10 König des Waldes.

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Auf der Treppe im Flur brach ich mir fast den Hals. Das war doch wirklich erniedrigend! Wieso flippte ich so aus? Es war ein Ausflug ins Wildgehege. Wir hatten Glück, wenn wir nicht im Regen landeten.

Schwungvoll öffnete ich die Haustür und sah Harry an seinem Auto stehen, er wandte sich gerade erst um und auf den ersten Blick sah ich, dass er sich ziemlich viel Mühe mit dunklen Farben gegeben hatte. Dicke Stiefel, Strickmütze und eine Jacke, die ihn ein bisschen, wie ein Teddy aussehen ließ.

Aber eines war unverändert. Nämlich dieses offene und nette Lächeln.

„Miss Weston", sprach er ruhig. „Sie sind pünktlich auf die Minute und ohne Schirm, wie ich sehe." Harry hielt mir die Autotür auf und ich konnte nicht anders, ich musste das Lächeln erwidern: „Es regnet nicht."

„Also muss ich noch länger auf ein Bild warten?", fragte er. Knapp nickte ich: „Es sei denn, es ist ein Sonnenschirm."

Ich setzte mich ins Auto, die Tür ging zu und dann bemerkte ich aus den Augenwinkel eine Bewegung und wandte mich um. Hinter mir saß der wohl süßeste kleine Junge, den ich seit langer Zeit gesehen hatte.

Er hatte ein gelbes Mützchen auf, einen niedlichen Anorak an und große blaue Augen funkelten mich böse an. Blonde Haarspitzen lugten unter der Mütze hervor und ziemlich beleidigt hatte er die Arme vor der Brust verschränkt.

Da war aber einer schlecht gelaunt.

Ich lächelte ihn breit an und sprach: „Hallo, ich bin Isabell und du-?"

Eine Antwort bekam ich nicht, denn das Früchtchen schnaubte übertrieben dramatisch und sah zu Harry, der sich auf dem Fahrersitz fallen ließ: „Du Lügner, Onkel Harry!"

Irritiert blickte ich diesen an und er schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe nur gesagt, dass wir den Ausflug nicht alleine machen."

„Warum nich'?", wollte der Kurze wissen und Harrys Antwort brachte mich zum schmunzeln: „Weil wir beide alleine nur Blödsinn machen. Erinnerst du dich als wir das letzte Mal Eis essen waren?"

„Dat war toll!", behauptete der Kleine mit glänzenden Augen, doch Harry korrigierte: „Nein, ich habe dich viel zu viel essen lassen und danach hattest du Bauchschmerzen."

„Mummy war böse", warf der Junge betrübt ein. Harrys Blick nach zu urteilen war die Frau Mutter wohl eher auf den großen Jungen, statt auf den Kleinen wütend gewesen. Nun wandte sich Harry mir zu und erklärte: „Isabell, das ist Arlo, Arlo sei nett zu Isabell."

Das Kindergesicht verriet mir vieles, aber mit Nettigkeit brauchte ich wohl nicht zu rechnen. Mit einem Überfall einer Wasserpistole wahrscheinlich eher. Harry fuhr los und bedankte sich noch einmal bei mir für den Vorschlag.

So entspannt die erste Fahrt mit Harry auch gewesen war, so anstrengend war nun die Zweite. Immer, wenn Arlo etwas sagte, musste ich mich umdrehen und war nicht schnell genug. Der Gurt hielt mich fest im Griff.

Das Einzige, was ich hatte, waren Harrys Antworten und das er antwortete lag daran, weil es klang, als würde Arlo ihm ein Loch in den Bauch fragen. „Der Ort heißt 'Three Little Deers' und er wird dir gefallen, versprochen."

Dann ging es um Eulen, Affen, Löwen und ob man die alle füttern konnte. Wahrscheinlich hatte Harry ihn noch nicht darüber aufgeklärt, dass ein Wildgehege keine solche Tiere hatte. Ich sah irgendwann nur noch aus dem Fenster, zuhören auf diese Art wurde zu anstrengend und ein bisschen begann ich mich fehl am Platz zu fühlen. Aber das war ich gewohnt.

Das Gehege von 'Three Little Deers' war außerhalb von London und es überraschte mich nicht, dass der Parkplatz nicht besonders voll war. Zu dieser Jahreszeit machten die meisten Eltern mit ihren Kindern etwas, wo sie im Warmen bleiben konnten.

So aber durfte ich Arlo aus seinem Sitz holen und er sprach direkt: „Du petz' aber nich', sonst darfst du nich' mit!" Wieder funkelte er mich wütend an und ich hockte mich zu ihm, Harry holte etwas aus dem Kofferraum.

