The way back home is too long
„Hat er dich also doch rumgekriegt?", lachte meine beste Freundin laut und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich. Genervt sah ich sie an und presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Dass uns andere Passanten anstarrten, war mir gerade herzlich egal. Ich fand es nämlich überhaupt nicht witzig, dass Junhyung mich doch noch rumgekriegt hat. Kikwang hat natürlich auch noch seinen Senf dazu gegeben und gemeint, ich solle es doch wenigstens probieren.
„Ich finde das nicht witzig!", zischte ich Minyoung zu und starrte wütend vor mich hin. Sie lachte einfach weiter. Mittlerweile schossen ihr schon Tränen aus den Augen und sie bekam kaum noch Luft. Ehrlich gesagt, verstand ich kein Stück was überhaupt an diesem Thema witzig sein sollte. Für mich war es nämlich zum Heulen.
„Wenn du mit auf dem Album bist, dann werde ich eine der Ersten sein, die es sich kauft. Das versprech ich dir!"
Feierlich streckte sie die Faust in die Luft, nur um gleich darauf wieder laut zu lachen. Ein genervter Seufzer entkam mir und ich beschleunigte meine Schritte. Ich wollte gerade nur noch weg von dieser Frau. Außerdem bereute ich es ihr das gesagt zu haben. Und auf Junhyung und Kikwang hatte ich gerade einen mordsmäßigen Hass. Die Zwei konnten mich auch mal kreuzweise. Hätten sie mich nicht dazu überredet bei Junhyungs Song mitzuwirken, dann wäre es gar nicht dazu gekommen, dass meine beste Freundin mich auslachte.
Übrigens hatte Junhyung heute Abend mal keine Zeit für mich. Heute Morgen waren ein paar Interviews auf dem Plan gestanden, dann noch Shootings und in etwa zwei Stunden würden er und die anderen Fünf noch ein Konzert zum Besten geben. Junhyung hatte mich eingeladen. Die Tickets wären kostenlos gewesen und er hätte Minyoung und mir die besten Sitze beschafft, doch ich hatte abgelehnt. Nicht weil ich keine Lust hatte, sondern weil ich schon etwas anderes geplant hatte. Junhyung hatte das auch irgendwie falsch aufgenommen und war den ganzen gestrigen Abend beleidigt gewesen. Entschuldigt hatte ich mich natürlich nicht. Warum auch? Ich konnte doch nichts dafür, dass er so kurzfristig auf so eine Idee kam. Vorhin hatte ich es aber wenigstens geschafft ihn ein wenig zu besänftigen, indem ich ihm versprochen hatte, auf das nächste Konzert mitzugehen.
Vor einem Hochhaus blieb ich schließlich stehen. Ich sah hinauf zu einem der Balkone. Licht brannte in der Wohnung und ich wusste, dass wir richtig hier waren. Es ging also schon los. Wir waren bestimmt die Letzten, die ankamen.
„Sollen wir nicht rein gehen?"
Ich nickte nur und folgte dann Minyoung, welche schon losgelaufen war. Es fühlte sich so an, als wäre ich erst gestern hier gewesen. Ich wusste noch ganz genau, wie ich den Weg entlang gelaufen war und die Treppen bis zu seiner Wohnung hochgerannt war. An dem Tag war ich komplett fertig gewesen und hatte Ablenkung gebraucht. Er hatte mir diese Ablenkung verschafft.
Minyoung rannte schon fast die Treppen hoch. Sie grinste breit und man sah ihr deutlich die Freude, endlich mal wieder im privaten Kreis zu entspannen, an. Meine Mundwinkel zuckten kurz und ich beschleunigte meine Schritte, um sie nicht zu verlieren. Zum Glück wusste sie nicht, dass ich schon einmal hier gewesen war. Ich war mir aber sicher, dass das im Laufe des Abends raus kommen würde.
