Kapitel 10 - Vergangenheit

„Ich sehe nicht ein, dass ich den Kerl auch noch schleppen muss. Ich nehme ihn doch schon mit, obwohl sich alles in mir gegen ihn sträubt!"

Einar war ihnen in der Nacht entgegengekommen und hatte ihr Fjolnir abgenommen, der durch die ungewohnte Haltung im Käfig Schmerzen beim Gehen hatte.

Als er den Namen des Kerls gehört hatte, ließ er ihn einfach fallen und starrte Greta ungläubig an.

„Das ist der Mistkerl, der seinen Bruder unbedingt nacheifern wollte und dich gequält hat! Und du nimmst ihn auch noch mit und rettest ihn?"

Sie hatte mit den Schultern gezuckt.

„Hättest du deine Brüder im Stich gelassen?"

Er schnaubte.

„Das ist etwas anderes. Sie verfolgen mich nicht, nur weil sie denken, ich bin ihnen etwas schuldig! Ich bin ihnen scheißegal!"

Sie schüttelte den Kopf.

„Es war eine Entscheidung, die ich spontan getroffen habe. Du musst dich damit abfinden, dass ich nun mal eine Frau mit einem freien Willen bin! Und wenn ich einen meinen Brüder retten will, dann ist es halt so!"

Er warf ihr einen empörten Blick zu.

„Komm mir nun nicht mit so etwas! Du weißt genau, dass ich deinen freien Willen bestimmt nicht einschränken werde! Das habe ich noch nie und werde es auch nicht anfangen!"

Sie seufzte und lehnte sich kurz an ihn.

„Es tut mir leid. Das war ungerecht von mir! Ich bitte dich nur, ihn erst einmal mit zu nehmen. Wenn er Mist baut, können wir ihn immer noch zurücklassen."

Fjolnir stand umständlich auf.

„Ich sitze hier vor euch! Verdammt, ich habe nicht darum gebeten, dass Greta mir hilft. Wenn es dir so zuwider ist, dann lass mich hier und ich schlage mich alleine durch!"

Greta lachte spöttisch.

„Du kannst dich nicht einmal auf den Beinen halten. Also sei am besten ruhig."

Auch Einar meldete sich zu Wort.

„Du hältst am besten den Mund. Ich würde dich am liebsten dafür verprügeln für das, was ihr eurer Schwester angetan habt."

Fjolnir nickte ernst.

„Glaube mir, das würde ich selbst sehr gerne tun! Aber ich habe eingesehen, dass es falsch war."

Einar schnaubte.

„Das werden wir noch sehen!"

Er packte Fjolnir und schleifte ihn mit sich in den Wald.

Hunter erwartete sie an den Bäumen. Er lehnte gegen einen Stamm und grinste leicht, als er sah, wen Einar da schleppte.

„Könnt ihr nicht noch langsamer machen? Ich meine, es ist noch ruhig, aber ihnen wird bestimmt bald auffallen, dass ihr Opfer fehlt!"

Einar warf Gretas Bruder auf den Wagen.

„Er kann sich kaum bewegen. Ich bin ja schon froh, dass ich den Wagen hierhergebracht habe und ihn nicht noch weiter schleifen muss!"

Er nahm den Lederriemen auf und legte ihn sich um. Greta wollte den Anderen nehmen, doch Hunter schüttelte den Kopf.

„Ich werde mit Einar die erste Strecke übernehmen. Wir müssen schnell sein und der Wagen ist nun um einiges schwerer!"

Einar und Greta sahen ihn verblüfft an.

„Du willst mit uns gehen?"

Hunter zuckte mit den Schultern.

„Ja klar! Was soll ich denn noch hier? Alleine! Mir ist erst jetzt aufgefallen, dass es ganz schön einsam ist. Und ich habe niemanden zum Quatschen! Außerdem habe ich keine Lust mehr, immer nur Angst zu haben, dass diese Sonnendiener mich schnappen und mich hübschen Kerl zu einen ihrer Lustsklaven machen wollen!"

Greta lachte laut auf, während Einar den Kopf schüttelte.

Jetzt hatte er zwei Kerle am Hals.

Das waren noch schöne Zeiten, als er mit Greta alleine unterwegs war.



Norwin rannte um sein Leben.

Er wusste genau, was diese Weiber mit ihm vorhatten. Sie wollten ihn umbringen! Und das nur, weil er ein richtiger Mann war und sich von ihnen nicht herumkommandieren lassen wollte.

