A new beginning faces me
„Hör auf anderen Typen nach zu starren!", zischte Junhyung übel gelaunt in meine Richtung. Ungläubig hob ich eine Braue, schüttelte den Kopf.
„Wir sind zusammen", fügte er etwas ruhiger hinzu und drehte den Kopf weg.
Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn und wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Mir war schon in den letzten Tagen aufgefallen, dass er sich ein wenig anders verhielt. Die aktuelle Situation war ein gutes Beispiel dafür. Und zugegeben, ich hatte dem Typen nachgeschaut. War das wirklich so schlimm?
Ich meine, der Kerl sah gut aus, aber ich war ja nicht aufgestanden und ihm hinterher gerannt. Nein, ich saß immer noch hier neben Junhyung mit dem Sandwich in der Hand, während er mal wieder total vermummt da saß und mich beobachtete. Nebenbei erwähnt, letzteres war mir unangenehm.
Außerdem beobachtete ich gerne andere Leute. Es war ganz normal für mich. So war ich schon immer gewesen. Aber Junhyung schien ein Problem damit zu haben, vor allem wenn es sich um Männer handelte. Verständlich.
Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen und ich erhob mich. Etwas nicht so damenhaft stopfte ich mir den Rest meines Sandwiches in den Mund, kaute das Stück und schluckte es runter.
„Okay, für dich höre ich damit auf", zwitscherte ich fröhlich und drehte mich dann auf dem Absatz um. Junhyung folgte mir. Ich musste mich nicht umdrehen, um das zu überprüfen.
Es war selbstverständlich, dass er mir folgte, wenn wir was zusammen unternahmen. Ich würde ihm ja auch folgen. Nur war ich mir nicht so sicher, ob er mir folgte, weil wir eben den Tag zusammen verbrachten oder darauf aufzupassen, dass ich niemanden des anderen Geschlechtes auch nur eine Sekunde zu lange ansah.
Eigentlich war dieser Hauch von Eifersucht sogar ganz süß. Vor allem, weil es ganz neu war, dass Junhyung so reagierte. Ich glaubte nicht, dass er der Typ war, der groß eifersüchtig war und seine Freundin kontrollierte. Nein, so war er garantiert nicht. Ich vermutete eher, dass er jemand war, der am Anfang ein wenig eifersüchtig war. Es würde sich schon wieder legen. Ich würde ihm keinen weiteren Grund geben so zu reagieren. Das gerade war das erste und letzte Mal gewesen.
„Aish... diese Frau...", murrte Junhyung hinter mir.
Seine Schritte wurden schneller, weil er zu mir aufholen wollte. Ich war nicht zu unterschätzen. Wenn ich mal weg lief, dann fand man mich nicht mehr so schnell, wenn man mir nicht gleich folgte. Eine dumme Sache, die ich garantiert von meinem Appa hatte. Er war damals auch ganz schnell gewesen, als er sich von Eomma getrennt hatte. Über Nacht alle Sachen zusammen gepackt und dann ins nächst beste Hotel verschwunden.
Naja, ich wollte mich nicht beschweren. Immerhin hatte er Eomma und mir das Haus freiwillig überlassen. Hätte er das nicht getan, würden wir wahrscheinlich jetzt entweder auf der Straße sitzen oder in einer heruntergekommenen Mietwohnung.
Auch wenn Eomma nicht schlecht verdiente und Appa uns monatlich Geld zukommen ließ, war der Wohnungsmarkt in Seoul immer noch überfüllt. So viele Menschen wollten eine schöne und am besten auch noch große Wohnung. Man könnte Jahre warten um auch nur ansatzweise an eine Gute ranzukommen. Und ob man sie dann bekam, war wieder eine andere Sache. Aber daran wollte ich gar nicht denken.
„Seit wann sind wir eigentlich zusammen?", fragte ich Junhyung wie aus dem Nichts heraus.
Junhyung blieb stehen. Sein Blick, vollkommen überfordert, haftete an mir. Mein Grinsen wurde nur noch breiter.
Als er schließlich die ersten Sekunden der Überforderung überwunden hatte, schloss er schnell wieder zu mir auf. Grinsend schielte ich zu ihm und hatte allerhand damit zu tun, nicht in Gelächter auszubrechen. Junhyung sah demonstrativ weg.
Seine Mimik hatte sich verdüstert und ich wusste genau, dass er mich gerade verfluchte. Solche Fragen mochte er nicht und ich stellte sie ihm trotzdem, obwohl ich es wusste. Was war ich nur für ein schlimmer Mensch.
