Es heißt "Captain" Jack Sparrow

Am Hafen herrschte gegen Mittag geschäftiges Treiben, und überall sah man arbeitende Menschen. Die einen schleppten irgendwelche Kisten, andere boten ihren frisch gefangenen Fisch an und wieder andere standen irgendwo herum und plauderten ausgelassen. Wahrscheinlich der neuste Klatsch und Tratsch. Aber egal was sie gerade taten, jeder drehte sich zu den beiden Frauen, die noch nie jemand hier zu Gesicht bekommen hatte. Das sorgte garantiert für neuen Gesprächsstoff, manche Leute hatten den ganzen Tag ja nichts anderes zu tun.

„Sira, die starren uns alle an.", sagte Cathy, deren hektische Blicke hin und her wanderten. Ihr wurde die Situation zusehends unangenehmer. Sie konnte es nicht leiden so angestarrt zu werden, als hätte sie irgendwas im Gesicht.

„Woran das nur liegt", war Siras beiläufige Antwort, der die Blicke der Leute herzlich egal waren. Sollen sie doch glotzen.

„Schon gut, ich hab es verstanden.", murrte sie zerknirscht. „Ich lass mir von Lizbeth eine Hose geben wenn wir wieder zurück sind." Sira grinste kurz. Sie hatte ihre Freundin ja gewarnt in so einem Kleid auf die Straße zu gehen. Es war wunderschön, das musste sie zugeben, aber halt etwas auffällig. Vor allem wenn man nicht auffallen wollte. Cathy versuchte sich derweil auf was anderes zu konzentrieren. Das passierte auch prompt als ein leicht angehauchter Mann aus einem Wirtshaus torkelte, und sich beleidigt seinen Hut richtete. Anscheinend wurde er gerade hinausgeworfen.

Sein Blick sprach Bände und ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er die beiden Freundinnen entdeckte. Cathy sog angespannt die Luft ein, während Sira weiterging, als hätte sie nichts gesehen.

Der Trunkenbold leckte sich bei Cathys Anblick über die Lippen und lief den beiden, noch immer grinsend, hinterher.

„Sira..", begann Cathy, nach abermaligen umdrehen, wurde aber von der älteren unterbrochen.

„Geh einfach weiter", murrte Sira, der das Gequengel langsam auf die Nerven ging. Elender Angsthase.

Stumm nickend folgte Cathy ihrer Anweisung. Sie war froh ihre ältere Freundin bei sich zu haben, alleine hätte sie wohl schon die Flucht ergriffen. Innerlich hoffte sie allerdings, das sich Sira nicht überschätzte, und wirklich schon genug Kraft hatte, falls es zu einer Auseinandersetzung mit dem Mann kam, der ihnen mit etwas Abstand folgte.

Nach einer Weile des erneuten Schweigens blieben die Freundinnen stehen und tauschten stumme Blicke aus, deren Bedeutung beide jedoch verstanden. Sie waren an einem Teil des Hafens angekommen, der ihnen nur zu gut bekannt war. Hier sah man weniger normale Menschen, als viel mehr rot und blau uniformierte, die mit wachsamen Augen in jeder Ecke patrouillierten. Was den beiden sofort ins Auge stach, waren zwei imposante Schiffe, die im Hafen lagen und ebenfalls bewacht wurden. So was sollte man mal gesehen haben, wirklich sehr imposant.

„Na das kennen wir doch", meldete sich nun Sira zu Wort, nachdem sie ihren Blick von den Schiffen abwandte und zu einem großen Gebäude schaute.

Nur wenige Meter vor ihnen erstreckte sich das große Haupthaus, in dem sie schon einmal waren, um sich von irgendwelchen Fragen durchlöchern zu lassen.

„Ja, das kennen wir. Vielleicht sollten wir umdrehen, ich habe keine Lust auf eine weitere Prozedur", schlug Cathy vor und sah sich um. Zu ihrer kurzen Verwunderung schüttelte Sira allerdings den Kopf.

„Nein, wir gehen einfach normal weiter. Vielleicht werden wir hier unseren netten Begleiter los", erklärte sie ihrer Freundin und zeigte mit dem Kopf unmerklich nach hinten.

„Der ist immer noch hinter uns?", fragte Cathy erstaunt, ohne sich dabei umzudrehen.

„Ja, und er kommt langsam näher"

„Das stimmt so nicht ganz Liebes, ich steh schon direkt hinter euch.", erklang eine, vom Alkohol angehauchte, Stimme hinter ihnen und ließ beide Frauen erschrocken herumfahren.

Das war ja so klar!

Vor ihnen stand der Mann aus dem Wirtshaus und grinste sie mit einem Goldzahnlächeln breit an. Seine schwarz geschminkten Augen wanderten, amüsiert über die Blicke der beiden, von Cathy zu Sira und wieder zurück, um an Cathy hängen zu bleiben.

