8.Kapitel - von Neuanfängen und Temperament
A/N: So, hier kommt das nächste Kapitel, als Einstieg fürs Wochenende!Ich hoffe, es gefällt euch. In den nächsten Kapiteln werden keine Morde mehr vorkommen, also dürft ihr endlich aufatmen, es wird ein wenig ruhiger. Ein kleiner Hinweis, ich habe den Prolog von Summen des Stahl aufgeschaltet, würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung dalasst:)
PS: Dieses Kapitel widme ich Clarissa200, wobei ich wirklich hoffe, dass sie nicht sauer auf mich ist;)
Mit einem lauten Schrei wachte Phoebe auf. Ihr Herz klopfte, als sei sie quer durch London gerannt und ihre Lungen schmerzten. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen.
Ein weiterer Albtraum. Der dritte in dieser Nacht. Wenn sie Glück hatte, würde sie gegen Morgen eins, zwei Stunden Schlaf bekommen, ohne dass sie träumte.
Seit dem Vorfall im ‚Schwarzen Raben' waren zwei Wochen vergangen und noch immer wurde sie von Albträumen geplagt. Jede Nacht wachte sie schreiend auf und hoffte, dass sie nur im Traum geschrien hatte und nicht in Wirklichkeit, damit sie ihre Mutter nicht schon wieder aufgeweckt hatte.
In den letzten Nächten war ihre Mutter sofort auf den Beinen gewesen und hatte sie getröstet, sobald sie ihren Schrei vernommen hatte.
Und auch diese Nacht waren kurz später Schritte zu hören und Phoebes Zimmertür wurde aufgerissen.
„Ich bin hier, Phoebe, ich bin hier.", tröstete ihre Mutter sie und strich ihr durchs Haar, bis Phoebe sich beruhigt hatte und nur noch vereinzelt hickste.
„Wieder ein Albtraum?", fragte Mrs. Wilton sanft nach und seufzte, als Phoebe nickte und ihr Gesicht in der Halsbeuge ihrer Mutter vergrub.
„So kann das nicht mehr weitergehen.", sagte sie entschlossen.
Phoebe schaute verwirrt auf.
„Ich weiss nicht, was passiert ist, aber wenn du jede Nacht Albträume hast, dann muss es schlimm gewesen sein. Und deine Verletzung am Arm-„, sie brach ab und schaute aus dem Fenster.
„Ich werde am Morgen sofort mit Mr. Wilton sprechen.", sagte sie mit fester Stimme und Phoebe fragte verwirrt:
„Warum das denn, Mama? Ihr könnt euch doch nicht ausstehen."
In der Tat, die Beziehung des Ehepaars Wilton war keine, um die man sie beneidete. In jungen Jahren verheiratet worden, hatten sie sich gar nie richtig gekannt und gemocht auch nicht. Das war auch immer so geblieben und die beiden sprachen nur miteinander, wenn etwas von höchster Dringlichkeit vorlag.
„Wir fahren nach Brighton. Auf unseren Landsitz. Damit wir mal aus der Stadt wegkommen, ich denke das wird dir gut tun", meinte Mrs. Claudia Wilton und nickte zufrieden.
„Und jetzt, los, leg dich hin.", meinte sie lächelnd und gähnte, „ich bleibe hier, bis du eingeschlafen bist."
Phoebe kuschelte sich in ihre Decken. Jetzt da sie wusste, dass ihre Mutter neben ihrem Bett sass und aufpasste, fühlte sie sich sicher und schlief endlich ein.
Am nächsten Morgen wurde sie von lautem Gepolter geweckt.
„Und wir gehen, auch wenn du blöder Hornochse noch tausend Mal nein sagst!", schrie die Stimme ihrer Mutter durchs ganze Haus. „Deine Tochter hat seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen und ich werde hergott nochmal nicht einfach danebensitzen und zusehen!", schrie sie weiter und Phoebe wusste, dass der Kopf ihrer Mutter wohl die Farbe einer Tomate haben musste.
Phoebe lächelte. Wenn sie etwas von ihrer Mutter geerbt hatte, dann war es ihr Temperament. Und davon hatten sie beide zur Genüge, wie ihre Mutter gerade bewies.
Hin und wieder war die verzweifelte Stimme ihres Vaters zu hören, der sie zu besänftigen versuchte, aber es nützte nichts.
„Du machst dir Sorgen um deinen Ruf?", hallte Mrs. Wiltons ungläubige Stimme durch die Räume. „Ist dein Ruf etwa nicht zerstört, wenn deine Tochter sich in der Themse ertränkt, weil sie verrückt wird?"
Kurz war es still, dann sagte Mrs. Wilton entschlossen:
„Wir fahren, ob du willst oder nicht. Heute Mittag sind wir weg."
Eine Tür knallte, dann war es wieder ruhig im Haus.
Phoebe atmete tief aus. Sie hatte diese Nacht mehr geschlafen, als die zwei davor, aber müde war sie trotzdem. Vielleicht wird es ja wirklich besser. Vielleicht muss ich aus London raus, dachte sie sich und schwang ihre Beine aus dem Bett. Etwas Gutes hatte ihr derzeitiger Zustand ja: Er konnte nur noch besser werden.
Kurz vor zwölf war alles verpackt. Einige Truhen voll Kleider, Essensvorräte und Bücher. Mrs. Wilton setzte sich aufatmend zu Phoebe in die Kutsche.
„So, alles fertig." Sie klatschte in die Hände. „Freust du dich?", fragte sie aufgeregt und Phoebe nickte mit einem schwachen Lächeln. Alles war besser als noch einen Tag hier in London zu verbringen.
Mrs. Wilton klopfte an das Kutschendach und die Kutsche setzte sich langsam in Bewegung. Erstaunlicherweise kamen sie ziemlich schnell aus der Stadt heraus und bald waren nur noch vereinzelt Häuser zu sehen.
Nach vier Stunden Reise hatten sie die Hälfte des Weges geschafft und machten in Crawley Halt.
Mrs. Wilton streckte sich ausgiebig und strahlte ihre Tochter an.
„Siehst du? Wir haben die Hälfte des Weges geschafft! Mit dieser Geschwindigkeit sind wir sogar zum Abendessen in Brighton!"
Tatsächlich behielt Mrs. Claudia Wilton Recht. Kurz vor halb sieben rollte die Kutsche in die Einfahrt des Landhauses im Stadtteil Woodingdean. Erleichtert stiess Phoebe die Luft aus und liess sich vom Lakaien aus der Kutsche helfen.
Die Sonne verabschiedete sich gerade und bettete sich auf den Horizont, was der ganzen Umgebung einen goldenen Glanz verlieh.
Phoebe nickte. Vermutlich war es eine gute Entscheidung gewesen, alles hinter sich zu lassen und neu anzufangen.
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