1. Kapitel
„Simba. Du wirst immer mein kleiner Schatz sein. Für immer. Vergiss das niemals... vergiss mich niemals... ich liebe dich. Für immer..."
Nervös lief ich über die weiße Bettdecke, unter der meine Besitzerin lag. Die beste die ich je hatte. Hin und her. Hin und her. Ich verstand damals nicht, was los war, nur das die Zweibeiner von etwas sprachen, das „der Tod" hieß. Meine Besitzerin, meine Gabriele Galbras, lag im Bett und schaute mich mit halb geschlossenen Augen an. Sie wanderten unschlüssig durch den Raum, bis sie sich auf mich fixierten. Ich wusste nicht was ich tun sollte, weshalb ein leises „ich liebe dich" aus meinem Schnabel kamen. Immer wieder versuchte mich jemand der Menschen von dem Bett zu scheuchen, doch das ließ ich nicht zu. Ich würde immer bei ihr bleiben. Für immer. Für immer immer. Mein Gefieder war zwar weich, doch mein Schnabel und meine Krallen brachten bei den Menschen einen schrillen Ton aus deren Schnabel (oder Mund!) oder ein stöhnendes „autsch!" Gabriele hatte mich von klein auf großgezogen, niemand würde mich dazu bringen, sie zu verlassen! Niemand! Gabriele lächelte mich noch einmal an, dann schlossen sich ihre Augen. „Was ist denn?" fragte ich mich. „ mach die Augen auf!" unschlüssig krabbelte ich über die Decke, über den Bauch und ihre Brust. Doch Gabriele reagierte nicht. Kein Zucken, kein Lächeln- nichts! Ich starte sie an, hoffnungsvoll sie würde gleich die Augen aufschlagen, lächeln und dann aus dem Bett steigen und mit mir durch unseren Lieblings-Park einen Spaziergang machen. Doch sie bewegte sich nicht. Ich sah nur einen letzten, glitzernden Tropfen auf ihrer Wange. Das war alles.
Ich regte meinen Hals und schmiegte mich an ihre Wange. Ich wollte mich nicht von ihr lösen, niemals! Plötzlich bemerkte ich, dass die 5 Menschen, die um das Bett herum standen, ebenfalls ihre Augen schlossen, diese Tropfen sich auf ihren Wangen bildeten und alle plötzlich schnaufende Geräusche machten, und ihre Schultern zuckten(ich glaube bei Menschen heißt dass „schluchzen") das konnten wir Papageien zwar nicht, aber wackeln konnten wir auch. Prompt, machte ich es einmal: ich wackelte mit meinem Kopf, legte ihn schief und wackelte mit meinen Schwanzfedern. Mona, eine der Zweibeiner mit roten Haaren und Brau-grünen Augen, seufzte tief, und hielt mir ihren Arm hin. Als kleines Kind war sie oft bei Gabriele gewesen und hatte mit mir gespielt, deswegen vertraute ich ihr. Ich kletterte auf ihren Arm und schaute sie an. „Ach, Simba. Oma ist tot. Tot." Ich wusste inzwischen dass sie mit „Oma" Gabriele meinte. Ich schmiegte mich an sie, und sie streichelte mir über mein Gefieder.
Ich spürte etwas, tief in mir drinnen, als hätte ich mich überfressen oder sonst was schweres im Magen. Ich fühlte mich jedoch gleichzeitig sehr leer, verlassen, einsam und allein. Erst da verstand ich, dass Gabriele, dienlich immer wie nichts anderes auf der Welt geliebt hatte, nicht mehr aufwachen würde.
Erst waren es schwarz gekleidete Männer, die mit einer großen, schwarzen Kiste kamen, dann gingen die vier Zweibeiner, alle außer Mona. Die hielt mich immer noch auf der Schulter. Dann kamen zwei blonde Frauen herein, und blieben vor Mona stehen. „Nun, Miss Grey? Es wird Zeit!" Ihre Stimme klang sehr laut, fast schon beängstigend bestimmend. Die zweite brachte einen Käfig. „Hier rein!" kommandierte sie mit schriller Stimme. Mona wischte sich über die Augen, dann nahm sie mich vorsichtig von ihrer Schulter und ging geradewegs auf den Käfig zu. Mein Vogelsinn sagte mir, dass ich da nicht hinein wollte. Ich kreischte, schrie, flatterte wild, wollte aber konnte Mona nicht beißen als sie sagte: bitte, Sim, dadurch wird es nicht besser! Es ist doch auch für mich schwer!" ihre Stimme klang flehend, was mich überraschte und so ein wenig beruhigte. Dann kuschelte ich mich nochmal an sie, doch dieser Moment War viel zu kurz. Von hinten packte mich eine starke Hand, und sperrte mich gewaltsam in den Käfig. „Meine Güte, so ein Aufstand!" Und dann sperrte die blonde,schrille die Tür ab. Mit großen Augen suchte ich Mona, doch die verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. „Bitte" schluchzte sie,"bitte behandeln sie ihn gut!" „Klar, was denn sonst?" die Laute von den Blondinen hob mich samt Käfig hoch. Noch ein letztes Mal streifte mein Schnabel die Hand von Mona, bevor ein schwarzes Tuch meine Sicht auf sie komplett verdeckte.
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