„Soll ich immer fünf Schritte Abstand halten, damit du mit deinem Onkel alleine vorgehen kannst?", fragte ich nicht ernst gemeint, aber genau so fasste es Arlo auf: „Dat würd's du machen?"

„Nein!", mischte sich Harry nun ein. „Ich habe Isabell nicht eingeladen, damit sie hinter uns her geht. Außerdem ist das unhöflich."

Arlo schnaubte beleidigt, aber statt sich zu entschuldigen, hüpfte er an mir vorbei und ich stand auf. Der Kleine lief auf das Kassenhäuschen zu und Harry schulterte einen Rucksack, dann sah er mich an und entschuldigte sich für das freche Verhalten: „Tut mir leid, eigentlich ist er nicht so."

„Ich glaube, er wollte den Ausflug gerne mit dir alleine machen", sprach ich. „Da bin ich natürlich ein Störfaktor."

Harry presste die Lippen aufeinander, dann schnaubte er genauso dramatisch, wie zuvor Arlo: „Das hätte ich berücksichtigen sollen, aber ich dachte, es könnte Spaß machen zu dritt zu gehen. Vor allem, weil Arlo und du mir zusammen vorgekommen seid, wie super Ablenkungen."

Das verstand ich nicht und er erklärte mir, dass er sich normalerweise nur mit viel Aufwand draußen frei bewegen konnte, ohne, dass ihn jemand bemerkte. „Normale Fans sind in Ordnung, aber Fotografen für Zeitungen können ordentlich nerven. Außerdem wäre es dann zu gefährlich Arlo dabei zu haben."

Wir schlenderten auf das Kassenhäuschen zu, dort betrachtete Arlo bereits die große Karte des Geheges. „Wo sind die Löwen?"

Statt ihn aufzuklären sprach Harry an mich gewandt: „Lass mich dich heute einladen!", und verdrückte sich zur Kasse. Deshalb trat ich neben Arlo und gab zu: „Hier gibt es keine Löwen."

„Menno!", trotzig stampfte er mit dem Fuß auf. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, also beschloss ich ein bisschen die Fantasie spielen zu lassen: „Hier gibt es was viel Besseres, als Löwen."

„Blöde Bäume", behauptete Arlo und ich zwang mich nicht zu lachen: „Einen Löwen kann jeder im Zoo sehen, aber wir haben vielleicht Glück und sehen den König des Waldes."

Zuerst regte sich Arlo nicht und dann biss er an. „Wer is' dat?"

„Der Rothirsch", verriet ich ihm und zum ersten Mal war ich froh, dass mein Opa mich immer zum Spaziergang gequält hatte, mir irgendwelche Spuren erklärte und erzählte, was im Wald so herumkroch und sich versteckte. „Er hat ein riesiges Geweih und ist bei den Jägern sehr beliebt. Sie alle wollen das Geweih haben, deshalb wird er so oft gejagt."

„Er is' hier?", wollte Arlo nun wissen und ich verzog ahnungslos das Gesicht: „Das müssen wir wohl rauskriegen. Allerdings verstecken sich Rothirsche sehr gut."

Missmutig schob Arlo die Unterlippe vor: „Dann finden wir ihn nich', is' nich' toll."

„Na ja, er macht Geräusche, wir müssen schon ziemlich gut hinhören", sprach ich weiter und sofort wollte der Kleine wissen: „Was für welche?"

Ich machte mich buchstäblich zum Hirsch und klang wie eine Kuh. Das sagte mir Arlo auch skeptisch ins Gesicht.

„Ich bin nich' dumm!", behauptete der Drei-Käsehoch und schien mich immer noch genauso wenig zu mögen, wie am Anfang. Harry war mittlerweile zu uns getreten und reichte seinem Patenkind die Eintrittskarte. Überschwänglich rannte der Furz los und Harry grinste: „Guter Versuch, aber ich glaube nicht, dass Hirsche muhen."

„Ach, das ist nicht wichtig. Er wird vielleicht doch versuchen einen zu hören und das reicht schon aus", behauptete ich und erinnerte mich daran, wie angestrengt ich das versucht hatte. Mit Cochlea Implantat. Im Endeffekt hörte ich nie einen Hirsch, es gab im Wald in der Nähe ja auch keine.

Die Wege des Wildgeheges waren breit, umrahmt von Bäumen und an einem Automaten zog Harry Futter jeder Art und verstaute es. Three Little Deers hatte die Schilder lustig gestaltet, auch Kinder, die nicht lesen konnte erkannten in welche Richtung sie mussten um gewisse Tiere zu sehen. So ging es also zuerst zum Ziegengehege.