„Seit ich dir den Knutschfleck verpasst habe", presste er schließlich hervor und ließ seine Augen ein paar Sekunden über mich schweifen.
Mir stieg fast sofort wieder die Hitze zu Kopf. Echt danke für die Erinnerung an diese Aktion. Wirklich.
Schwer schluckend, versuchte ich mir nichts anzumerken. Junhyung sollte nicht schon wieder so schadenfroh sein, weil er mich aus dem Konzept gebracht hatte. Das gönnte ich ihm nicht. Zu mindestens nicht heute.
„Stimmt nicht", summte ich fast schon schadenfroh. Junhyung blinzelte verwirrt und zog die Stirn kraus.
„Wie?", hakte er nach.
Sein verwirrter Blick brachte mich fast zum Lachen. Ich wusste, dass wenn ich jetzt meine Gedanken äußern würde, Junhyung sich gleich quer stellen würde. Er war nicht der Typ für sowas. Oder besser gesagt, der sowas machte. Zu verdenken war es ihm ja auch nicht. Wer machte sowas auch schon in der heutigen Zeit?
Grinsend trat ich näher an ihn ran und zupfte an seinem Kragen rum. Schmetterlinge stoben in meinem Bauch auseinander, weil seine Nähe einfach so gut tat.
„Du hast mich noch nicht gefragt, deswegen stimmt es nicht", zwitscherte ich fröhlich und sah zu ihm auf. Junhyung würde mich sicherlich nicht wie bei einem Antrag fragen, ob ich seine Freundin sein wollte. Ich verlangte dies auch nicht. Schon der Gedanke an so eine Frage war komisch.
Es dauerte ein paar Sekunden bis Junhyung wusste, auf was ich da anspielte.
Abwehrend hob er die Hände hoch und wich einen Schritt zurück. Warnend und eingeschnappt funkelte er mich an, was mir ein Kichern entlockte.
„Denk nicht mal dran! Ich werde mich nicht so aufführen wie bei einem Antrag!", fauchte er aufgebracht.
Ganz schön amüsant, dass er echt dachte, dass ich sowas verlangte. Außerdem wusste ich nicht mal, ob ich ihn überhaupt ernst nehmen könnte bei dieser Frage.
Gespielt unzufrieden verzog ich das Gesicht, nur um gleich darauf wieder zu grinsen.
„Okay, auch gut. Dann kann ich ja anderen Typen hinter her starren."
Nach dieser Aussage wollte ich eigentlich einfach weiter laufen und Junhyung stehen lassen. So weit kam es jedoch gar nicht erst. Schneller als ich schauen und reagieren konnte, griff Junhyung nach mir und zog mich dicht zu sich. Mein Herzschlag setzte einen Augenblick aus, als er so nah war. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Sein Atem bescherte mir eine Gänsehaut.
„Ich warne dich", knurrte Junhyung warnend und kniff die Augen gefährlich zusammen.
Schwer schluckte ich und erlangte die Kontrolle wieder einigermaßen zurück.
Ich klimperte mit den Wimpern und griff nach seiner Hand.
„Wovor Oppa?"
Das letzte Wort betonte ich besonders. Und es zeigte auch Wirkung. Junhyung erstarrte. Seine Augen wurden größer und das Blut schoss ihm ins Gesicht.
Leise kicherte ich und genoss seine Reaktion in vollsten Zügen. Immerhin wusste ich jetzt, wie ich ihn aus dem Konzept bringen konnte. Voll und ganz zufrieden lief ich schließlich weiter, ohne großartig auf Junhyung zu achten. Es war auch nicht wichtig. Er folgte mir so oder so.
Immerhin konnte man mich ja nicht mehr alleine lassen in einer Stadt, wo es männliche Wesen gab.
Wir liefen schon seit einer Weile durch die Straße. Kaum jemand war hier. Eigentlich total seltsam für eine Stadt wie Seoul. Für gewöhnlich war immer was los. Etwas misstrauisch schielte ich zu Junhyung. Er lenkte mich die ganze Zeit in die richtige Richtung. Er musste sich hier also auskennen.
Vermutlich war es gar kein Zufall, dass hier so wenig los war. Wahrscheinlich war es normal für diese Gegend hier und Junhyung wusste das. Die Frage war nur, warum wir in einer so gottverlassenen Gegend waren.