Meine beste Freundin stand schließlich zuerst vor der richtigen Wohnungstür. Sie zertrümmerte halb die Klingel, so stark und schnell drückte sie auf den Knopf. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Die Musik, aus der Wohung, drang bis runter zum Eingang. Wir mussten hoffen, dass irgendjemand die Klingel hörte und uns aufmachte.
„Warum macht niemand auf?!" Minyoung sah sauer aus und klingelte noch einmal. Ich grinste nur und holte mein Handy raus. Schnell durchsuchte ich meine Kontaktliste, blieb beim richtigen Namen stehen und schrieb ihm, dass wir da waren. Danach steckte ich mein Handy wieder weg und lehnte mich gegen die Wand, gegenüber der Tür.
„Du brauchst nicht mehr die Klingel vergewaltigen. Ich hab ihm Bescheid gegeben, dass wir da sind", informierte ich sie und konnte mein Grinsen nicht vor ihr verbergen. Es war amüsant zu sehen, wie sehr sie unbedingt rein wollte. Minyoung war wirklich das Partygirl schlechthin. Sie war gefühlt alle zwei Tage unterwegs und kam erst früh morgens zurück. Vorausgesetz sie musste nicht die Nacht durch arbeiten.
Es dauerte keine fünf Minuten und die Tür wurde uns schließlich doch noch geöffnet. Irgendein fremder Typ, den ich noch nie gesehen hatte, stand im Türrahmen und grinste uns breit an. Ich musste nur einmal hinschauen, um zu wissen, dass er sternhagel voll war. Seine Bewegungen waren langsam und unkoordiniert. Außerdem machte es ihm zu schaffen, dass Gleichgewicht zuhalten.
„Hey", begrüßte er uns und lehnte sich gegen den Türrahmen, um nicht doch noch umzufallen. Ich rollte mit den Augen und quetschte mich an ihm vorbei in die Wohnung. Minyoung blieb bei dem Kerl stehen und redete mit ihm. Wenn sie wollte, sollte sie doch. Der Kerl war so dicht, dass es schon ekelhaft war. Meiner Meinung nach zu mindestens. Ich sagte ja nichts dagegen, wenn man ab und zu mal trank, aber sich so zu zusaufen, das war einfach nur unattraktiv und widerlich. Und genau so sah der Typ aus. Kennen tat ich ihn nicht, deswegen wollte ich mir auch kein voreeiliges Urteil über seinen Charakter machen. Vielleicht hatte er ja nur ausversehen zu viel getrunken. Wer wusste das schon?
Suchend drehte ich mich um meine eigene Achse, als ich im Wohnzimmer angekommen war. Es war viel voller als ich gedacht hatte. So gut wie in jedem Eck standen Menschen. Jeder hatte ein Getränk oder eine Zigarette in der Hand. Der Raum war voller Rauch, was mir die Tränen in die Augen trieb. Außerdem stank es nach Schweiß und die Luft war so stickig, dass man Angst haben musste zu ersticken. Ernsthaft, wie hielten die Leute das aus? Ich schätze mal, dass es nur mit Alkohol auszuhalten war, wenn ich mir das hier so ansah.
Allgemein wirkte die Wohnung, gefüllt mit all den Menschen, viel kleiner als sie eigentlich war. Ich verstand echt nicht, warum man so viele Menschen zu sich nach Hause einlud. Mich würde das verrückt machen aufpassen zu müssen, dass niemand etwas kaputt machte und keine Scheißte baute.
„Wow, ihr habt's also doch noch geschafft!", riss mich eine bekannte Stimme aus meinen Gedanken. Augenblicklich schoss ich herum und wurde auch schon prombt in eine feste Umarmung gezogen. Überrascht versteifte ich mich einen Moment lang, dann erwiderte ich seine Umarmung zögerlich. Als man wieder von mir abließ, sah ich gleich nach oben, direkt in sein Gesicht.
„Hey Dongyul", begrüßte ich ihn zurückhaltend und lächelte leicht. Es war mir immer noch ein Rätsel, dass der Kerl mich eingeladen hatte. Immerhin waren wir nicht befreundet und hatten eigentlich auch nicht das beste Verhältnis.