Nein! Nicht mit ihm!

Es war ihm schon klar gewesen, als sie ihn über Greta ausgefragt hatten. Sie begriffen einfach nicht, dass Frauen sich dem Mann zu unterwerfen hatten. Er würde es den Frauen schon noch beibringen, wenn er genug Männer um sich geschart hatte, die auch seiner Meinung waren.

Einen Moment dachte er an seinen Bruder, aber er hatte kein Mitleid mit ihm. Fjolnir hatte sich als schwach herausgestellt, genau wie seine anderen Brüder.

Nein!

Er musste verschont werden und Norwin hatte die Möglichkeit ergriffen und hatte seinen Bruder allein zurückgelassen. Ja, Fjolnir würde wahrscheinlich sterben, aber in Norwins Augen war er ein geringer Preis.

Norwin hatte eine Mission.

Er musste Greta finden und sie zurückbringen. Sie musste lernen, dass sie sich nicht vor ihrem Schicksal davonschleichen konnte.

Und Norwin würde auch den Mann bestrafen, der es gewagt hatte, Greta in ihrem Irrglauben zu stärken und ihr zu helfen.

Wenn das erledigt war, dann würde er zum zweiten Teil übergehen und diese Sekte vernichten, die sich anmaßte, die Ordnung durcheinander zu wirbeln.

Er rannte durch den Wald und hörte, wie die Männer ihn verfolgten.

Angst!

Das war, was er im Moment fühlte. Und dieses Gefühl kannte er nicht.

Auch dafür wollte er diese Frauen bestrafen!

Sie würden ihn noch kennen lernen.

Und dann waren sie es, die Angst haben würden!



„Eigentlich hättest du es dir auch einfach machen können. Oder sehe ich das falsch?"

Einar sah fragend zu Hunter.

Sie waren die ganze Nacht und den ganzen Tag gelaufen, um einen großen Abstand zwischen sich und den Sonnendienern zu bekommen. Erst hatten sie den Wald hinter sich gelassen und waren dann soweit gegangen, bis sie wieder an einem Gebirge ankamen. Wieder waren sie am Gebirge entlanggelaufen, doch dieses Mal schien es kein Tunnel zu geben.

Einar hatte Greta beobachtet. Wie immer machte er sich Sorgen um sie, obwohl er das eigentlich nicht musste. Das war ihm klar. Sie war eine starke Frau, auch wenn sie noch jung war. Dennoch...er hatte immer das Gefühl, er musste auf sie aufpassen.

Irgendwann war es dunkel geworden und sie hatten einen Rastplatz gesucht.

„Hey! Redest du auch mal mit mir? Ich habe dich etwas gefragt!"

Einar schreckte auf. Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er Hunter völlig vergessen hatte.

„Wie meinst du das, dass ich es mir einfach machen hätte können?"

Hunter setzte sich bequemer hin, während Einar seine Pfeife stopfte. Der Tabak ging bald zu Ende, was er sehr bedauerte.

Er sah zu Greta und ihren Bruder, die beide schliefen. Bald würde er sich auch schlafen legen müssen, damit er am anderen Tag wieder den Wagen ziehen konnte.

Hunter hatte sich dazu bereit erklärt, einige Stunden über sie zu wachen. Dann musste Fjolnir übernehmen.

„Nun, du bist ein Mann aus dem Norden. Du hättest dir eine Frau nehmen und sie für dich arbeiten lassen können. Stattdessen machst du das meiste selbst, übernimmst Verantwortung für ein Mädchen, dass dich überhaupt nichts angeht und spielst gerade den Chef für ein paar junge Hüpfer, die dir doch gewaltig auf die Nerven gehen müssen!"

Einar lachte leise um die anderen zwei nicht zu wecken.

„Ich spiele nicht den Chef und ihr geht mir auch nicht auf die Nerven. Die meiste Zeit zumindest nicht. Greta ist bestimmt kein Mädchen mehr, dafür hat sie schon zu viel erlebt. Und was das andere angeht...das ist kompliziert!"

Hunter nahm ein Stück Holz und schnitzte daran herum.

„Ich habe Zeit! Versuche es einfach einmal! Ich bin eigentlich nicht so dumm, wie ich vielleicht aussehe!"

Einar paffte an seiner Pfeife.

„Das habe ich nie behauptet. Nun gut! Aber wenn es zu langweilig wird, dann sag es!"

