I like you because I like you
„Tut mir leid, dass ich hier einfach so aufkreuzte ohne dich vorher anzurufen", entschuldigte ich mich bei Junhyung, welcher gerade wieder den Raum betrat.
In seinen Händen hielt er zwei dampfende Tassen. Eine gefüllt mit Kakao für mich und die andere mit Kaffee für ihn. Es war mir erst jetzt aufgefallen, dass er ziemlich viel Kaffee trank. Seit ich da war, trank er eine Tasse nach der anderen. Mittlerweile war er bei seiner fünften angekommen. Gesund konnte das ja nicht mehr sein.
„Ist schon in Ordnung", lenkte Junhyung meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Er setzte sich neben mich auf das Sofa, stellte zuvor noch die Tassen auf den kleinen Tisch vor uns. Still saß ich da und starrte auf meine Hände. Ich hatte nicht die geringste Ahnung wie lange ich gelaufen war und wie ich überhaupt hier her gefunden hatte. Der Name der Straße und auch die Hausnummer war mir immerhin vollkommen unbekannt. Plötzlich hatte ich vor dem Hochhaus gestanden und auf die Klingel gedrückt. Zuerst hatte mir keiner aufgemacht und ich hatte noch ein paar Mal geklingelt. Erst als ich Junhyung geschrieben hatte, dass ich vor der Tür stand, war das bekannte Summen ertönt. Und nun saß ich eben hier.
Seine Mitbewohner waren mal wieder nicht da, was mich zwar wunderte, aber ich fragte nicht nach. Das Einzige, was ich mich gerade fragte, war, warum Junhyung die Tür erst geöffnet hatte, als ich ihm gesagt hatte, dass ich vor eben dieser stand. Wie oft hätte ich klingeln müssen bis er mir von alleine aufgemacht hätte? Hätte er mir überhaupt aufgemacht?
„Ich hatte so ein Gefühl, dass du heute kommen würdest", gab er leise zu und starrte auf die Tasse in seinen Händen. Stirnrunzelnd blinzelte ich ihn an.
„Deswegen bin ich auch nicht zur Arbeit gegangen", fügte er noch leise hinzu, lächelte mich dabei zaghaft an.
Meine Augen wurden groß. Fassungslos starrte ich ihn an.
„Du... was?!", krächzte ich.
Was sollte ich jetzt dazu sagen? Irgendwie war es ja ganz süß, dass er wegen mir Zuhause geblieben war, aber ich fühlte mich dabei nicht sehr wohl. Es war seine Arbeit. Junhyung verdiente damit seinen Lebensunterhalt. Er konnte doch nicht einfach daheim bleiben, obwohl er arbeiten musste! Und das schon gar nicht wegen mir!
„Yah, jetzt schau nicht so. Das geht in Ordnung. Ich arbeite oft von daheim aus und damit hatte noch nie jemand ein Problem", versuchte er mich zu beruhigen, was ihm nur so halb gelang.
Minyoung hatte Recht, wenn sie sagte, dass ich für andere wie ein offenes Buch war. Für Junhyung war ich das offensichtlich auch und das obwohl er mich noch nicht so lange kannte wie meine Mitbewohnerin.
„Ich sollte gehen...", stammelte ich unwohl und stand auf.
Ich fühlte mich einfach nicht wohl dabei, auch wenn Junhyung meinte, dass es kein Problem wäre. Junhyung griff nach mir und zog mich ruckartig wieder zurück auf das Sofa. Erschrocken stieß ich die Luft aus. Blitzschnell legte er mir den Arm um die Schultern, drückte mich fest zu sich. So fest, dass ich nicht mal den Versuch startete mich zu befreien.
„Ich hab doch gesagt, dass es kein Problem ist", knurrte Junhyung düster.
Verunsichert erwiderte ich seinen Blick. Etwas unzufrieden sah er mich an und verzog das Gesicht. Junhyung war vielleicht nicht so der Gefühlstyp, aber dafür sagte er immer ganz direkt was er wollte und dachte.