Was aber noch ein wenig seltsamer war, dass Junhyung keinen Körperkontakt versuchte. Gut, ich tat es auch nicht, aber trotzdem. Es war nicht so, dass ich ein großer Fan von Händchenhalten war, aber ich hatte schon erwartet, dass Junhyung es wenigstens versuchen würde. Zugelassen hätte ich es ja.
Es war einfach nur komisch, dass er keinen Versuch startete.
Einzig und alleine unsere Handrücken berührten sich ab und zu. Das war es dann auch schon. Ich verstand es einfach nicht. Es konnte sein, dass es ihm in der Öffentlichkeit unangenehm war, aber hier waren kaum Menschen. Junhyung hatte bestimmt einen Grund für sein Verhalten und den würde ich hoffentlich auch noch erfahren.
Meine Gedankengänge wurden unterbrochen, als er plötzlich stehen blieb. Fragend blickte ich ihn an, hielt nach ein paar Schritten auch inne. Ein entnervtes Stöhnen entkam ihm. Frustriert fuhr er sich durch die Haare und sah überall hin, nur nicht zu mir.
„Was ist?", hakte ich verwirrt nach und zog die Stirn kraus.
Leise knurrte er, presste die Lippen zusammen. Und dann packte er mich an der Hand, zog mich mit so einem Ruck zu sich, dass ich fast hingefallen wäre. Erschrocken quiekte ich und krallte mich an seiner Schulter fest. Ruckartig hob ich den Kopf und wollte ihn schon wegen seiner Grobheit zurechtweisen. Doch ich hielt inne, als ich den Ausdruck in seinen Augen sah. Tief atmete Junhyung durch und schaffte es nun auch mal, mir in die Augen zu sehen.
„Jeon Soomin..."
Seine Stimme zitterte, sein Körper war angespannt und seine Wangen waren rot. Automatisch hielt ich den Atem an. Ich spürte schon regelrecht, wie unwohl er sich fühlte. Ich hatte eine Vorahnung, wusste was jetzt kam.
„...willst du meine Freundin sein?"
Mein Herzschlag beschleunigte sich. So sehr, dass ich Angst hatte, gleich einen Herzinfarkt zu bekommen. Schmetterlinge stoben in meinem Bauch auseinander. Ja, es war so verdammt kitschig und normalerweise hätte ich wohl gelacht. Aber erstens hatte ich selber zuvor noch genau das von Junhyung verlangt und zweitens handelte es sich hier um Junhyung, der mich das fragte. Diese Beziehung unterschied sich von meinen vorherigen. Alles war anders. Ich verhielt mich anders, ließ Sachen zu, die ich zuvor verachtet hatte.
Die Glücksgefühle, die in mir tobten, waren unbeschreiblich. Es war schön. Ich konnte nicht verhindern, dass ich Junhyung anstrahlte. Meinen Körper hatte ich auch nicht mehr unter Kontrolle. Jemand hatte mir die Kontrolle entzogen. Etwas zu übermütig warf ich mich Junhyung an den Hals. Verschreckt zuckte er zusammen und reagierte nicht, als ich ihn küsste. Erst danach reagierte er. Langsam legte er seine Arme um mich und drückte mich etwas. Glücklich sah ich zu ihm hoch.
Seine Wangen waren rot. Ich sah es, obwohl es langsam dunkel wurde. Wir standen noch ein paar Sekunden so da, bis Junhyung mich von sich wegdrückte. Irritiert blinzelte ich, wehrte mich aber nicht, auch wenn ich gerne noch länger seine Arme um mich gehabt hätte.
Mein Mund öffnete sich wie von alleine, doch er kam nicht dazu die Worte auszusprechen. Junhyung drehte sich auf dem Absatz um und floh regelrecht vor mir. Verdattert starrte ich ihm nach, ehe ich zu lachen anfing. Das ließ ihn inne halten. Ich wusste nicht genau, was ich jetzt so lustig fand, dass ich kaum noch aufhören konnte, zu lachen.
Mit dem Rücken zu mir, stand er da und schien wie erstarrt. Immer noch lachend, jedoch kontrollierter als zuvor, ging ich Junhyung schließlich nach. Als ich näher kam, hörte ich ihn fluchen, was mein Lachen wieder lauter werden ließ. Mit den Händen versteckte er sein Gesicht und reagierte auch nicht, als ich ihm sanft über den Arm strich.