Hunter nickte nur und sah ihn erwartungsvoll an.

„Ich war der jüngste Sohn meiner Eltern. Und in ihren Augen auch der Schwächste!"

Hunter hob den Blick von seiner Schnitzerei und zog die Augenbrauen zusammen.

„Wenn du der Schwächste warst, will ich nicht wissen, wie deine Brüder ausgesehen haben!"

Einar lachte.

„Meine drei ältesten Brüder kenne ich gar nicht so richtig. Sie sind einfach um einiges älter als ich und sie waren schon verheiratet, als ich auf die Welt kam. Aber die anderen sechs sind wirklich sehr stark und leider auch nicht gerade schlau. Wir wurden eigentlich nur von meiner Mutter erzogen. Nach außen gab sie sich als schwache Frau, aber das war sie nicht. Mein Vater, auch wenn er ein Mann war, hatte nichts zu sagen. Ich bin mir sogar sicher, dass sie ihn schlug, wenn er es wagte Widerworte zu geben. er war alt, als er sie geheiratet hatte und sie ein sehr junges Mädchen, das noch nicht einmal zur Frau erblüht war. 

Nun, als ich zur Welt kam, war meine Mutter noch härter und erbarmungsloser als jeder Mann in meinem Dorf. Ich bin zu früh auf die Welt gekommen und sie gab mich eigentlich gleich vom ersten Moment auf. Ich war sehr klein und wollte die Milch von ihr nicht trinken, also legte sie mich in einen Korb und brachte mich auf den Dorfplatz. Das war so üblich. Einen Jungen ließ man nicht sterben, sondern legte ihn auf dem Dorfplatz ab, damit sich vielleicht eine andere Mutter darum kümmern konnte.

Es war wohl das einzige Mal, dass mein Vater sich gegen sie auflehnte, denn er erkannte den Korb und als er mich sah, nahm er mich wieder mit. Meine Mutter musste getobt haben, aber mein Vater blieb eisern. Er zog mich mit Ziegenmilch groß und gegen ihre Voraussage, überlebte ich. Deswegen hasste sie mich!"

Hunter schnaubte.

„Deine Mutter hasste dich also, weil du überlebt hast. Sie hat ihren Willen nicht bekommen und deswegen ließ sie es an dir aus!"

Einar sah zu den Sternen.

„Nicht nur an mir. Auch an meinen Vater. Denn ich war der letzte Sohn, den er gezeugt hatte. Es schien fast so, als ob mein Vater sie bestrafen wollte, weil sie einen Sohn fortgegeben hatte. Die ersten vier Jahre hat er sie wohl gar nicht bestiegen, denn sie wurde nicht schwanger. Sie war neununddreißig und verfluchte meinen Vater, weil er ihr keine Söhne mehr schenkte, die nach seinem Tod für sie sorgen würden. Aber dann schwoll ihr Bauch wieder an und sie verhöhnte mich, dass ich nun nicht mehr unter dem Schutz meines Vaters stehen würde."

Hunter blies einige Holzflocken weg.

„Dein Vater hat dich also vor ihr beschützt?"

Einar nickt.

„Ich war fünf Jahre alt, als ihre Wehen kamen. Es ging ziemlich schnell. Ich musste bei ihr bleiben, weil sie mich während der Geburt weiter beschimpfen wollte. Natürlich sagte sie etwas anderes. Als sie aber sah, dass es ein Mädchen war, erstickte sie es. Ich wollte sie daran hindern, aber sie schlug mich so hart, dass ich gegen die Wand knallte und ohnmächtig liegen blieb. Als ich endlich wieder wach war, war das Mädchen schon weg. Begraben. Meine Mutter würgte mich und drohte mir, mich um zu bringen, wenn ich jemanden sagen würde, dass das Kind kein Junge gewesen war. Ich schwieg also. Nicht einmal meinem Vater sagte ich etwas davon. Aber ich denke mir, er wusste es. Doch er sagte nichts. Aber von nun an, nahm er oder einer meiner Brüder mich mit, wenn sie ihre Arbeit erledigen mussten. Mein Vater war liebevoll zu mir, aber meine Brüder nicht. Sie verlangten, dass ich so hart wie sie arbeiteten, ber essen durfte ich nur so viel, wie es bei einem Kind eben üblich war. Ich wurde immer stärker, aber erreichte nie ihre Stärke. Dennoch war ich stärker als die meisten Jungs meines Alters. Die nächsten Jahre waren ziemlich ruhig. Zumindest für mich. Doch dann wurde sie wieder schwanger. Ich habe meine Eltern nachts streiten gehört. Mein Vater wusste, dass er nicht der Vater des Kindes war. Und dieses Mal schlug er sie. Aber meine Mutter schlug zurück. Sie prügelten sich, aber mein Vater war zwanzig Jahre älter als meine Mutter und schon zu alt. Ich wollte ihm helfen, aber einer meiner Brüder hielt mich fest. Er wusste, dass wenn ich mich einmischte, sie auch mich tot prügeln würde."

