21 Wahrheit ist echt.

┊  ┊  ┊          ★ ISABELL

┊  ┊  ☆

┊  ★




Ich wollte Harry nicht googeln, geschweige denn wissen, was da von Außen über ihn geschrieben wurde. Mir gefiel es Harry so zu sehen, wie ich ihn kennengelernt hatte. Doch gleichzeitig war mir auch klar, dass ich früher oder später nicht darum herum kam, mich damit zu beschäftigen, wer er ihm großen Ganzen wahr.

Übermüdet warf ich meine Hausarbeit im Fach des Dozenten ein und dankte Gott, dass Harry mich im Moment nicht sah. Die Schatten unter meinen Augen waren so dunkel, dass man mich für einen rothaarigen Panda halten könnte. Außerdem stellte ich gerade fest, dass ich mein Cardigan auf links anhatte. Genauso wie meine dicke Strumpfhose.

Kein Wunder, dass sie irgendwie komisch saß.

Übermüdet gähnte ich, doch statt direkt nach Hause zu fahren und mich ins Bett zu legen, hatte ich eine Verabredung mit Sunny. Auf dem Weg zur Bahn holte ich mir einen doppelten Espresso und bemühte mich in der Tube nicht einzuschlafen. Mir war kalt und ständig nickte ich weg.

Erst als ich durch die Vorstadtidylle lief, da wurde ich wieder wacher. Der Schnee war mittlerweile nur noch Matsch und vom Regen fast zerstört. Weiße Weihnachten wurde immer unwahrscheinlicher.

Vor einem kleinen Reihenhaus wappnete ich mich innerlich noch einmal und rieb die Fingerspitzen aneinander, erst dann stieß ich das Tor zu Sunnys Hölle auf. Kaum hatte ich geklingelt, öffnete mir eine runde, kleine Frau und schwatzte munter drauf los. Sie herzte mich und wie immer konnte ich ihr kaum akustisch folgen.

„Isabell schön dasteda bis un ma vorboi schost."

Manchmal wusste ich nicht, ob Sunnys Mutter einen Dialekt oder Slang hatte oder ich sie wirklich nur schlecht verstand auf Grund des Tempos. Egal wie oft ich sie darauf hinwies, dass sie Luft holen soll beim Reden, sie vergaß es bei jeder Begegnung aufs Neue. Ich hatte mittlerweile damit aufgehört sie ändern zu wollen und nahm es hin. Dabei war ich sicher, dass sie es nicht einmal böse meinte.

Ich trat in die gemütliche Wohnung und bekam eine heiße Kanne mit Kakao in die Hand gedrückt, sowie zwei Tassen. Routiniert ging ich durch den Flur und klopfte mit den Ellenbogen an Sunnys Zimmertür. Die Türrahmen waren breiter als es üblich, sodass Sunny mit ihrem Rollstuhl bequem durch die Wohnung kam.

Am Treppengelände gab es einen Lift, den sie allerdings nur selten nutze, da sie sich im ersten Stock kaum aufhielt. Alles Wichtige hatte man ins Erdgeschoss verlegt. Ich hörte ein dumpfes Geräusch und betrat das Zimmer meiner 16-Jährigen Freundin.

Genauso müde wie ich, begrüßte sie mich mit einem Gähnen und wuchtete sich gerade vom Bett in den Rollstuhl. 

„Du bist zu früh", beklagte sich Sunny und ich stellte die Kanne auf dem Schreibtisch ab. Breit grinste ich: „Und du hast wahrscheinlich gestern Nacht wieder zu lange gezockt."

Das Zimmer von Sunny war toll, sie hatte zwei Fenster, einen großen Fernseher, der an allerhand Gedöns angeschlossen war und eine ganze Wand voller Regale mit Bücher. Über ihrem Bett hingen Poster von Jane Austen und Charles Dickens. Daneben wirkte das neue Poster von One Direction irgendwie befremdlich. Genauso wie das an der Tür, welches einen Papp-Niall in Lebensgröße zeigte.