„Hey, wie geht's?", fragte er amüsiert und wollte nach ihrer Hand greifen, aber Cathy zog diese schnell weg und stellte sich etwas hinter ihre Freundin. Was ne Memme!

Siras innere Stimme triefte vor Spott, auch wenn das nicht erst gemeint war.

„Was wollt ihr?!", kam sofort die scharfe Frage der älteren und lies den Mann kurz zusammen zucken. Ihre Augen funkelten ihn feindselig an.

„Nun, die Ladys wissen offenbar nicht wen sie hier vor sich haben.", bemerkte er und klang leicht beleidigt. Konnte doch nicht sein das es jemanden gab, der ihn nicht kannte.

„Sollten wir euch kennen?" Siras Stimme klang etwas abfällig. Sie musterte ihr Gegenüber ganz genau. Dieser hob nun stolz den Kopf als er den beiden verkündete:

„Ich bin CAPTAIN Jack Sparrow", betonte er das 'Captain', hob zur Darstellung die Arme, was ziemlich albern aussah, und grinste breit. Cathy musste bei dem Anblick husten um ein Lachen zu unterdrücken und Sira hob perplex eine Augenbraue an. Was für ein Clown.

„Jack Sparrow, Pirat, Captain der Black Pearl und Schrecken der sieben Weltmeere", setzte er rasch dazu und seine Augen huschten fragend zwischen den beiden Frauen hin und her.

„Noch nie gehört", überspielte Sira das Ganze und erntete einen verwirrten Blick seitens des Piraten. Nachdenklich kaute er kurz an seinem Fingernagel und schielte dabei immer wieder zu den Frauen vor ihm.

„Aye, seit ihr sicher? Eure Reaktion sagt aber was anderes!", stichelte er weiter und verursacht bei Sira ein genervtes Stöhnen. Der nervt, und zwar richtig!

„Das liegt an Eurem lächerlichen Auftreten", sagte Sira trocken, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Sparrow an. Dieser wirkte nun sichtlich beleidigt, oder er stellte es einfach nur gut da.

Cathy beobachtete die beiden und musste sich eingestehen, das dieser Sparrow einen gewissen Reiz in ihr auslöste. Seine Kleidung war zwar schmutzig und er roch etwas stark, aber er hatte dadurch auch etwas unbändiges und gleichzeitig anziehendes an sich. Jack Sparrow bemerkte ihren Blick und förderte wieder eine Reihe Goldzähne zutage.

„Wer seid Ihr Liebes?", fragte er ganz charmant und sorgte dafür das Cathy prompt die Röte ins Gesicht stieg.

„Ich....m-mein Name ...ist C-Cathy", stotterte diese und schaute den Piraten mit großen Augen an. Er hatte, in ihren Augen, einfach etwas faszinierendes an sich und sie musste unwillkürlich lächeln.

Sira beobachtete die beiden neben sich mit zunehmenden Missfallen, unternahm aber vorerst nichts. Das einzige was ihr des weiteren auffiel, waren die merkwürdigen Blicke einiger Soldaten, die zu ihnen herüber sahen. Was auch immer das zu bedeuten hatte, es gefiel ihr nicht im geringsten und sie ahnte das dass Schwierigkeiten bedeuten könnte. Sie schaute wieder zu Cathy und Sparrow, der ihre Freundin gerade ordentlich um den Finger wickelte, und entschloss doch dazwischen zu gehen.

Ende im Gelände.

„Ich glaube Ihr solltet langsam verschwinden, Pirat", drang ihre schneidende Stimme an die Ohren der beiden und Sparrow verzog ertappt das Gesicht, während Cathy sich, verwundert über ihre Freundin, umschaute. Erst dadurch bemerkte auch sie, das sich einige Soldaten in ihrer Nähe versammelt hatten und nur noch auf irgendwas zu warten schienen.

„Was geht hier vor?", fragte sie und schaute nun wieder zu dem Mann vor sich, der die Situation ebenfalls erkannte.

„Nun Liebes, ich denke eure Freundin hier hat recht", erklärte er und griff nach seinem Degen, der seitlich an seinem Körper hing.

Vielleicht hätte Sparrow das nicht tun sollen, konnte er jedoch nicht wissen, das Sira die Situation völlig falsch interpretieren würde.

Mit einer schnellen ruckartigen Bewegung rammte sie dem Piraten ihr Schienbein in die Seite. Da der mit so etwas nicht im geringsten gerechnet hatte, haute es ihn von den Beinen und er schlug hart auf den Boden auf.

Das alarmierte nun auch die Soldaten, in denen Sira altbekannte Gesichter erblickte, und sie stürmten auf Sparrow zu. Der schaffte es rechtzeitig sich aufzurappeln und zwischen den Häusern zu verschwinden, bevor die ersten Schüsse ertönten.

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