12.Kapitel - von Seemonstern und fremden Pferden

A/N: Ich werde alles noch einmal überarbeiten, da ich zu Recht darauf hingewiesen worden bin, dass vieles sehr unrealistisch ist. Deswegen werden vielleicht in nächster Zeit Kapitel aktualisiert, das neue kommt aber erst in einer Woche:)
Lg lou

Phoebe tapste und stolperte Roxie hinterher. Mittlerweile hatte sie keine Ahnung mehr, wo sie sich befanden und hoffte bloss, dass Roxie wusste, was sie tat und nicht einfach aus einer Schnapsidee heraus beschlossen hatte, auf Entdeckungstour zu gehen. Rund um sie herum befand sich nämlich Dickicht. Oder mit anderen Worten, Phoebe sah nichts als Bäume und Sträucher.

Gerade als sie Roxie zaghaft fragen wollte, stoppte diese und Phoebe knallte prompt in deren Rücken.

Als sie sich ihre schmerzende Nase rieb und wieder aufschaute, blieb ihr der Mund offen stehen.

„Das ist mein Lieblingsort hier.", meinte Roxie und deutete mit dem Finger geradeaus.

Und Phoebe verstand nur allzu gut, warum. Vor ihnen lang ein kurzer Abschnitt Sandstrand, völlig leer von Menschen.

„Man kommt nur durch den Wald hierhin.", erklärte ihr Roxie, als wüsste sie, was Phoebe gerade dachte.

„Und jetzt komm! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!", schrie Roxie plötzlich und wirbelte davon. Phoebe zögerte nicht lange und rannte ihr nach. Kurz vor dem Ufer stoppte Roxie und entledigte sich kurzerhand ihres Kleides. Phoebe zog eine Augenbraue hoch.

„Zieh dich aus!", befahl diese, „wir gehen schwimmen!"

Phoebe war plötzlich ganz aufgeregt. Sie war schon lange nicht mehr schwimmen gewesen, aber sie liebte das Gefühl von Wasser auf ihrer Haut. Eilig zog sie sich also ebenfalls bis auf ihr Unterkleid auf und sprang noch vor Roxie ins Wasser.

„Iiih, ist das kalt!", quietschte Roxie, als sie bis zur Taille drinstand und verzog das Gesicht. Phoebe lächelte hinterlistig und innerhalb Sekunden waren die beiden in eine wilde Wasserschlacht verwickelt.

Schweratmend lagen sie dann im Sand und kümmerten sich nicht darum, dass die feinen Körner an ihren nassen Körpern klebten.

„An solche Momente werden wir uns erinnern.", sagte Phoebe leise. Roxie schaute sie an.

„Ich meine, wenn wir einmal verheiratet sind, selbst Kinder haben und alt sind. Wir werden uns daran erinnern, was wir gewagt haben und was wir aus Furcht nicht getan haben."

Roxie grinste.

„Gut, dass ich da bin und dich dazu zwinge, was?", meinte sie selbstverliebt grinsend und Phoebe verdrehte die Augen.

Roxie wurde wieder ernst.

„Ja, ich schätze, das werden wir tun." Nach kurzem Schweigen fuhr sie fort:

„Komm, lass uns ein paar Andenken sammeln." Sie erhob sich und Phoebe tat es ihr gleich.

Sie sammelten so viele Muscheln, bis ihre Hände keine einzige mehr greifen konnten und warfen sich gegenseitig Seegras an, das eine Vorliebe hatte, sich mit ihren Haaren zu verknoten. Es war untertrieben zu sagen, dass sie, als sie nach Hause zurückkehrten, wie Seenixen aussahen. Sie glichen eher zwei Seemonstern.

Mrs. Wilton schlug sich beide Hände vor den Mund, als sie ihre Tochter, oder eben das Seemonster, zur Tür hineinwatscheln sah und verbannte sie postwendend wieder nach draussen.

Nach einem kalten Bad im Brunnen hinter dem Haus und einer schmerzhaften Session von Algenentfernen durfte Phoebe dann endlich wieder ins Haus und wurde sofort nochmal in die Badewanne gesteckt. Währenddessen murmelte ihre Mutter irgendetwas von Anstandsdame, die sie hätten mitnehmen sollen und von Unpünktlichkeit.

„Ich kann nicht glauben, dass du den Shirley-Ball vergessen hast!" Aufgeregt fuhr sich Claudia Wilton durch die Haare und starrte ihre Tochter strafend an.

„Jetzt kommen wir sicherlich zu spät! Was für eine Unanständigkeit!" Dramatisch streckte sie ihre Hände in den Himmel, als wollte sie fragen, wie sie so eine Tochter verdient habe.

Nach Zupfen, ziehen und quetschen im Schnelldurchlauf war Phoebe in Ballkleid und mit Korkenzieherlocken bereit das Haus zu verlassen. Hier musste man anmerken, dass sie keinesfalls zu spät dran waren, Mrs. Wilton hatte nur mal wieder ihre theatralische Seite ausgelebt. An ihr war eine Schauspielerin verloren gegangen.

Der Ball war gut besucht. Im Ballsaal hatte man kaum Platz, sich zu bewegen und konnte nur mit Mühe tanzen. Ausserdem schwirrte es wie in einem Bienenhaus und bereitete Phoebe Kopfweh. Sie stahl sich durch eine Hintertür in den schwach beleuchteten Garten und atmete tief ein. Hier hatte sie wenigstens ihre Ruhe. Nach einigen Minuten zwang sie sich wieder dazu, in den stickigen Saal zurückzukehren und eines musste man den Shirleys lassen: Sie wussten wirklich, wie man seine Gäste verpflegte. Bestimmt zwanzig Kilo schwerer, zumindest fühlte sie sich so, stieg sie am Ende des Abends mit ihrer Mutter in die Kutsche. Diese blühte hier auf dem Land richtig auf. Wegen dem „Kaff-Charakter", den Roxie so anprangerte, kannte jeder hier jeden und sie genoss es, auf ihrem Weg zum Schneider oder dem Pier entlang mit jedem über dies und jedes reden zu können.

Als sie ihren Landsitz beinahe erreicht hatten, fiel ihnen das fremde Pferd in der Einfahrt auf. Auch der Kutscher verneinte, als man ihn fragte, ob ihm dieses Tier bekannt vorkomme. Mit mulmigem Gefühl hasteten die beiden Frauen zum Haus und hofften inständig, dass es nichts gravierendes war.

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