„Aber ich halte dich von deiner Arbeit ab..."
Ein wirklich schwacher Versucht zu protestieren. Junhyung war wohl gleicher Meinung. Seufzend fuhr seine Hand durch seine Haare, ruinierte seine Frisur.
„Sei still und schätz dich glücklich, dass ich dich überhaupt rein gelassen habe!"
Empört schnappte ich nach Luft und wollte los zetern, doch da lagen seine Lippen schon auf meinen, erstickten jeglichen Laut von mir. Ich spürte wie sich Junhyung Lippen zu einem Grinsen formten. Mir stieg, mal wieder, das Blut in den Kopf.
Auf Dauer war das sicherlich auch nicht gesund.
Was mich ein wenig ärgerlich stimmte, war, dass Junhyung es immer schaffte mich aus dem Konzept zu bringen. Ich sah ihm an, dass er es fast schon genoss so eine Wirkung auf mich zu haben.
Fest schlug ich ihm gegen die Brust. Schmerzvoll keuchte er und zuckte zurück.
„Ich kann auch wieder gehen!", fuhr ich ihn verbittert an.
Verärgert presste ich die Lippen zusammen.
„Hast du mich gerade geschlagen?"
Ungläubig starrte er mich an. Seine Augen waren tellergroß.
„Hast du doch gespürt", schoss ich zurück und drehte demonstrativ den Kopf weg.
Gleich darauf quietschte ich auch schon erschrocken los. Junhyung hatte mich grob gepackt und ins Polster gedrückt. Mit funkelnden, leicht zusammen gekniffenen Augen starrte er mich an, kam meinem Lippen immer näher. Schwer schluckte ich. Mein Herz schlug wieder schneller.
Hatte ich es übertrieben oder wollte er mich nur wieder in Verlegenheit bringen?
„Du würdest jetzt eh nicht mehr gehen", flüsterte er.
Ich zuckte zusammen, als seine Finger meine Wange berührten. Sie hinterließen brennende Spuren.
„Wie kannst du dir da sicher sein?", gab ich tonlos zurück.
Ich hatte keine Kontrolle mehr. Ich war wie gefangen von seinem Blick. Junhyungs Ausstrahlung war so wahnsinnig im Moment, dass es mich fast schon einschüchterte. Ich konnte damit gerade wirklich nicht umgehen.
„Man sieht es dir an." Ach wirklich? Danke für die Bestätigung!
Junhyung wich wieder ein wenig zurück. Immerhin etwas. Seine Aussage nervte mich aber weiterhin.
Ich wusste selber, dass ich ein offenes Buch war und wohl nie was dagegen unternehmen konnte. Ganz ehrlich? Ich hasste es, dass einfach jeder mir ansehen konnte, was ich dachte oder wie es mir ging. Es war als stände es auf meiner Stirn geschrieben.
Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Meine Reaktion, die aus einem emotionslosen Gesicht bestand, zeigte ihm genau, dass es mich ärgerte.
Und da mir sein Grinsen so auf die Nerven ging, handelte ich schneller als er schauen konnte.
Meine Hand griff nach seinem Kragen, zog ihn kräftig zu mir runter. Fast schon zu kräftig. Seine Augen weiteten sich. Blitzschnell stützte er sich mit dem Unterarm neben meinem Gesicht ab, ansonsten wären unsere Köpfe wohl gegeneinander gekracht.
Anstatt Junhyung Zeit zu geben mal die Lage zu realisieren, presste ich meine Lippen einfach auf seine und fing an sie zu bewegen. Nicht sanft sondern fordernd. Mein Körper erhitzte sich, als Junhyung eine Hand an meine Wange legte.
Wie von selbst krallte sich meine eine Hand in seine Haare, die andere zog den Kragen seines Oberteils ein Stück weit nach unten.
