If I lose you, I feel like it'll all be over



Unbarmherzig schlug mir die kalte Oktoberluft ins Gesicht. Meine Wangen waren gerötet, sowie meine Nase. Ich schniefte und bereute es, dass ich kein Tempo mitgenommen hatte. Immerhin hatte ich mich warm angezogen. Eigentlich ziemlich verwunderlich, dass ich es überhaupt geschafft hatte. Minyoung hatte mich heute Morgen in so einer Hektik aus dem Bett geschmissen und mir keine halbe Stunde Zeit gelassen, mich einigermaßen herzurichten. Deswegen lief ich auch jetzt durch die belebte Innenstadt Seouls. Komplett ungeschminkt, in einem viel zu großen Pullover, einer dicken Jacke und einer dünnen Leggings. Meine abgewetzten Turnschuhe beachtete ich einfach mal nicht. Wer schaute einem auch schon auf die Schuhe? Eigentlich keiner bei diesen Temperaturen.

Aber das Beste kam ja erst noch. Während ich also aussah wie der letzte Penner, war meine beste Freundin top gestylt. Man könnte meinen, sie ginge zur Fashion Week. Schön, dass sie sich herrichten durfte und ich nicht.

„Ich habe mir gedacht, dass wir dir erst ein paar Kleider kaufen und dann noch Lebensmittel. Unser Kühlschrank ist leer und ich will mich nicht nur von Fastfood ernähren", plapperte Minyoung aufgeregt. Sie holte nicht mal Luft und quasselte mich schon seit einer geschlagenen halben Stunde zu. Ich übte mich in Ignoranz und beobachtete lieber die Menschen. Dabei achtete ich darauf, dass meine Haare mein Gesicht ein wenig verdeckten und ich keinem direkt ins Gesicht sah. Ich fühlte mich immer noch ein wenig unwohl in der Öffentlichkeit und das, obwohl schon fast ein Monat vergangen war. Ein Monat, in dem ich mit Junhyung keinerlei Kontakt gehabt hatte und nicht wusste, was er so machte. Von Kikwang hatte ich auch nichts gehört. Ich hatte gedacht, dass er schon nach einer Woche bei mir auftauchen würde, doch ich hatte falsch gelegen. Entweder hatte Junhyung ihm nichts erzählt oder Kikwang war sauer auf mich. Beziehungsweise auf die Art und Weise wie ich Schluss gemacht hatte.

Übrigens hatte Junhyung versucht mich anzurufen. Er hatte mir auch geschrieben, doch ich hatte ihm nie geantwortet. Mein Handy hatte fast durchgehend geklingelt. Minyoung war es irgendwann zu bunt geworden. Wütend hatte sie mich in den nächsten Handyladen gezerrt, zusammen mit mir ein neues Handy gekauft und gleich noch eine neue SIM-Karte besorgt.

Und jetzt hatte ich eben eine neue Nummer. Junhyung könnte also nicht mal mehr Kontakt mit mir aufnehmen, selbst wenn er es wollte. Bei mir Zuhause war er auch nicht aufgetaucht und das bestimmt nicht, weil er nicht daran dachte. Nein, so war es nicht. Es hatte ein paar Tage, nachdem ich unsere Beziehung beendet hatte, eine Pressekonferenz gegeben. Junhyung war der Hauptstar dieser gewesen. Ihm wurden so viele Fragen über die Fotos gestellt, dass mir schlecht geworden war, als ich es angeschaut hatte. Überrascht hatte es mich, dass man Junhyung nicht mal angemerkt hatte, wie wenig Lust er darauf hatte. Dass er innerlich wohl gerade einen Nervenzusammenbruch erlitt und es ihm verdammt beschissen ging. Ich hatte es gemerkt und das obwohl ich es nur über einen Livestream mit verfolgt hatte. Im Nachhinein fragte ich mich eh, warum ich es mir angesehen hatte. Vielleicht ja, weil ich mich so dermaßen beschissen gefühlt hatte und eigentlich auch immer noch fühlte. Und seit jener Konferenz folgten Junhyung Paparazzi rund um die Uhr. Es wäre also selten dämlich, wenn er bei mir vorbeischauen würde. Erstens würde dann jeder wissen, wo ich wohnte. Danach würde es nicht mehr lange dauern und man würde alles über mich in Erfahrung bringen. Außerdem wäre dann nicht nur ich sauer auf ihn, sondern auch Minyoung.

„Weißt du, du kannst mir auch einfach sagen, dass du mir nicht zuhören willst. Dann halte ich meinen Mund. Ich komme mir ganz schön blöd dabei vor mit dir zu reden, wenn du mir nicht mal Beachtung schenkst", durchbrach meine beste Freundin extrem beleidigt meinen Gedankensturm.

