~22~

Magnus
Der neue Tag bricht an. Bereits gestern hatte mir meine Mum geholfen, meine Tasche zu packen. Sie war still, genau so wie ich. Diese Nacht hatte ich nicht wirklich gut geschlafen. Tausend Sachen sind mir durch den Kopf gegangen und Ana hatte mir wieder etwas zu geflüstert. Ich wollte sie ignorieren, aber das ging nicht und so kam es dazu, das ich mich mitten in der Nacht, auf die Waage stellte. Ich hatte mehrere Sporteinheiten gemacht und danach war ich kalt duschen. Jetzt saß ich vollkommen fertig auf der Couch. Eine Decke lag über meinen Beinen und ich hatte mich wieder in die Jacke von Alec eingekuschelt. Meine Eltern aßen gerade noch zum Frühstück als es an der Tür klingelte. Ich versuch erst gar nicht aufzustehen. Ich bin zu müde und kann kaum noch meine Augen offen halten. Das Sofa neben mir gibt nach, sofort spüre ich eine angenehme Wärme. Ich hebe meine Augenlider und sehe in das blasse Gesicht von Alexander. Seine Haare sind wie immer verstrubbelt. Sein Blick ist liebevoll und ich bin so unendlich dankbar, das er hier ist. Er war in der letzten Zeit der einzige, der sich nicht weg schicken lassen hat. Mittlerweile akzeptiere ich die Freundschaft und stelle immer wieder fest, das ich sie brauche. Ich brauche Alec. „Guten morgen, ich hoffe ich bin nicht zu spät. Aber ich musste noch ein Projekt bei der Universität abgeben." Die Uhr zeigt mir das es gerade mal kurz nach sieben ist. „Nein, alles gut." Er nickt nur und fährt sich dann über das Gesicht. „Ich habe bereits geschaut, wo die Klinik liegt. Wir fahren ungefähr eine Stunde. Sie soll wirklich gut sein." Ich bin gerührt davon, das er sich über die Klinik informiert hat. Er muss es mir ansehen, denn er erwidert nur. „Was denn? Ich muss dich doch in sicheren Händen wissen, falls ich mal nicht da sein sollte." Meine Mundwinkel erheben sich leicht und ich weiß, das er es sieht. „Wollen wir?" Ich nicke nur und ehe ich mich versehe, steht er vor mir und zieht mich hoch. „Danke. Meine Tasche ist im Flur und die Decke würde ich auch gerne mitnehmen." Sanft drückt er mir diese in die Hand, bevor er sich meinem Gepäck zu wendet. Während er sie in das Auto trägt, gehe ich zu meinen Eltern. Sie waren nicht begeistert davon, das mich Alexander da hin bringt aber ich hätte nichts anderes zu gelassen. Ich brauchte diese ruhige Art von ihm. Meine Eltern hätten mich nur verrückt gemacht. „Wir kommen dich morgen früh sofort besuchen und du schreibst uns so oft es geht." Ich nicke nur bevor meine Mum mich in ihre Arme zieht. Ich klammere mich an sie. Ich mute Ihnen viel zu und ich will gar nicht wissen, durch welche Hölle sie jetzt gehen. Auch mein Dad zieht mich an sich und auch hier lasse ich mich etwas fallen. Ich winke Ihnen beim gehen nochmal zu. Dann lasse ich mich auf den Beifahrersitz sinken. „Bereit?" fragt mich Alexander, als er den Motor startet. „Ist man jemals bereit?" Er zuckt nur mit den Schultern und fädelt sich damit in den Straßenverkehr ein. „Wie geht es eigentlich Max?" Ich lehne meinen Kopf an die kühle Glasscheibe. Sie ist beschlagen. Ich kann dem Bedürfnis irgendetwas auf die Scheibe zu „malen" nicht widerstehen und so befindet sich wenig später ein Herz auf dem Glas. „Er ist immer noch zu Hause. Dem Engel sei dank, hat er sich nicht auch mit Masern infiziert." Ein gewisser Unterton schweift in den Wörtern mit. „Was ist los?" flüstere ich leise. Ich weiß, das er jetzt am liebsten durch die Gegend schauen würde. Aber das Auto fahren hinderte ihn daran. „Meine Mum ist alkoholkrank und Dad lässt sich scheiden. Das heißt Max wird noch sehr viel länger bei mir sein, womit ich kein Problem hätte, wären da nicht diese viele kleinen..." Er stockt und somit beende ich den Satz. „...kleinen Problemen, die dich auch gerade alle brauchen und in deinem Kopf herum spuken." Er beißt sich auf die Unterlippe. Erst jetzt wird mir bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Wie schrecklich das alles für ihn sein musste. Das er überhaupt noch hier war und mich irgendwie aufmunterte und mir so viel entgegen brachte. „Mags, ich bin trotzdem immer für dich da. Glaub mir, irgendwie wird das alles schon." Eine Hand von ihm legt sich auf mein Knie und ich lege nach kurzem Zögern meine eigene darüber. „Ich weiß. Aber du kannst mir genau so gut sagen, wenn es dir zu viel wird. Außerdem musst du dich nicht jeden Tag blicken lassen." Er verdreht nur seine Augen. „Natürlich komme ich jeden Tag." Ich kann wieder nur leicht Lächeln. Ich mache mir innerlich trotzdem Gedanken, das ihm das alles was gerade in seinem Leben passiert, zu viel werden könnte und Alexander scheint mir nicht jemand zu sein, der das freiwillig zu geben würde. „Sie sind an ihrem Zielpunkt angelangt." ertönt die monotone Stimme des Navigationsgerätes. Alexander fährt gerade durch eine kleine Waldstraße. Hinter den Bäumen erstreckt sich ein kleines aber komplexes, orangefarbenes Gebäude. Es sieht freundlich aus und die Umgebung erscheint mir jetzt viel mehr wie ein Park. Ich kann sogar in einer kleinen Entfernung einen See ausmachen. Es sieht sehr freundlich aus. Alec parkt auf dem dafür vorgesehene Platz. Ich steige aus und inhaliere die kühle Luft. Es riecht nach Herbst. Wahrscheinlich hatte dafür jeder eine eigene Definition. Zusammen mit Alexander, der meine Tasche geschultert hatte gehen wir in das Gebäude. Es ist alles sehr hell und freundlich. Die Farben blau, orange und grau spielen miteinander. Auch der Empfangstresen wirkt mehr als freundlich. Soweit kommen wir aber nicht, denn eine fremde Stimme lässt uns stoppen. „Sie müssen Magnus sein." Eine blonde Schwester kommt auf uns zu. Sie hat ihre Haare hoch gesteckt, ihre weibliche Figur wird durch die passenden Arbeitsklamotten betont. „Ich bin Schwester Lydia und werde Ihnen alles erklären und zeigen. Falls sie fragen haben, einfach dazwischen quatschen." Sie ist freundlich und obwohl das wohl ein Standardbegrüßung für sie ist, kommt es doch nicht so rüber. Ich sehe das sie es ernst meint. „Kann Alexander mitkommen?" Es ist die erste Frage die mir einfällt. „Klar. Folgt mir bitte einfach."

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