~ 17 ~

Alexander 

Noch lange sehe ich ihm hinter her. Sein Gang ist nicht mehr so elegant. Jeder Schritt scheint ihm schwer zu fallen. Der Wind weht an mir vorbei. Er wird immer kälter. Das Ende des Sommers rückt immer näher. Die Sonne würde weiter ziehen. Ich lasse meinen Kopf hängen. Meine Chuck sind abgetragen und bald bräuchte ich neue. Als würde das Wetter sich an meine Emotionen anpassen, fängt es an zu regnen. Sofort kleben meine Sachen an meinem Körper. Die Gänsehaut zieht sich bis zu meinen Füßen. Mir wird kalt und dabei weiß ich nicht, ob es an dem Wetter liegt. Vollkommen entkräftet lasse ich mich auf die Bank fallen, auf der ich noch vor kurzem mit Magnus drauf gesessen hatte. Mit einer Hand fahre ich durch meine Haare. Leicht raufe ich an diesen. Meine Gedanken überschlagen sich. Was ist mit Magnus los? Was sollte ich jetzt machen? Wie geht es jetzt weiter? Sollte ich seine Eltern informieren? Ihm hinter her gehen? Ist Max glücklich? Mache ich alles richtig? Liegt es an mir? Bevor noch weitere Fragen auftreten können, reißt mich der Klingelton meines Handy wieder in die Realität. Tief atme ich durch bevor ich mit einer ruhigen Stimme heran gehe. "Izzy, was gibt es?" Im Hintergrund höre ich es bei ihr scheppern und ein kindliches weinen. Vollkommen beunruhigt stehe ich auf und laufe schon mal los. Was ist zu Hause nur los. "Izzy? Was ist da bei euch los?" Ich höre eine weitere weibliche Stimme. "Kannst du bitte einfach her kommen?" Sie klingt müde und gleichzeitig so aufgebracht und sauer. Ich sage nichts mehr sondern lege einfach auf. Meine Füße tragen mich so schnell es geht. Trotz meiner Sportlichkeit sticht meine Seite. Vor dem Haus sehe ich bereits ein bekanntes Auto. Mum ist da. Ich bereite mich innerlich wieder auf einen Streit vor, der in den letzten Monaten immer wieder vorkam. Als ich die Wohnungstür aufschließe, kommt mir sofort der Geruch von verbrannten Essen in die Nase. Izzy hat wahrscheinlich gekocht. In der Küche wird riecht es nur noch mehr danach. Auf dem Herd sehe ich das angekohlte, schwarze essen. Ich kann nicht definieren was es werden sollte. Izzy, die am Esstisch sitzt, sieht mich mit glasigen Augen an. Ihre Haare sind vollkommen durcheinander. Ihre Sachen sind voll mit irgendwelchen Flecken. Bevor ich sie fragen kann, was passiert ist, kommt unsere Mum in die Küche. Ihr Blick ist ernst und ich sehe keinerlei Emotionen. Ihre Haare sind streng zurück gebunden. Das Kostüm was sie trägt, sitzt perfekt. "Alexander Gideon, schön dich auch mal anzutreffen." Ich verdrehe meine Augen. Sie schreitet mit ihren Absatzschuhen weiter auf mich zu, bis sie vor mir steht. "Ich habe mich mit einem Freund getroffen, das ist nicht verboten. Außerdem habe ich dir schon mal gesagt, das du dich anmelden sollst." Kurz sieht sie mich an, um dann vor mir auf und ab zu schreiten. "Der Besuch war spontan. Ich wollte mit dir reden, wie es denn weiter geht. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob Max weiterhin bei dir wohnen kann. Aber wenn ich mir dieses Chaos ansehe, weiß ich nicht ob das so eine gute Idee ist." Verärgert schnaube ich. "Entschuldige, das ich keine 5 Hausmädchen besitze, die meine Wohnung aufräumen." spucke ich ihr entgegen. Eigentlich habe ich keine Lust mich zu rechtfertigen oder mich überhaupt zu streiten. Ich bin müde und würde eigentlich gerne schlafen. Aber ich weiß das, das in den nächsten Stunden nicht passieren wird. Schließlich muss ich noch Max ins Bett bringen. "Du wolltest allein wohnen. Genau so wie Izzy es wollte." Ich gebe keine Reaktion. Da wird noch sehr viel mehr kommen. Denn ich sehe das zucken ihrer Unterlippe. Maryse Lightwood ist sauer und an wen lässt sie das aus? An mir. "Alec, du solltest nur einmal auf Max für längere Zeit aufpassen. Ich dachte das bekommst du hin, aber offensichtlich nicht." Damit zeigt sie zum Herd und in das Wohnzimmer, welches ebenfalls unaufgeräumt ist. "Ich