27. Sami, ein Mensch
• S A M I •
Ein qualvoller Blick in den Spiegel. Ich hasste meinen Körper. Mein Oberkörper war noch okay, aber darunter. Eben typisch männlich. Wenn ich in den Spiegel schaute sah ich mich, kein Junge oder kein Mädchen, einfach Sami. Ein Mensch. Wozu gab es Geschlechter? Wir waren doch alle einfach Menschen. Ich wusste nicht mit wem ich darüber reden sollte. Natürlich vertraute ich meinen Freunden, aber war ich so weit ihnen zusagen wer ich wirklich bin? Eigentlich war mein Name Samuel, welchen ich jedoch nicht so gerne mochte. Er klang einfach männlich. Sami dagegen kann alles sein. Eine Frau, ein Mann oder eben ein Mensch. Ich hatte Angst mich bei meinen Eltern zu outen, was wenn sie es nicht akzeptieren? Wo sollte ich dann hin? Bei meinen Freunden habe ich mir vorgenommen mich bald zu outen, aber trauen tat ich mich nicht. Ich war mir sicher das sie es akzeptieren würden, nur war die Angst zu groß und vielleicht fehlte auch der passende Moment. Es war eine lange Reise gewesen bis ich mich selber gefunden und akzeptiert hatte. In der Zeit hatte ich viele Selbstzweifel. Ich gehörte nicht zu den Mädchen, aber zu den Jungs passte ich auch nicht. Zu akzeptieren das man anders ist, das ich non-binär bin war noch viel schwieriger. Dazu kam dann noch Oskar. Er ist mein bester Freund. Immer wenn ich in seiner Nähe bin, bin ich glücklich und es flattern tausende von Schmetterlingen in meinem Bauch. Abends wenn ich einschlafe sind meine Gedanken bei ihm. Immer wenn ich bei seinen Spielen zu schaute, war ich sein größter Fan.
Es ist eine Sache zu akzeptieren das man auf das gleiche Geschlecht steht, dazu noch das man selber keins hat und man trotzdem schwul sein kann ist eine andere. Welche Sexualität ich habe weiß ich nicht genau. Das zu wissen ist für mich nicht so wichtig wie mein Geschlecht. Wenn ich einen Jungen liebe, liebe ich einen Junge. Wenn ich ein Mädchen liebe, liebe ich sie. Liebe kann man sich nicht aussuchen, außer man redet sich was ein.
Oskar, der Gedanke an ihn ließ mein Körper kribbeln. Heute würde ich ihn treffen und vielleicht kann ich ihm endlich sagen, dass ich non-binär bin, das meine Pronomen Dey/demm, dass ich Sami bin.
Ich war aufgeregt als ich zu Oskar lief. Aus verschiedenen Gründen. In meinem Kopf liefen immer wieder verschiedene Versionen ab wie das Gespräch laufen könnte. Ich hatte Angst, aber ich wollte ihm es endlich sagen.
Ich klingelte. Oskars Mutter machte mir auf. In seinem Zimmer fand ich Oskar mit roten Augen vor. Besorgt blickte ich ihn an. Ich hasste es wenn es ihm schlecht ging. Oskar saß auf seinem Bett, sein Blick starrte in die Ferne. Ohne vorher nach zu denken umarmte ich ihn. Eine Umarmung war bei uns nicht unnormal, trotzdem klopfte mein Herz wild. Ich spürte seinen Körper an meinem und hoffte ihm irgendwie helfen zukönnen. „Danke Samuel” krächzte Oskar leise. Ich überhörte das Samuel, für den Schmerz war gerade keinen Zeit. Doch ich lächelte kurz bis ich wieder besorgt wurde. „Was ist los Star? Ich bin für dich da.” fragte ich ihn. Beim Klang seines Spitznamen musste er lächeln und wurde gleich darauf wieder traurig. Ich liebte Oskars Lächeln, aber im Moment machte mich es einfach nur traurig ihn so zusehen. Oskar fing leise und stockend an, er war sichtlich nervös und ängstlich. „Ich, ähm, also. Ich bin verliebt.” Er war verliebt, in ein Mädchen? Wir hatten nie darüber gesprochen. Ich hoffte das nicht auffiel, als ich nervös fragte, ob ich sie kenne und ob es überhaupt ein Mädchen ist. Daraufhin wirkte er bedrückt. Ich sah das er wieder anfing zu weinen. Langsam rollten Tränen über seine Wange. Vorsichtig