~ 8 ~

Magnus 

Wieder wache ich aus einen ruhigen und traumlosen schlaf auf. Nachdem ich gestern meine zwei Schnitte noch gesäubert und verbunden hatte, konnte ich wieder einmal nicht einschlafen. Deswegen habe ich doch nochmal zu den Schlaftabletten gegriffen. Sie helfen mir und ich werde schon gut genug auf mich aufpassen können, um in keine Sucht rein zu geraten. "Guten Morgen Magsi." Meine Mum steht an meiner Tür. Ich hatte ihr klopfen gar nicht gehört. "Morgen." meine Stimme ist noch rau. "Ich wollte dir nur Bescheid sagen, das dein Vater und ich jetzt los fahren. Pass gut auf dich auf." Meine Augenlider senken sich leicht und ich merke wie die Zweifel wieder in mir aufsteigen, die Gedanken ins Rollen kommen und ich mich einfach nur klein machen möchte. Jetzt werde ich für eine Woche allein sein und dieser Satz macht mir schon fast mehr Angst als die Stimme. Kurz öffne ich den Mund um meiner Mutter zu erzählen was gerade alles in mir vorgeht. Ich brauche sie und ich weiß das sie mir helfen würde. "Mum". Sie sieht mir genau in die Augen. Auf ihren Lippen glänzt neben einen dezenten Lippenstift, ein ehrliches und fürsorgliches Lächeln, was nur Mütter beherrschen. 'Sie wird dich nicht verstehen'. Unbewusst verkrampfe ich wieder. Wie sollte ich erklären, das ich eine innerliche Stimme habe, die mich täglich fertig macht. Wie sollte ich erklären, das ich an allem zweifle, vor allem an mir selbst. Wie sollte ich ihr sagen, das mich die Wörter von damals immer noch jeden Tag einholen und wie sollte ich ihr erklären, das ihr einziger Sohn ein Wrack ist, was momentan nicht allein sein kann, weil die Gedanken sonst zu laut werden. Die kurze Antwort war, das ich es nicht wusste und auch nicht konnte. Meine Stimmbänder brachten nichts hervor außer ein "Ich hab euch lieb, Mum." Sie lächelte mich glücklich an. Dann kam sie auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. Dabei streifte sie mein Haar. Ich lehnte mich so sehr in diese Berührung. Ich klammerte mich an diese bedingungslose Liebe. Ich brauchte diesen Halt. Doch sie ließ mich los und sofort schossen die Tränen in meine Augen. "Wir dich auch Magsi. Wir werden dich vermissen und lass bitte das Haus stehen." Sie zwinkerte mir zu, nur um danach mir noch schnell einen Luftkuss zu zuwerfen. Dann schloss sich schon die Tür. Ich machte mich klein und wie so oft in den letzten Tagen, ließ ich meinen Tränen freien lauf. 

Nachdem meine Tränen aufgebraucht waren, stieg ich aus dem Bett. Auf dem Weg zum Bad, blieb ich an meinen Wandspiegel hängen und gleichzeitig stehen. Er stand in der Ecke, rechts von der Tür. Ich trug eine Pyjama Hose sowie ein einfaches Shirt. Mit meinen Augen flog ich über jeden Zentimeter meines Körpers. Das Shirt zog ich aus und so drehte ich mich zu jeder Seite. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich über jede Kontur. Ich bildete eine Bauchfalte und ließ sie danach sofort wieder los. Sie fuhr über das Pflaster und übte dort einen leichten Druck aus, damit wieder der stechende Schmerz durch meine Seite fuhr. Ich genoss es. Meine Hand fuhr weiter zu meiner Brust, meinen Schultern und meinen Nacken. Dann ließ ich sie fallen und betrachtete mich einfach so. Solange bis ich mich selbst nicht mehr ertrug. Schnell ging ich  das Bad. Dort machte ich den Verband ab und stieg unter die Dusche. Kaltes Wasser prasselte auf mich ein und brachte meine Schnitte erneut zum bluten. Wieder brannte die Stelle und es lenkte mich von dem seelischen Schmerz ab. Heute wollte ich endlich einkaufen gehen. Deswegen machte ich mich auch schnell fertig. Mit der U-Bahn fuhr ich zum nächsten Supermarkt. Während der Fahrt hörte ich Musik und versuchte mich somit von der Außenwelt abzulenken. Doch ich kann nicht verhindern, das meine Augen immer wieder zu den Menschen um mich herum wandern. Ich analysiere ihr Aussehen. Dabei vergleiche ich mich mit Ihnen. Und wieder frage ich mich was sie von mir halten und wie sie mich sehen. 'Versager, sie sind sowieso besser als du'. Die Stimme hat Recht und so senke ich verletzt den Kopf. Da ich irgendetwas machen muss, hole ich mein Handy hervor und scrolle etwas durch Instagram. Es ist ja die Plattform Nummer eins, wenn es um Social Media geht. Und so wie die Mehrheit der Menschen lasse auch ich mich davon beeinflussen. Denn bei Instagram scheint immer alles perfekt zu sein. Vor allem die Stars mit ihren Schönheiten. An die ich niemals heran kommen werde. Als ich wieder aufschaue, sehe ich, das ich bei der nächsten Station aussteigen muss. Also stehe ich auf und natürlich renne ich gegen jemand. Ohne aufzusehen, entschuldige ich mich und gehe dann an dieser Person vorbei. Es muss eine Frau gewesen sein, denn ich sehe High Heels, die locker 10 cm hoch sind. Mit gesenkten Kopf steige ich aus und laufe zum Supermarkt. Dort nehme ich mir einen kleinen Korb. Die Masse an Produkten erschlägt mich und am liebsten würde ich sofort wieder umdrehen. 'Nichts nutz', so als hätte ich Kopf schmerzen, rieb ich meine Schläfe. Ich musste das jetzt machen. Auch wenn ich Angst hatte.  Immer noch mit Musik in den Ohren gehe ich den ersten Abteil. Die Obst - und Gemüseabteilung. Ich wusste nicht worauf ich Lust habe. Unbewusst sah ich an mich herunter, dann die Menschen neben mir und dann erinnerte mich an die Leute von Instagram. Nur um mich dann wieder zu mustern. Heute morgen hatte ich mich genau im Spiegel angesehen. Ich könnte die Woche nutzen um einmal gesund zu Leben. Deswegen holte ich wieder mein Handy heraus und dankte den Engel, das ich noch genug Mobile Daten hatte, um die einzelnen Produkte zu googeln. Die Gurken waren im Angebot und soviel wie ich von Google erfuhr, hatte sie auch nur maximal 60 Kilokalorien. Da nahm ich mir gleich 2 mit.  Genau so wie Tomate, Wassermelone einen Apfel. Weiter ging es im Brotabteil. In meinen Korb landete ein kleines dunkles Brot, sowie Knäckebrot und Zwieback. Außerdem hatte ich noch Wasser, Suppen und etwas Hähnchen eingepackt. Sowie eine große Kaugummi Packung. An der Kasse bezahlte ich meinen kleinen Einkauf und machte mich dann wieder nach Hause. Eigentlich lief alles recht gut. Irgendwie würde ich die Woche schon überstehen. 

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