Hunter stieß ungläubig den Atem aus.

„Sie hat ihren Mann totgeprügelt? Und keiner seiner Söhne hat ihm geholfen?"

Einar nickte.

„Sie hatte alle im Griff. Am anderen Morgen erzählte sie, er wäre friedlich im Bett gestorben. Man sah keine Verletzungen und er wurde so schnell wie möglich verbrannt."

Einar holte tief Atem.

„Die nächsten Mädchen waren Zwillinge. Wieder ließ sie mich bei der Geburt zuschauen. Und wieder musste ich mit ansehen, wie diese Frau ihre eigenen Kinder erstickte nur weil es Mädchen waren."

Hunter hob eine Augenbraue.

„Moment! Ihr Mann war gestorben. Sie hätte die Mädchen gar nicht umbringen müssen. Ist es nicht so, dass man als Witwe unabhängig ist? Heiraten die Frauen deswegen nicht immer sehr viel ältere Männer?"

Einar nickte.

„Ja! Aber sie gab mir die Schuld. Ich hätte ihr Leben verflucht. Deswegen würde sie keine Männer mehr aufziehen können. Und deswegen mussten die Mädchen sterben. Das schleuderte sie mir ins Gesicht, während sie Mund und Nase der Mädchen zuhielt. Ein Nachbar, der eigentlich ein Wanderer war, erwischte mich, wie ich die Mädchen begrub. Damals war ich etwa zehn Jahre alt. Er zog mich an Stelle meines Vaters auf. Von ihm lernte ich Lesen und Schreiben und er nahm mich oft auf seine Wanderungen mit. Das passte meiner Mutter natürlich nicht. Ich bekam Privilegien, die ihrer Meinung nach mir nicht zustanden. Sie nährte den Hass meiner Brüder gegen mich! Aber da ich kaum im Dorf war, konnten sie mir nie auflauern. Ulfric, so hieß der Mann, der wie ein Vater zu mir war, nahm mich immer in Schutz. Ich lernte viel von ihm. Jagen, fischen und handeln. Ich war etwa fünfundzwanzig, als ich alleine zu einer Siedlung ging. Ulfric war krank geworden, aber wir brauchten Vorräte. Als ich ein paar Tage später zurückkam, lauerten mir meine Brüder auf. Meine Mutter hatte ihnen vorgelogen, dass ich ihr Nahrung verweigert hätte. Das war natürlich eine Lüge, denn sie hatte mich nie wieder angesehen, nachdem sie die Zwillinge getötet hatte. Dennoch versuchte sie mir zu schaden."

Einar paffte gedankenverloren an der Pfeife.

„Ulfric fand mich. Ich war mehr tot als lebendig. Er hob ein Grab aus und sagte allen, dass ich gestorben wäre. Meine Brüder wurden deswegen bestraft. Mich schaffte er in der Nacht in eine Hütte mitten in der Eiswüste. Alle glaubten, dass er sich aus Trauer zurückzog, aber er pflegte mich gesund."

Hunter nickte.

„Also dachten sie, du wärst tot."

Einar schüttelte den Kopf.

„Nein! Irgendwann wussten sie, dass ich überlebt hatte. Aber da meine Mutter immer wunderlicher wurde, haben sie mich in Ruhe gelassen. Wahrscheinlich hatten sie ein schlechtes Gewissen. Aber ich ging nie wieder zurück und wurde Einzelgänger. Ich handelte mit Fellen und Fleisch! Dann, als ich von einer kurzen Reise kam, überraschte mich ein Schneesturm. Ich kenne die Zeichen dafür, aber an dem Tag wurde ich wirklich völlig überrascht. Ich halte nicht viel von Schicksal oder Voraussagen, aber es scheint so, als ob der Schneesturm mich überraschte, weil ich dann Greta fand. Hätte ich die Zeichen erkannt, wäre ich in der Siedlung geblieben und sie wäre nun tot!"