Sofort sah ich sie entschuldigend an, zog den Kopf ein. Ein verstehendes Lächeln strahlte mir entgegen. Minyoung wusste ungefähr, worüber ich nachdachte. Die letzten Tage, oder besser gesagt den ganzen letzten Monat, hatte ich mir über nichts anderes den Kopf zerbrochen. Es wäre gelogen wenn ich sagen würde, dass ich Junhyung nicht vermisste. Aber es war meiner Ansicht nach das Beste. Er hatte keinen Stress mit seinem Entertainment und den Fans und mir ging es wieder einigermaßen besser. Der Schmerz würde weggehen. Die Zeit würde ihn verblassen lassen, auch wenn er immer noch da sein würde. Nur eben nicht mehr so intensiv wie am Anfang.

„Wieso willst du überhaupt Kleider kaufen gehen?", hakte ich schließlich nach. Ich hatte keine Ahnung, ob Minyoung mir das nicht schon erklärt hatte, als ich nicht zugehört hatte. Tatsache war, dass ich genau wusste, dass sie etwas geplant hatte. Eine Party wahrscheinlich oder einen Clubbesuch. Meine Freundin schenkte mir einen tadelnden Blick und grinste breit. Sofort war mir klar, dass sie es schon erklärt hatte.

„Normalerweise würde ich es dir nicht noch einmal erklären, aber da Madam ja mit ihrem Kopf wo ganz anders war, bin ich mal nicht so. Also erstens gehen wir demnächst auf ein Konzert und bevor du fragst, ja ich habe die Karten schon und zweitens werden wir direkt nach dem Konzert in einen Club gehen. Sprich, wir brauchen für dich ein Outfit für das Konzert und noch eins für den Club. Ich habe schon die passende Kleidung. Mein Kleiderschrank ist ja voll genug. Bei dir bezweifle ich das aber", neckte sich mich. Ich rollte mit den Augen und murrte. Na danke auch. Sie konnte auch gleich sagen, dass meine kompletten Klamotten in die Mülltonne gehörten. Ich war nun mal nicht der Typ, der in Clubs ging und tausende von Klamotten für Partys besaß. Eigentlich könnte sie mir auch Klamotten von sich leihen. Wobei... wohl eher nicht. Minyoungs Heiligtum waren ihre Klamotten. Nie hatte sie irgendwem was geliehen. Nicht mal mir, ihrer besten Freundin. Dieses Mal würde es nicht anders sein.

„Okay, von mir aus komme ich zu beiden Sachen mit. Aber eine Frage habe ich noch, mit welchem Geld willst du die Klamotten bezahlen? Der Laden", ich deutete auf den Klamottenladen vor uns, „ist nicht gerade billig. Ich bezweifle, dass du dafür genügend Geld hast. Mein Geld reicht dafür übrigens auch nicht aus. Ich habe gedacht, dass wir nur Lebensmittel kaufen gehen."

Abwartend sah ich meine Freundin an, welche kaum merklich kleiner wurde. Mir war bewusst, dass sie gedacht hatte, dass ich genügend Geld dabei hatte. Hatte ich ja auch irgendwie, nur eben nicht bar. Meine Bankkarte hatte ich natürlich dabei. Ich wollte sie aber nur ungern benutzen. Meine Eomma hatte mir ein wenig Geld überwiesen. Das war aber nicht zum Shoppen gedacht. Eher um über die Runden zu kommen. Minyoungs Zustand dauerte nur ein paar Sekunden an. Plötzlich packte sie mich am Arm und zog mich einfach in das Geschäft rein. Dabei grinste sie mich so breit an, dass ich schon Angst bekam.

„Deine Eomma wird nicht böse sein, wenn du dir mal was gönnst. Außerdem werden dir die Sachen sicherlich sehr gut stehen. Sie wird garantiert nichts dagegen haben."
Das war alles was sie dazu sagte? Ernsthaft?

Ergeben seufzte ich. Ich versuchte erst gar nicht mehr gegen Minyoung anzukommen. Sie machte doch eh was sie wollte. Meine Meinung bei dem Ganzen war da aus Prinzip schon egal.

