I hope you be happy as you listen to this song
So schlimm, wie ich gedacht hatte, war es gar nicht geworden. Klar, ab und zu hatte Sohee dämliche Kommentare in meine Richtung abgelassen, aber zu meiner Überraschung hatte Dongyul mich verteidigt. Ich war ihm dankbar dafür und glaubte daran, dass wir vielleicht auch sowas wie Freunde werden konnte. Mittlerweile zweifelte ich nämlich nicht mehr daran, dass seine Gefühle für mich echt gewesen waren. Unweigerlich stellte sich mir auch die Frage, ob eine Beziehung mit Dongyul nicht vielleicht sogar besser gewesen wäre als eine mit Junhyung. Da ich eh davon ausging, dass es mit Junhyung und mir nichts mehr werden würde, hatte ich mir vorgenommen, Dongyul neutraler gegenüber zutreten. Irgendwie war er ja auch ein ziemlich korrekter Typ, mal abgesehen von seinem Drogenkonsum, was ich allerdings nicht weiter schlimm war.
Es war früher Morgen und ich war alleine daheim. Minyoung war mit zu Sohee gegangen und Dongyul war noch mit anderen Freunden von sich unterwegs gewesen. Ich war alleine nachhause gegangen, weil ich nun wirklich nicht in Sohees Nähe sein wollte. Es war überraschend gewesen, dass wir uns gestern nicht an die Gurgel gegangen waren. Wir beide hatten uns ein wenig zusammen gerissen. Minyoung hatte das gefreut. Trotzdem war uns allen klar, dass wir wohl nie die besten Freunde werden würden. Vor allem nach all den Sachen, die vorgefallen waren.
Sohees Hass auf mich war nämlich entstanden, als Minyoung und ich zusammen gezogen waren. Sie war schlichtweg eifersüchtig und wahrscheinlich auch enttäuscht gewesen, weil wir sie nicht dabei haben wollten. Es war noch schlimmer geworden, als Dongyul angefangen hatte mich zu umwerben. Das gab ihr wohl den letzten Rest. Ich wusste nicht, ob es noch andere Gründe für ihr Verhalten gab. Jedoch war ich mir sicher, dass die beiden genannten Sachen für ihr Verhalten mir gegenüber sorgten.
Dagegen tun konnte ich nichts und es war mir auch schlichtweg egal. Was sollte ich auch schon machen? Minyoung und ich kannten uns länger. Schon als Kinder hatten wir immer wieder gesagt, dass wir mal zusammen ziehen würden. Natürlich konnte man so eine Aussage von Kindern nicht wirklich ernst nehmen, weil es nur selten Wirklichkeit wurde, aber es war nun mal eine Tatsache, dass wir das schon länger geplant hatten. Und zum Thema Dongyul, dafür konnte ich wohl am Wenigsten. Genauso wie Dongyul selbst. Gegen seine Gefühle konnte man nichts machen.
Ich saß schon eine ganze Weil am Küchentisch, rührte mit dem Löffeln in meiner Tasse Tee herum. Im Hintergrund lief leise das Radio. Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster herein und wärmten mich. Erst jetzt, als ich nicht mehr so über gestern Abend nachdachte, fiel mir auf, wessen Song da eigentlich lief. Ich wusste zwar nicht, wie er hieß, aber von wem er war, wusste ich. Immerhin war das gerade seine Stimme, die zu hören war. Gequält schloss ich die Augen und unterdrückte die Tränen. Ja, es tat immer noch weh. Es würde noch lange dauern bis der Schmerz vollkommen weg war. Liebeskummer war nie schön, aber ändern konnte man auch nichts daran.
Das laute Schallen der Klingel ließ mich hochschrecken. Abrupt schnellte ich hoch und runzelte die Stirn. War das Minyoung? Hatte sie etwa ihre Schlüssel nicht mitgenommen? Äußerst verwirrt, weil ich keinen Besuch erwartete und auch nicht den geringsten Schimmer hatte, wer das sein könnte, ging ich zur Wohnungstür. Wir hatten keinen Spion und mussten somit immer die Tür öffnen. Vielleicht sollte ich meiner Freundin mal vorschlagen dafür zu sparen. Ich mochte es nämlich überhaupt nicht die Tür zu öffnen, obwohl ich nicht wusste, wer da war.
