~39~

Magnus

Ich hatte gefrühstückt und eine Therapie hatte ich auch hinter mir. Luke und ich hatten besprochen wie der Alltag am besten für mich verlaufen könnte. Die Auskling' Phase lief gut. Alle Ängste und bedenken konnte ich besprechen. Heute würden wir das erste Gespräch mit Alexander und meinen Eltern statt finden. Luke hatte eine Idee, die eigentlich sehr gut klang aber ich nicht wusste, ob das für alle beteiligten in Ordnung war. Alec würde etwas eher kommen, worauf ich mich schon sehr freute. Da ich mit der Marmelade auf mein Shirt gekleckert hatte und ich Lydia zweimal versprechen musste das, das kein Trick war, musste ich mich nochmal umziehen. Nur mit einer schwarzen Jeans betrachtete ich mich im Spiegel. So wie ich es auch früher getan habe. Die Brandnarbe sah man deutlich. Genau so wie die unterschiedlich großen Narben von meiner Selbstverletzung. Diese fand man auch auf meinen Oberschenkel. Ich war nicht mehr so mager. Auch wenn man noch mein Schlüsselbein sowie meine Wirbelsäule sah, hatte ich wieder einen kleinen flachen Bauch. Die Rippen stachen nicht mehr hervor und auch die Jeans, die am Anfang viel zu groß war passte jetzt besser. Ich war zufrieden. Wahrscheinlich würde ich nie so eine männliche und muskulöse Figur wie Alexander haben. Aber das zierliche gefiel mir. Da ich immer noch nicht wusste, in welchem Bereich mit meinem Gewicht war, konnte ich nur schätzen, das ich knapp unter dem Normgewicht war. In letzter Zeit fragte ich mich oft, wie Alexander mich sah. Fand er mich überhaupt attraktiv? Konnte er mich jemals gut aussehend finden? Wie würde er damit klar kommen, das ich Erektion Störungen hatte. Würde er mich so, ohne Kleidung, immer noch gut finden? Ich griff nach einem Shirt als es an der Tür klopfte. Noch bevor ich mir das letzte Kleidungsstück überziehen konnte, kam Alec durch die Tür. Kurz stockte er. Ich war unfähig etwas zu machen. Lächelnd kam er ein Stück näher. "Ist dir nicht kalt?" Seine Stimme war sanft. Ich konnte das glitzern in seinen Augen sehen, als er noch ein Stück näher kam und mir in das Shirt half. Danach war ich immer noch regungslos. "Mags? Alles in Ordnung? War dir das zu viel?" fragte er vorsichtig. Ich sah nur auf unsere Füße. All die Gedanken waren immer noch so laut. "Warum?" frage ich leise zurück. "Warum ich?" Sein Zeigefinger legte sich unter mein Kinn und bat mich so ihn anzuschauen. Liebevoll sah er mich an. "Weil du, du bist." Lächelnd strich er mir über meine Wange. "Aber.." Er unterbrach mich, was er sonst nie tat. "Magnus, ich liebe dich. Du musst dich nicht schlecht fühlen, wenn du dich vor mir nicht umziehen kannst. Oder dir irgendetwas zu viel ist. Ich bin nicht nur auf das eine aus. Du musst nur mit mir reden. Ich liebe dich so wie du bist und das werden Narben nicht ändern. Auch nicht ein zarter Körperbau. Ok?" Ich nicke nur. Alexander ist nicht nur mein erster Mann. Er ist in so vielen Dingen mein erster. Ich konnte mich nie jemanden körperlich hingeben und ich hoffe selbst es irgendwann bei ihm zu können. Schon seit langer Zeit habe ich das verlangen, ihn mal zu berühren. Seine Haut unter meinen Fingerspitzen zu fühlen. "Danke." hauche ich. Er nickt nur lächelnd. Recht schnell findet man uns im Bett. Ich habe mich wieder an ihn heran gekuschelt. Seine starke Arme sind um mich geschlungen. Ich fühle mich sicher und seine Wärme überträgt sich auf mich. Sanft fährt er mit seiner Hand, meinen Rücken rauf und runter. Ich hätte einschlafen können, wäre da nicht die knisternde Luft, die immer lauter wurde. Immer wieder bekam ich eine Gänsehaut und ich konnte die Spannung fast schon riechen. Aber ging es Alexander ähnlich? Langsam drückte ich mich hoch und betrachtete ihn. Seine Augen hatte er geschlossen. Er wirkte entspannt und ich liebte den Anblick. Automatisch und ohne das ich etwas dagegen hätte tun können beuge ich mich herunter. Unsere Lippen treffen aufeinander. Sie passen perfekt zusammen. Langsam fingen wir an sie zu bewegen. Sein Griff um mich wurde stärker, bestimmender. Allein das erregte mich auf eine mir unbekannte Art. Ich lag jetzt komplett auf ihn. In mir kam nicht mal die Frage auf, ob ich nicht zu schwer wäre. Denn seine Zunge die jetzt meine berührte brachte mich vollkommen aus dem Komplex. Meine Hand wanderte in seine weichen Haare, versuchten dort Halt zu