht, was ich sagen sollte. Das beengte Gefühl in meiner Brust wurde zu einem warmen Fluss aus Lava.

Sie war so wundervoll.

„Du musst mir versprechen, dass du nie wieder durch diese Tür da gehst", sprach ich und Isabell lachte: „Ich verspreche dir so ziemlich alles, aber das wäre doch etwas zu verrückt."

Es war unser letzter Abend für zahlreiche Wochen und alleine dieses Wissen verlieh all dem Glück einen kleinen Nachgeschmack. Sie erzählte mir, wie sie an die Lieder gekommen war und sie sich Sorgen darüber machte, wenn sie keine erhielt. In der Hearzone-Redaktion hatte sie jemanden gefunden, der ihr half die Lieder auf Kassette zu spielen und bis heute Morgen hatte sie die Hüllen noch beklebt.

„Ich werde das nie toppen können", gab ich zu. „Nicht mal revanchieren kann ich mich."

„Eigentlich könntest du das schon", sprach Isabell gedehnt und ich sah sie aufmerksam an: „Und wie?"

„Na ja, so ein Kuss, der völlig außer Kontrolle gerät, das wäre es jetzt", antwortete sie mit einem leicht beschämten Grinsen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und beugte mich vor. Mein Geburtstag hatte gerade erst angefangen und ich war glücklicher denn je.

Tief und gierig küsste ich sie, hörte ihr Seufzen und verlor einfach den Kopf. Sie schlang die Beine um meine Hüfte und ich schaffte es tatsächlich mit ihr in meinen Armen aufzustehen. Ein hoch auf gutes Training. So war es kein Problem diesen furchtbar langen Weg bis in mein Schlafzimmer anzutreten.

Isabells Finger glitten durch mein Haar, über meinen Nacken und sie machte mich damit ganz durcheinander. Genauso damit, dass sie sich gegen mich rieb. Heilige Scheiße. Kurz setzte ich sie im Flur auf dem Treppengelände ab.

Ich keuchte, nicht, weil sie mir zu schwer war, sondern weil mir das Blut vom Kopf zwischen die Beine schoss. Das Ziel war ganz nahe, nur noch diese dämlichen Treppen. Schwungvoll ließ ich die Hände bis zu ihrem Hintern wandern und dann ging es weiter.

Erst im oberen Stock setzte ich sie ab und schließlich zogen wir das Tempo an. Ganz automatisch legte Isabell die zwei CI's auf der Kommode in meinem Schlafzimmer ab und nur am Rande merkte ich mir, dass sie mich nun nicht mehr hören würde.

Es war mir ehrlich gesagt egal.

Im Moment gab es nichts anderes als ihre weichen Lippen auf meinen, die Haut mit diesem unaufdringlichen Duft und das weiche Haar zwischen meinen Fingern. Wahrscheinlich riss ich ihr den Verschluss des Kleides kaputt, so hektisch war ich. Zum Glück hörte sie dieses verheißungsvolle Geräusch nicht.

Meine Klamotten landeten schnell auf dem Boden, genauso wie ihre und ich zwang mich dazu, es zu genießen, wie sich Isabells Körper unter meinen Händen anfühlte.

Da waren keine Rippenknochen, die ich zählen konnte oder so straffe Beine, dass man Angst haben musste, sie würden einen die Leiste abschnüren. Statt zu starke Muskeln, spitzen Knochen und überlangen Beinen waren da Kurven, ungekünstelte helle Haut und wunderbare zuckrige Geräusche, die mich fast kommen ließen.

Wahrscheinlich wusste Isabell nicht einmal, dass sie sie machte. Ich hörte genau, wenn ihr etwas gefiel und sie empfindlich reagierte. Wenn sie die Luft anhielt, sie pfeifend ausstieß, wenn sie stöhnte und-

Ich hörte gänzlich auf zu denken.

Haut an Haut lagen wir im Bett und ich könnte Ewigkeiten damit verbringen Isabell nur zu küssen.

Überall.

Sie hatte viele sensible Stellen und ich wollte keine auslassen. Da war die Zone unterhalb ihrer Brüste, die Innenseiten ihrer Oberschenkel und wenn sie sich drehte, dann drückte ich meine Lippen genau zwischen ihre Schulterblätter.

Irgendwann wusste ich nicht mehr, wo ich anfing und Isabell aufhörte. Ein wenig war es, als würden wir verschmelzen. Es störte mich enorm, dass ich schließlich nach dem Kondom angeln musste und unterbrach jede kleine Zärtlichkeit nur ungern.

Mit Isabell zu schlafen war anders.

Nicht, weil sie von meinem normalen Schema abwich. Viel mehr, weil es sich intensiver anfühlte. 

Wie Liebe.

Und nicht nach etwas Schnellem, abgestumpften rein Sexuellem.

Ich drang in sie ein, spürte, wie sich ihr Körper meinen anpasste und das war das Schöne, wir passten zusammen, als hätten wir schon immer zusammengehört. Isabells Finger verschränkten sich mit meinen, sie hielt sich fest und ohne nachzudenken raunte ich ihr ins Ohr, dass sie sich einfach fallen lassen sollte.

Wir wurden von einem inneren Hurrikan mitgerissen.