wollte dich daran erinnern, das ich nicht der Erziehungsberechtigte von Max bin. Ich sein älterer Bruder, der jetzt schon über Monate alles allein stemmen muss. Haushalt, Uni, Job und während dessen lerne ich mit Max. Ich kümmere mich um seine Probleme. Ich mach das gerne. Doch während dem allen, habe ich auch einige Sorgen. Ich habe Freunde, die mich gerade in diesem Moment brauchen. Dringend. Aber nein, ich stehe hier und höre mir solchen Mist an, den du mir nicht zum ersten mal an den Kopf wirfst. Izzy gibt ebenfalls ihr bestes aber sie geht auch zur Schule und anstatt mal was mit ihren Freunden zu machen, sitzt sie hier und versucht auch alles auf die Reihe zu bekommen. Aber ich möchte dich erinnern, das wir gerade mal beide volljährig sind. An unserer Seite stehen keine Eltern, Nannys, Hausmädchen und Chauffeure. Wir haben uns und wenn dir das nicht reicht, dann ist das nicht mein Problem." Meine Stimme ist ruhig und während ich rede, gehe ich zu Izzy. Sie schlingt ihre Arme um meine Hüfte und lehnt ihren Kopf an meine Seite. "Wann hast du das letzte mal mit Max gespielt oder gekocht? Egal was für Stress ihr habt, wenn es dir nicht passt, wie wir das Leben mit einem Kind organisieren, dann überleg dir. Und da ich weiß, das Max trotz allem..." Dabei zeige ich auf das Chaos "..hier bleiben wird, würde ich dich bitten jetzt zu gehen. Wir müssen ihn noch in das Bett bringen. Du weißt wo die Tür ist und wie sie funktioniert." Entrüstet sieht sie mich an. Vielleicht war es zu hart? Aber im Moment ist mir das egal. Ich würde jetzt einfach gerne allein sein. Unsere Mum geht und als die Tür in das Schloss fällt, stoße ich die angesammelte Luft in meiner Lunge heraus. Die kraft die ich vor wenigen Sekunden besäßen hatte, schwindet mit der Luft. Ich gehe in die Hocke um wenig später mich an den Küchenschrank zu lehnen und meine Beine auszustrecken. Sekundenspäter sitzt Izzy neben mir. Der graue Küchenboden ist kalt und auch er ist mit Flecken übersehen. "Was sollte das überhaupt werden?" Ich sehe meine Schwester von der Seite an. "Spagetti mit Tomatensoße." Ich nicke. Sie lehnt ihren Kopf an meine Schulter. "Ich mag das Chaos" flüstert sie. Ich weiß das sie nicht unsere Wohnung meint, sondern unser Leben. "Ich auch und ich finde wir haben eigentlich alles gut im Griff." Ich lehne meinen Kopf an ihren. Die Müdigkeit meldet sich sofort. Trotzdem wandern meine Gedanken wieder zu Magnus. Ich würde nicht einfach so aufgeben. Nicht so. Ich höre kleine tapsige Schritte. Wenig später steht Max vor uns. Auch er hat geweint. Ich kann nur entkräftet meine Arme heben. Max setzt sich auf meine Beine und kuschelt seinen kleinen zierlichen Körper an meinen. Ich umschlinge ihn mit meinen Armen und gebe ihm einen Kuss auf die Haare. "Bin ich schuld?" fragt er uns, ohne seinen Kopf anzuheben. "Nein, Max. Nichts ist deine Schuld." Fast automatisch drücke ich ihn nur noch näher an mich heran. Er nickt und leise haucht er. "Ich finde uns drei ein ziemlich gutes Team." Ich lächle und weiß gleichzeitig, das ich nicht alles falsch mache. Ich weiß nicht, wie lange wir dort zu dritt sitzen und einfach nur die Ruhe genießen. Aber die gleichmäßigen Atemzüge von Max lassen mich auf die Uhr sehen. 21 Uhr. Auch Izzy scheint es mitbekommen zu haben. Sie löst sich von mir um aufzustehen. Wir beide müssen fürchterlich aussehen. "Ich bring ihn mal hoch." Ich nicke. 

Nach einer großen Putzaktion, ist die Wohnung zwar nicht komplett aufgeräumt. Aber die Küche kann sich wieder sehen lassen und auch im Wohnzimmer kann man wieder normal laufen, ohne Angst zu haben, sich etwas zu brechen. Izzy und ich klatschen ein. Ich weiß das wir das zusammen schaffen. Aber der Tag war einfach zu viel. Erst Magnus und dann Mum. Ich lasse mich in das Bett fallen, um in einen unruhigen Schlaf zu gleiten. Nicht wissend, was mich morgen alles erwarten würde. 

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