finden. Ich schwamm in ein Meer aus Leidenschaft und Liebe. Es war angenehm warm und das Wasser passte sich mir an. Alexander seufzte. Seine Hände fuhren ruhelos über meinen Rücken. Ich spürte deutlich was ich mit ihm machte. Es freute mich, obwohl ich nicht glauben konnte, das ich, für seinen Zustand verantwortlich war. Ich wünschte nur er könnte es auch merken. Diese ganze Situation machte mich an. Mein Körper war erregt aber wie die Ärztin es bereits vorher gesagt hat. Es regte sich nichts. Außer einer anhaltenden Gänsehaut und die Wärme in meinen Wangen. Die Frage wie er sich dabei fühlte kam in mir auf. Langsam zog ich mich zurück und trennte somit unsere Lippen sowie Zungen. Aus verdunkelten Augen sah er mich an. Ich biss mir auf die Unterlippe. Seine Haare waren nur noch mehr zerzaust. Tief atmete er durch. "Siehst du. Ich finde dich alles andere als abstoßend." Er lächelte schief und ich konnte es ihm nur gleich tun. "Ich wünschte du könntest es auch spüren, das mich das alles andere als kalt lässt." gebe ich nun zu. "Magnus ich weiß welche Symptome diese Krankheit mit sich bringt. Und auch wenn du nicht genau dort erregt bist. So sehe ich es an anderen Merkmalen." Fragend ziehe ich die Augenbraue. Mit einem leichten Schwung liege ich nun unten. Ganz leicht fährt er mit seinen Fingerspitzen über mein Gesicht. "Da wären zum einen deinen erhitzten Wangen. Oder deine verdunkelten Augen." Mit seinen Finger fährt er weiter herunter zu meinem Hals. "Deine schnellere Herzfrequenz, die ich hier deutlich merke." Mit einem lächeln fährt er weiter herunter. Ich bin fasziniert. Die Berührungen sind so aufregend und gleichzeitig so liebevoll. "Dein Atem der unregelmäßig und schnell ist." Kurz hält er über meine Lunge an bevor er zu meinem Herzen fährt. Dort legt er seine Hand komplett darüber. "Dein schnell schlagendes Herz." Während er immer zu neuen Stellen fährt, liegen seine Augen dennoch auf meinen. Seine Fingerspitzen wandern zu meinen Armen. "Deine Gänsehaut." flüstert er leise. Alexander fährt zu dem Saum meines Shirts und wenig später berührt er meinen flachen Bauch. Ich finde es nicht unangenehm. Eher das komplette Gegenteil. Ich genieße diesem Augenblick, der nur uns beiden gehört. Zu intim für andere. Er berührt meine Narben und damit auch die, die auf meiner Seele liegen. Kurz zucke ich zusammen. Denn an meinen Seiten bin ich empfindlich. "Du reagierst auf mich und deine Schwachstellen auf mich." Alexander überrascht mich noch mehr. Er lehnt sich herunter und küsst jede einzelne Narbe. Ich kann das seufzen nicht aufhalten. Es bringt ihn nur zum lächeln, als er wieder über meinem Gesicht auftaucht. "Für mich ist es sichtbar und ich freue mich was ich bei dir auslösen kann. Ich liebe dich mit allem was ich besitze und das tue ich, weil es für mich keinen schöneren Menschen geben könnte. Mit jedem Fehler liebe dich mehr. Also mach dir darüber keine Gedanken und falls doch, dann rede mit mir. Ich werde dich vom Gegenteil überzeugen." Zum Abschluss gibt er mir einen Eskimo Kuss, um seine Worte nur noch mehr zu unterstreichen. Ich kann ihn nur zu mir herunter ziehen und ihn küssen. Diese Geste hat mich berührt. Genau so wie seine Worte. Nachdem dieser süße Kuss endet, drehe ich uns wieder so, das er auf seinen Rücken liegt. Er lächelt nur, denn wahrscheinlich kann er meine Gedanken lesen. "Soll ich mein Shirt ausziehen?" Ich nicke nur langsam. Kurz richtet er sich auf, um es sich über den Kopf zu ziehen. Sein Oberkörper ist definiert, seine Haut blass und weich. So wie er es bei mir getan hat, fahre ich mit meinen kühlen Fingerspitzen über sein Gesicht. An dem Punkt, kurz unterhalb seines Ohrs, zuckt er kurz zusammen. Ich lächele, denn da ist wahrscheinlich einer seiner Schwachstellen. Seine Nippel sind hart und kurz seufzt er als ich sie umrande. Mir bedeutet es sehr viel das er es zu lässt, das ich ihn so mustern darf. Ich selbst könnte es nicht, noch nicht. Sein Herz schlägt schnell und heute trage ich wahrscheinlich ein Dauerlächeln. Seine Brust sowie Bauchmuskeln sind sehr ausgeprägt. Er gefällt mir. "Du bist schön." Es war einer der ersten Sätze, die er zu mir gesagt hat. Kurz errötet er. "Das kann ich nur zurück geben." Ich lege meinen Kopf auf seine nackte Brust. Sofort umschlingen mich seine Arme. Ich werde es und vor allem ihn immer lieben.