„Wie geht's dir?", fragte er gleich und musterte mich kurz. Man merkte sofort, dass auch er schon leicht angetrunken war. Das war aber auch nicht weiter verwunderlich. Es war seine Party. Außerdem ließ es sich schlecht nüchtern aushalten, wenn alle um einen herum betrunken waren. Deswegen sollte ich mir auch schnellstmöglich was zu trinken besorgen.
„Gleich viel besser, wenn du mir sagst, wo ich was zu trinken herbekomme", gab ich zurück. Dongyul lachte auf und griff dann nach meinem Handgelenk. Die Berührung war mir unangenehm und ich wollte schon zurückweichen, doch ich ließ es. Das wäre so unglaublich unfreundlich. Außerdem war ich mir sicher, dass Dongyul nicht versuchen würde, sich an mich ranzumachen. Er wusste, dass ich vergeben war.
Ich ließ mich also mitziehen und landete keine fünf Minuten später in der Küche. Dort staunte ich erstmal nicht schlecht. Der Vorrat an Alkohol, der hier aufgestellt war, war gigantisch. Es gab wirklich alles. Ich würde schon sagen mehr als in einer Bar. Bier, Vodka, Whiskey und Rum standen hier in Massen. Außerdem gab es noch allerlei Säfte zum Mischen. Cola hatte er auch eine ganze Menge besorgt.
„Geschockt?", hakte er nach und grinste mich amüsiert an. Sprachlos nickte ich und versuchte mich zu entscheiden, was ich eigentlich wollte. Wow. Die Auswahl an Getränken war zu viel für mich. Wie sollte ich mich da entscheiden können?
„Wer zur Hölle hat das alles bezahlt?", fragte ich schließlich.
„Ich. Wer sonst? Dafür werde ich aber auch kostenlos bei anderen eingeladen", erwiderte er und holte schonmal einen Becher für mich raus. Ich nickte und haderte immer noch mit mir, was ich denn nun trinken sollte. Wirklich, diese Entscheidung verlangte mir gerade alles ab. Ich war eigentlich nicht mal so der Partytyp. Heute war nur eine Ausnahme. Ich trank auch nicht viel. Eigentlich so gut wie nie, weswegen ich auch sehr schnell die Wirkung des Alkohols spürte. Nur Minyoung zuliebe ließ ich mich ab und zu überreden mit in einen Club zu gehen. Und dort wusste ich meistens genau was ich wollte.
„Ich kann mich nicht entscheiden", murrte ich, als ich Dongyuls abwartenden Blick auf mir spürte. Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Komischerweise fühlte ich mich gerade nicht besonders wohl bei der Sache hier alleine mit ihm zu stehen. Außerdem machte sich auch schon mein schlechtes Gewissen bemerkbar wegen Junhyung. Was für eine Freundin war ich eigentlich? Ich ging lieber feiern bei dem Typen, der mal was von mir wollte, anstatt auf das Konzert meines Freunds zu gehen. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich gerade richtig scheiße. Ändern konnte ich leider nichts mehr daran.
Und schon alleine mein Outfit war nicht gerade das Beste. Natürlich, das Kleid aus samtigem schwarzem Stoff war wirklich schön und es ging mir auch bis zu den Knien, aber für die Party des früheren Begehrers, war es in den Augen des festen Freundes nicht gerade der Kracher. Dazu kam noch, dass es Spagettiträger hatte und ich nicht mal einen BH trug. Wie war es eigentlich dazu gekommen und was zur Hölle hatte ich mir dabei gedacht?
Ich fragte mich nur, was Junhyung dazu sagen würde, wenn er es denn mitbekam. Er würde mich umbringen. Ich war sowas von tot.
„So geht es vielen", erwiderte der Koreaner neben mir, „weißt du was? Ich misch dir was zusammen. Lass dich einfach überraschen."