Nun war es Junhyung, der den Kuss noch fordernder erwiderte. Seine Mitte berührte immer mal wieder meine, was in mir Stromschläge auslöste. Unkontrolliert keuchte ich auf. Meine Lider flatterten. Ich ließ mich einfach mitreißen, dachte an nichts mehr. Meine Instinkte übernahmen die Kontrolle.
Kam es mir nur so vor oder war es wirklich wärmer?
Seine Hand fuhr langsam an meiner Seite hinab, schob sich unter mein Oberteil. Ich zuckte zusammen, als seine kalte Hand meine nackte Haut berührte. Dann drückte er mich noch fester ins Polster. Sachte biss ich ihm auf die Unterlippe, stupste mit der Zunge dagegen. Ein leises Knurren vermischt mit einem Stöhnen war von ihm zu hören.
Wir wären wohl noch viel weiter gegangen, hätte uns nicht ein lautes Räuspern unterbrochen.
Wie vom Blitz getroffen, lösten wir uns voneinander. Schwer atmend sah ich zur Tür, nur um gleich zu erstarren.
Kikwang stand dort, beobachtete uns mit einem wissenden Grinsen auf den Lippen.
Nervös schluckte ich, schielte zu Junhyung. Überraschender Weise waren seine Wangen gerötet. Ob vor Scham, weil wir erwischt worden waren oder weil ihm auch so warm war wie mir, konnte ich nicht sagen. Von ihm würde ich es sicherlich auch nicht erfahren. Meine Atmung wurde schneller, weshalb auch immer.
Was mich aber gerade mehr wunderte, war, dass ich selber nicht rot anlief. Sonst schoss mir das Blut auch immer gleich in den Kopf. Warum es jetzt nicht der Fall war, war verwirrend.
„Sorry, ich wollte euch nicht stören."
Der amüsierende Unterton war kaum zu überhören. Kikwang machte sich auch sicherlich keine Mühe ihn zu verstecken.
„Red keinen Scheiß!", knurrte Junhyung richtig aggressiv.
Mein Herz setzte kurz aus, so sehr war ich geschockt über seinen Ton. Würde das jedes Mal so ablaufen, wenn uns jemand unterbrach?
Leise lachte Kikwang auf, schüttelte den Kopf.
„Ich muss eh gleich wieder los, wollte nur was holen."
Kurz zwinkerte er mir zu, dann verschwand er auch wieder und ließ uns in einer erdrückenden Stille zurück. Aufmerksam lauschte ich seinen Schritten, hörte wie er sich die Schuhe anzog und schließlich die Wohnung verließ.
„Aish..."
Sofort drehte ich meinen Kopf wieder zu Junhyung. Stöhnend ließ er sich gegen die Lehne des Sofas fallen und schloss die Augen. Immer noch waren seine Wangen leicht rot, was ihn unglaublich niedlich erscheinen ließ. Sagen würde ich ihm das jedoch niemals. Er würde mir den Kopf abreißen.
Bei dem Gedanken musste ich unwillkürlich schmunzeln.
„Du sehnst dich nach Gesellschaft, so habe ich das vorhin gemeint", sprach er mich dann auch schon direkt an.
Erst war ich verwirrt, bis ich kapierte, dass er das Thema von vorhin wieder aufgriff.
„Ist auch nicht verwunderlich, wenn man hintergangen wird", murrte ich gleich wieder schlecht gelaunt. Woher jetzt diese schlechte Laune kam, war auch seltsam. Gerade eben war ich noch so voller Verlangen und jetzt befand sich meine Laune im Minusbereich.
Wow.
Stimmungsschwankungen hatte ich wohl auch.
Junhyung sagte nichts mehr darauf, griff nach seiner Tasse und leerte diese in einem Zug. Meine Atmung war mittlerweile auch wieder regelmäßig.
Es vergingen mehrere Minuten, in denen wir still nebeneinander saßen. Es war nicht unangenehm, aber auch nicht wirklich angenehm. Irgendwie war es komisch.