wischte ich dir Tränen weg. Mir gefiel es, meine Hand an seiner Wange. Schluchzend redete er weiter:„Das ist es ja. Es ist ein Junge. Sowas ist unnormal. Es gibt so gut wie fast niemand der geoutet ist und wenn wurde es nie akzeptiert.” Mir fiel ein Stein vom Herzen, reintheoretisch hatte ich eine Chance bei ihm, falls er mich nicht abstoßend findet. Ich setzte mich vor ihm. Wir waren nun auf Augenhöhe. Vorsichtig nahm ich seine Hände in meine und fing an zu reden:„Star, sowas ist völlig normal und völlig okay. Ich unterstütze dich trotzdem überall. Wir sind doch beste Freunde.” Dankbar schaute er mich an. Ich wusste das er immer noch an sich zweifelte, aber er wusste auch das ich hinter ihm stehe. Schweigend hingen wir unseren Gedanken nach. Jetzt war der richtige Moment. Mein Herz klopfte schnell. Ich blickte zu ihm. „Star, es gibt da etwas, was ich dir sagen möchte, ähm, etwas über mich.” brachte ich heraus. Besorgt blickte er mich an. Jetzt war er es der sich Sorgen machte. Ich sprach stockend weiter. „Ich habe in den letzten Monaten oder äh eher Jahren über mich nachgedacht. Ähm, also darüber, das ich nirgendwo rein passe. Und nach einiger Zeit ist mir klar geworden, das ich nichts bin, also das ich kein Junge bin, aber auch kein Mädchen.” Der Grundstein war raus. Erleichterung durchfuhr mich, als er mich lächelnd anschaute. „Das ist völlig okay, du bist völlig okay. Ich stehe hinter dir. So wie du mir Samuel, kann ich dich noch so nennen? Weil der Name ist schon ziemlich männlich? Und äh hast du jetzt andere Pronomen? Ich habe mal was darüber gelesen, ich glaube Dey/demm gab es auch. Was nutzt du?” Dankbarkeit durchflog mich. Er hatte es sofort akzeptiert. Und er hat sich sofort verbessert und nachgefragt als er mich Samuel genannt hat. Ich umarmte ihn kurz bevor ich antwortete. „Es wäre schön wenn du mich Sami nennst. Und ich finde es toll das du schon was kennst. Ja, ähm, von Pronomen her würde ich gerne Dey/demm genannt werden. Und danke.” Oskar lächelte. „Okay Sami. Und schonmal im vorraus Entschuldigung wenn ich was falsch mache beziehungsweise sage. Ähm, eine Frage noch dazu. Möchtest du es den anderen sagen und ähm, wenn ich vor Levin und Lily von dir rede, soll ich dann auch Dey sagen?” Ein Glücksgefühl durchflutete mich. Oskar unterstützte mich voll und ganz. Levin und Lily waren seine anderen besten Freunde. Innerlich schrie ich vor Freude auf, dass er vor ihnen von mir erzählte. Viel hatte ich nicht mit ihnen zutun, aber ein paar Worte hatten wir schon gewechselt. „Uhm, ich glaube ich würde es in die Gruppe schreiben und mich freuen wenn du vor Levin und Lily Dey sagst. Und vor deiner Familie gerne auch, wenn es dir nichts ausmacht, aber bitte erst wenn ich bei meiner geoutet bin. Du bist der erste. Und äh könntest du bitte dabei sein.” Seine Augen weiteten sich. Er war der erste der es erfuhr und der dem ich am meisten vertraute. „Natürlich bin ich dabei. Ich unterstütze dich überall wie gesagt.”, dass liebte ich an ihm. Dann grinste er:„Wir haben uns wohl heute beide geoutet. Wir helfen und gegenseitig beim Outing vor der Familie, oder?” Lächelnd nickte ich.
• O S K A R •
Ich saß neben Sami in meiner Küche. Er, nein dey, hatte eine Hand auf mein Bein gelegt. In mir kribbelte alles. Ich liebte es wenn er, wenn dey mich berührte. Innerlich war ich enttäuscht, von mit selber. Auch wenn eine Umstellung lange dauern kann, traf es mich schon wenn ich Sami missgendere. Ich wollte ihn unterstützen, bei allem. Schon wieder, ich wollte demm unterstützen oder heißt es hier Dey? Das musste ich unbedingt nachschauen. Ich vermute aber das es demm hieß.
