Die Stimme


Der restliche Tag verlief sonst ganz normal. Zumindest was ich unter normal Verstehe.

Ein paar "Freunde", wobei es Klassenkameraden besser beschreibt, haben mir ihre Glückwünsche geschrieben.
Als mein Vater von der Arbeit kam, saß er sich auf das Sofa und hörte seine komische 80er Jahre Pop Musik.
Und ich?
Ich verbrachte ein Großteil des rechtlichen Tages mit dem Fotoalbum, welches mir mein Vater schenkte.

Er hatte sich wirklich viel Mühe damit gegeben. Das sah man dem Buch an.

Jedes Mal wenn ich umblätterte, schaute ich mir jedes Bild kurz verträumt an.

Es waren Fotos von meinem dritten Geburtstag, über meine Einschulung, bis zum letzten Silvester, jede Art von Fotos drin. Egal ob peinlich oder schräg.

Meine Augen blieben bei einem bestimmten Foto stehen.

Es war ein Bild von dem letzten Weihnachten. Mir ist bis jetzt noch nie Aufgefallen, dass mein feuerrotes Juwel als Stern benutzt wurde...

Ich hatte das Juwel doch aus persönlichen Gründen immer in meiner Schublade.

"Eigenartig", dachte ich mir.

Je länger ich mir die Seite anschaute, desto mulmiger wurde mir im Bauch.

Jetzt fielen mir auch andere Ungereimtheiten auf den Bildern auf.

An meinem 15 Geburtstag soll ich sie als Kette beim Bowling getragen haben. Hinweis: Habe ich nicht.

Mein Atmen wurde leicht schneller und ungleichmäßig. Ich bekam langsam richtige Paranoia.

Plötzlich sah ich, wie sich vor mir ein türkises Licht auftat. Mein Vater stand geschockt in meiner Tür und...

Ich schlug das Buch zu. Ich spürte meinen sehr schnellen Atem. Ich sah mich um. Nichts ungewöhnliches.

Ich strich mit meiner Hand über meine schweißgebadete Stirn und machte kurz meine Augen zu. Meine Hand war angenehm kühl.

Ich schluckte noch Mal langsam, schüttelte leicht mein Kopf und öffnete wieder meine Augen.

Mein Atem hatte sich wieder leicht beruhigt und ich wieder einigermaßen klar denken.

,,Das war nur eine Optische Täuschung... Oder soetwas" redete ich mir ein.

Ich stand vom Boden auf und öffnete zögernd meine Nachttischschublade.
Das Juwel war noch da. So wie immer.

Ich ging in die Küche um mir ein Glas Wasser zu holen. Aus dem Wohnzimmer hörte man nur die Stimme meines Vater schief zu den 80er Jahren Songs singen.

Der Gedanke, dass es wenigstens ihm gut ging, beruhigte mich etwas.

Ich schaute aus dem Küchenfenster und sah, dass es regnete.

"Schöner Geburtstag", dachte ich mir lautstark.

"Simon, komm zu mir... SCHNELL", flehte mich eine Stimme in meinen Kopf an.

Ich ging zum Wohnzimmer und schaute zu meinem Vater. Er sah nicht so aus, als hätte er Hilfe benötigt.
(Außer vielleicht im Gesangsunterricht).

Ich fragte zur Sicherheit nochmal nach:,, Hey, Dad, hast du mich gerufen?"

Er drehte sich zu mir um und schaute mich verdutzt an."Nein, Sohnemann."

Er schaute mich unglaubwürdig an.

,,War bestimmt nur Einbildung. Oder hast du zu viel Zucker vernascht", zwinkerte er mich ironisch an.

Ich schüttelte nur den Kopf.

Ich ging verwirrt zurück in mein Zimmer und trank mein Glas mit Wasser aus.

Da war es wieder: "Simon, Hilfe!" Ich schrak auf und schaute mich panisch in meinem Zimmer um.
,,Wer ist da?", schrie ich in den Raum.
,,Komm zeig dich!"
,,Ich habe, nur ein bisschen, Angst vor dir..."

Im selben Moment, ein grelles Licht. Ich erschrak und fiel zu Boden. Das Glas fiel aus meiner Hand und zersprang.

Ich kniff meine Augen zu.
Ich spürte das grelle Licht auf meiner ganzen Haut. Vom Kopf bis zum Fuß.

Bis es wieder ruckartig aufhörte. Ich öffnete langsam und vorsichtig meine Augen.

Ich konnte nicht ganz klar sehen und sah überall kleine Sternchen.

Trotzdem konnte ich es sehen. Meine Juwelenkette. Sie schwebte regungslos im Raum.

Meine Zimmertür ging sacht auf und mein Vater kam rein.
,,Hey, Simon, alles gut, ich hab ein lautes Geräu..." Er unterbrach den Satz und schaute entsetzt zum Juwel.

Er schrie nach mir. Aber ich hörte ihn kaum. Irgendso ein Piepen in meinem Ohr übertönte die Stimme meines Vaters.

Die Schachtel fiel zu Boden. Doch das Juwel schwebte immernoch im Raum. Nun leuchtete das Juwel in einem schönen weinroten Licht.

Inzwischen konnte ich auch wieder einigermaßen gut sehen.

Das Juwel fing an sich um sich selbst zu drehen. Das Weinrote ging zu einem gelben Ton über, kurz darauf änderte sich die Farbe zu türkis.

Dieses türkise Licht... Ich habe das heute schonmal gesehen...

Ich sah meinen Vater, wie er geschockt da stand und wie eingefroren wirkte.

Nun ging das türkise Licht in ein strudelförmiges-türkises Licht über.
Außerdem nahm ich auf einmal so ein leichten Luftsog um mich herum war.

Der Luftsog wurde immer stärker, bis er anfing mich anzuziehen.

Mein Vater befreite sich aus seiner Schockstarre und er versuchte mich noch zu greifen.
Doch dafür war es bereits zu spät.

Der Strudel sog mich in sich hinein.

,,Sohnemann... Es gibt so viele Sachen, die ich dir nie erzählt habe...", schrie mein Vater mir noch panisch hinterher.
,,Ich wusste nicht das es so früh passieren würde...", sagte er mir immer leiser werdend.

Er warf meinen Bonnie-Egli Beutel hinter mir her.

"Vergiss mich nicht", waren die letzten Worte, die ich vernahm...

Jetzt sah ich nur noch alle Farben des Regenbogens an mir vorbeisausen.

Ich drehte mich in diesem bunten Strudel, sodass mir schon fast schlecht würde.

Irgendwann verlor ich mein Orientierungssinn und mein Zeitgefühl.

Während des "Fallens" packte ich den Beutel und zog ihn mir über meine Schulter.

Wann ich wohl aus dieser knallbunten Hölle raus komme?

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