Zögerlich legte ich die Hand auf die Klinke, drückte sie langsam herunter und öffnete die Tür einen Spalt breit. Ich lugte hindurch, nur um überrascht die Luft auszustoßen. Aus einer Kurzschlussreaktion heraus, knallte ich die Tür wieder zu. Oder besser gesagt, ich versuchte es. Zu meinem Pech stellte die Person ihren Fuß gerade noch rechtzeitig dazwischen.
„Das ist aber keine sehr nette Begrüßung", murmelte er amüsiert und drückte schließlich die Tür auf. Ich stolperte nach hinten und sah ihn fassungslos an.
Was zur Hölle wollte er hier? Hatte Junhyung ihn erwischt? Woher wusste er eigentlich wo ich wohnte?
Ich konnte mich nicht daran erinnern ihm die Adresse genannt zu haben und von Junhyung würde er sie ja wohl kaum haben. Der hatte unsere Beziehung ja immerhin privat gehalten, seiner eigenen Aussage nach. Nicht einmal seine anderen Bandmitglieder hatten über uns Bescheid gewusst sondern nur vermuten können.
Jedenfalls betrat mein ungewollter Besuch namens Kikwang gerade die Wohnung und sah sich neugierig um.
„Schön hast du es hier. Ich hätte gar nicht gedacht, dass du dir sowas leisten kannst", kam es spöttisch von ihm.
Ich kniff die Augen zusammen und wich ein paar Schritte vor ihm zurück. Mir fiel sofort auf, dass seine Laune nicht die beste sein konnte. Er verspottete mich hier immerhin ganz offensichtlich und versuchte es nicht einmal zu verstecken. Jeden anderen hätte ich schon längst wieder rausgeschmissen, doch bei ihm ging das schlecht. Ich wagte zu bezweifeln, dass ich es schaffen würde, ihn hinauszudrängen. Kikwang war stärker als ich und außerdem war er schon einfach herein gekommen, obwohl ich das ja nicht mal gewollt hatte. Folglich würde er wahrscheinlich erst gehen, wenn er es auch selbst wollte. Wirklich super!
„Was machst du hier?!", fragte ich ihn harsch und brachte es gleich auf den Punkt. Lange um den Brei herum zureden wäre nämlich sowas von sinnlos.
„Ich wollte dich besuchen."
Unverschämt grinste er mich an und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Unterdrückt knurrte ich und funkelte ihn säuerlich an. Der Kerl machte mich gerade sowas von wütend. Er hatte nicht das Recht hier einfach aufzutauchen.
„Ich wollte keinen Besuch. Das was du hier veranstaltest, nennt man auch Hausfriedensbruch!"
„Dann zeig mich an!", gab er gleich kontra und beugte sich ein wenig vor. Er funkelte zurück und mir war bewusst, dass er seine Worte ernst meinte. Allerdings war mir auch bewusst, dass er wusste, dass ich ihn nie anzeigen würde. Ich sprach einfach oft schneller als ich dachte. Das war wirklich ein Problem.
„Wirklich Soomin, ich wollte dich besuchen", fing er nochmal an. Sein Ton war ruhig und völlig neutral. Er meinte es also wirklich ernst.
„Warum glaube ich dir das dann nicht?"
Kikwang lachte leise und richtete sich wieder auf. Mit einem amüsierten Ausdruck auf den Zügen schlängelte er sich an mir vorbei ins Wohnzimmer. Während ich ihm hinterher hechtete, stellte sich mir die Frage, woher er wusste, wo das Wohnzimmer eigentlich war. Wusste er es überhaupt oder ging er hier gerade auf gut Glück in den nächstbesten Raum?
„Das war eine rhetorische Frage, nicht?"