Ich setzte mich in ihren Schreibtischstuhl und packte zwei Bücher aus meinem Rucksack, die ich ihr mitbringen sollte. „Wie war die Nacht?"

„Nicht gut", antwortete sie prompt. „Ich habe mich mit so einer Larry-Bitch auf Twitter gezofft, die mir mit ihren total bescheuerten Verschwörungstheorien auf die Nerven ging."

Okay, was auch immer das zu bedeuten hatte. Jetzt war es an mir ratlos zu gucken und abzuwarten bis Sunny den ersten Schluck ihrer morgendlichen süßen Droge genommen hatte. Erst dann atmete ich schwer durch und sprach: „Sunny, ich brauche deine Hilfe, aber du musst mir versprechen nicht auszuflippen."

Argwöhnisch musterte sie mich und runzelte ernst die Stirn: „Ich werde Benny nicht mit meinen Rolli überfahren."

Die Vorstellung hätte was, man könnte es wie einen Unfall aussehen lassen. So gerne ich mit ihr auch Wunschpläne dieser Art geschmiedet hätte, so dringender war jedoch das Andere. Ich räusperte mich und wusste nicht genau, wie ich es anfangen sollte, ohne, dass es sinnlos klang. Also sprach ich gerade heraus: „Ich... ähm... habe einen neuen Freund."

Das klang selbst in meinen Ohren irgendwie unwirklich. Denn in der Regel musste ich so etwas nicht klarstellen. Normalerweise brachte man den neuen Kerl einfach mit zum Treffen. Das dürfte nun etwas schwierig werden, auch wenn ich das irgendwie tatsächlich schon so gemacht hatte.

Sunny wackelte anzüglich mit den Augenbrauen: „Ja?"

Automatisch blickte ich zum One Direction Poster und sie folgte irritiert meinem Blick. Ich atmete schwer: „Wenn ich dir Harry vorstelle, dann versprich mir, dass du nicht den Kopf verlierst und ihn fragst, ob er dir Nialls private Handynummer gibt."

„Harry wer?" Sunny blinzelte mehrmals angestrengt und ich machte eine Geste Richtung Poster. Zuerst reagierte sie nicht, stattdessen blickte sie zwischen mir und dem Poster hin und her. Wie in Zeitlupe beobachtete ich, wie die Information in ihrem Hirn voranschlitterte. Schließlich grinste sie: „Schwachsinn, hör auf Bullshit zu labern!"

„Das ist kein Bullshit", korrigierte ich sie angespannt und musste zugeben: „Ich habe Harry beim letzten Deaf Studio – Dreh mitgenommen. Die Anderen werden das bestätigen." Auch wenn sie sich nicht gerade ultra freundlich verhalten hatten.

Noch immer beäugte sie mich misstrauisch und ich erklärte: „Es war spontan und falls du dich noch erinnerst, ich musste damals zu diesem Treffen mit CAA."

„Ja, da klingelt etwas bei mir", nickte Sunny gedehnt. Ich fuhr fort: „Beim unverbindlichen Treffen war Harry dabei und irgendwie kam es dazu, dass wir in Kontakt geblieben sind." Nun fiel mir der Ausflug zu Little Deers wieder ein und ich zog mein Handy aus meinem Rucksack. Dann zeigte ich Sunny die Fotos von Harry und Arlo, die ich gemacht hatte.

Nun schien sie langsam zu begreifen, dass ich sie nicht veräppelte, sondern ihr die Wahrheit sagte. Trotzdem schwieg sie und studierte die Bilder sehr, sehr lange.

„Irgendwie fällt es mir schwer mir das vorzustellen. Kam mir immer so vor als würde 1D auf dem Mars leben und nur ab und an Planet Erde besuchen", gab Sunny schließlich zu und neigte leicht den Kopf. „Ihr seid wirklich zusammen, also so richtig?"

