19. Kapitel
Hinter Gloria stand plötzlich Mona. Sie schaute erst zu mir, und dann zu Gloria. "Na, ihr zwei? Was treibt ihr so?" Gloria drehte sich um und antwortete : "Ach, habe nur noch mal kurz nach simba gesehen. Wie läufts eigentlich mit dir, Corinna und deiner neuen Kollektion?" "Super. Corinna ist ein echt gutes Model, ich verstehe wirklich nicht, warum sie keiner wollte. Und bald können wir unsere erste Kollektion gemeinsam rausbringen, mit mir als Designerin und ihr als Model." "Das ist doch schön!" Gloria schaute Gedanken verloren zu einem unsichtbaren Punkt im Raum, und meinte dann: "Also wer deine Kleider nicht nimmt, der ist ganz schön blöd." Mona lachte. "Danke, ich hoffe einfach, dass sie gut ankommt, das wäre zumindest etwas, schließlich bin ich noch ziemlich neu und unerfahren. Aber ich hoffe, dass trotzdem es jemand wertschätzt, wie viel Arbeit die Herstellung der Kleider, Armbänder, Ohrringe und Ketten gemacht hat. Apropos Kette: Was ist das für eine schöne Kette die du da hast? Unter unserer Freundschaftskette? Das ist ein schönes Medallion!" "Ähhh... Ja...? Danke... " Gloria wurde zunehmemd nervöser. " Lustig. Meine Mum hatte auch so eine Kette, genau so eine. Sie hat sie sich die extra anfertigen lassen. Es sieht echt so aus, wie das von Gabriele. Es war auch aus Silber, und dann war ein Papagei vorne in 3D hervorgehoben. Sein Auge war ein kleiner Diamant, und innen hatte sie ein Bild von Simba, und auf der anderen Seite das Datum, wann sie ihn bekommen hat. 3. 3. 1990. Echt, sie sieht genauso aus wie die von Mutter." Gloria fühlte sich sichtlich unwohl. Sie zögerte kurz, warf dann Mona einen bedeutungsvollen Blick zu. Während ich diesen Blick sofort verstand, brauchte Mona einen Moment, bis sie verstand, was der Blick bedeuten sollte. " Du meinst ja wohl nicht etwa...?!" "Doch, Mona. Das ist die Kette deiner Mutter. Gabrieles Kette."
"Aber... Aber wie bist du da dran gekommen?!" Gabriele hat sie mir vererbt. Weil sie wusste, dass ich Simba nach ihrem Tod nehmen würde. Weil du es ja wegen deines vollen Terminplanes nicht konntest."
"Gibt es noch einen anderen Grund, warum dir meine Mutter ihre am aller meisten geliebte Kette vererbt hat?" fragte Mona scharf. Ich zuckte unwillkürlich zusammen, so energisch kannte ich sie nicht.
"Ja. Nein. Doch, schon."
"Ja, gut, ich höre?"
"Mona... Ich wollte es dir schon länger sagen, aber... Ich konnte einfach nicht. Weil ich Angst hatte, dich als Freundin zu verlieren. Simba zu verlieren. Das einzige Andenken, dass ich neben dir und der Kette noch an meine leibliche Mutter habe..."
"Deine leibliche Mutter?! Willst du mir etwa sagen, meine Mutter war...?"
"Ja. Meine Mutter. Mona... Wir sind Schwestern."
Mona schüttelte immer wieder den Kopf. "Das... Das kommt mir alles zu schnell und zu plötzlich."
Sie sank auf einen der Stühle, und massierte ihre Schläfen. "Ich fasse es nicht. Ich kann es einfach nicht fassen. Ich will es nicht fassen. 23 Jahre meines Lebens dachte ich, ich wäre allein, jetzt erfahre ich, dass ich eine Schwester habe..." "Aber unsere Mutter kann nichts dazu. Sie... wurde mal... Vergewaltigt. Und es war ihr einfach zu unangenehm, sie hat sich immer geschähmt, in deiner Nähe. Deshalb hat sie mich auch ihrer besten Freundin, meinen Adoptiveltern gegeben, verstehst du?" "Ich brauche Bedenkzeit." Mona erhob sich wackelig vom Stuhl, und wollte gehen, doch...