Dort hob Harry den Kleinen über den Zaun und gab ihm eine Packung Futter mit. Arlo konnte dort ungestört mit den Ziegen reden, sie streicheln, füttern und die leuchtenden Kinderaugen ließen mich vergessen, wie frech er eigentlich war.

„Ich bin Arlo", stellte er sich vor und begann den Ziegen Namen zu geben. Pooh, Tick, Trick und Track und ein paar andere Kollegen wurden scharf aufs Fressen.

„Tut mir übrigens leid", sprach Harry schließlich, denn eine weitere Familie befand sich im Gehege und die Ziegen waren keine Gefahr. Sie schleckten nur das Futter aus Kinderhände.

Ich vergrub die Hände in den Manteltaschen: „Was meinst du?"

Harry zuckte leicht mit den Schultern: „Ich hatte gehofft, dass es zu einer Zusammenarbeit zwischen Deaf Studio und One Direction kommt, oder das wir vielleicht einen Song als Single mit Video rausbringen könnten, der von Gebärdensprache unterstützt wird."

Wow, damit hatte ich nun nicht gerechnet.

„Ich hätte es richtig cool gefunden, wenn wir die Lyrik selbst gebärdet hätten. Irgendjemand hätte uns das schon beigebracht und es wäre definitiv mal ein Video geworden, mit dem niemand rechnet", erzählte Harry weiter. „Aber mein Vorschlag ist abgelehnt worden." Das schien ihn wirklich zu stören.

„Das ist schade", fand ich. „Wieso?"

„Weil meinen Freunden das nicht gefallen hat, dass die Gebärdensprache nicht jedes Wort 1:1 übersetzt und sie fanden, dass es zu viel Arbeit machen würde einen Song zu schreiben, wo dieses Vorgehen überflüssig ist", gab er zu.

Tja... das waren dann wohl eben Künstler. Ich konnte das nicht nachvollziehen, denn der Sinn der Lyrik würde sich ja nicht verändern, sondern nur der Ausdruck und 95% der Bevölkerung würde das eh nicht merken.

Ich grinste leicht: „Da kann man nichts machen. Die Meisten merken immer erst, wie viel Arbeit es ist das zu lernen, wenn sie anfangen."

Dazu sagte Harry nichts, denn er unterbrach das Gespräch prompt mit: „Lass das sofort liegen, Arlo! Das könnte Ziegenscheiße sein!" Seine Stimme dröhnte nur so über den Zaun. Von Freundlichkeit keine Spur mehr.

„Eh... nope", behauptete der Zwerg und hob natürlich auf, was er in die Finger bekommen wollte. Es war leider wirklich Ziegenscheiße und wir wuschen ihm schließlich die Finger mit Trinkwasser und Taschentücher.

Leicht verärgert schimpfte Harry ihn aus und ließ ihn großes Indiana Ehrenwort schwören nichts mehr vom Boden, schon gar nicht im Streichelgehege aufzuheben. Schlussendlich ging es für Arlo nicht mehr zurück ins Ziegengehege.

Leider waren die kleinen Häuschen für die Eulen geschlossen, aber dafür konnten wir Wildscheine von außen betrachten. Ein Sicherheitszaun, hoch und robust trennte uns von den Tieren.

Dabei wurde mal wieder klar, dass Kinder im Alter von Arlo Fragen ohne Ende hatten. „Sind Wildschweine gefährlich? Könn' wir eins mitnehmen? Was essen die? Gibt's auch Kleine? Werden die alt? Kann man die streicheln? Die mit Streifen sind Kinder? Warum sind die so weit weg?"

Auf die meisten Fragen hatte Harry keine Antwort und um nicht völlig als unwissender Clown unterzugehen, schnappte er sich den Zwerg, kitzelte ihn durch und wir zogen weiter. Den großen Abenteuerspielplatz fand Arlo uninteressant, was vielleicht daran lag, dass keine anderen Kinder dort waren.

Alleine zu klettern war zu langweilig und weder Harry noch ich passten auf die kleinen Geräte. Also machten wir am Spielplatz ein Picknick. Die Bänke und Tische waren trocken. Wir säuberten vor allem den Tisch und dann packte Harry seinen Rucksack aus.

„Hast du Kinder-Cola?", Arlo strahlte als er eine blanke Flasche mit dunkler Flüssigkeit erkannte. Harry beugte sich verschwörerisch zu ihm: „Aber nur, wenn du deiner Mummy nichts sagst und das unser Geheimnis bleibt."