Meine Mundwinkel zuckten, wenn ich an die Nacht dachte als Harry überfordert versuchte mir zu erklären, was ihm keine Ruhe ließ.

„Ja", gab ich zu, „und deshalb brauche ich deine Hilfe."

Dramatisch griff sie sich ans Herz und tat als wäre sie einer Ohnmacht nahe: „Ich soll deine Trauzeugin werden? Oh mein Gott, Isabell, das musst du mich doch nicht fragen! Natürlich mache ich das, aber nur, wenn ich Niall dafür-"

„Nein", wies ich sofort zurück bevor das hier ausartete und grinste, „du sollst mir einen genauen Überblick davon geben, wer Harry ist."

Nun lachte Sunny hysterisch auf und bekam sich kaum noch ein: „Weißt du das nicht besser als ich? Du hast den doch mittlerweile sicher schon dabei gesehen, wie er seinen Tee trink und... – vergiss das! Erzähl mir, wie er nackt aussieht!"

Das wusste ich selbst nicht und wenn es anderes wäre, würde ich den Teufel tun und einer 16-Jährigen ein Bild aus Wörtern malen, wie Harry ohne Klamotten aussah. Die Pubertät hatte aus Sunny ein Wesen ohne Hemmungen gemacht.

Knapp schüttelte ich den Kopf und erklärte ihr wo der Unterschied lag, was ich eigentlich meinte und nach und nach schien sie mich zu verstehen. Dann rollte sie näher an ihren Schreibtisch heran und zog ihren Laptop zu sich.

Ihre Mundwinkel zuckten: „Okay, dann stalken wir mal deinen neuen Macker", sie kicherte und verriet mir: „So was wollte ich immer schon mal machen, nur hätte ich nicht gedacht, dass ich dann Harry Styles durchleuchten würde." Vorfreudig rieb sie die Fingerspitzen aneinander.

Ehrlich gesagt, ich auch nicht. Ich hätte allgemein nie vermutet, dass ich meinen eigenen Freund mal dermaßen googeln würde, oder gar, dass er nicht aus meinem üblichen Umfeld kam. Geschweige denn, dass er Musiker und Schauspieler zugleich war

Das größte Problem bei Harry war die Masse an Informationen, die es über ihn gab und deshalb war es gut, dass ich mit Sunny jemanden hatte, der als echter Directioner den Überblick besaß. Sie fing an mir zu erklären wie One Direction entstanden war. Ein Hoch auf Nicole Scherzinger, die eigentliche Fee des Fandoms. 

„Alle halten Simon Cowell für den Entdecker, aber im Endeffekt war es Nicoles Idee", sprach Sunny. Dann fuhr sie fort: „Liam ist mit dieser Cheryl Cole zusammen, die kennen sich ebenfalls seit X-Faktor, und hat jetzt mit ihr einen Sohn, Bear."

Was war nur mit den Namen der Kinder heutzutage los? Erst Arlo, dann Lux und jetzt Bear.

Verblüfft sah ich sie an: „So lange sind Cheryl Cole und er schon zusammen?"

Sunny schüttelte den Kopf: „Nein, aber viele machen sich drüber lustig, dass sie ein Problem mit ihrem Alter hat, weil sie immer noch tut, als wäre sie zwanzig und nicht über dreißig. Außerdem sind Niall-Girls eh nicht ihre größten Fans, weil sie Niall bei X-Factor ein Nein gab und sein Potenzial nicht kannte."

Sie begann sich darüber aufzuregen und ich blickte auf die Bilder. Irgendwie krass, dass Harry schon so lange im Showbizz dabei war. Sunny bemerkt dies und erzählte weiter, dass One Direction sich nach fast fünf Jahren auch bei X-Factor in die Pause verabschiedete und die Jungs dort immer Mal wieder einen Solo-Auftritt absolvierten.