Kikwang hatte wirklich einen großen Dank verdient dafür, dass er uns die Stimmung so vermieste. Das hatte er immerhin getan. Wobei ich ihm auch ein kleines bisschen dankbar dafür war, dass er uns unterbrochen hatte. Wer wusste schon womit unsere Knutscherei geendet hätte.
Es war ja nicht so, dass ich noch Jungfrau war, allerdings wollte ich nicht gleich schon nach ein paar Wochen mit einem Kerl ins Bett steigen. So war ich nicht und so würde ich auch nie sein.
„Lass uns ein Foto machen!"
Irritiert blickte ich Junhyung an, welcher schon sein Handy gezückt hatte. Schneller als ich schauen konnte, legte er mir wiedermal den Arm um die Schultern und zog mich zu sich. Ein leichtes Grinsen lag auf seinen Lippen, als er das Handy von sich weghielt.
Ich konnte immer noch nichts anderes tun, als ihn anzustarren. Junhyung ließ sich davon nicht ablenken. Grinsend schoss er ein paar Bilder, ehe er wieder den Mund öffnete.
„Yah, du musst schon in die Kamera schauen", murrte er unzufrieden und drehte meinen Kopf zur Kamera, „und jetzt lächle mal!"
Ich schüttelte den Kopf um wieder einigermaßen normal zu funktionieren. Keine Ahnung was gerade mit mir los war. Vielleicht war ich ein wenig überfordert oder aber auch überrascht, dass Junhyung jetzt ernsthaft Fotos machen wollte. Das hatte ich nämlich überhaupt nicht erwartet.
Da er immer noch ungeduldig aussah und das Gesicht verzogen hatte, zwang ich mich dazu zu lächeln, so wie er es wollte.
„Yah... das soll schon ein echtes Lächeln sein", meckerte auch gleich und pieckste mir in die Wange.
Ich schlug nach seiner Hand. Als ich diese nicht erwischte, drückte ich ihn einfach am Kopf weg, woraufhin er nur wieder unzufrieden knurrte.
„Dir kann man auch nichts recht machen, oder?", neckte ich ihn ein wenig belustigt.
„Nein, kann man nicht. Aber siehe da! Du lächelst!"
Völlig enthusiastisch rief Junhyung das aus, sah mich so begeistert an, dass ich mich fragte, ob er was genommen hatte. Warum übertrieb er so?
Mir stieg das Blut in die Wangen, was er natürlich gleich ausnutzte und den Auslöser der Kamera betätigte.
„Yah!"
Spielerisch schlug ich ihm gegen die Schulter, versuchte nebenbei die Röte aus meinem Gesicht zu vertreiben. Überraschenderweise klappte es auch. Langsam nervte es mich, dass ich ständig rot anlief. Würde das immer so bleiben oder nur jetzt am Anfang?
Ich hoffte, dass es Letzteres war. Ich konnte wirklich gut darauf verzichten, dass Junhyung damit aufzog. Das tat er nämlich. Zwar nicht mit Worten, aber seine Blicke und Gesten reichten schon, um zu wissen, dass es ihn amüsierte.
Ich sollte auch etwas suchen womit ich ihn aufziehen konnte. Vielleicht ja damit, dass er immer rot anlief, wenn andere bei uns waren oder plötzlich auftauchten. Ich könnte auch Minyoung darauf ansetzten einfach in unsere Treffen reinzuplatzen. Sie hätte sicherlich ihren Spaß.
Wobei... sie würde uns dann nicht mehr in Ruhe lassen und außerdem war ich immer noch sauer auf sie. Wenn ich nur daran dachte, dass ich heute Abend heim und mit ihr reden musste, wurde mir schon leicht schlecht. Ich wollte nicht mit ihr darüber reden.
Nicht, weil ich weiter Streit mit ihr haben wollte, sondern weil ich Angst hatte die Kontrolle zu verlieren.
Es war zwar schon ein paar Jahre her, dass Sohee und ich uns so zerstritten haben, trotzdem könnte ich heute noch deswegen ausrasten. Dieser Vorfall beschäftigte mich eben immer noch, machte mich wütend und ich wusste einfach nicht was ich dagegen tun sollte.
