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Achtung, Selbstverletzung wird angedeutet!

Alexander 

"Möchtest du einen Kaffee?" Mit einer hochgezogenen Augenbraue sehe ich meine Mutter an. Es ist das erste mal das sie in meiner Wohnung steht. Sie hat weder beim Umzug geholfen, noch ist sie zu der Einweihungsfeier gekommen. Die ganze Zeit wusste sie wo ich wohne. Jeden Tag habe ich fast gehofft, das sie einfach mal vorbei kommt. Es sollte die Bestätigung sein, das sie sich wenigstens etwas noch für mich interessiert. Doch das kam nie und auch jetzt sehe ich nichts in ihrem Gesicht außer purer Ernst und Desinteresse. "Nein, ich möchte nicht lang bleiben." Ich nicke und deute dann auf die Küchenstühle, doch auch dieses Angebot lehnt sie ab. Meine Mutter war schon immer kälter und gefühlsloser. Gefühlt konnte ich allerdings nur hinter diese Fassade schauen. Meine Eltern sind zwar seit mehr als 25 Jahre verheiratet, allerdings ist das auch mehr Schein als Sein. Das hat man immer deutlich gemerkt. Izzy war sowieso immer das Papa Kind und Max ist noch viel zu jung um überhaupt zu begreifen was hier vor sich geht. Hinter dieser Kälte, sah ich die Müdigkeit und Abgeschlagenheit meiner Mutter. Ihre Augenringe hatte sie versucht zu Überschminken aber auch das hat nicht geklappt. Etwas beschäftigt sie und wahrscheinlich ist sie auch deswegen hier. "Über was wolltest du reden?" Schwer schluckt sie. "Alec, ich wollte dich fragen, ob du die Ferien über auf Max aufpassen kannst. Ich würde ihn ab und zu mal für zwei, drei Tage abholen und dir wieder bringen. Ich weiß das ist viel verlangt aber.." Ich spüre die Überwindung, die sie für die Frage aufgebracht hat. "Ihr wisst schon das ich ein laufendes Studium habe? Oder einen Job, damit ich alles bezahlen kann? Und ich keine Ferien habe? Oder Hausmädchen, die Max babysitten?" Meine Stimme ist ruhig. Ich wollte immer mehr Zeit mit Max verbringen. Allerdings wusste ich nicht, wie ich diese 6 Wochen schaffen sollte. Ich hatte noch ein großes Projekt offen, genau so wie mehrere Klausuren. "Izzy hat ebenfalls Ferien. Außerdem hast du noch deinen besten Freund. Du wolltest doch Max immer bei dir haben. Jetzt hast du die Chance." Ernst schaue ich sie an. Ihr Ton wird immer herablassender und würde es hier nicht gerade um Max gehen, würde ich sie bitten zu gehen. "Bitte, Alec. Es ist wichtig. Du wirst es noch verstehen. Glaub mir." Sie möchte nach meiner Hand greifen. Doch das lasse ich nicht zu und trete somit ein Schritt zurück. "Du rufst mich an, wenn du ihn abholst. Du tauchst hier nicht unerwartet auf. Auch nicht Dad." Sie nickt. "Du hast sicherlich schon seine Sachen mit." Sie dreht sich nur um. Draußen steht ihr großer Porsche, diesen öffnet sie und überreicht mir Max Koffer sowie sein Kuscheltier. Eine kleine Giraffe. Genau in diesem Moment kommt Max aus dem Haus heraus gelaufen. Neben mir bleibt er stehen. "Zieh ich bei Ali ein?" hoffnungsvoll sieht er unsere Mum an. "Über die Ferien bleibst du bei ihm. Dann hol ich dich wieder ab." Kurz beugt sie sich herunter und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. "Alec wird auf dich aufpassen. Hör auf ihn ja?" Heftig nickt mein kleiner Bruder. Maryse, so wie meine Mum sonst nenne, richtet sich wieder an mich. "Danke, Alexander." Ich nicke nur. Damit steigt sie in das Auto und fährt aus meiner Ausfahrt heraus. "Na komm, ich koch zum Abend essen Spagetti. Ok?" Lachend rennt er wieder in das Haus. Ich kann nur hoffen, das Izzy mich irgendwie unterstützt. Allein schaff ich das nicht. So ungern ich das auch zugebe.

Magnus 

Nachdem ich noch lange im Park war und meine Gedanken freien Lauf gelassen habe, kehre ich Abends nach Hause. Im Flur ziehe ich meine Jacke und meine Schuhe aus. Während links von mir die große Küche mit dem Essbereich befindet, ist rechts das gemütliche Wohnzimmer. Dort sind etliche Bilder von mir und meiner Familie. Ich schaue mir sie gerne an. Ich höre die Stimmen meiner Eltern. "Wir können sehr stolz auf unseren Jungen sein." kommt es von meiner Mutter. "Ja trotz des ganzen Mobbings und der Pubertät, ist er zu einem starken, jungen Mann heran gewachsen. Ich bin mir sicher, die eine Woche allein sein, wird ihm auch mal gut tun." Ich lehne mich an die Wand und lasse den Film vor meinen inneren Augen ablaufen. Immer wieder spule ich zurück um die Worte immer wieder zu hören. "Ich bin froh, das wir ihn haben. So wie er ist." Ich raufe meine Haare und ich merke das die ersten Tränen heraus möchten. Leise schleiche ich mich an dem Zimmer vorbei. Nur um dann in meine eigenen vier Wände zu stürmen. Ich laufe sofort in das Bad und schließe dort leise die Tür. An dieser lasse ich mich herunter rutschen. Meine Knie ziehe ich an meinen Körper. Ich umklammere mich selbst und lasse dann alle Tränen heraus. Wieder zittere  ich und wieder würde ich am liebsten schreien. Doch ich bin leise. 'Versager' Ein lautloses Schluchzen kommt über meine Lippen. In mir drin schmerzt alles. Ihre Worte waren doch eigentlich schön. Aber sie haben mir auch gezeigt, das nichts davon wahr ist. Ich bin nichts. Mein verschleierte Blick richtet sich auf die Kommode. Ich krieche dort hin, denn zum laufen bin ich nicht fähig. Schnell finde ich das gesuchte. Es war eine kleine Schachtel.  Alles war ordnungsgemäß verpackt. Genau so ordentlich öffnete ich dies und nahm eine von fünf Klingen heraus. Schon mehrmals habe ich an die Rasierklingen gedacht. Und vor ein paar Monaten hatte ich sie mir einfach gekauft. Nur hatte ich sie bis jetzt nicht gebraucht. Bevor ich weiter über alles nachdenken konnte, zog ich mein Shirt auf der rechten Seite hoch. Die Haut war goldbraun und unversehrt. Sie war glatter als Papier und doch nicht so weich wie ein Kissen. Mit zitternden Händen legte ich die Klinge an und dachte an all das was ich nicht war. Die Klinge schnitt die Haut auf und sofort trat ein unbekanntes Brenne  ein. Für eine Sekunde spürte ich nur den körperlichen Schmerz. Es war ein berauschendes Gefühl und deswegen setzte ich etwas unterhalb nochmal an. Das Blut sickerte aus meiner Haut und bildete einen starken Kontrast zu den weißen Fließen. 

So ganz langsam nimmt die Geschichte fahrt auf. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Noch einen schönen Freitag.

Lg an alle leser 

Hexe

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