Lehrstunden



Runterkühlen. Ich bitte dich. Wann habe ich angefangen, ihm so dreist ins Gesicht zu lügen?

Griffiths Weg hatte nicht etwa die Treppe bis zu den Waschtrogen geführt, sondern geradewegs in sein Zimmer, nachdem er Guts hinausbeordert hatte. Es hatte lächerlich wenig Zeit gebraucht, bis er sich gegen seine eigenen Finger ergoss und sein Nötigstes tat, um sich mit der Waschschüssel zu reinigen, die auf einer Säule am Eingang des Zimmers stand. Nur um den Kopf freizubekommen. Wieder klar denken zu können. Griffith wurde seine eigenen Entschuldigungen und Ausreden leid.

Er saß zurückgelehnt gegen das dicke, hölzerne Kopfteil des Bettes, hatte ein Bein an den Körper gezogen, das andere ausgestreckt, und war in Gedanken versunken. Es galt, den Abend für sich zu ordnen und zu entscheiden, ob er einverstanden war mit der Richtung, in die es sich bewegte.

Normalerweise hatte Griffith wenig Geduld für Begierden. Sie machten dumm, sie hielten auf, sie sorgten dafür, dass Menschen ihre tierischsten Seiten hervorkehrten und vergaßen, was sie normalerweise antrieb. Er hatte als Junge viel Zeit damit verbringen müssen, anderen Leuten zu demonstrieren, wie es ihre Begierden auszulassen galt - nicht an ihm und weit entfernt, bitteschön - und war gewissermaßen stolz darauf gewesen, dass er selbst über eine Selbstkontrolle verfügte, die von seinem Alter unbeeinflusst schien. Und dann kam Guts. Er seufzte leise, das Kinn auf die Hand gebettet, und pustete verdrießlich eine der Locken zur Seite, die von seinem Kopf ins Gesicht rutschen wollten.

Okay, Guts würde ihn nicht verraten. Er würde ihn nicht zum Gespött machen, er würde keine Situation herbeiführen, in der 5000 kriegsgewohnte Männer re-evaluieren mussten, ob sie ihr Leben tatsächlich in die Hände einer schmerzgeilen Schwuchtel legen wollten und Griffith noch mehr Zeit seines Tages darauf verschwenden durfte, starres Lächeln für die unterschwelligen Kommentare bei Hofe einzuüben. Guts schien nicht einmal daran gedacht zu haben ... wie auch immer das möglich war, wenn es das Erste war, was seine Panik ihm immer aufs Neue vorhielt, jedes Mal, sobald ihre Zweisamkeit sich zu irgendwas entwickelte, was Griffith nicht ganz benennen konnte.

Guts mochte ihn, irgendwie, und das ließ Griffith mit extremer Dummheit und komplett fehlender Vorsicht durchkommen. Bis jetzt, versteht sich. Er mochte ihn genug, um nicht angewidert zurückzuschrecken, wenn Griffith Körper ihn verriet - und er mochte ihn gleichzeitig nicht genug, um sich zu benehmen wie andere Männer. Nicht genug, um Griffith zu nehmen, während er zu wehrlos und sein Kopf zu neblig war um zu entscheiden, ob er das überhaupt wollte. Ganz zu schweigen von gegen seinen Willen, wie das Stück Fleisch, an dem sie sich rieben, bis sie hatten, was sie wollten.

Hätte es ihn sehr gestört?

Griffith rutschte zur Seite des Bettes herüber, erhob und streckte sich, ehe er zum schmalen Fenster schlenderte, dass in der Seite des Turm eingelassen war. Die Sterne bedeckten den Himmel, vermengten sich in schimmernden Formen und sorgten dafür, dass das Land drumherum sich so unendlich weit anfühlte.

... Nein, beschloss er nach einer Weile des Sinnierens. Wäre es auf eine Guts-Art gewesen, Griffith hätte sich womöglich sogar darauf eingelassen. Vernunft, seine Ziele und Aspirationen waren eines - aber Guts neigte dazu ihn zu erinnern, dass es nicht schlimm sein musste, menschlich zu sein. Vielleicht hätte es ihm sogar wirklich gefallen.