Aish... ich wusste wirklich nicht was ich tun sollte.
Vielleicht sollte ich Junhyung fragen, ob ich bei ihm übernachten durfte?
Wobei, das war wohl eher kontraproduktiv.
Seine Mitbewohner würden heute sicherlich noch auftauchen, uns sehen und Junhyung würde sich unwohl fühlten. An sich nichts schlimmes, immerhin konnte ich ihn dann damit aufziehen. Wenn sie aber alle so waren wie Kikwang, wovon ich zum Teil ausging, dann würde es für mich selber auch ziemlich peinlich werden.
Kikwang wusste nur zu gut, wie er es schaffte, in eine Situation reinzuplatzen und die Stimmung zu zerstören. Soviel hatte ich bis jetzt feststellen können. Er war ein richtiger Momentekiller und liebte es wohl Junhyung zu ärgern.
Ich ging einfach mal davon aus, dass seine anderen Mitbewohner zum Teil auch so waren.
Warum sonst, hatte ich sie noch nicht kennen gelernt?
Bis jetzt war ich immer nur hier, wenn sie nicht da waren. Irgendwie kam es mir so vor, als würde Junhyung dafür sorgen, dass wir alleine waren. Da stellte sich mir auch schon die Frage, warum das so war.
Fand er, dass es zu früh war mich ihnen vorzustellen oder war es ihm unangenehm?
Die bessere Frage war eigentlich, ob wir überhaupt zusammen waren. Weder Junhyung noch ich hatten darüber bis jetzt geredet. Okay, ich ging eigentlich davon aus, dass wir zusammen waren. Immerhin fühlten wir uns beide wohl in der Nähe des Anderen und suchten diese auch.
Wieso zur Hölle machte ich mir darüber eigentlich Gedanken?
Ich wusste doch, dass Junhyung nicht so der Gefühlstyp war. Er würde mich sicherlich nicht fragen, ob ich seine Freundin sein wollte. Außerdem erwartete ich das nicht mal. Eigentlich wollte ich nur wissen ob wir zusammen waren.
Aish... ich machte mir ernsthaft zu viele Gedanken.
„Über was denkst du nach?"
„Über vieles", gab ich tonlos zurück.
Ich schielte zu Junhyung, musste leise lachen bei seinem Gesichtsausdruck. Er sah ernsthaft verwirrt, aber auch verärgert aus. Ersteres kam wahrscheinlich davon, dass ich so sehr in Gedanken gewesen war und Letzteres wahrscheinlich wegen meiner Antwort.
„Du lachst ja wieder! Unglaublich, dass ich das noch erleben darf! Wie kommt das?"
Und schon wieder fing er an mich zu ärgern. Was war er nur für ein Idiot?
„Schnauze!", murrte ich und begann gleich danach einen schwerwiegenden Fehler.
Ich patschte meine Hand in sein Gesicht und drückte ihn weg. So stark, dass er fast nach hinten fiel. Murrend drehte ich mich weg und stand auf. Eigentlich wollte ich mir was zu trinken holen, aber plötzlich schlangen sich zwei Arme um meine Taille und hoben mich hoch. Erschrocken schrie ich auf und strampelte mit den Füßen.
Doch keine Chance.
Junhyung ließ mich nicht runter.
„Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn man mir ins Gesicht patscht", flüsterte er mir ins Ohr.
Ein Schauer lief meinen Rücken hinab. Augenblicklich hielt ich still. Sogar den Atem hielt ich kurz an, als ich den seinen auf meiner Haut spürte. Mein Herz wummerte in meiner Brust.
Ich riss mich zusammen und strampelte wie wild mit den Füßen. Keine Ahnung was Junhyung vorhatte, aber es war nichts Gutes.
„Yah! Lass mich sofort runter!", fauchte ich und versuchte seine Arme von mir wegzubekommen.
„Ich soll dich einfach loslassen? Wirklich?"
