Düstere Aussichten

„Wir sagten doch bereits, wir kennen diesen Piraten nicht!",versuchte Cathy erneut sich zu erklären. Sie verließ langsam aber sicher der Mut. Keiner wollte ihnen glauben.

Seit einer Stunde standen die beiden Frauen mal wieder im Kreuzverhör bei Cutler Beckett. Genau diese Situation wollte keine von beiden erneut erleben, aber das Schicksal spielt manchmal anders. Wie gerne wäre Cathy wieder am Strand, würde sich in der Sonne aalen und mit einem Cocktail in der Hand den Tag genießen. Seit sie an diesem Ort gelandet sind, hatten die beiden nichts als Ärger am Hals. So wie auch jetzt.

Trotz schneller Flucht hatten die Soldaten den Piraten schnappen können, und da er vorher mit Cathy und Sira gesehen wurde, waren nun alle in der Annahme die beiden hätten irgendwas mit den Piraten zu schaffen.

„Nun, Sparrow wird in drei Tagen hängen. Wenn die beiden Damen ihm dabei nicht Gesellschaft leisten wollen, sollten sie langsam kooperieren." Die schneidende Stimme Lord Becketts holte Cathy wieder aus ihren Gedanken. Ungläubig starrte sie den Mann an, der hinter seinem großen Schreibtisch saß und eine Münze zwischen seinen Fingern tanzen ließ. Das konnte jetzt nicht sein Ernst sein.

„Ihr wollt uns hängen? Aber warum, wir haben nie etwas falsches getan seit wir hier sind, wo ist da die Gerechtigkeit?!", schrie sie verzweifelt und wütend, und starrte anschließend zu ihrer Freundin herüber.

„Ich glaub's ja nicht", stöhnte Sira genervt und lehnte sich mit verschränkten Armen an einen weiteren Schreibtisch, an der gegenüberliegenden Seite des Büros stand. Ihr ging das Ganze gewaltig auf die Ketten und sie überlegte schon die ganze Zeit krampfhaft, wie sie aus dieser Situation möglichst heil rauskommen würden. Die Betonung liegt auf Heil.

„Ihr habt mit einem lang gesuchten Piraten verkehrt Miss und anschließend versucht ihm zur Flucht zu verhelfen.", beim letzten Teil seines Satzes schaute er zu Sira, bevor er fortfuhr „Darauf steht Todesstrafe, und da sie beide ja keine plausiblen Gegenargumente bringen, sehe ich keinen Grund von den derzeitigen Tatsachen abzuschweifen."

Ich bring das Arschloch um!!

„Herr Gott noch eins!", brüllte Sira, außer sich vor Wut, los und stürmte auf Beckett zu. Die beiden Wachen an der Tür richteten sofort ihre Gewehre auf die 25 jährige und bekamen prompt ein „Macht euch nicht ins Hemd!", von Sira an den Kopf geschmettert. Auf ein Handzeichen Becketts, dem das ganze ziemlich gleichgültig zu sein schien, ließen die beiden die Waffen wieder sinken.

Sira überbrückte nun auch die restlichen Meter und haute ihre Fäuste auf Becketts Schreibtisch. Sie beugte sich leicht zu Beckett und funkelte ihm finster in die Augen, welche sie wiederum belustigt anblitzen. Ihn schien ihr plötzliches Aufbrausen anscheinend zu amüsieren, und um das noch zu untermalen, zuckten seine Mundwinkel ein kleines Stück nach oben. Er musterte die junge Frau vor sich ganz genau und stellte erneut fest, das ihm gefiel was er da sah. Sira beschloss das schnell gekonnt zu ignorieren. Ihre Wut war gerade größer als der Drang, sich diesem Blick zu entziehen.

„Und jetzt nochmal zum klarstellen, wir haben diesen stinkenden Piraten bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen und das ich ihm einen kleinen Freiflug verschafft habe lag daran das er sich falsch verhalten hatte!", donnerte sie ihm entgegen, und hatte Mühe ihre Wut unter Kontrolle zu halten und diesem ignoranten Typen nicht gleich an die Gurgel zu gehen.