Die entscheidende Frage dabei war selbstverständlich, was Guts überhaupt wollte.

Ganz kurz kam Griffith der Gedanke, dass es nicht schwer sein würde, ihn im Zweifelsfall zu verführen, und er senkte über den Kopf, grinste über sich selbst. Die Verführer-Natur war eine Fassade, die man für normalen Sex aufsetzte, wenn es um Machtdemonstration ging, oder Rache, oder einen weiteren Schritt zum Ziel hin. Sie war mit Erinnerungen und Blut und Schmutz bedeckt, aber vor allem war sie langweilig. Wenn er bei Guts war, wollte er er selbst sein und kein anderer. Es würde andere Wege geben herauszufinden, was sein Captain dachte und wollte.


"-in diesem Sinne ist Haus Morgan zu folgendem Entschluss gelangt..." Das Näseln des Mannes drang durch den großen Saal und verfing sich in Erkern und Wänden. Er war kleingewachsen und von unscheinbarem Aussehen, aber gegenwärtig ruhten sämtliche Augen auf dem Gesandten.

"Mit dem Beitritt Averett Longleys in die Reihen des Tudor Empires hat Kaiser Leo III einen Affront gegen die Dynastie Morgan herbeigeführt; Einen Affront, gegen den man ihn ausdrücklich und mehrfach warnte-"

Ich sollte zu Longley recherchieren, notierte Griffith sich im Geiste. Herausfinden, woher die Hausfehde stammt. Es landete auf einem mentalen Stapel von notwendiger Arbeit, der nur wuchs, je länger sich der Morgen in die Länge zog.

"Einem Bündnis mit dem Hause Wyndham soll in diesem Sinne nichts entgegenstehen. Alastair Morgan lässt vorschlagen, eine Verlobung zu arrangieren zwischen seinem Erben, Prinz Finnley Arailt Morgan, und der Prinzessin Charlotte Beatrix Marie Rhody Wyndham. Weiterhin möchte König Morgan der Prinzessin Unterkunft und Schutz bis zum Kriegsende auf Burg Löwklipp bieten, auf dass sie sicher ist vor -"

"Nein." Der ganze Saal wandte sich um wie ein Mann. Sämtliche Blicke richteten sich auf König Auguste, dessen ansonsten so weicher Ausdruck sich in einem Anflug von Missgunst verzerrt hatte. "Charlotte bleibt hier, zuhause. Wo sie am sichersten ist." Stille. Keiner der Anwesenden wagte auch nur zu tuscheln.

"Aber falls es den Tudors gelingt, bis nach Windham vorzurücken, steht die Möglichkeit von Charlottes Gefangennahme im Raum, euer Hochwohlgeboren. Dies würde eine anschließende Hochzeit-"

"Es wird keine Hochzeit geben", schnitt Augustes Stimme durch den Raum. "Ich stimme einer Verlobung nicht zu." Nun war es doch vereinzeltes Gewisper, was zwischen den Männern ausgetauscht wurde. Auch Griffith konnte nicht anders, als die Stirn kurz in Falten zu legen. Noch brauchten sie Morgans Männer nicht um jeden Preis, aber der Zeitpunkt rückte näher, an dem sich das ändern mochte. Außerdem war Prinz Morgan keine schlechte Wahl; Im Gegenteil, es würde Midland als Königreich weitaus fester etablieren und eine deutliche Ansage sein an die Imperien, denen es rund um sie nach Macht und Landgewinn verlangte.

... War es eine strategische Überlegung, die der König anstellte? Hatte er andere Kandidaten im Sinn? Oder reine Sentimentalität? Was immer es sein mochte, es war unklug, und an den Gesichtern rund um sich konnte Griffith ablesen, dass sie seine Irritation mehr als teilten.