Kurz hielt ich inne, verzog das Gesicht. Mir war bewusst, dass Junhyung mich wirklich einfach loslassen würde. An sich würde es für mich nur gut sein, allerdings würde mein Hintern danach wohl ziemlich weh tun. Verärgert stieß ich die Luft aus und schlug nach hinten aus mit dem Fuß.
Und zu meinem Entzücken traf ich Junhyung sogar. Am Schienbein. Autsch.
Junhyung stieß zischend die Luft aus vor Schmerz, knurrte kurz darauf erbost. Dann ging auch schon alles ganz schnell.
Grob packte er mich unter den Kniekehlen und am Rücken, hob mich im Brautstil hoch. Einen weiteren Schrei konnte ich mir gerade noch verkneifen. Wieder strampelte ich wie verrückt, als er los ging und aufs Bad zusteuerte. Meine Augen wurden immer größer.
Oh Gott! Was hatte ich nur getan?
Mit dem Fuß trat er die Tür auf und schloss sie auch gleich wieder. Schwer schluckte ich, als er direkt vor der Dusche stehen blieb. Wie verrückt versuchte ich von ihm wegzubekommen, was nicht klappte. Er hielt mich einfach zu fest an sich gedrückt.
„Yong Junhyung! Ich warne dich! Wehe du-"
Weiter kam ich nicht. Plötzlich stand ich unter dem Duschkopf und keine Sekunde spritzte eiskaltes Wasser auf meinen Körper hinab. Laut schrie ich auf wegen der Kälte und versuchte abzuhauen, doch ich hatte die Rechnung ohne Junhyung gemacht.
Sein muskulöser Körper versperrte mir erstens den Weg und zweitens drückte er mich wieder zurück unter den Wasserstrahl. Sein Griff war so stark und unnachgiebig, dass ich es gar nicht schaffen würde, ein Stück von dem eiskalten Wasser wegzukommen.
Wütend kniff ich die Augen zusammen. Ich zitterte am ganzen Leib wegen der Kälte.
„Rache ist süß", fauchte ich ihn sauer an.
Ehe Junhyung meine Worte richtig verarbeitet hatte und die Möglichkeit hatte darauf zu reagieren, packte ich ihn am Kragen und riss ihn zu mir unter den Wasserstrahl. Erschrocken keuchte er, stieß ein paar Flüche und wollte zurückweichen. Doch da hatte er die Rechnung ohne mich gemacht. Wieder zog ich ihn zu mir. Dieses Mal so fest, dass er sich an der Wand hinter mir abstützen musste.
Von oben sah er auf mich herab, schirmte mit seinem Körper das Wasser ab.
Seine Augen waren geweitet. Ein Funken Wärme lag darin, jedoch auch Verärgerung.
Natürlich war er verärgert. Sein Plan war ja gewesen, dass nur ich nass wurde, nicht auch noch er selbst. Stolz grinste ich ihn keck an, fuhr mit den Fingerspitzen über seine Hals.
„Du solltest dich nicht mit mir anlegen. Es wird immer auf dich zurück kommen. Sowas nennt man Karma", murmelte ich belustigt, sah ihn dabei fest an. Die Luft fing an zu knistern und obwohl meine Klamotten an mir klebten und ich immer noch zitterte, war mir warm.
Sein Körper bebte, ob vor Kälte oder der Spannung zwischen uns, konnte ich nicht sagen.
Junhyung senkte den Kopf, starrte auf meine Lippen. Kurz vor ihnen hielt er inne, sah mir noch einmal in die Augen. Ich erzitterte, als ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.
Mein Verstand setzte aus. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Meine Lider flatterten bevor sie sich gänzlich schlossen.
Dann lagen seine Lippen auch schon auf meinen und eine Knutscherei entstand.
Wohlig seufzte ich auf, als Junhyung zärtlich meinen Hals küsste. Automatisch lehnte ich mich gegen seine Brust, griff nach seiner Hand, die an meiner Hüfte lag.
