Der Polizei-Kobold schleppte mich hinter ihn her. Die vielen neugierigen Blicke, die ich abbekommen hatte, beschämten mich zutiefst. Kein guter Start, wenn man bedenkt, dass ich bereits zum 2ten Mal von einem Kobold gezogen wurde. Er zog mich an dem Eingang, durch den ich gekommen bin, vorbei, bis zu einer kleinen Polizeihütte.

Er öffnete die Tür schubste mich auf einen Holzstuhl und schaute mich mehrere Sekunden direkt an.

Nun stampfte er Richtung Kaffeemaschine. Er machte sich einen Kaffee, nahm ein Zuckerwürfelstück und schüttelte etwas Milch hinein.

Ich nutzte die Zeit und schaute mich ein bisschen um. Die Wände des Polizeipostens waren alle komplett aus Holz und größtenteils leer. Auf dem Tisch vor mir stand eine Tischlampe und Rings um den Tisch vier Stühle. Am anderen Ende des Raumes war ein kleiner Wandschrank mit allerlei Magazinen und Zeitungen.

Nun wendete er sich wieder zu, starrte mich wieder an und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von mir.

Er legte seine Füße auf den Tisch, nahm die Zeitung, die vor ihm lag, in die Hand und fing an zu lesen.

Ich konnte nur die Titelseite lesen:

"Wieder zugeschlagen
Jägerin J hat letzen Donnerstag zusammen mit bisher unbekannten Komplizen die Diamond - Pearl - Bank ausgeraubt.
Natur verspricht bessere und mehr Sicherheitsmaßnahmen.
Zeugen und Angehörige melden sich bitte bei der Polizei."
-> Weitere Infos S. 4

"Armutsquote bei nahezu 0%
Seit der Wahl von Mutter Natur ist die Arbeitslosen/- und Armutsquote in Florelia nahezu bei 0% angekommen.
Dank der großzügigen und helfenden Hand von Natur, dürfte es bald überhaupt keine Notleidenden Bürger mehr in Florelia geben.
-> Details S. 6

Schwachsinn, dachte ich mir. Ich habe doch erst eben gesehen, wie die drei Wichte oder Kai leben.

Der Kobold legte die Zeitung auf den Tisch und starrte überlegt in die Luft. Seine Augen wanderten langsam zu mir.

Er holte einmal tief Luft.

Endlich fand ich den Mut mein Mund auf zu machen:"Wie lange werde ich hier bleiben müssen?"

Er starrte mich noch ein paar Sekunden an, schüttelte dann kurz seinen Kopf und zuckte mit den Schultern:,,Weiß nicht."

Ich schaute ihn fragend an und er verstand es wohl.

Er verdrehte daraufhin seine Augen.

"So lange bis du gelernt hast, kein Unfug mehr zu machen."
"Was hab ich denn getan?"
"Du wolltest nicht bezahlen..."
"Ja, weil ich meine Tasche verloren habe."

"Dann hättest du nicht in den Laden gehen sollen."
"Er hat mich darein gezwungen, mit irgendeinem fiesen Zauber oder soetwas, ich bin ni-."
"Botis ist ein anständiger Mann, soetwas kommt nicht infrage", unterbrach er mich.

"Aber wenn er mir ein pinkes Horrorgrinsen prophezeit und mich dann rausschmeißt, ist es natürlich ganz legitim..."

Der Kobold schlug mit einer Faust so stark auf den Tisch, das seine Kaffeetasse fast umfiel.

"Hör mal zu! Das Einzige, dass ich noch weniger leiden kann als Fremde die Unfug machen, sind Fremde die Unfug machen und dann noch versuchen mir auf der Nase rumzutanzen. Pass also besser auf, was du sagst, sonst geht's mir dir zur Schlosswache. Und die sind lang nicht so geduldig, wie ich es bin."

Er nahm die Faust vom Tisch und steckte sein Kopf langsam zurück in die Zeitung.

Ich sakte enttäuscht und wütend in den Stuhl und seufzte einmal tief. Nun starrte ich die Decke an und überlegte mir, was ich am besten tuen könnte.

Weglaufen? Zu riskant.

Versuchen zu reden? Hat auch eben schon nicht geklappt.

Abwarten? Aber wie lange?

Ich entschied mich für Letzteres und schaute erstmal aus den Fenster.

Draußen sammelte sich eine Menge... Plötzlich sah ich in dieser wieder den Umhang mit goldenen Dachs darauf, und mir fiel ein, dass mich diese Person angerempelt hat, als ich in Kuddelmuddel ankam.

"Vielleicht hat sie mir ja meine Tasche gestohlen", dachte ich mir.

Ich drehte mich zum Kobold um und wollte ihm die Frau zeigen, aber er schien mir nicht einmal mehr zu zuhören...

Ich schaute wieder hoch zur Decke.
"Merkwürdig", dachte ich mir. Mein Herzschlag wurde auf einmal schneller und mein Atem unruhiger.
Ich bekam Panik.

Plötzlich, sah ich, dass die Tür aufging und ein anderes Wesen hineingelaufen kam. Es wirkte gestresst und... er ging auf den Polizisten von hinten zu. Es wollte ich erwürgen...

Ich musste Husten. Als das vorbei war, sah ich mich um. Der Kobold sah mich unglaubwürdig an.
Mir fiel ein, dass das letzte Mal als ich eine "Panikattacke" bekam und Sachen sah, ist es kurz danach passiert.

Die Tür öffnete sich sanft.
Ich schrie:,, Achtung", nahm mir die Kaffeetasse und warf sie Richtung Tür.

Es schepperte und die Scherben (inklusive Kaffe) waren auf den Boden verteilt.

Jetzt realisierte ich, dass der "Fremde" einer der anderen beiden Kobolde war.

Der Kobold war ganz aus der Puste und schaute mich verdutzt an.
Hugo drehte sich wieder zu mir um und formte eine Faust und ich sah förmlich, wie rot er wurde.

Doch bevor Hugo mich umbringen konnte, fing der andere Kobold an zu sprechen.

"Chef... Hugo... Chef - Es es geht um Larry...", keuchte er nach Luft schnappend.
Hugo drehte sich schnell zu Lemmy.
"Was ist passiert?"
"Ein Mischwesen - Es hat ihn angegriffen... Keuch"

Hugo schaute nochmal zu mir und schien kurz nachzudenken.

"Hör zu Fremder, erschwische ich dich nochmal, geht's zur Schlosswache. Du bist vorläufig entlassen. Mach vorher nur deine Unordnung sauber!"

Und schon rannte er zusammen mit Lemmy nach draußen.

"Zufälle gibt's", dachte ich mir.

Aber anders als beim letzten Mal, war meine Vision falsch...

Ich nahm mir ein Kehrblech und fegte die Scherben auf...