„Wie findest du das hier?", wollte sie auch gleich wissen, als wir beim ersten Kleiderständer angekommen waren. Etwas skeptisch betrachtete ich das Kleid. Es war kurz. Sehr kurz. Zudem war es am Rücken offen und in einem knalligen Orangeton gehalten. Entschieden schüttelte ich den Kopf. Auf gar keinen Fall würde ich sowas anziehen. Von mir aus konnte es kurz sein, aber das war es auch schon. Noch freizügiger musste es echt nicht sein. Minyoung seufzte und zog mich weiter. So ging es die nächste halbe Stunde, bis sie schließlich keine Lust mehr hatte. Aber was konnte ich dafür, wenn sie mir die freizügigsten Kleider präsentierte?

„Du wartest jetzt hier und ich hole eine Verkäuferin, die uns dann helfen wird. Ich halte das echt nicht mehr aus. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."

Und damit war Minyoung auch schon verschwunden und ließ mich verdutzt zurück. Wow. Vorhin schien sie noch total motiviert und fröhlich und jetzt kam es so rüber, als würde sie mich am liebsten erwürgen. Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken. Es war wirklich nicht einfach mit mir shoppen zu gehen. Vor allem nicht für Minyoung. Unser Geschmack war total unterschiedlich.

Ich seufzte und drehte mich um meine eigene Achse. Vielleicht war es besser, wenn ich selber auf die Suche nach einem Kleid ging. Ich glaubte nicht, dass eine Verkäuferin mir helfen konnte. Der Laden wollte verkaufen und Gewinn machen. Wahrscheinlich würde man mir nur die teuersten Klamotten vorschlagen. Soviel Geld hatte ich nun wirklich nicht, dass ich mir Designerklamotten gönnen konnte.

Ratlos ging ich zwischen den Kleiderständer hin und her, sah mir jedes Kleid genau an. Keines von ihnen entsprach meinem Geschmack, was zum Großteil auch am Preis lag. Wieso hatte mich Minyoung mit hier her geschleppt? Sie hatte auch nicht viel Geld. Wir mussten uns nicht wie reiche, junge Frauen aufführen. Ein einfaches Kleid würde es auch tun. Was sagte ein Designerkleid schon über einen aus, außer dass man es sich leisten konnte? Wir mussten nicht angeben oder uns präsentieren. In einem Club würde eh keinem auffallen, was genau wir da trugen.

Ich ließ den Blick schweifen, erkannte das Minyoung gerade mit einer Verkäuferin auf mich zukam und stockte plötzlich. Nicht wegen meiner Freundin oder der Angestellten neben ihr. Nein. Direkt neben ihnen hing ein Kleid, welches mir gefiel. Es gefiel mir so sehr, dass ich mir dieses Mal keine Gedanken über den Preis machte. Der Schnitt war mir ebenfalls egal.

„Wir wollen in einen angesagten Club gehen und meine Freundin braucht dafür ein Kleid", erklärte Minyoung gerade der Frau neben mir. Sie waren mittlerweile bei mir angekommen.

„Suchen Sie nach einem freizügigen oder-"

Ich schnitt der Angestellten das Wort ab. Dass es unhöflich war, interessierte mich im Moment kein Stück. Immer noch starrte ich das Kleid an.

„Das da! Wie viel kostet es?", wollte ich wissen und deutete auf das gemeinte Kleid. Die Frau blinzelte. Einen kurzen Moment verrutschte ihr aufgesetztes Lächeln, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff. Minyoung sah mich derweil äußerst verwirrt an, hätte wohl nicht damit gerechnet, dass ich mich selber erkundigen würde.

„Ähm... das", stotterte die Frau. Kurz sah ich zu ihr. Sie schien nicht mehr so selbstsicher wie zuvor. Unwohl räusperte sie sich, straffte die Schultern und war dann wieder plötzlich so voller Selbstbewusstsein. Wow.

„Dieses Kleid ist erst heute geliefert worden und aus einer ganz neuen Kollektion..."

Ich hörte ihr nicht mehr zu und ging an ihr vorbei. Mehr brauchte ich auch gar nicht mehr zu wissen. Das Kleid war wahrscheinlich teurer als die Miete meiner Wohnung. Zaghaft berührte ich die Ärmel. Der Stoff war weich und dünn. Die Ärmel waren lang. Es gab keinen Ausschnitt, jedoch entblößte es den Rücken ein wenig. Bis kurz unter die Schulterblätter, schätzte ich. Mir würde es bis knapp über die Mitte meiner Oberschenkel gehen. Es war weiß. Eine Farbe, die mir perfekt stand, wie ich fand. Ein kurzer Blick auf den Zettel mit der Größe, bestätigte mir, dass es tatsächlich meine Größe war. Perfekter konnte es ja nicht mehr werden.

„Soomin, willst du wirklich dieses Kleid? Es ist so teuer und-"

„Ich werde es nicht selber zahlen", unterbrach ich meine beste Freundin.