„Mhm", brummte ich zufrieden.
Leise lachte er und schob mich wieder ein Stück nach vorne. Ich saß zwischen seinen Beinen auf der Kante des Sofas. Junhyung hinter mir, damit er sich um meine Haare kümmern konnte. Sie tropften immer noch, genauso wie meine Klamotten.
„Deine Haare sind immer noch nass", sagte er, was gänzlich unnötig war. Ich wusste das auch selber.
„Ich weiß", entgegnete ich und hielt still, als er anfing meine Haare trocken zu rubbeln.
„Ist das eigentlich deine Naturhaarfarbe oder sind sie gefärbt?"
„Gefärbt. Eigentlich sind sie schwarz, aber mir gefällt das Dunkelbraun besser."
Leicht lächelte ich und dachte daran zurück, als ich mir das erste Mal die Haare gefärbt hatte. Damals war ich gerade mal 16 gewesen. Meine Eomma war nicht wirklich begeistert gewesen, hatte aber selber gesehen, dass mir braun besser stand als schwarz.
Mit der Schule hatte ich keine Probleme gehabt, obwohl färben verboten gewesen war. Es war nicht aufgefallen, da es nun mal braun gewesen war und nicht blond oder eine andere auffällige Farbe. Außerdem hatte ich mir die Haare über die Sommerferien gefärbt. Jeder hatte gedacht sie waren heller geworden durch die Sonne.
Meine kleine Reise durch diese Erinnerung wurde unterbrochen, als Junhyung mir Klamotten vor die Nase hielt.
„Zieh das an und gib mir deine nassen Sachen", forderte er.
„Wäre es nicht schlauer gewesen, wenn ich die trockenen Sachen zuerst angezogen hätte?", überlegte ich laut.
Junhyung schmunzelte und stupste mir gegen die Stirn. Kichernd schlug ich nach seiner Hand, doch wie so oft erwischte ich ihn nicht.
„Das ist wie ein Déjà-vu", grinste ich.
„Ja ist es. Zieh dich jetzt um. Ich will nicht, dass das Sofa noch mehr nass wird als es ohnehin schon ist. Dongwoon wird mir den Kopf abreißen, wenn er das sieht."
„Wer ist Dongwoon?", hakte ich neugierig nach.
Junhyung zog mich auf die Beine und drückte mir die Klamotten in die Hand.
„Einer meiner Mitbewohner", gab er kurz und knapp zurück.
Ich nickte um zu zeigen, dass ich verstanden hatte. Dann ging ich ins Bad um mir die Klamotten anzuziehen. Die Jogginghose war natürlich wieder ein bisschen zu groß, genauso wie das T-Shirt. So gesehen, hätte ich mir auch gleich einen Kartoffelsack anziehen können.
Seufzend krempelte ich die Hose an den Beinen etwas nach oben, damit ich wenigstens nicht stolperte. Als ich damit fertig war, ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer.
Junhyung saß wieder auf dem Sofa und hatte sich ebenfalls umgezogen. Seine Haare waren fast schon wieder trocken, worum ich ihn beneidete. Das war das Einzige, was ich an langen Haaren hasste. Sie brauchten ewig um zu trocknen.
„Junhyung?"
„Hm?"
Müde blinzelte er mich an. Leicht lächelte ich bei seinem Anblick. Dass ihn diese Aktion gleich müde machte, hätte ich nicht gedacht. Kopfschüttelnd verbannte ich das Lächeln aus meinem Gesicht und sah ihn ernst an.
Ich wollte eine klare Antwort.
„Warum magst du mich?", stellte ich schließlich die Frage, die ich schon den ganzen Tag zurück gehalten hatte.
Wie als hätte man Junhyung einen Stromschlag verpasst, zuckte er vor. Erstarrt saß er nun neben mir. Seine Augen waren so groß wie Teller. Ich schluckte, auch wenn ich mit so einer Reaktion gerechnet hatte, fühlte ich mich plötzlich unwohl.