Überrascht blinzelte ich ihn an. Dongyul hatte sich schon längst wieder von mir abgewandt und nahm verschiedene Flaschen zur Hand. Es war immer noch ungewohnt, dass wir so gut miteinander klar kamen, nach allem was passiert war. Sonst hatten wir uns immer nur angefaucht, weil er sich an mich rangemacht hatte und ich davon genervt gewesen war. Das eine Mal, als ich hier war, hatte wahrlich was verändert. Darüber, ob es nun positiv war, war ich mir noch nicht sicher.
Wenige Stunden später fühlte ich mich leichter und freier. Meine Bewegungen waren unkoodiniert und das Gleichgewicht konnte ich nicht mehr so richtig halten. Ich war betrunken. Betrunkener als sonst. Schlecht fand ich das bis jetzt jedoch noch nicht.
Mittlerweile hatte ich den bestimmt vierten Becher in der Hand und suchte gerade Minyoung. Sie war wie vom Erdboden verschwunden. Das letzte Mal hatte ich sie gesehen, als Dongyul mir mein Getränk überreicht hatte und sie gerade mit dem Kerl, der uns die Tür aufgemacht hatte, in die Küche gekommen war. Danach hatte Dongyul mich mitgezerrt und den Leuten vorgestellt. Und seit dem hatte ich weder Minyoung noch den unbekannten Kerl gesehen. Ich hatte mich auch nicht getraut in den restlichen Räumen nach zu schauen. Auf böse Überraschungen konnte ich wirklich verzichten.
Dongyul war übrigens auch verschwunden seit einer Weil. Das letzte Mal als ich ihn gesehen hatte, war, als er mir meinen vierten Becher überreicht hatte. Der Kerl war übrigens randvoll. Ein Wunder, dass er es noch auf die Reihe bekam, nichts neben die Becher zu schütten.
Genervt verzog ich den Mund und drehte mich mal wieder um meine eigene Achse auf der Suche nach meinen Freunden. Vielleicht war das ja Karma. Das Schicksal wollte mich gerade dafür bestrafen, dass ich hier her gegangen war und nicht meinen Freund unterstützt hatte. Was hatte ich nur für ein Pech.
Junhyung hatte sich übrigens auch schon bei mir gemeldet. Mein Handy hatte ununterbrochen geklingelt bis ich es auf Vibration gestellt hatte und wieder an dem Band befestigt hatte, welches ich mir um den Oberschenkel gebunden hatte. Ein paar Mal hatte ich ihm zurück geschrieben, dann hatte ich keine Lust mehr gehabt. Ich wollte mich auf mein Umfeld konzentrieren und nicht auf meinen besorgten Freund. Okay, das klang gemeiner als es klingen sollte.
„Hey du!"
Eine kleine Hand legte sich auf meine Schulter und zog mich zurück. Ich schwankte kurz und griff reflexartig nach Halt. Zu fassen bekam ich leider Gottes nichts. Dafür hielt die Person meinen Fall auf und das ohne, dass mein Getränk verschüttet wurde. Also wenn das einen nicht glücklich stimmte, wusste ich auch nicht mehr weiter.
„Du bist doch Soomin, oder?"
Eine junge Frau stand vor mir. Sie musste etwa in meinem Alter sein, wenn ich das betrunken noch beurteilen konnte. Ich nickte als Antwort und machte mich daran sie weiter abzuscannen. Platinblonde Haare, die ihr bis zur Schulter gingen und viele Piercings im Gesicht hatte sie. Ihr rechter Arm war voller Tattoos und ihr Outfit war knapp. Sie sah ganz nett aus, auch wenn ihr düsteres Makeup das Gegenteil vermuten ließ. Wage konnte ich mich daran erinnern, dass Dongyul mich ihr sogar vorgestellt hatte. Wie war ihr Name nochmal gewesen? Maria? Oder doch Marion?
Ich wusste es nicht mehr und schon alleine das bisschen Überlegen ließ meinen Kopf brummen.