" Mona, warte!" Gloria's Stimme war leise, aber fest. Sie löste die Ketten mit meinem Namen und die mit Monas Namen vom Hals, ging zu Mona und legte sie ihr in die Hand."Es tut mir unendlich leid. Hier, ich lasse dir so viel Zeit zum Nachdenken, wie du brauchst. Aber ich hoffe, dass wir trotzdem noch Freundinnen sind. Egal, wie du dich entscheiden solltest."
In der Nacht hörte ich plötzlich ein quitschen, und dann eine zufallende Tür. Erstaunt hob ich meinen Kopf. Wer war den um diese Zeit noch im Tierheim? Auf der Treppe erlangen Schritte. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Wer war da? Als die Türklinke nach unten gedrückt, und die Tür geöffnet wurde, setzte mein Herz einen Schlag aus. Im Mondlicht sah ich nur die Umrisse eines Mädchens. Die mir sehr bekannt vorkamen. Wer war das?
"Simba, mein Kleiner. Habe ich doch erschreckt? Das tut mir leid." Sie bemerkte meinen fragenden Blick, und lachte. "Keine Sorge, habe einen Schlüssel von Eila bekommen. Ich möchte dir etwas zeigen. Aber dazu musst du mir vertrauen und mitkommen. Sie bot ihren Arm, und obwohl mir etwas mulmig war, vertraute ich ihr. Gloria stieg langsam die Treppe hinunter, durch die Eingangshalle und durch die Tür auf den Innenhof. Als sie über den knirschenden Kies des Vorhofes lief und in der Mitte stehen blieb, erkannte ich im fahlen Licht des Vollmondes auch, was sie trug. Ein Teil ihrer Haare war zu einem Zopf nach hinten gebunden worden, den Zopf hatte sie mit einer Haarsträhne umwickelt. Der Rest ihrer Haare fiel in sanften Locken über ihre Schultern. Sie trug ein weißes Top, einen roten Rock, eine eine enge Hose, eine Seite aus einem weißen, schimmernden Stoff, die andere Seite aus einem Leder den, schwarzen Stoff. Dazu goldene Schuhe. Sie sah mich an, und lächelte. "Schau nach oben, Simba" flüsterte sie. Als ich ihrer Bitte nachkam und meinen Kopf in den Nacken legte, sah ich das, was ich das letzte Mal vor 3 Jahren gesehen hatte. Damals stand ich im Garten mit Gabriele. "Sieh nur, Simba" meinte sie, "dort oben kommen wir alle einmal hin, wenn wir unseren Part im Leben vollendet haben. Der eine früher, der andere später. Aber eines ist gewiss: Eines Tages sehen wir uns alle dort oben einmal wieder."
... "Sehen uns wieder" piepste ich leise vor mich hin. Ich vermisste Gabriele furchtbar. Ich schaute nach oben, und bildete mir ein, ihr sanftes Gesicht zwischen den Sternen zu sehen. Oder... Bildete ich mir das garnicht ein? Ich kniff die Augen zusammen, um genaueres zu erkennen, und plötzlich hörte ich ihre Stimme.
"Simba. Simba, du hast mich vergessen."
"Nein, das könnte ich garnicht!"
"Du hast das Vertrauen in dich und in die Menschen verloren, und du hast vergessen, wer du bist. Und damit auch mich. Du musst dich erinnern. Erinnern, wer du bist, und woher du kommst. Das ist nämlich das, was jeden einzigartig macht. Ich habe Gloria nicht umsonst meine Kette als Symbol des Vertrauens gegeben. Du kannst ihr vertrauen. Erinnere dich, was Liebe, Verständnis und Vertrauen für dich bedeutet. Erinnere dich.
Erinnere dich... "
Fassungslos staarte ich in den Himmel, dort, wo eben noch ihr Gesicht war.
" Nein, verlass mich nicht!"
" Erinnere dich... "
" Verlass mich nicht!"
Doch es war zu spät.
Gabriele war wieder fort.
Vor ein paar Tagen hätte ich mich noch gefragt, ob und wie viel ich den Menschen vertrauen kann, aber wenn Gabriele sagt, dass sie Gloria vertraut, dann werde ich das auch. Ich habe Gabriele nicht vergessen. Und auch nicht, was Zusammenhalt bedeutet. Und ich muss an meinem Vertrauen mit den Menschen arbeiten. Unbedingt.
Gloria sah mich an, und sagte leise :"Simba. Egal wie Mona sich entscheiden wird: Ich werde immer für dich da sein. Versprochen!"
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