Meine Haut war überzogen von Schweiß und nach einigen lästigen Entsorgungen ließ ich mich am Ende nackt neben Isabell fallen und reichte ihr die CI's. Als sie sie annahm, da sah ich eines der Geräte kurz aufleuchten. Doch statt gehörmäßig wieder Online zu kommen, musterte Isabell mich unverhohlen.

„Bleib so, ich muss mir das Bild fest einprägen", sprach sie etwas lauter als gewöhnlich, dann fummelte sie sich die CI's hinter die Ohren und ich wusste, sie hörte, was ich sagte: „Ach komm, ich bin ja nicht für immer weg."

„Das nicht, aber... die Erinnerung dran wird mich bei Laune halten, wenn ich sauer darüber bin, dass du über die Bühnen dieser Welt springst und Herzen brichst, die du besser in Ruhe gelassen hättest", sprach sie und ich warf ihr ein Kissen ins Gesicht: „Es ist mein Job Herzen zu brechen."

„Nein", behauptete sie und wedelte mit den Finger vor meiner Nase herum. „Dein Job ist es deinen Kumpels dabei zu zusehen."

„Das schaffe ich niemals!", empörte ich mich. „Ich kann nicht lahm daneben stehen, wenn die Jungs meinen die Bühne in Brand zu setzten." Um nicht weiter diskutieren zu müssen, zog ich sie aus dem Bett und kündigte die Dusche an. Doch Isabell rollte sich störrisch ins Bettlaken ein.

Mit ihr wurde es nicht langweilig. Im Gegenteil, es war fast schon schwer sich zu überreden ein paar Stunden zu schlafen. Zum Glück hatte ich bereits gepackt und musste das am Morgen nicht noch machen.

Leider war Isabell am Morgen vor mir wach. Zu gerne hätte ich sie gleich nach dem Aufwachen zu mir gezogen. Stattdessen hörte ich die Geräusche im Haus, die sie machte und der Blick auf die Uhr ließ mich frustriert stöhnen.

Spätestens um 16 Uhr musste ich im Wembley-Stadion sein. Es gab einen Soundcheck, unser Gepäck wurde zum Flughafen geschickt und dann hieß es warten und warten und warten. Zu meiner Schande wusste ich nicht einmal, wer bei uns heute den Vorcast gab.

Schwerfällig kämpfte ich mich aus dem Bett und sah, dass Isabell ihre Klamotten zusammengeräumt hatte. Das Kleid war am Verschluss hin und es tat mir nicht leid drum. Nach einer kurzen Dusche zog ich mich fix bequem an und wunderte mich über die Ordnung, die Isabell bei mir an den Tag legte. Bei ihr zu Hause sah es regelmäßig aus, als habe eine Bombe eingeschlagen.

Im Bad roch es nach ihrem Shampoo und nachdem ich die Treppen runter ging, da bemerkte ich, dass sie mein Wohnzimmer wieder normalisierte. Bis auf die Ballons und die Piñata war alles sorgfältig weggeräumt. Letztes würde ich mal mit Arlo verkloppen, wenn er seine aufsässigen 15 Minuten hatte.

Mein Handy blinkte auf dem Esstisch und ich sah auf die entgangenen Nachrichten und Anrufe. Zahlreiche Glückwünsche trudelten ein, doch wichtig war nur die Nachricht von Jerry, meinen Personenschützer, er ließ wissen, wann er heute da sein würde, um mich abzuholen.

Die Kaffeemaschine zischte und ich betrat die Küche. Isabells langes Haar war immer noch nass und automatisch reichte sie mir eine als sie mich sah. „Ich habe den Kuchen in Tupperboxen gepackt, ich hoffe, das ist okay."

„Sicher, also, was wollen wir frühstücken?", fragte ich. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht: „Wir wäre es, wenn wir dich in einen Speckmantel einrollen und in Öl braten?"

„Ehrlich gesagt würde ich mich lieber in Rührei und Pfannkuchenteig wälzen", warf ich ein. Gemeinsam den Tisch zu decken und zu Frühstücken fühlte sich an als würden wir das jeden Morgen machen. 

Zwischen O-Saft und Toast fragte Isabell mich: „Hast du Karten oder so was, das wir an den Luftballons befestigen können? Man schreibt ja sonst seine Adresse drauf, aber das können wir schlecht machen."

„Wir könnten Wünsche drauf schreiben", war das Erste was mir einfiel, doch kaum hatte ich es ausgesprochen, korrigierte ich: „Vergiss es, das wäre nun echt kitschig."

„Was spricht gegen Kitsch?", Isabell fand die Idee gut. „Am Besten Wünsche, die wir noch umsetzen wollen. Jeder 25, oder?"

„Ich weiß nicht, bringt das nicht Unglück? Nicht, dass wir demnächst von einem Wunsch zum Nächsten rennen, damit wir auch bloß alle abgeklappert haben." To Do – Listen waren nie etwas Gutes.

Isabell sah das nicht so eng: „Hol schon Stifte und Papier, wir haben eh heute Abend vergessen, was wir alles aufgeschrieben haben."

Die Wahrheit war jedoch, ich vergaß nicht einen einzigen Wunsch. 

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