Ich bekam nur langsam eine Vorstellung davon, wer One Direction wirklich war. Erst als ich die Liste der Preise durchsah und sie kaum ein Ende nahm, da wurde mir klar, dass die Band nicht nur in Britannien Erfolge feierte. Kein Wunde, dass Harry auf Instagram 23 Millionen Follower hatte.

„Ich finde, er sieht ganz anders aus, als in echt", sprach ich, nachdem ich zahlreiche Bilder von Harry auf irgendwelchen Preisverleihungen studierte. So auffällig und irgendwie extravagant. Manchmal hatte er auch mehr mit einer Discokugel gemeinsam, als mit einem Musiker.

Als wir damals in der O2 Arena gewesen waren, war er zwar auch modisch aus der Reihe getanzt, aber das lag nur an einem Hemd. Die Anzüge waren da eine Nummer heftiger und ich glaubte, dass er das nur auf seinen Solo-Konzerten so hielt. Wie es aussah irrte ich mich.

„Tut er?", Sunny machte ein fragendes Gesicht. „Ich kenne ihn nur auffällig. Früher hatte er noch lange Haare, aber nicht ganz so krasse Klamotten." Sie klickte ein paar alte Fotos an und ich musste zugeben, dass ich die kurzen Haare besser fand.

Die Lehrstunde war lang, Sunny versuchte mir nicht nur über Harry einen Überblick zu geben, sondern auch die Anderen einfließen zu lassen. „Wir wollen ja nicht, dass du dich blamierst", meinte sie.

Irgendwo hatte sie da recht. Mittlerweile konnte ich die Jungs alle auseinander halten und an meiner Einstellung hatte sich nichts geändert. Niall verstand ich nicht, Louis war wirklich süß und Liam sollte dringend etwas an seinen Klamotten ändern.

„Kann man sich Harrys Solo-Konzerte irgendwo im Ganzen ansehen?", wollte ich wissen und Sunny neigte leicht den Kopf: „Die Qualität ist fast immer dürftig und nicht professionell. Bislang weiß ich auch nur, dass Niall sein Konzert live streamen ließ. Ich kann dir aber von Harry mehrere Auftritte zeigen, die Klasse sind."

Wir schauten die Auftritte von At the BBC und während Sunny sichtlich zufrieden mit dem Kopf mit wippte, musste ich bei Girl Crush ziemlich schlucken. Denn die Akustik in Sunnys Zimmer war gut und klar, genauso wie das Video selbst.

„Das... ähm... ist cool", meinte ich schließlich und versuchte zu verdrängen, dass mir Harry da irgendwie sehr fremd war.

„Das ist noch gar nichts", behauptete meine kleine Freundin und sofort suchte sie weiter. „Er war 2017 bei Victoria's Secret in Schanghai. Aber wen wundert es, den halben Cast kennt er ja."

Welchen Cast? Die langbeinigen Frauen, die aussahen, wie extra angefertigt?

Als ich Sunny danach fragte, da hielt sie prompt das Video an: „Na ja, er kennt eben die Großen der Großen. Cindy Crawford, Cara Delevingne, Kendall Jenner, mit der letzten hat er ja immer wieder was laufen."

„Die von den Kardashians?", mir wurde langsam schwindelig und Sunny nickte: „Genau, war alles ein riesen Theater, weil er ja vorher mit Taylor Swift zusammen war und die sind angeblich Freundinnen."

Völlig überfahren blinzelte ich: „Die Taylor Swift?"

Erneut nickte Sunny, doch die Belustigung verschwand aus ihrem Gesicht und sie räusperte sich nervös: „Hör mal, Isa, ich will dir nichts vormachen, aber alles, was Harrys Affären-Kram angeht, hat es fast immer in die Presse geschafft und das ist nicht gerade wenig, wer weiß, ob das auch alles wahr ist. Wahrscheinlich gab es da noch mehr und er hat das irgendwie unauffällig geregelt, aber...", sie verstummte.