„Minyoung und Dongyul suchen dich. Ich soll dich zu ihnen bringen, weil ich noch am nüchtersten von uns allen bin", erklärte sie mir und grinste breit. Es blieb mir gar nichts anderes übrig als das Grinsen zu erwidern. Es war ansteckend und fühlte sich wie ein Zwang an.
„Und wo sind sie?", fragte ich neugierig und reckte den Hals, in der Hoffnung die Beiden doch noch hier im Raum zu sehen.
„Dafür bin ich hier. Ich bring dich hin. Komm!"
Und damit wurde ich zum dritten Mal an diesem Abend, ohne gefragt zu werden, durch die Wohnung geschleift. Alles zog an mir vorbei. Ich bekam wegen des Alkohols gar nicht mehr mit, ob wir den Flur betraten oder uns durch die Menschen im Wohnzimmer zwängten. Außerdem fühlte es sich so an, als würden wir uns telepotieren. Ernsthaft, erst war ich noch mitten im Wohnzimmer gestanden und eine Sekunden später stand ich nun in einem, mir komplett fremden, Raum. Das war echt beängstigend und faszinierend zugleich. Zwei Regale standen an den Wänden, vollgestopft mit Büchern und Ordner. Ich wusste gar nicht, dass Dongyul las. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein großer Schreibtisch mit einem Stuhl. Darauf waren Ordner gestapelt, Zettel lagen unordentlich darauf rum und Behälter mit Stiften standen darauf. Dieser Raum sah aus wie ein Arbeitsraum. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste was Dongyul beruflich machte. Das war eigentlich traurig und überraschend zugleich. Ich kannte ihn ja auch schon seit ein paar Jahren. Naja, was hieß schon kennen. Davon konnte man nicht so wirklich reden. Trotzdem war es erschreckend für mich, dass ich eigentlich so gut wie nichts über ihn wusste und das obwohl er mir eine halbe Ewigkeit lang den Hof gemacht hatte.
„Soomin! Da bist du ja! Komm setz dich zu uns!", riss mich die laute und eindeutig betrunkene Minyoung aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu ihnen. Erst jetzt realisierte ich, dass ich nicht alleine war. Ich hatte die Anwesenheit der Menschen in diesem Raum gar nicht wahrgenommen. Sie alle saßen auf dem Boden. Neben Minyoung saß wieder dieser komische Kerl und neben ihm Dongyul. Die Frau, die mich hergebracht hatte, stand immer noch neben mir. Sie grinste mich breit an, hakte sich dann bei mir unter und zog mich zu Dongyul. Sanft aber auch bestimmend drückte sie mich neben Dongyul auf den Boden. Ich ließ es wortlos geschehen und sah ihn dann fragend an.
„Mia hat es also doch noch geschafft, dich herzubringen", sagte er nur. Seine Mundwinkel zuckten kurz, dann griff er nach dem Päckchen Tabak und den Papes, die vor ihm auf dem Boden lagen. Schweigend beobachtete ich ihn dabei. Was machten wir hier? War das irgendwie eine private Party für die Leute, die bei Dongyul einen besonderen Status hatten? Ich blickte gerade nicht ganz durch.
Und plötzlich schien es bei mir Klick zu machen. Genau in dem Moment als Dongyul ein kleines Plastikpäckchen aus seiner Hosentasche fummelte.
Das durfte jetzt doch nicht wahr sein.
Mein Blick schwiff zu meiner besten Freundin. Auch sie hatte es gesehen, jedoch wirkte sie sogar erleichtert. Warum? Würde sie mitmachen?
Minyoung bemerkte meinen Blick und sah mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern und legte den Kopf schief. Ich wollte sie fragen, ob sie von Dongyul und den Drogen wusste, aber vor all den Menschen würde ich das sicherlich nicht machen. Das käme blöd. Deswegen schwieg ich und wandte mich Mia zu. Sie lächelte mich an und lehnte sich zu mir.