Darauf bekam er keine Antwort von mir. Wieso auch? Er wusste es doch sowieso schon. Ich schüttele den Kopf und ließ mich aufs Sofa sinken. Aufmerksam beobachtete ich Kikwang dabei, wie er sich die Filme und Bücher in den Regalen ansah. Ich ließ ihn machen und versuchte endlich heraus zu finden, was er hier machte. Junhyung hatte ihn sicher nicht geschickt. Außerdem glaubte ich auch nicht, dass er ihm irgendwas erzählt hatte. Kikwang hatte ja nicht mal gewusst, dass Schluss war.
Ich stockte, riss die Augen weit auf und sah den jungen Koreaner an. Mir war eine Vermutung gekommen. Nur hoffte ich, dass diese sich nicht bestätigte. Im nächsten Moment drehte er sich zu mir um und sah mich plötzlich ernst an. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich war es nicht gewohnt, dass er auch ernst sein konnte. Bis jetzt war er immer frech und vorlaut gewesen und hatte Späße gemacht.
„Du weißt warum ich hier bin, nicht wahr?"
Das war auch eine rhetorische Frage. Er stellte sie nur, damit wir ins Gespräch kamen. Allerdings wollte ich nicht mit ihm ins Gespräch kommen. Eigentlich wollte ich das mit niemandem. Vor allem nicht über dieses Thema. Aber so wie es aussah, blieb mir nichts anderes übrig.
„Dann weißt du aber auch, dass es nichts bringen wird mit mir zu reden. Ich werde meine Meinung nicht ändern", murrte ich verstimmt und wandte den Blick ab. Viel lieber inspizierte ich jetzt die Hose, die ich trug, als das ich den Sänger ansah und mich von seinem Gehabe einlullen ließ. Egal was Kikwang versuchen würde, er würde mich nicht umstimmen können. Das schwor ich mir.
Kikwang seufzte schwer und schmiss sich regelrecht aufs Sofa. Ein paar Momente war es vollkommen still in der Wohnung. Nur das Ticken der Uhr und den Radio, der immer noch leise lief, waren zu hören. Und der Moment, in dem der Sänger wieder anfing zu sprechen, kam schneller als ich wollte.
„Soomin, ich weiß, dass du Angst hast, weil ihr erwischt wurdet und die Bilder nun überall zu sehen sind, aber-"
„Ich habe keine Angst", unterbrach ich Kikwang mit leiser Stimme. Es stimmte wirklich. Ich hatte nicht Angst vor den wütenden Fans oder den anderen Konsequenzen. Ich hatte Angst davor, dass ich daran richtig kaputt ging. Und vor den Blicken hatte ich auch Angst. Ich mochte es nicht im Mittelpunkt zu stehen oder vor vielen Menschen gedemütigt zu werden.
Was andere über mich dachten, war mir doch sowas von egal. Das Einzige was für mich zählte, war Junhyungs Meinung über mich. Jedoch war dieses im Moment wohl schlecht.
Stirnrunzelnd und sichtlich verwirrt musterte er mich und rückte ein Stück näher.
„Was ist es dann?", hakte er vorsichtig mit lieber Stimme nach. Jetzt war er nicht mehr so ernst. Eher besorgt und liebevoll. Natürlich basierte das auf Freundschaft-Basis.
„Ich kann nicht damit umgehen, dass man mich anstarrt. Außerdem habe ich Angst daran kaputt zu gehen", flüsterte ich. Meine Hände fingen an zu zittern, weswegen ich sie in das viel zu große Hemd, welches ich trug, krallte. Meine Stimme war auch nicht mehr fest. Sie war brüchig und kaum zu hören.
„Versuch es zu ignorieren und wenn das nicht klappt, dann kann ich dir versichern, dass du dich irgendwann daran gewöhnen wirst. Ich werde schon seit Jahren tagtäglich angestarrt und-"
Es war unhöflich ihn schon wieder zu unterbrechen, doch es musste sein. Immerhin wusste Kikwang nichts von dem, was passiert war.