„Was?!"

Ich beachtete Minyoung nicht weiter, sondern wandte mich der Verkäuferin zu. Unschlüssig sah sie uns an. Freundlich lächelte ich sie an und deutete auf das Kleid.

„Packen Sie es ein, ich werde es nehmen", sagte ich entschlossen.

„Soomin!", rief Minyoung protestierend. Ich warf ihr einen drohenden Blick zu. Sie sollte bloß den Mund halten und mich machen lassen. Die Idee, die in meinem Kopf aufgetaucht war, war vielleicht nicht die Beste, aber ich wollte dieses Kleid. Es kam mir so vor, wie als wäre es für mich gemacht worden. Ich wusste, dass sich das dämlich anhörte, aber das waren nun mal meine Gedanken.

Die Verkäuferin schien anscheinend Blut geleckt zu haben.

„Wir haben auch noch passende Schuhe und passenden Schmuck da. Wollen Sie-"

Und wieder unterbrach ich sie. Heute war wirklich nicht der Tag, an dem ich mich höflich benahm.
„Ja", entschied ich, bevor sie ihre Frage überhaupt stellen konnte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Minyoung mich entsetzt ansah. Sie konnte nicht fassen, was ich da gerade tat. Mir fehlte das Geld für so teure Designersachen. Aber was interessierte es mich schon? Ich würde es ja nicht zahlen.

„Wollen Sie es gleich zahlen oder soll ich Ihnen die Rechnung schicken?", fragte die Frau freundlich und nahm das Kleid vom Ständer.

„Schicken Sie mir die Rechnung."

Die Angestellte nickte und wies eine ihrer Kolleginnen an, die Schuhe und den Schmuck zu holen. Zuvor hatte sie sich noch nach meiner Schuhgröße erkundigt, die ich ihr bereitwillig genannt hatte.

Schweigsam folgten wir ihr zur Kasse. Minyoung sagte gar nichts mehr. Entsetzten stand ihr immer noch ins Gesicht geschrieben. An der Kasse angekommen, reichte man mir einen Zettel. Dort schrieb ich jedoch nicht meine Adresse drauf. Nein. Junhyungs Name und Adresse landete auf dem Stück Papier. Natürlich musste ich auch meinen Namen dazu schreiben. Anders würde das nicht funktionieren. Müsste man das nicht, könnte ja jeder Dahergelaufene sich sein Zeug von jemand Anderem bezahlen lassen.

Minyoungs Augen wurden groß. Panisch sah sie zur Verkäuferin und sprach mich erst an, als sie sich sicher war, dass diese uns gerade nicht zuhörte.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Du kannst die Rechnung doch nicht an Junhyung schicken lassen!", fuhr sie mich leise und aufgebracht an. Meine Mundwinkel zuckten.

„Doch kann ich, wie du siehst."
„Soomin! Das ist nicht in Ordnung!"

„Warum? Junhyung ist schließlich Schuld an meinem Zustand. Außerdem hat er genügend Geld, da wird ihm das bisschen Geld nicht in den Ruin treiben."

Minyoung sagte nichts mehr, sondern schüttelte nur den Kopf. Natürlich war es nicht in Ordnung einfach mit Junhyungs Namen einzukaufen, ohne ihn zu fragen. Außerdem waren wir nicht mehr zusammen, da gehörte sich sowas schon gleich gar nicht. Jetzt fand ich die Idee auch ein wenig beschissen, ehrlich gesagt. Aber jetzt alles rückgängig machen, wollte ich auch nicht mehr. Deswegen wartete ich geduldig, bis die zwei Verkäuferinnen alles einpackten und mir die Tüten überreichten. Lächelnd sah die erste sich den Zettel an. Dann stockte sie plötzlich und ich wusste genau warum. Abwechselnd ließ sie den Blick vom Papier zu mir und wieder zurück gleiten.

Entgegen meiner Erwartung, sprach sie mich nicht darauf an. Sie hatte wohl die Bilder gesehen. Eigentlich auch nicht sonderlich überraschend. Jeder hatte die Bilder von Junhyung und mir gesehen. Wochenlang waren sie das Thema Nummer eins gewesen.

Zuckersüß lächelte ich sie an, wünschte ihr einen schönen Tag und zerrte meine beste Freundin mit nach draußen.




Sou; 

mal vorne weg, ich habe keine Ahnung, ob es wirklich funktioniert, dass man nur den Namen und die Adresse einer Person aufschreibt.:'D Ist mir auch relativ rille, ich bin gerade selbst von mir begeistert, weil mir das so spontan eingefallen ist.:33

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.:3

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