13. Kapitel

"Und?"fragte Lil erwartungsvoll, als Eila das Zimmer betrat. Der Agaporniden- Schwarm hatte den Raum neben uns bezogen ( der um einiges größer war als der, in dem sie bis gestern gelebt hatten). Viele der Tiere litten an Würmern, Flöhen, waren unterernährt gewesen oder hatten Verhaltensstörungen. Lil wollte sich vorerst um sie kümmern, bis das Schlimmste behoben war. Es würde seine Zeit dauern, meinte sie, aber mit Geduld und Liebe würden die Vögel das ihnen Wiederfahrende gut verarbeiten können. Nicht vergessen, aber verarbeiten.

Wir Vögel vergessen so schnell nichts. Normalerweise vergessen wir garnichts. Selbst, wenn wir uns an den genauen Ablauf nicht im Detail erinnern können, die Erfahrung und das Gefühl, das da etwas Furchtbares war, bleibt dennoch.

"Gloria ist mit Mona noch im Krankenhaus, um sich untersuchen zu lassen. Sie hat wohl eine Kopfplatzwunde eine Gehirnerschütterung, und ist durcheinander auf Grund der Erlebnisse, aber den Umständen entsprechend geht's ihr gut." "Kann ich verstehen, so viel Elend wie sie erlebt hat. Dann noch die toten Vögel in der Tonne... Da war ja selbst ich geschockt!" "Wer wäre das nicht. Aber dieser Typ wird jetzt seine gerechte Strafe dafür bekommen!" Eila setzte sich auf einen zitronengelben Stuhl und schaute auf. " Echt? Hast du schon was gehört, wegen diesem Tierquäler?!" "Daniel Schwarz, ja. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Tierquälerei in mindestens 150 Fällen, versuchten Mord, schwere Körperverletzung, unterlassene Hilfeleistung und Freiheitsberaubung vor. Ihn erwarten deshalb eine Freiheitsstrafe von 16 Jahren und er wird eine Kautionszahlung von 3000 Euro an unser Tierheim zahlen müssen. Perfekt, der wird sich hüten, sowas nochmal zu machen!" "Perfekt??? Ich finde die Strafe viel zu milde!" entrüstete sich Lil. "Der ist weg vom Fenster! Lil, besser geht's nicht. Die zwei Polizistinnen, die eben da waren, um mir das mitzuteilen, haben mit zugesagt, das die beschlagnahmten Tiere in unser Tierheim kommen werden. Siehst du, du kannst ihnen helfen, das Erlebte zu verarbeiten und ihnen ein besseres Leben schenken! Sei froh, daß es so gekommen ist!" Eila stand auf und legte Lil den Arm um die Schultern, die beleidigt im Raum stand und die Arme vor der Brust verschränkte."die toten Tiere, die wir leider nicht mehr retten konnten, haben eine ihnen würdige Bestattung bekommen. Dafür habe ich gesorgt. Und sieh es positiv: Jetzt müssen sie keine Schmerzen mehr ertragen und leben ein ruhiges und schmerzloses Leben im Vogel - Himmel. Es hat keinen Zweck, die Toten zu betrauern, wir müssen uns um die Lebenden kümmern, so hart es klingt. Okay? "Ja. Ja, okay, du hast Recht" schniefte Lil, wischte sich die Tränen ab und ging zur Tür. "Komm, ich glaube, ich habe Mona und Gloria gehört!" Lil verschwand, Eila wollte ihr folgen, aber an der Tür drehte sie sich nochmal um und schaute mich an. "Natürlich zerreißt es mir das Herz, das ich die Tiere nicht retten konnte. Als ich die da gesehen habe... War es mir, als ob ich dich, Simba, in diesem Zustand gesehen hätte. Aber ich muss den anderen Mut machen, vor allem Mona und Lil. Beide hat das erlebte tiefe Wunden in ihre Herzen geschlagen und sie brauchen nun Unterstützung, um damit besser zurecht zu kommen. Deshalb ist es für Lil auch sehr wichtig, sich um die misshandelten Agaporniden zu kümmern. So kann sie ihren Schmerz besser verarbeiten. Die Zeit wird dann ihr übriges tun. Nun ja, schauen wir erstmal,wie es Mona geht und sehen dann weiter. Aber sage niemanden das, was ich dir gerade gesagt habe, versprochen? " Ich nickte mit dem Kopf und krächzte" Versprochen! " bevor auch Eila ging, und ich Zeit hatte, ein Nickerchen zu machen.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Es war alles so unwirklich. Plötzlich öffnete sich laut quitschend die Tür. Hatte die schon immer gequatscht? Ist mir nie aufgefallen... Ich hatte gedacht, alle anderen meiner Mitbewohner würden aufwachen und zwitschern, oder Lil oder Mona oder Gloria oder Eila würden kommen- Aber alles blieb still. Eine betäubende Stille breitete sich aus. Sie lähmte mich vollständig und ich fühlte mich schwer wie Stein. Eine Siolette huschte ins Zimmer, doch ich erkannte sie sofort : Daniel! Panisch suchte ich einen Ausweg oder versuchte irgendeinen Ton von mir zu geben- Sinnlos. Daniel öffnete mit einem seltsamen Grinsen und fiebrig glänzenden Augen die Käfigtür, und sah mich an. " Du hast mich enttäuscht Simba" meinte er "und weißt du was ich mit jemanden mache, der mich enttäuscht? Ich bekam Angst, mein Herz klopfte schneller und schneller, ich hatte schon das Gefühl, von der Stange zu fallen. Daniel hob mich am Genick aus dem Käfig. " Weißt du, was ich tue mit diesen Jemands?" Mit diesen Worten drückte er zu.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top