„Sie beleidigen mich", platzte ich ungeduldig raus. Mein Ton war schärfer und Kikwang erstarrte sofort. Die Kinnlade fiel ihm herab und seine Augen wurden groß. Meine Worte waren für ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er hatte davon wirklich nichts gewusst. Wäre es anders, hätte er anders reagiert.
„Was?"
Entsetzt keuchte er auf und rutschte näher zu mir. Er war zu nah, weswegen ich vor ihm wegrutschte. Mir war seine Nähe nicht unangenehm, allerdings durften nur Menschen, die ich besser kannte, so nahe sein. Minyoung oder Junhyung zum Beispiel.
„Du hast schon richtig gehört. Schülerinnen haben mich beleidigt und mir gedroht", sagte ich mit fester Stimme, was mich selber wunderte. Vollkommen ruhig sah ich dem Sänger in die Augen, nahm jede seiner Bewegungen war und erkannte, dass es ihn mehr schockierte, als es sollte.
„Sind sie-"
Er unterbrach sich selbst, räusperte sich laut und versuchte seine Fassung zurück zu erlangen. Dann versuchte er es erneut.
„Sind sie handgreiflich geworden?"
„Eine hat mir eine Ohrfeige verpasst."
„Und weiter? Was ist noch passiert?"
Kikwang wurde ungeduldig, das merkte ich an seinem Tonfall und dem Ausdruck in seinen Augen. Auch merkte ich, dass er wütend war. Zwar versuchte er es vor mir zu verstecken, doch es klappte nicht. Ich erkannte, dass Kikwang ein Mensch war, der seine Emotionen nicht verbergen konnte.
Schwer seufzend ließ ich mich gegen die Lehne des Sofas sinken und starrte die Decke an.
„Ich wurde mit rohen Eiern und dann mit Mehl mitten auf der Straße beworfen. Außerdem haben sich mich festgehalten. Weißt du eigentlich, wie schlimm das für mich war, so gedemütigt zu werden in der Öffentlichkeit? Und das nur, weil ich Junhyungs Freundin war."
Im nächsten Moment zuckte ich erschrocken zusammen. Mein Blick schoss erst zu meiner Schulter, dann direkt zu Kikwang. Vorsichtig hatte er die Hand auf meine Schulter gelegt und drückte sie beruhigend.
„Nein, ich weiß es nicht. Allerdings kann ich es mir vorstellen. Außerdem sind Beleidigungen und Drohungen für mich nichts Neues. Ich werde seit dem Anfang meiner Karriere tagtäglich damit konfrontiert. Junhyung und die anderen Jungs übrigens auch, wobei es vor allem bei Hyunseung sehr schlimm ist."
„Was?", hauchte ich überrascht.
Obwohl ich diesem Hyunseung kein Gesicht zuordnen konnte, schockte es mich, dass es bei einem von ihnen schlimmer war als bei den anderen.
Dafür musste es doch einen Grund geben, oder?
„Tut mir leid, ich hätte damit nicht anfangen sollen. Ich würde dir ja echt gerne erzählen warum, aber ich habe dazu nicht das Recht."
Entschuldigend lächelte er mich an und zog schließlich seine Hand zurück. Eine Weile war es still. Wir beide schwebten in unseren Gedanken, starrten sinnlos vor uns hin und rührten uns kaum. Ich war die Erste, die schließlich wieder den Mund aufmacht.
„Ich verstehe nicht, warum ich so fertig gemacht werde, nur weil ich Junhyung liebe und mit ihm zusammen war. Das ist nicht fair."
Diese Worte entkamen mir teilweise ungewollt. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, das vor Kikwang auszusprechen. Aber jetzt war es zu spät. Außerdem hatte er vorhin bewiesen, dass er ein guter Zuhörer war. Bei unserem ersten Aufeinandertreffen hatte ich das nicht erwartet.
Seine nächsten Worte trafen mich allerdings total unvorbereitet. Sie versetzten mir einen kleinen, schmerzhaften Stich. Und das nicht nur, weil ich wusste, dass es die Wahrheit war.