Mir wurde ganz anders. Genau das alles hatte ich nicht wissen wollen, ich hatte mir eingeredet, dass mir das alles egal war und genau so hätte es bleiben sollen. „Bringen wir es hinter uns, komm schon, was ist rausgekommen?" Ich schwor mir jetzt schon, dass ich Harry niemals danach fragen würde.

Sunny erzählte mir von Haylor, Hendall und von der Caroline Flack – Affäre. Dann fuhr sie fort mit einer Tess Ward und endete mit Camille Rowe. Wieso waren diese Frauen alle so furchtbar dünn, übergroß und drei von ihnen echte Covergirls? Im direkten Vergleich fühlte ich mich wie ein fetter Panda, der daneben saß und Bambus fraß.

„Aber das sollte dir nicht den Schlaf rauben", fand meine kleine Freundin aufmunternd. „Diese ganzen Weiber-Geschichten sind nicht halb so krass, wie die Larry-Seuche. Ich meine, es gibt da wirklich nette Leute, die nicht ganz so ein Riss im Hirn haben, aber-"

„Larry?", was war das denn jetzt?

„Ja, der Ship von Louis und Harry."

Jetzt sah ich sie an, als würde sie mir erklären, dass wir uns auf dem Todesstern befanden und sie sich zu R2D2 umoperieren ließ. Alles, was Sunny mir nun erzählte, war wie der Film mit dem Ende: „Und am Ende hatte sie alles geträumt."

Wie kam man denn auf diese Larry-Idee? Das klang so surreal, dass es schon wieder echt sein könnte. Besonders diese ganzen Verschwörungstheorien machten Roswell alle Ehre. Ich konnte nicht anders, ich musste fragen: „Aber das ist alles nicht echt, oder?"

Das Management war das böse, böse Monster, Louis' Freundin wurde bezahlt, sein Sohn war eine Puppe und jedes von Harrys Tattoo hätte angeblich eine Bedeutung zu denen von Louis.

Mehr als 'abgefahren!' blieb da als Fazit nicht zu sagen.

„Bist du verrückt? Du hast Harry privat getroffen, sag du es mir!", wehrte Sunny sich und ich musste zugeben: „Ich habe nie darüber nachgedacht und drauf geachtet, ob er stockenhetero ist."

Sie nippte an ihrem Kakao und musterte mich: „Meiner Meinung nach solltest du dir darüber keine Sorgen machen. Ich denke Larry ist Bromance und wenn du Harry fragst dann-"

„Hast du einen Vogel?", empörte ich mich. „Ich stelle mich doch da nicht hin und frage: Sag Mal Harry, stimmt es, dass du deinen Bandkollegen abgeschleppt hast?"

Hysterisch kicherte Sunny erneut: „Lass mich dabei sein, wenn du es doch machst."

Im Leben nicht!

Eher rauchte ich die Friedenspfeife mit Benny aka Arschgesicht.

Wir wechselten das Thema und Sunny zeigte mir weitere Videos. Sie erzählte von Touren durch die ganze Welt, vom 1D-Day und ich glaubte mich an das zu erinnern. Davon hatte sie schon einmal vorgeschwärmt. Hier und da ließ sie einfließen, dass Harry Los Angeles liebte, da wohl auch mal ein Haus hatte und sein Solo-Album auf Jamaika aufgenommen worden war. Erst nach über drei Stunden und mehreren Kannen Kakao und Zimtplätzchen fuhr Sunny ihren Laptop runter.

Ich fühlte mich erschlagen.

„Jedenfalls", schloss sie, „ist Harry ganz schön beliebt, sowohl bei der Presse, als auch bei den Promis."

Dazu konnte ich nur nicken. Dieser One Direction- Wahnsinn war für mich immer irgendwie klein gewesen und überhypt. Aber er stand weltweit statt und vor allem jetzt mit der Reunion schien die Welle noch einmal größer zu werden. Sie füllten keine Konzerthallen, sondern Stadien.