„Wenn ihr uns nicht glaubt Lord Beckett, dann verhört doch euren Piraten, anstatt uns hier nach Dingen auszuquetschen, die nicht da sind!"

„Das haben wir bereits getan", entgegnete der Lord und erhob sich von seinem Stuhl. Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und schritt gelassen langsam zum Fenster, wohl wissend, das dadurch eine nervenzehrende Pause entsteht, bevor er weiter sprach.

„Sparrow hat uns versichert das er euch kennt.", sagte er triumphierend, bevor er sich mit einem Kopfnicken zu Cathy herumdrehte. „Zumindest was euch angeht Miss Jones."

Cathy entglitten sämtliche Gesichtszüge. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Beckett an.

„Was? Das stimmt nicht, er lügt. Ich habe diesen Mann noch nie in meinem Leben gesehen, bitte, ihr müsst mir glauben!" Ihre Stimmte zitterte und erste Tränen bahnten sich ihren Weg über Cathys Wangen.

„Warum sollte ich, die Fakten sprechen gegen euch Miss Jones. Ihr werdet Sparrow bis zu eurem Urteil Gesellschaft leisten", verkündete Beckett kalt und wandte sich von ihr ab.

Kaum hatte der Lord seinen Satz beendet, traten auch schon die beiden Wachen vor um Cathy festzunehmen. Hilfesuchend starrte sie zu ihrer besten Freundin, die immer noch am Schreibtisch stand und nun auch endlich aus eine ihrer wenigen Schockstarren auftaute.

„Ich bring das Schwein um! Ich....", brüllte Sira los, wurde jedoch gleich unterbrochen.

„Sira", schrie Cathy panisch und lenkte damit Siras Aufmerksamkeit wieder auf sich.

Schnell stürmte sie los und wollte sich zwischen die Soldaten und Cathy stellen, wurde jedoch von einem weiteren Gewehr daran gehindert, welches plötzlich neben ihrem Kopf auftauchte.

„Schön stehen bleiben Miss", befahl eine drohende Stimme, die sich als Groves herausstellte, als Sira ihren Kopf etwas drehte und jetzt genau in den Lauf der Waffe schaute. Ihre blaugrünen Augen blitzten zornig an der Mündung vorbei auf den Leutnant. Erdolchten ihn regelrecht.

Woher der auf einmal so schnell auftauchen konnte war ihr unklar, jedenfalls hinderte er sie dadurch an ihrem Vorhaben und das setzte in Sira Unbehagen frei.

„An eurer Stelle würde ich gehorchen, es sei den ihr wollt frühzeitig sterben" , drang eine leise Stimme an ihr linkes Ohr und ließ Sira erschrocken aufkeuchen.

„Sie mieser...."

„ah ah ah....wer wird denn gleich unhöflich werden.", wurde ihr aufkeimender Fluch sofort erstickt.

Beckett stand direkt hinter ihr und betrachtete die Frau amüsiert, die in diesem Moment Ähnlichkeit mit einem aufgescheuchten Reh hatte, welches sich panisch nach allen Seiten umschaute, nur nicht zu seinem Jäger. „Wollt ihr jetzt gehorchen?"

Das war Terror! Psychoterror!

Sira nickte gehorsam, war nicht in der Lage sich umzudrehen. Er war ihr eindeutig zu nah und das setzte der jungen Frau gewaltig zu. Beckett nahm das wohlwollend zur Kenntnis, er spürte wie leichte Panik in ihr hoch kroch und wie sie versuchte diese zu unterdrücken. Jetzt wusste er wie er diese Frau zum reden bringen würde.

Sein überhebliches Grinsen war regelrecht an ihrem Ohr zu spüren, und Sira wurde schlecht bei dem Gedanken, das sein Gesicht so nahe neben ihrem schwebte, schaffte es aber trotzdem sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren.

Mit einem letzten Wehmütigen Blick schaute sie zu Cathy, die gerade an ihr vorbei geführt wurde. Ein letzter Blick, ein neues Versprechen, bevor die Tür zufiel.

„Ich hol dich da raus"

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