„Es ist auch nicht fair, dass du dich deswegen von Junhyung abwendest."
Ich sagte nichts, senkte nur den Kopf und starrte schuldbewusst auf meine Hände. Was hätte ich auch sagen können? Er hatte ja recht. Es war unfair sich deswegen von ihm abzuwenden. Aber genauso unfair war es mich schlecht zu behandeln, nur weil ich mit ihm zusammen gewesen war. Und auch wenn wir wieder zusammen kommen würden, würde es nicht besser werden. Ich war mir sicher, dass es eine lange Zeit lang richtig schlimm sein würde, bis wir uninteressant wurden. Nur würde das lange dauern und ob ich das durchhalten würde, war eine ganz andere Frage. Eine Frage, dich ich im jetzigen Moment mit nein beantworten würde.
„Ihm geht es schlecht deswegen. Er hat abgenommen und sieht schrecklich aus, wobei schrecklich noch untertrieben ist. Junhyung ist nicht mehr gesund", flüsterte er leise, die Stimme vor Schmerz verzerrt. Unwillkürlich trieb mir das Tränen in die Augen. Kikwang ging es verdammt nahe und auch ihm ging es nicht mehr gut. Und wer war schuld daran? Genau, ich.
Trotzdem konnte ich nicht über meinen Schatten springen.
„Ich kann das nicht..."
Ich hob den Kopf immer noch nicht, weigerte mich krampfhaft Kikwang in die Augen zu schauen. Es reichte schon, dass ich seinen Blick auf mir spürte. Es fühlte sich so an, als würde dieser sich in mich hineinbohren. Wenn er mir in die Augen sehen würde, dann würde er wissen, wie es mir ging und das wollte ich nicht.
„Weißt du, wir als Idols dürfen nur selten eine Beziehung führen, weil es oft vom Entertainment verboten wird. Natürlich gibt es auch Leute, denen das egal ist. Allerdings müssen wir immer aufpassen mit den Menschen, die wir kennen lernen. Viele sind nur auf unser Geld aus oder darauf aus Aufmerksamkeit durch uns zu bekommen", fing Kikwang an zu erklären.
Unsicher neigte ich den Kopf in seine Richtung und öffnete schon den Mund. Der Sänger jedoch schien noch nicht fertig zu sein, denn er sprach nach einer kurzen Pause gleich weiter.
„Was ich damit sagen will, ist, dass Junhyung auch seine Zweifel bei dir hatte, was er dir wahrscheinlich nicht gesagt hatte, so wie ich ihn kenne. Aber er liebt dich wirklich und meint es ernst mit dir, das habe ich gemerkt. Du bist nicht auf sein Geld aus, meinst es ebenfalls ernst mit ihm und außerdem bist du bodenständig und hilfst ihm ein wenig aus dieser kranken Welt, in der es nur ums Geld geht und der Konkurrenz standzuhalten, zu entfliehen", endete er seinen kleinen Vortrag.
Vollkommen überrumpelt starrte ich ihn jetzt doch an. Ein paar Mal öffnete ich den Mund, fand aber nicht die richtigen Worte. Ich kam mir dabei ganz schön dämlich vor. Ich wollte etwas sagen. Ich musste etwas sagen, doch mein Kopf war wie leer gefegt.
„So hast du das noch nie gesehen, hmm? Natürlich hast du das nicht. Du bist kein Idol, du weißt nicht wie es in unserem Business zugeht", lachte Kikwang und sagte eigentlich damit exakt das, was ich hätte sagen sollen.
„Was willst du jetzt genau von mir?", traute ich mich schließlich zu fragen. Ich verstand gerade nicht, worauf er hinaus wollte. Okay, eigentlich verstand ich es schon. Ich kapierte nur nicht warum.