„Dir muss das nicht peinlich sein. Es war wirklich süß von dir", sagte ich, als ich mich wieder beruhigt hatte. Was nebenbei erwähnt, gedauert und eine Menge Selbstkontrolle benötigt hatte.
Plötzlich wirbelte er so schnell zu mir herum, dass ich nicht anders konnte, als einen Satz nach hinten zu machen. Seine Augen waren geweitet und funkelten mich böse an. Ein eiskalter Schauer erfasste mich. Mein Herzschlag stolperte kurz. Wow. So hatte er mich wirklich noch nie angesehen.
„Süß?!"
Junhyung schrie schon fast. Entgeistert starrte er mich an, fächerte sich mit der Hand Luft zu, weshalb auch immer. Das brachte mich wieder zum Lachen und ihn wohl innerlich zum Heulen. Als dieser Gedanke durch meinen Kopf sauste, lachte ich nur noch mehr. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich bekam fast keine Luft mehr.
„Aish! Womit hab ich das eigentlich verdient?", fuhr er mich wütend an und riss an seinen Haaren herum.
Wahrscheinlich wünschte er sich gerade, dass sich der Boden auftat und ihn verschluckte.
Wieder lief Junhyung weiter. Ich folgte ihm natürlich. Immer noch lachend, wobei ich wirklich versuchte es ihm zuliebe, zu unterbinden. Und wie schon zuvor dauerte es ein wenig.
„Lass uns noch was essen gehen. Ich hab Hunger", schlug ich vor, nachdem einige Zeit vergangen war, in der wir uns beide beruhigt hatten. Junhyung war nicht mehr rot im Gesicht und ich lachte nicht mehr. Immerhin etwas, oder?
„Wir waren doch erst essen. Wie kannst du jetzt schon wieder Hunger haben?", murrte er verstimmt und schielte kurz zu mir runter. Es war übrigens schrecklich, dass er fast eineinhalb Köpfe größer war als ich und das, obwohl er auch schon ziemlich klein war. Ich war wirklich ein Winzling. Womit hatte ich das verdient?
Auf seine Antwort ging ich gar nicht erst ein. Wieso auch? Ich hatte Hunger, wollte was essen und wusste somit auch ganz genau, was ich wollte. Und Junhyung musste damit klar kommen und mich begleiten, wenn er nicht wollte, dass sich jemand des anderen Geschlechts mir näherte.
„Ich zahle", grinste ich fröhlich und griff nach seiner Hand.
Etwas zu kräftig zerrte ich ihn mit mir. Er kam kurz ins Stolpern, fing sich aber gleich wieder.
„Vergiss es! Ich bin der Mann, ich zahle! Verstanden?"
Aish...
In welchem Zeitalter lebte mein Freund eigentlich? Außerdem konnte es doch wohl echt nicht sein, dass er immer noch eingeschnappt war. Okay, ich wäre es vermutlich auch gewesen, wenn er gelacht hätte. Aber ich hatte ja nicht ihn ausgelacht. Eher die Tatsache, dass er rot angelaufen war. Wobei nicht mal die hatte ich ausgelacht. Auslachen war wohl das falsche Wort.
„Sei nicht so verstimmt. Ich hab dich vorhin nicht ausgelacht, falls dir das nicht klar sein sollte", gab ich glücklich zurück und blieb dann stehen.
„Ich zahle trotzdem!"
Seufzend verdrehte ich die Augen und sagte nichts mehr dagegen. Am besten ließ ich ihm seinen Willen, sonst drehte er noch vollkommen ab. Das nächste Mal würde jedoch ich zahlen, das schwor ich mir. Es musste nicht sein, dass immer er zahlte. Ich hatte mein eigenes Geld. Zu mindestens mein ganzes Erspartes der letzten Jahre. Und meine Eomma überwies mir im Monat immer einen kleinen Betrag, der vollkommen reichte, um normal zu leben.
„Wir gehen da rein!", bestimmte ich und deutete mit dem Finger auf eine Imbissbude.
Ich brauchte das jetzt wirklich. Essen, das vor lauter Fett nur so tropfte. Hörte und sah zwar eklig aus, schmeckte jedoch nach so einem anstrengenden Tag.
Junhyung warf mir einen Blick der Sorte Das-ist-jetzt-nicht-dein-Ernst zu, protestierte jedoch nicht dagegen. Wahrscheinlich wusste er, dass es besser war, nichts dagegen zu sagen. Er konnte froh sein, dass ich ihn zahlen ließ.
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