Ich verstand nun besser denn je, wieso Harry einen Bodyguard zu Dates mitnahm und wie selten es eigentlich für ihn wahr, sich völlig frei zu bewegen, ohne sich am nächsten Tag irgendwo auf Twitter, in der SUN oder sonst wo zu finden.

Das Drumherum um Harry war... überwältigend groß. Damit zurecht zu kommen war ein ganz anderes Kaliber. Besonders als Sunny einwarf: „Kann mich nicht erinnern, dass er je eine Beziehung offiziell bestätigt hat. Genauso wie Niall."

Liam hatte Cheryl Cole, die war selbst ein Sternchen. Und wie diese Eleanor Calder, die Freundin von Louis, das alles aushielt war mir ein Rätsel. Dieser Larry-Fanatismus war bei ihr total eingeschlagen, Sunny hatte mir Instagram gezeigt und das, was man da manchmal lesen konnte, war widerlich.

„Hey Isa", sprach Sunny und lächelte, „das ist vielleicht alles etwas viel, aber lass dich davon nicht beeindrucken."

Wie stellte sie sich das vor?

„Ist dieser ganze Kram", sie deutete auf ihren Laptop, „wichtig für dich? Schätze nicht und so solltest du das auch sehen."

„Ja, vielleicht sollte ich das", sprach ich und dachte zeitgleich etwas ganz anderes. Nämlich vielleicht sollte ich auch einfach abhauen und zwar weit, weit weg. Ich musste an die frische Luft und bedankte mich bei Sunny für ihre Hilfe.

„Kein Thema", wehrte sie ab. „Was aber Thema wird ist, dass ich ein Meet and Greet und einen Plausch beim Bier mit Niall will."

Sofort musste ich lachen: „Du darfst noch kein Alkohol trinken."

„Das weiß er doch nicht", konterte sie dreist und wackelte mit den Augenbrauen. Dann schüttelte sie den Kopf: „Ich fasse es immer noch nicht, dass ich jemanden kenne, der weiß wie Harry Styles morgens nach dem Aufstehen aussieht. Das muss doch voll hardcore sein!"

Wieso sollte es?

Es war schön und wenn ich zurückdachte, dann war ein Morgen neben Harry... nichts, was ich beschreiben konnte. Vielleicht war es komisch, aber ich freute mich auf jeden weiteren Morgen neben Harry. Falls ich noch einen bekommen würde.

Sunny versprach ich, sie ganz bald zum neuen Deaf Studio – Dreh mitzunehmen und verabschiedete mich übertrieben gut gelaunt an der Tür von ihr. Erst in der Tube atmete ich tief durch. Ich sah auf die Leute, die ein und ausstiegen, ohne sie wirklich wahrzunehmen.

Stattdessen rauschte es in meinem Kopf.

Als ich anfing mich mit Harry zu treffen, da war meine größte Sorge, dass diese unsichtbare Mauer von hören und nicht hören ein unangenehmes Problem werden könnte. Ich fragte mich, ob ihn die Rücksicht auf mich nerven würde oder ob es vielleicht auch zum scheitern verteufelt war, weil ich irgendwann versuchte mich anzupassen und am Ende nur noch erschöpft war.

Dabei erinnerte ich mich an meine beste Freundin Amanda, die es ebenfalls einmal mit einem hörenden Jungen versucht hatte. Unternehmungen mit ihm strengten sie so an, dass sie nach Partys fast zwölf Stunden schlief, obwohl sie nur vier Stunden dort gewesen war. Statt die Dates zu genießen, waren sie für sie nur Stress.

Für mich war Harry kein Stress, aber er würde es werden. Und das machte mir mehr Angst, als es sollte. Sich in ihn zu verlieben war so einfach gewesen, dass ich gar nicht daran dachte, es könnte eventuell einen Haken geben.

Nun denn, die Illusion war jetzt geplatzt und ich hatte tatsächlich den brutalen Drang das Versprechen an Harry zu brechen. So viel dazu nach Hawaii zu flüchten. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top