Natürlich machte er sich Sorgen um Junhyung. Immerhin waren sie Freunde. Aber sah Kikwang nicht auch, dass es für uns keine Hoffnung mehr gab? Wir waren nicht lange zusammen gewesen. Das Band zwischen uns war nicht stark genug gewesen, um sowas zu überstehen. Wären wir etwas länger zusammen gewesen, dann hätte es uns vielleicht nichts anhaben können.
Mit den Fingern hob der Sänger mein Kinn an, zwang mich damit ihm in die Augen zu schauen. Wortlos ließ ich es zu und studierte den Ausdruck in seinem Blick. Er war unergründlich. Auf der einen Seite ernst, auf der anderen wiederum amüsiert. Ich verstand ihn übrigens auch nicht.
„Ich will, dass du mit mir kommst und Junhyung sagst, dass du bei ihm bleiben wirst, auch wenn es Fotos von euch gibt und viele dich jetzt hassen."
Ich erstarrte. Mein Herzschlag setzte einen Moment aus. Es sollte mich eigentlich nicht überraschen, dass Kikwang das wollte. Es war ja von Anfang an klar gewesen, dass er genau darauf aus war. Doch irgendwie schockte es mich schon. Mein Verstand fing schon an mich anzuschreien, dass ich es lassen sollte. Doch mein Herz sagte etwas ganz anderes. Ich war in einer Zwickmühle gefangen und wusste nicht wohin mit mir. Egal für welche Option ich mich entscheiden würde, es würde mit Schmerzen enden. Wenn ich mich weigerte, würde mich der Liebeskummer und das schlechte Gewissen weiter zerfressen und wenn ich mitging, dann würde mich der Hate verletzen.
Meine Augen fingen an zu brennen, Tränen bildeten sich in ihnen und fingen schließlich an meine Wangen hinab zu laufen. Mich interessierte dies gerade herzlich wenig. Auch das Kikwang erschrocken die Luft ausstieß, ignorierte ich. Sollte er mich doch heulen sehen. Ich hatte auch einen guten Grund dafür. Mich machte die Situation einfach nervlich fertig. Ich hielt es nicht mehr aus.
„Hey, du brauchst doch nicht weinen", stieß er besorgt hervor und rückte gleich noch näher zu mir. Mit größter Vorsicht, wie als könnte er mich zerbrechen, strich er die Tränen weg. Sein Blick traf meinen. Ich wusste, dass er sehen konnte, was gerade in mir vorging.
„Ihm geht es wirklich schlecht. Er isst kaum noch, schläft schlecht und arbeitet ständig. Komm bitte mit, Soomin. Junhyung liebt dich wirklich und du bist ihm unglaublich wichtig geworden in der kurzen Zeit. Er sagt es zwar nicht, aber ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er sich selber die Schuld für alles gibt", flüsterte der Koreaner sanft und strich mir eine verirrte Strähne zurück. Es war mir ein Rätsel, warum ich das gerade zuließ. Eigentlich durfte mich keiner so anfassen. Keiner außer Junhyung.
Die folgenden Minuten war es totenstill. Kikwangs Wörter wiederholten sich immer und immer wieder in meinem Kopf. In meinem Inneren tobte ein Kampf. Mein Verstand war immer noch dagegen. Ihm war es egal, dass mein Herz schrie und blutete. Ich wusste einfach nicht wohin mit mir. Diese Entscheidung war so unglaublich schwer, da half mir auch meine Angst nichts.
„Und?"
Fest biss ich mir auf die Unterlippe, als der Sänger ungeduldig wurde. Was sollte ich sagen? Ja oder nein? Oder einfach gar keine Antwort geben und darauf warten, dass er von alleine ging? Nein, das konnte ich nicht tun. Nicht nachdem Kikwang sich so um mich gerade gekümmert hatte, obwohl wir nicht mal Freunde waren. Er hätte das nicht tun müssen, doch er hatte es getan und das rechnete ich ihm hoch an. Vielleicht sollte ich ihm zu liebe mitgehen? Ja, das sollte ich wirklich. Das war das Mindeste was ich jetzt tun konnte.
„Okay, ich komme mit."