„Mach dir keine Sorgen, das", sie deutete auf das Gras in Dongyuls Händen, „ist nicht schlimm."
Jetzt verwirrte sie mich aber. Sah ich etwa so aus, als würde ich mir Sorgen machen? Das tat ich nämlich nicht. Ich war nur überrascht davon, dass Minyoung das so einfach hinnahm, dass hier gleich gekifft wurde. Klar, sie rauchte und trank, aber dass sie auch von Gras nicht abgetan war, war neu für mich. Wir hatten nie darüber geredet, aber eigentlich hatte ich immer gedacht, dass sie davon nicht viel hielt. Schon alleine wegen den Strafen hier in Südkorea. Wenn man erwischt wurde, konnte man gleich damit rechnen die nächste Zeit im Knast zu verbringen.
„Ich mache mir keine Sorgen", sagte ich schließlich zu ihr. Mein Blick war ernst und mein Gesichtsausdruck kalt. Ich wollte keine Emotionen gerade zulassen, zu sehr beschäftigte mich der Gedanke an Minyoung.
„Ach echt? So siehst du aber nicht aus."
Mia hatte eine Braue hochgezogen und blickte mich skeptisch an. Sie schien mir nicht zu glauben, was ich ihr echt nicht übel nehmen konnte.
„Ja, echt. Es ist nicht das erste Mal, dass ich hier bin."
Das würde das Letzte sein, was ich zu ihr sagen würde. Zu mindestens was dieses Thema anging. Natürlich hätte ich ihr erzählen können, dass Dongyul es mir schonmal angeboten hatte und ich sogar angenommen hatte. Ich könnte ihr den Grund dafür erzählen, warum ich überhaupt hier gewesen war. Aber seien wir doch mal ehrlich, es ging sie nichts an und ich kannte sie auch nicht. Warum sollte ich einer Wildfremden davon erzählen, auch wenn sie ganz nett war?
Mia wollte noch etwas sagen, doch Dongyul schnitt ihr das Wort relativ unhöflich ab. Er hatte wohl das ganze Gespräch mitbekommen und das obwohl ich mich darum bemüht hatte, leise zu sprechen.
„Sie hat Recht. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Soomin bei mir aufgetaucht ist", sagte er, ohne den Blick von seinem Zeug zu heben. Mittlerweile hatte er zwei Joints fertig und machte sich gerade an den dritten. Kopfschüttelnd lehnte ich mich zurück und starrte an die Decke. Ich wagte es nicht mehr Minyoung anzusehen. Morgen würde ich sie darauf ansprechen. Heute war ein denklich schlechter Zeitpunkt dafür. Auch von mir wollte keiner mehr wissen, warum ich schon einmal hier gewesen war. Das war auch gut so. Es ging niemanden was an. Es reichte schon, dass Junhyung in etwa wusste, was hier vorgefallen war.
Irgendwann hatte ich den nächsten Drink in der Hand. Mir war schwummrig vom Alkohol. Ich fühlte mich so schwerelos und sorglos wie nur selten. Es war ein schönes Gefühl. Ich dachte an nichts, als ich so vor mich hinstarrte. Mein Mund war geschlossen und ich hatte nicht vor mich mit jemandem zu unterhalten. Dieses wundervolle Gefühl wollte ich noch einen Augenblick lang auskosten. Dieser Augenblick war jedoch schneller vorbei als gewünscht. Mia stupste mich an, grinste mich schief an und hielt mir einen Joint vor die Nase.
„Willst du?", fragte sie mich.
Mir gelang es nicht zu antworten in dem Moment. Wie automatisch hob ich die Hand und nahm ihr den Joint aus der Hand. Und dann zog ich kräftig daran und stieß nur ein paar Sekunden den Rauch wieder aus. Ein Seufzen entfuhr mir. Mia lachte und legte den Arm um meine Schultern. Sie sagte etwas und ich antwortete ihr. Die Zeit verging plötzlich so rasend schnell ohne dass es jemand zu bemerken schien. Die Wirkung der Droge setzte schnell ein. Das schöne Gefühl verstärkte sich und ließ meinen ganzen Körper kribbeln. Und schließlich ließ ich mich gänzlich fallen, verbannte alle negativen Gedanken und konzentrierte mich auf das Jetzt.
