due
Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich das erste Mal als offizieller florentinischer Bürger einkaufen ging. In unserer friedlichen Ecke gab es einen kleinen Laden, den ich auf der Stelle erkunden wollte.
Mit wirrer Einkaufsliste wanderte ich durch das entzückende Geschäft, was jedoch rasch missglückte. Ich fragte einen älteren Herrn mit weißem Schnurrbart nach Waffeln und Cola, in der Hoffnung er wüsste, was ich damit meinte.
Es stellte sich heraus, dass ›Waffeln, Cola‹ verdammt ähnlich klang wie ›Vaffanculo‹ und übersetzt ›Leck mich am Arsch‹ hieß. Der Mann schnappte daraufhin nach Luft, »Mi scusi!?« Ich verstand natürlich nicht, was sein Problem war, und wiederholte mich. Er nahm erbost einen Schritt zur Seite und offenbarte mir das Waffeln Regal. Ich lächelte ihn dankend an.
Schlussendlich erhielt ich Hausverbot und darüber hinaus böse Blicke aus der Nachbarschaft.
Das sprach sich dann blitzschnell herum, bis sogar Loretta über die dreiste junge Dame aus dem Laden ‹Piccose› plauderte. Spätestens als ein Kind ›Vaffanculo‹ auf der Straße schrie und seinen Eltern den Mittelfinger zeigte, dämmerte bei mir ein, wie das Missverständnis zustande kam.
Ich klärte Loretta besorgt auf. Sie rückte mich wieder ins rechte Licht und sprach mit dem Herrn aus dem Laden, der Antonio hieß und Besitzer eines Blumenladens war. Ihm tat alles schrecklich leid. Seitdem lieferte er mir jeden Monat mindestens einen Blumenstrauß an die Tür, obwohl ich ihm schon längst verziehen hatte.
Worauf ich ursprünglich hinaus wollte: Ich bog Ende Juni mit meinem Vespa Moped in meine Straße und überfuhr beinahe einen Fahrradfahrer. ›Tipico‹, würde Loretta jetzt grummeln.
»Ehi, sta' attento!«, rief besagter.
»Scusa!«, entschuldigte ich mich über meine Schulter hinweg. Ich verlor im Handumdrehen die Kontrolle über mein Fahrzeug und raste geradewegs auf Lorettas Oleander zu. Gerade noch rechtzeitig zog ich das Lenkrad zur Seite und wich meinem Untergang aus. Loretta hätte mich umgebracht.
Ich verkroch mich somit eilig hinter meine Haustür und schützte mich in meinem sicheren Heim vor der Blamage. Ich wurde meinen Helm los, schmiss meine Hausschlüssel beiseite und schlüpfte in Windeseile aus meinen Schuhen. Keinesfalls konnte ich riskieren, dass der Fahrradfahrer mich noch durch die Fenster der Haustür sah. Das alles war schon peinlich genug.
Meinem klassischen Glück nach, ertönte einen Augenblick später die Klingel. Natürlich stand vor mir niemand anderes als der Mensch, vor dem ich mich versteckte.
Der Fast-Überfahrende-Fahrer mit einem goldgelben Blumenstrauß in seiner Rechten. Er runzelte die Stirn, als könnte er kaum fassen, dass die Blumen ausgerechnet an mich gerichtet waren, las etwas auf einem Zettel und schaute wieder hoch. »Martha?«
Er schloss sich den Leuten an, die meinen Namen deliziös aussprachen, indem sie das ›R‹ rollten.
Ich nickte lächelnd und versuchte meine Scham zu überspielen, »Sì«.
Ihm war die schlechte Laune deutlich anzusehen als er mir den Strauß in die Hand drückte und »Per te« murmelte.
Ich spürte die Hitze in meinen Wangen aufsteigen. »Grazie! Da Antonio?« Er nickte bloß und kehrte mir den Rücken zu. Wie peinlich! Wie konnte es nur sein, dass ich schlechte Eindrücke praktisch verstreute?
Ich schüttelte meinen Kopf, um das Missgeschick zügig zu vertreiben und schielte ihm heimlich hinterher. Erst dann fiel mir auf, dass er der Künstler aus der Straßenbahn war, der mich vor einem Monat inspirierte...
Ich konnte mich mal wieder nicht davon abhalten ein wenig enemies to lovers einzubauen, bitte verzeiht mir.
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