Fünf Stunden später sitzen wir wieder in dem Zimmer, wo wir bereits das Gespräch mit meinen Eltern hatten. Ich bin tatsächlich eingeschlafen und war froh, das er mich rechtzeitig geweckt hat. Seine Hand liegt wieder auf meinem Oberschenkel. Wäre er nicht da gewesen hätte ich wahrscheinlich wieder mit dem Saum gespielt oder mit dem Bein gewackelt. Ich kann es immer noch nicht ganz verstehen, wie er so eine große Wirkung auf mich haben kann. Aber das ist eine Sache die ich auch nicht verstehen muss. Meine Eltern kommen zusammen mit Luke. Dieser reicht Alec kurz die Hand. Ich werde von meiner Mum und meinem Dad umarmt. Unser Verhältnis hat sich deutlich verbessert. Sie beachten jetzt die Dinge, die mich gestört hatten und darüber bin ich sehr dankbar. Ich war froh das sie auch Alec freudig begrüßten. "Ok, heute wollen wir besprechen, wie es nach der Entlassung weiter geht. Es müssen einige Dinge beachtet werden." Fing Luke an. Mein Freund zeichnete kleine Muster, was mich noch mehr herunter brachte. Konzentriert hörte er den Punkten zu, die beachtet werden mussten. Drei festgelegte Mahlzeit, die Zeitbegrenzungen von dreißig Minuten beim essen und maximal eine Stunde für das einkaufen, die wöchentliche Therapie, aller drei Monate eine ärztliche Kontrolluntersuchung, mein Gewicht nicht erfragen, den regelmäßigen Tagesablauf. Da waren noch kleine Punkte, die aber nicht ganz so wichtig waren, wie diese großen. Manchmal stellten meine Eltern und auch Alexander fragen, die Luke meistens auch beantwortete. "Ich würde da gern noch einen Wunsch äußern." Ich musste mich räuspern, weil meine Hände fingen wieder an mit schwitzen. Alec ergriff sie sofort und drückte sie kurz. Ich hatte selbst mit ihm noch nicht gesprochen. Nicht mal als wir gemeinsam mit Luke nochmal einkaufen waren. Dabei haben sich die beiden ganz intensiv unterhalten. Mein Wunsch ist tatsächlich bei den Erzählungen entstanden. Denn Alec hat etwas, was meine Eltern leider nicht besitzen. Einen geregelten Tagesablauf. "Ich würde für die ersten Wochen gerne bei Alexander wohnen." Alle Beteiligten außer Luke, der bereits davon wussten, sahen mich erstaunt an. Mein Blick fiel zu erst auf meinen Freund, der mit offenen Mund und leuchtenden Augen mich ebenfalls ansah. Gleich darauf hob er seinen Kiefer wieder und brachte mir ein kleines lächeln entgegen. Unmerklich und nur für mich sichtbar nickte er. Ein Stein fiel von meinem Herzen. "Aber warum?" fragten meine Eltern nun. Ich griff nach der Hand von meiner Mum. "Ich liebe euch und ich bin dankbar für alles. Und das heißt auch nicht, das ich komplett bei euch ausziehe. Erstmal nur für die ersten Wochen. Alexander hat einen geregelten Alltagsablauf, der sich fast perfekt an meinem anpasst. Außerdem glaube ich das die ersten Tage ziemlich schwer werden könnte und da hätte ich ihn gern bei mir. Ihr habt allein durch euren Beruf keinen geregelten Tagesablauf. Das ist auch nicht böse gemeint. Ich möchte nur nicht das ihr eures ganze Leben ändert. Auch wenn ich weiß das ihr das ohne mit der Wimper zu zucken tun würdet, möchte ich das nicht. Außerdem würde mich mein Zimmer glaube ich zu sehr an den Anfang erinnern. Versteht ihr?" Anders als erwartet nicken sie. "Wir wollen nur das es dir weiterhin gut geht und wenn du denkst das es dadurch so bleibt, werden wir dich unterstützen. Ist das auch für dich ok?" Damit wenden sie sich an Alexander. "Selbstverständlich." Ich lächelte. Zu fünft besprachen wir die einzelnen Punkte nochmal genau und ich war mir sicher das es so klappen wird.

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