Kaum hatte ich diese Wörter ausgesprochen, sprang er breit grinsend auf und klatschte voller Freude in die Hände.
„Klasse!", rief er und schnappte sich mein Handgelenk. Total überfordert mit seiner Persönlichkeit, starrte ich ihn aus großen Augen an. Was ging denn jetzt ab?
„Dann nichts wie los! Zeit ist Geld und Geld haben wir nicht", jauchzte er und zog mich so ruckartig auf die Beine, dass ich fast umgekippt wäre. Seine Aussage war, nebenbei bemerkt, total dämlich. Kikwang hatte Geld. Mit der Zeit konnte es jedoch wirklich ein Problem werden.
„Du bist seltsam. Gerade noch so ernst und dann aufgedreht", rutschte es mir raus. Ich wollte mich gleich darauf entschuldigen, allerdings lachte Kikwang fröhlich und schliff meine Wenigkeit einfach so hinter sich her in den Flur. Dort befahl er mir, mir schnell irgendwelche Schuhe und eine Jacke anzuziehen. Ich tat einfach mal was er sagte.
Anscheinend hatte er es ja echt eilig. Ob es daran lag, dass er das alles schnell hinter sich bringen wollte oder er noch zu arbeiten hatte, konnte ich nicht sagen. Es war mir auch relativ egal, denn ich bemerkte plötzlich, dass mein Herzschlag sich beschleunigt hatte. Meine Knie waren ganz weich geworden und es fiel mir schwer Kikwangs Tempo zu halten, als wir das Treppenhaus runter stürmten. Vorfreude durchströmte meinen Körper.
„Übrigens, ich höre das oft", grinste er, als er mir die Beifahrertür aufhielt, damit ich einsteigen konnte. Kurz konnte ich nichts mit seinen Worten anfangen, bis mir einfiel, dass es auf das von mir zuvor Gesagte bezogen war. Ehrlich gesagt, war es auch kein Wunder, wenn er das oft zu hören bekam. Ich konnte mir vorstellen, dass es anstrengend mit ihm war, wenn er immer solche Stimmungsschwankungen hatte.
„Eine Frage habe ich aber noch."
Kikwang startet gerade den Motor, schielte kurz zu mir und nickte dann, als Aufforderung zu fragen.
„Woher weißt du, wo ich wohne?"
Das fragte ich mich schon die ganze Zeit. Gut, er war einmal hier gewesen, als er Junhyung abholen musste. Allerdings glaubte ich nicht, dass es sich die Adresse gemerkt hatte, geschweige denn überhaupt sich dafür interessiert hatte, wo genau wir wohnten.
„Unser Manager wusste es noch", gab er knapp zurück und konzentrierte sich auf den Verkehr. Anschauen tat er mich dabei nicht, was vollkommen okay war. Immerhin war es unser Ziel lebend anzukommen.
Skeptisch hob ich eine Braue. Das klang ja mal sowas von unglaubwürdig. Dachte er ernsthaft, dass ich ihm das abnahm?
„Ich glaube dir nicht. Dein Manager war noch nie hier."
Kikwang lachte erneut und stupste mir gegen die Wange. Ich fauchte und schlug nach ihm, was er nur mit einem Kichern kommentierte.
„Okay, ich habe jemanden im Entertainment darum gebeten, sie für mich rauszufinden."
„Ihr seid schlimmer als das FBI!"
Das durfte doch wohl echt nicht wahr sein! Wie konnte es sein, dass man so einfach meine Adresse rausfinden konnte. Die wussten doch praktisch nichts über mich außer meinen Namen. Wie ging sowas denn?
„Hör lieber auf dir den Kopf zu zerbrechen. Du wirst nicht rausfinden, wie wir das geschafft haben", lachte der Sänger mich aus. Beleidigt streckte ich ihm die Zunge raus und drehte mich weg. Ich beobachtete die Menschen auf den Straßen. Es war nicht so viel los, wie ich gedacht hatte. Aber vielleicht lag es ja auch am Wetter.
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