10.Kapitel - von Frühstücksdieben und schlappen Muskeln

A/N: Und? Wie gefällt euch das neue Cover?

Am nächsten Morgen klingelte es schon früh an der Tür. Phobe, noch im Morgenmantel, schaute verdutzt auf und lief langsam an die Tür. Einen Butler hatten sie hier keinen, noch so etwas, was ihre Mutter Mr. Wilton vorwarf.

Langsam öffnete sie die Tür und wurde beinahe von Roxie überrannt.

„Endlich!", rief diese und streckte dramatisch ihre beiden behandschuhten Hände gen Himmel.

„Ich dachte schon, ich müsste Wurzeln schlagen", zwinkerte sie Phoebe zu.

„Oh, sind das scones?", fragte sie, als ihr Blick auf den Teller im drawing room fiel, wo Phoebe vorhin gerade dabei war, ihr Frühstück einzunehmen. Bevor Phoebe auch nur eine Chance hatte, hatte Roxie sich ein scone in den Mund gesteckt und mampfte herzhaft.

Als sie Phoebes Blick gemerkte, hob sie nur ihre Hände und forderte sie auf:

„Na los, zieh dich an! Wir haben heute viel vor!"

„Ach ja? Was denn?", entgegnete Phoebe misstrauisch und Roxie verdrehte die Augen.

„Es wird dir gefallen. Und jetzt mach schon!", murmelte sie undeutlich, während sie sich das zweite scone in den Mund stopfte.

Phoebe rannte die Treppe hinauf und zog sich so schnell es ging um. Achtlos liess sie ihren Morgenmantel zu Boden gleiten und riss ihren Mantel mit den tausend Knöpfen vom Haken. Schliesslich wollte sie auch noch ein wenig von ihrem Frühstück abbekommen, bevor alles weg war.

Unten angekommen schnappte sie Roxie das letzte Stück vor der Nase weg und spazierte langsam zur Tür.

„Kommst du?", meinte sie und grinste.

Roxie, die eigentlich hatte beleidigt aussehen wollen, scheiterte und grinste zurück.

„Jetzt verstehen wir uns."

Ein paar Minuten spazierten sie gemütlich durch den Preston Park, der in der Nähe lag und unterhielten sich.

„Ich bin hier aufgewachsen.", erzählte Roxie. „Ich kenne hier praktisch jeden Stein. Ich sage ja, es ist ein gottverdammtes Kaff." Phoebe schmunzelte, als Roxie theatralisch die Hände vors Gesicht schlug und wartete, bis sie mit ihrem Theater fertig war.

Eigentlich heisse ich Roxanne, aber so nennt mich niemand. Ich konnte früher meinen Namen nicht richtig aussprechen und irgendwie ist es dann bei Roxie geblieben." Sie kickte einen stein aus dem Weg.

„Ich habe zwei Geschwister. James, der ältere, studiert jetzt in Oxford und Cory, der jüngere, macht gerade eine Weltreise." Sie schmollte

„Findest du das nicht auch unfair? Ich will auch um die Welt reisen!", rief sie aus.

„Na ja, auf jeden Fall bin ich im Moment das einzige Kind im Aldrington-Haushalt und habe meine Ruhe. Keine Brüder, die mich nerven!", Sie streckte ihre Faust hoch und hüpfte von einem Bein aufs andere.

„Die sind sowieso zu nichts zu gebrauchen. Ausser als Trainer.", meinte sie und grinste.

„Als Trainer?", fragte Phoebe verwirrt, „für was denn?"

Roxie schlug sich die Hände vor den Mund.

„Stimmt, das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt! Ich trainiere jeden tag, mindestens eine Stunde", erklärte sie stolz.

„Meine Brüder haben mir beigebracht zu kämpfen. Aber nicht so, wie es die Gentlemen immer tun, mit Regel und so, sondern wie man auf der Strasse kämpft.", erzählte sie weiter. Ihre Augen leuchteten und sie hüpfte auf und ab.

„Ich kann es dir beibringen!", rief sie plötzlich aus und blickte mit funkelnden Augen zu Phoebe.

„Was meinst du?"

Phoebe brauchte nicht lange zu überlegen. Sie wollte nie wieder in eine solche Situation kommen, in der sie jemandem hilflos ausgeliefert war. Die Sache war für sie klar.

„Wann fangen wir an?2, fragte sie und fand sich ein paar Sekunden später auf dem Boden wieder.

„Jetzt.", grinste Roxie.

„Lektion eins: Sei immer wachsam!", zwinkerte sie Phoebe zu und half ihr hoch.

Eine Stunde später liess sich Phoebe schweratmend ins Gras fallen. Als sie zugestimmt hatte, mit Roxie zu trainieren, hatte sie nicht geahnt, dass Roxie eine solche Sklaventreiberin und vor allem so unerbittlich sein würde.

Sie hatten zunächst nur einmal geübt, sich über dem unebenen Terrain des Parks zu bewegen, ohne den jeweiligen andern aus den Augen zu verlieren.

Bei Roxie hatte es sehr wohl geklappt, aber Phoebe verlor Roxie entweder aus den Augen, weil sie auf den Boden achtete oder sie machte eine Bauchlandung, weil sie auf Roxie achtete.

Als Phoebe schliesslich zum fünfzehnten Mal kopfüber im gras verschwunden war, hatten sie sich entschlossen zur nächsten Übung überzugehen. Aber die war auch nicht wirklich einfacher. Eigentlich war sie sogar sehr anstrengend, denn Roxie jagte Phoebe in grossen Runden über den Park. Sie war in ihrem Leben noch nie so viel gerannt. Zumindest nicht, dass sie wusste.

„Um deine Kondition aufzubauen", erklärte Roxie ihr, aber ausser ihren schlappen Muskeln und einer Lunge, die verzweifelt nach Luft schrie, spürte Phoebe keine Veränderung.

„Und das machst du wirklich jeden Tag?", fragte Phoebe Roxie ungläubig und diese grinste.

„Glaub mir, es kommt noch schlimmer" Phoebe knöpfte sich stöhnend ihren verschwitzten Mantel auf.

„Das kann ja heiter werden!"

Roxie grinste.

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