Hunter nickte.

„Du kannst daran glauben oder nicht. Aber ich denke, dass irgendjemand sich dabei was gedacht hat."

Er nahm eine Decke und wickelte sie sich um sich.

Einar nickte ihm zu.

„Und wie wurdest du zu einem Einzelgänger?"

Hunter lachte leise.

„Meine Geschichte ist nicht so spektakulär wie deine. Mein Volk war offener als ihr im Norden. Ich glaube aber, dass wir dieselben Vorfahren haben. Wir waren Jäger. Frauen wie Männer. Deswegen auch mein Name. Eigentlich heiße ich anders, aber sie nannten uns alle Hunter! Wir lieferten Fleisch an Siedlungen, die an der Grenze zum Norden lebten. Wir waren sehr beliebt. Doch eines Tages kam ein Jäger krank zurück. Er war in einer Siedlung gewesen, die regelrecht verseucht war. Wir konnten ihm nicht mehr helfen. Er starb ziemlich schnell. Aber er hat uns alle angesteckt. Ich bin der Einzige, der überlebt hat."

Er zog sein Hemd an der Brust herunter. Eine sehr große Brandnarbe kam zum Vorschein.

„Ich habe die Eiterpusteln ausgebrannt. Alle. Ich weiß nicht, ob es das war, was mich gerettet hat, aber ich überlebte. Ich verbrannte alle Leichen. Meine Eltern. Meine Geschwister. Meine Großeltern. Meine Nachbarn. Alle. Und dann verschwand ich, soweit es ging. Ich kam an diesen großen See und umrundete ihn. Der Wald, in dem ihr mich gefunden habt, erinnerte mich an meine Heimat. Deswegen blieb ich. Ich konnte jagen und der Wald bot mir Schutz. Die Sonnendiener wussten, dass ich da war, aber sie fanden mich nie. Wir hatten aber irgendwann eine stillschweigende Vereinbarung. Sie versorgten mich mit Obst und Gemüse und ich sie mit Fleisch!"

Einar zog die Augenbrauen zusammen.

„Wie das, wenn sie dich nie gesehen haben?"

Hunter lachte.

„Wenn sie Fleisch brauchten, legten sie ihre Ware auf einen flachen Felsen. Das war das Zeichen. Ein paar Tage später fanden sie Fleisch auf demselben Felsen. Deswegen duldeten sie mich wahrscheinlich auch und versuchten nicht, mich zu fangen.Aber das dürfte nun anders sein. Ich habe euch geholfen und bin nicht mehr neutral."

Einar klopfte seine Pfeife aus.

„Nun, ich denke mir, dass sie nicht so rachsüchtig sind, wie wir glauben!"

Hunter sah ihn fragend an.

„Wie meinst du das?"

Einar legte die Pfeife zur Seite. Und zeigte mit dem Kinn zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

„Sie verfolgen uns schon die ganze Zeit. Sie hätten uns auch schon längst einholen können, aber sie tun es nicht! Sie halten Abstand!"

Hunters Nasenflügel blähten sich auf.

„Warum tun sie das?"

Einar zuckte mit den Schultern.

„Ich nehme an, sie warten auf etwas. Aber nicht auf uns! Uns wollen sie gar nicht. Nicht einmal den nordischen Schwachkopf, der meint, ich würde nicht mitbekommen, dass er uns schon eine Weile belauscht!"

Fjolnir stand auf.

„Wie hast du das bemerkt?"

Einar lachte leise.

„Nenne es Instinkt! Gut. Wenn du wach bist, werde ich mich nun hinlegen!"

Greta hatte sein Lager neben ihren aufgebaut, als ob es ganz selbstverständlich wäre. Er legte sich auf die Felle und als ob sie im Schlaf merken würde, dass er neben ihr lag, kam sie zu ihm gerobbt und kuschelte sich an seine Brust.

Einar seufzte.

Er hatte gesehen, wie sie mit Hunter umging und er wurde mittlerweile eifersüchtig. Aber Hunter...er war jung und Greta schien sich gut mit ihm zu verstehen. Er passte besser zu ihr als er. 

Er würde dafür sorgen, dass Greta und Hunter zusammen kamen. Nur noch diese eine Nacht würde er sich gönnen, dann würde er sich zurück ziehen.

Greta robbte noch näher an ihn und er knirschte verzweifelt mit den Zähnen.

Das würde schwierig werden!

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