Sami war mir unglaublich wichtig und ich bin demm dankbar das dey mich so unterstützt. Jetzt saßen wir beide hier am Tisch, gegenüber saßen meine Eltern und warteten darauf das ich was sagte. Ich legte meine Hand auf Samis. Dey blickte zu mir und lächelte mich an. Das gab mir genügend Kraft. „Mama, Papa, also ähm, ich bin schwul.” brachte ich stockend raus. Meine Mutter runzelte die Stirn. Geschockt blickte ich sie an, akzeptierte sie es nicht. Die setzte an:„Aber...”.„Lass ihn! Das ist völlig normal.” unterbrach mein Vater sie. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Immerhin einer. Meine Mutter seufzte und blickte zwischen mir und Sami hin und her. „Ich nehme an, du und Samuel seid zusammen?” Ein stechen durch fuhr mich, einerseits das wir nicht zusammen waren, konnte Sami mich überhaupt lieben? Andererseits wegen den Namen Samuel. Es gab keinen Samuel, sie wussten es natürlich nicht, trotzdem schaute ich besorgt zu Sami rüber. Dey jedoch stieg die Röte ins Gesicht, was demm unfassbar süß aussehen las, vielleicht hatte dey es einfach überhört. Stotternd brachte dey hinaus, dass wir nicht zusammen seien, Dey nur meine Unterstützung sei. Ich nickte bestätigend. Mit fiel auf das ich immer noch ab und zu die Pronomen verwechselte, es wurde aber schon besser. Je öfter ich sie benutze, desto besser wird es. Hoffe ich. Es machte mich fertig, das ich Sami nicht gerecht werden konnte. Und es verletze mich das wir nicht zusammen waren, das dey unerreichbar für mich war. Ich war nur deren bester Freund.
Immerhin hatte ich das Gespräch bei meinen Eltern geschafft, jetzt fehlte nur noch seins. Sami blickte zu mir:„Heute Abend?” Ich nickte.
Gegen Abend sind wir zu Sami gefahren. In ein paar Minuten wird es Abendessen geben. Ich schaute dey an:„Willst du es ihnen vor dem Essen sagen. Und ich bin immer für dich da.” dankbar blickte dey mich an. Zusammen gingen wir zu deren Eltern. Deren Eltern sahen uns besorgt an. Was wollte ihr, vermeintlich Sohn, kurz vor dem Abendessen von ihnen. Nervös setzten wir uns hin. Ich drückte deren Hand. Dey räusperte sich kurz und fing leise an zu sprechen. Dey schaute auf dem Tisch. Ich selbst schaffte es nur schwer deren Eltern anzuschauen. „Ähm, also. Ich weiß nicht genau wie ich es sagen soll.” Ich drehte mich zu dey und flüsterte demm ins Ohr, du schaffst das. Es half. „Also, ich fühle mich in meinem Körper nicht wohl.” schaffte dey es zu sagen. Stolz blickte ich demm an. Deren Eltern blickten Sami sprachlos an. Deren Vater fing sich als erstes:„Du bist also trans?” Sami schüttelte den Kopf. „Als Mädchen fühle ich mich auch nicht. Ich weiß nicht ob ihr schonmal davon gehört habt. Ich.. bin non-binär.” Dey hatte es geschafft. Deren Mutter nickte. „Davon habe ich schonmal gehört, aber was ist das genau und wie funktioniert ist?” fragte sie nach. Sie hatten nicht dagegen gesagt. Sami sah erleichtert aus, deren Eltern auf zu klären war nicht so schlimm. „Also ich habe kein Geschlecht beziehungsweise ich bin kein Mädchen und auch kein Junge. Ich bin einfach ein Mensch. Ähm, es wäre schön, wenn ihr mich Sami und nicht mehr Samuel nennen könntet. Und ich weiß es ist schwierig, aber von Pronomen her lieber Dey/demm.” das zu erklären fiel dey leicht. Ich Plätze fast vor Stolz. Deren Eltern nickten, sie sahen leicht verwirrt aus. „Zu den Pronomen, ich weiß das es schwer wird sich zu ändern, ich sage sie leider zum Teil auch noch falsch, was mir sehr leid tut, aber im Laufe der Zeit wird das.” erklärte ich leise. Dafür bekam ich Zustimmung von Sami. ”Wir versuchen es. Wir sind stolz auf dich, Kind.” äußerte sich deren Vater. Deren Mutter fügte noch hinzu:„Danke, das du dich uns anvertraut hast. Sami.” Beim letzten Wort strahlte dey auf.
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1889 Wörter.
Falls irgendwo ein Pronomen falsch ist tut es mir Leid, aber man wird immer besser :D. Danke an CrazySquirrel14 für deine Hilfe bei den Pronomen :).
Wie findet ihr es?
Winnie
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