„Naja... ich meine, du küsst mich und ich küsse dich... Ich gehe einfach mal davon aus, dass du mich magst. Also, warum magst du mich?", stammelte ich rum.
Nervös knetete ich meine Hände, sah Junhyung jedoch fest an. Wenn ich jetzt den Blick abwenden würde, käme das ganz schön dumm.
Schwer schluckte er, fuhr sich durch die Haare und sah dann weg. Man merkte sofort, dass ihn meine Frage verunsichert hat. Entweder, weil sie ihm unangenehm war oder weil er dachte, dass ich etwas Bestimmtes hören wollte. Wobei, das wollte ich ja.
Ich legte den Kopf schief und rückte etwas näher zu ihm. Leicht zuckte er zusammen, presste die Lippen fest aufeinander, ehe er angespannt die Luft ausstieß.
„Warum diese Frage?", fragte er schließlich leise.
„Weil ich eine Antwort möchte", gab ich wie aus der Pistole geschossen zurück.
Wieder fuhr er sich durch die Haare, schielte zu mir und seufzte schwer.
Wow. So schlimm war die Frage ja auch nicht. Jeder normale Mensch hätte sie gestellt.
„Muss ich dir einen Grund nennen? Reicht es nicht, wenn ich dir sage, dass ich dich mag, weil... ich dich eben mag..."
Jetzt war Junhyung derjenige, der vor sich hin stammelte. Immerhin war ich nicht die Einzige, die sich ein wenig unwohl fühlte. Ich sah es ihm nämlich an. Diese Frage verunsicherte ihn nicht nur, nein, sie ließ ihn nervös werden und unwohl fühlen. Irgendwie hatte ich jetzt ein wenig Mitleid mit ihm.
Warum stellte ich auch so eine Frage, wenn ich mir schon hätte denken können, wie er darauf reagiert?
Aish... ich war so dumm.
Vielleicht hätte ich doch einfach warten sollen bis er zuerst etwas zu dem, was zwischen uns war, sagte.
Beruhigend lächelte ich ihn schließlich an und griff nach seiner Hand.
„Du bist nicht so der Gefühlstyp, oder?", flüsterte ich, malte kleine Kreise auf seinen Handrücken.
Junhyung sagte nichts dazu, sondern starrte mich nur stumm an.
Es vergingen mehrere Minuten. Die Stimmung war wieder einigermaßen normal. Langsam fühlte ich mich wieder wohl und ich merkte auch, dass sich Junhyung mehr und mehr entspannte.
„Lass uns schlafen gehen", sagte er irgendwann mit rauer Stimme.
Überrascht hob ich den Kopf.
Was hatte er da gerade gesagt?
„Jetzt schau nicht so, sondern leg dich hin und mach mir Platz", meckerte er auch gleich und kniff mir in die Wange. Ich konnte nicht anders als ihn weiterhin anzustarren.
Er wollte, dass ich hier schlief?
„Was... was ist mit deinen Mitbewohnern?", hakte ich unsicher nach.
Junhyung wusste ja, dass bei mir Zuhause was los war. Ich hatte ihm es ja indirekt gesagt. Ich wollte einfach nicht, dass er sich dazu verpflichtet fühlte, mir anzubieten hier zu schlafen.
„Was soll mit ihnen sein? Sie werden dich wahrscheinlich nicht mal zu Gesicht bekommen, weil wir alle morgen früh raus müssen. Ich hoffe es ist okay für dich, dass ich nicht mehr da sein werde, wenn du aufwachst."
Ich seufzte und lächelte dann wieder.
„Okay", stimmte ich schließlich zu.
„Braves Mädchen."
Lachend wuschelte Junhyung mir durch die Haare und stand dann auf.
„Yah! Ich bin kein Hund!", fuhr ich ihn gleich darauf an und versuchte meine Haare irgendwie zu ordnen.
Er war doch unmöglich. Erst zog er mich immer auf und jetzt behandelte er mich wie einen Köter. Wo sollte das noch hinführen bitteschön?
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