Jedoch erkannte ich nur wenige Stunden später, was für einen großen Fehler ich doch gemacht hatte. Mia hatte mich an ein offenes Fenster gezerrt. Ihr war schwindlig und sie brauchte die frische Luft. Ich selber war davon, der stickigen Luft zu entfliehen, auch nicht abgeneigt gewesen. Leider hatte ich nicht bedacht, was geschehen würde. Die Kälte traf mich unvorbereitet. Sie verscheuchte den Nebel aus meinen Gedanken und plötzlich konnte ich wieder klar denken. Wie ein Schlag traf mich mein zuvor begangener Fehler. Ich fing an zu zittern und rieb mir die Arme. Mia merkte nichts von alldem. Wie auch? Sie hatte nicht nur den Alkohol intus und einen Joint geraucht. Die Wirkung war bei ihr stärker. Sie war vollkommen gefangen vom Rausch der Drogen.
Mir wurde so unsagbar schlecht als mir richtig bewusst wurde, was ich da getan hatte. Junhyung schlich sich in meine Gedanken. Reue stieg in mir auf, als ich auf mein Handy sah. Er hatte mich öfters angerufen und mir geschrieben. Kikwang hatte auch versucht mich zu erreichen.
Ich sagte Mia, dass ich mich kurz frisch machen würde und verschwand gleich darauf. Mit unsicheren Schritten schlängelte ich mich durch die Masse, rempelte immer wieder jemanden an und stolperte oft. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Erst als ich auf der Toilette war, fühlte ich mich besser. Mein Blick wanderte zum Spiegel. Ich musterte mich selber und erschrak vor dem was ich sah. Meine Haare waren zerzaust, die Schminke verschmiert und meine Kleidung saß nicht mehr so perfekt. Wie in Trance versuchte ich zu retten was zu retten war. Es dauerte länger, da ich mich immer noch im Rausch befand. Die Wirkung hatte gleich wieder eingesetzt, als ich mich von Mia entfernt hatte und ich wusste, dass es noch ein paar Stunden dauern würde, bis ich wieder nüchtern sein würde.
Als ich schließlich das Badezimmer wieder verließ ging ich zur Wohnungstür. Ich wollte hier nicht länger bleiben. Mir war die Lust vergangen in dem Moment, als ich bemerkt hatte, was ich eigentlich getan hatte. Ich hatte Junhyung versprochen nie wieder etwas zu rauchen und hatte es nicht gehalten. Ich fühlte mich hundeelend und hatte Angst vor seiner Reaktion. Doch ich wollte es ihm beichten. Jetzt sofort und nicht erst wieder Tage später. Ich wollte nicht wieder so feige sein und vor meinen Fehlern fliehen, nur um die Wahrheit zu vertuschen. So funktionierte das nämlich nicht. Ich wollte endlich zu mir selbst und meinen Fehlern stehen.
Diese Gedankenbegleiteten mich den ganzen Weg lang bis zur Wohnung der Jungs. Und obwohl ich mit dem Taxi fuhr, kam mir der Weg so endlos lang vor. Vielleicht lag es am schlechten Gewissen, vielleicht aber auch, weil ich mir tief innerlich wünschte das Gespräch mit Junhyung hinaus zögern zu können. Oder aber weil mich die Reue zerfraß.
SORRY! Eigentlich wollte ich euch nicht so lange warten lassen, aber ich habe Mitte August meine Ausbildung angefangen und komme zu nichts mehr, auch wenn ich das nicht will. Updates werden wohl in Zukunft noch länger auf sich warten lassen. Ich bemühe mich zwar schneller fertig zu werden, aber irgendwie klappt das nicht so ganz. ._.
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