Statt einfach zu zustimmen, funkelten mich nun ernste Kinderaugen an: „Wehe du petz'!"

„Niemals!", versicherte ich sofort und half Harry dabei auszupacken. Es gab Sandwichs mit verschiedenen Belägen, Obst in Lunchboxen und heißen Tee. Doch für Arlo stand fest, dass Tee überbewertet wurde und Kinder-Cola der neue Zaubertrank fürs Wachstum war und Harry ließ ihn trinken.

Kein Wunder, dass Frau Mutter dieses Gespann nicht gerne zusammen losziehen ließ und Herr Vater so viele Regeln aufstellte. Gerade stellte Arlo seinen Becher Cola weg, da wandte er sich mir zu und erklärte: „Den König gib's nich'!"

„Wieso glaubst du das?", und griff nach einem Gurkensandwich. Harry hatte richtig viel Auswahl dabei. Pastramisandwich, gepökelten Rinderschinken, Corned Beef und Mozzarella. Das er sie selbst belegt hatte, sah man ihnen an ungeschickten ecken an. Aber das machte ihn nur umso sympathischer.

Arlo hielt Harry seinen Becher für einen neuen Schuss Kinder-Cola hin und meinte: „Ich hab' ihn nich' einmal gehört."

„Na ja", begann ich, „er wäre ja auch kein König, wenn jeder ihn sehen und hören könnte. Ein richtig guter König des Waldes zeigt sich nur selten. Aber er ist trotzdem immer da, wenn es drauf ankommt."

Der Kleine sah nachdenklich auf sein angebissenes Sandwich, dann hob er wieder den Kopf. Völlig unvermittelt wollte er plötzlich wissen: „Onkel Harry sacht, dat du die Geheimsprache kannst, stimmt dat?"

Kurz warf ich besagten Onkel Harry einen Blick zu, dieser bemühte sich ernst zu bleiben, aber ich sah das Grinsen trotzdem. Ich räusperte mich, wischte mir die Finger an der Serviette ab und antwortete geheimnisvoll: „Was weißt du denn so drüber?"

Arlo gestand leise, sodass ich ihn kaum verstand: „Du kannst die Sprache der Spione, mit Handzeichen. Spione für Königin Elisabeth können dat auch."

Nun tat ich, als müsste ich das Umfeld checken, um sicher zu sein, dass niemand mithörte: „Sag Kollege, was willst du wissen?"

Der Furzknoten wurde nervös und versuchte die Aufregung nicht allzu offensichtlich zu zeigen. Harry dagegen schien sich köstlich zu amüsieren, denn er stieß Arlo mit den Ellenbogen an, damit dieser aussprach, was er wollte: „Kannst... du mir meinen Namen zeigen?"

Na wenn es mehr nicht wahr. 

Zum Glück musste ich nicht demonstrieren, wie sportlich ich irgendwelche Saltos in der Luft machen konnte. Nämlich gar nicht, ich brach mir vorher den Hals. So zeigte ich Arlo, wie er seinen Namen im Fingeralphabet buchstabierte. Es waren nur vier Zeichen und die konnte sich ein Kind gut merken. Noch dazu waren es leichte Zeichen.

Die Faust für das A, gekreuzte Mittel- und Zeigefinger für das R, ein sichtbares L, wie bei Glee für Loser und das O, das man spielend verwendete für ein Ein-Auge-Fernglas. Für den Rest des Essen war Arlo mehr als nur beschäftigt, denn er wiederholte die Zeichen immer und immer wieder.

Zum Nachtisch gab es Kekse, doch die interessierten Arlo nicht, stattdessen soff er die Kinder-Cola als würde er sie jetzt ein Jahr nicht kriegen und so kam, was kommen musste: „Pippi."

„Okay", Harry stand sofort auf, „suchen wir eben eine Toilette." 

Beide zogen los und ich begann die Sachen wieder einzupacken. Irgendwie hatte ich mir den Ausflug anders vorgestellt, aber ich musste zugeben, dass es Spaß machte. Vor allem, weil Arlo zwar ein wenig bockig war, aber seine Fantasie keine Grenzen kannten. Ich mochte das.

Der Rucksack war schnell gepackt und ich sah auf die Flyer, die Harry vom Kassenhäuschen mitgenommen hatte. Es gab noch die Wildschafe oder Mufflons genannt, das Hasengehege und natürlich auch die Rehe.

Das Männergespann kam zurück, nun saß Arlo auf Harrys Schultern und ich setzte mir den Rucksack auf. Harry sprach jedoch: „Nein, nein, gib her, ich halte Kind und Ballast schon aus."

Keine Chance. Der Rucksack war nach dem Picknick nicht sehr schwer. Außerdem schien Arlo froh zu sein nicht mehr laufen zu müssen. Das hieß jedoch nicht, dass er sich nicht weiter von Tieren begeistern ließ.

Die Mufflons faszinierten ihn wegen dem Kopf-Rumpf, doch leider kamen sie nicht besonders nahe zu uns. Wir konnten sie nur von Weitem beobachten. Dafür kreuzte ein anderes Tier unseren Wanderweg. Völlig verblüfft blieben wir mitten auf dem Weg stehen und sahen zwei Eichhörnchen, die sich miteinander stritten.

„Guck, guck!", forderte Arlo begeistert auf. Ich reichte Harry sofort eine Futterschachtel und schließlich standen die Beiden an einem Baum und versuchten eines der Eichhörnchen mit Essen zu locken.

Es gelang ihnen, denn eines der Eichhörnchen sprang nach vielem Gefuchtel tatsächlich auf Arlos Mützchen. Sofort zückte ich das Handy, denn es war zu niedlich, wie der Knirps auf Harrys Schultern das Futter über seinen Kopf hielt und Harry nach oben sah um ja nichts zu verpassen.

So schnell ich konnte machte ich mehrere Fotos und als das Eichhörnchen tatsächlich nach dem Futter fasste, da war die kindliche Freude riesig.

Die Hasen konnten das nicht toppen. Arlo streichelte sie zwar im Gehege, aber er plapperte immer wieder von dem Eichhörnchen. Ob wir noch einmal zurückgehen könnten und es wiederfanden. Ob es seinen Freunden von uns erzählten würde, ob das Essen für den Winter reichte und was es tat, wenn es kein essen mehr hatte.

„Ich sehe schon, wir werden vor Weihnachten noch mal hier hin fahren müssen und durch den Wald irren", sprach Harry mit zuckenden Mundwinkel, dann fragte er mich: „Würdest du mir die Fotos schicken?"

„Ja natürlich", versprach ich. „Allerdings wirkt Arlo nicht, als würdet ihr viel zusammen machen. Wenn er dich schon nicht mit einem Störfaktor als Anwesenheit teilt."

„Stimmt", gab Harry zu. „Ich habe wirklich zu wenig Zeit für ihn und wenn im neuen Jahr der ganze Zirkus um das One Direction – Comeback richtig losgeht, wird es arg. Meine zwei anderen Patenkinder werden da auch nicht begeistert von sein."

„Wieso machst du nicht einfach was mit ihnen alle zusammen?", schlug ich vor, denn so hatten er alle drei beisammen. Allerdings gab es da ein Problem: „Lux und Arlo vertragen sich nicht miteinander und Jackson ist noch zu klein. Alle auf einmal beisammen zu haben erfordert die Superkräfte eines Erziehers. Sie wachsen mir über den Kopf."

Immerhin war Harry ehrlich und dann bestand er darauf mir endlich den Rucksack abzunehmen, eher würde er keinen Schritt weiter gehen. Als würde ich die Last der Welt auf meinen Rücken tragen.

Irgendwann hatte sich Arlo an den Hasen sattgesehen und wollte das Gehege verlassen. Unsere letzte Station war die von den Rehen und semi begeistert kickte Arlo lieber die Kastanien auf dem Wanderweg vor sich hin und zerrte an Harrys Hand.

Vor dem letzten Gehege war eine Erhebung auf die wir kletterten und von der aus wir über den hohen Zaun blicken konnten. Dort sahen wir Rehe mit ihren Jungtieren, sie fraßen, spielten und wirkten absolut friedlich.

Angestrengt blickte Arlo über das Gehege: „Ich seh' keinen König." Nun scannte ich das Gebiet genauso genau ab, aber es war Harry, der schließlich sprach: „Doch, da!"

Und tatsächlich. 

Ein Laut war zu hören, für die anderen beiden wahrscheinlich lauter als für mich, aber Arlo geriet völlig aus dem Häuschen. Denn der König des Waldes trat zwischen den Bäumen hervor und blieb stehen. Das riesige Geweih war total eindrucksvoll und die Bewegungen des Rothirsches ließen klar erahnen, wer das Sagen hatte.

Achtsam beobachtete er uns, so als könnten wir eine Gefahr darstellen. In diesem Moment kam nur ein: „Wow!", von Arlo und Harrys Blick traf meinen. Er lächelte und unweigerlich tat ich es ihm gleich.

Ich wusste nicht warum, aber dieses Lächeln machte etwas mit mir. Das warme Gefühl kochte erneut in meinem Magen hoch.

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