"...Euer Hochwohlgeboren,-" versuchte es der Botschafter aufs Neue. "-ich wage nicht zu beurteilen, was eure Überlegungen sein müssen, aber bitte, lasst euch mit dieser Entscheidung alle Zeit, um sie angemessen-"

"Genug!" Auguste hatte sich in wenig in seinem Thron erhoben. Er starrte hinab auf den Botschafter, der noch mehr zusammenzusinken schien als ohnehin schon. "Ich muss mein Wort nicht in meinem eigenen Rat anzweifeln lassen. Haus Morgan wird einen anderen Weg finden - teilt ihnen das mit. Und jetzt geht." Der Mund des Mannes klappte auf, als würde er damit hadern, doch noch etwas vorzubringen, aber er entschied sich eines Besseren. Erst, als die Tür sich schloss, sank der König zurück auf seinen Stuhl. Murmelnd fuhr er sich über die Stirn, doch als seine Augen sich öffneten und zurück auf den Rat richteten, waren sie klar, und die Müdigkeit in ihnen nur tief im Untergrund zu erahnen. "...Genug davon. Berichtet mir, was es zu Hohenthann zu wissen gibt."


Er hatte sich mit dem Frühstück extra Zeit gelassen, bis die ersten Sitzungen vorüber waren. Griffith brauchte einen klaren Kopf - frei von Dummheiten, frei von Schwertkämpfern in schwarz - und jetzt, wo diese Notwendigkeit für den ersten Moment vorüber war, war er bereit, sich zurück zu den seinen zu begeben.

Die Gästequartiere für Gewöhnliche befanden sich im linken, nachgerückten Anbau der Burg, wo auch die Dienerschaft untergebracht war, und Griffith näherte sich, als er vertrautes Scharren vom Garten des Vorplatzes hörte.

Sein Kopf ruckte herum. Eine Impulsreaktion, mit der vermutlich jeder Krieger auf das Kratzen von Eisen reagierte. Seine Schultern sanken herab, als er erkannte, dass es lediglich Guts war, der sein Schwert schärfte. Casca saß neben ihm und sprach leise auf ihn ein - zu dessem Verdruss, offensichtlich. Beide bemerkten Griffith erst, als er vor ihnen hielt.

"Ist in eurer Runde noch Platz?"

"Griffith!" Das Mädchen strahlte ihm entgegen und setzte sich aufrechter hin. Guts ließ ihm ein Nicken zukommen, aber hielt seinen Blick auf die Klinge gerichtet, als wolle er Augenkontakt vermeiden. Hm. "Sicher, setz dich zu uns... Wie war die Sitzung?"

"Haus Morgan ist weiterhin sehr bestrebt, den König zu bedrängen, zu seiner Missbilligung", fasste er knapp zusammen, "Und Unwetter lassen das Wasser bei Hohenthann übertreten. Sie haben keine Chance, die Armee über den Fluss zu kriegen, bevor der Feind da ist."

"Oh." Die Vorstellung ließ Casca ein wenig zusammensinken. Sinkende Moral, Schlamm, Krankheit und Chaos, der Traum eines jeden Feldherren.

"Wir gehen von starken Verlusten aus ... aber auch, dass der Feind durch den Sieg übermütig werden könnte. Wenn er beschließt, weiter nach Antheim zu ziehen, wartet Arbeit auf uns." Damit gewann er auch endlich Guts Aufmerksamkeit.

"Du meinst, auf die Bande des Falken?"

"Ich habe das Angebot zumindest in den Raum gestellt. Es wird noch etwas Überredung brauchen." In beiden Gesichtern zeichnete sich konzentrierte Entschlossenheit ab, als sie das hörten.

"Dann wird es Zeit, dass wir vom Hof verschwinden, oder?", meinte Guts, während sich das erste Grinsen auf sein Gesicht stehlen wollte.

"Abwarten", entgegnete Griffith. "Noch haben wir den Befehl nicht... aber ich würde mir wünschen, dass du vorreist, damit die Männer im Fall eines Kommandos marschbereit sind, Casca." Die junge Frau nickte stumm. "Wir werden frühestens gegen Ende der Woche mehr wissen, weil dann bekannt sein wird, wohin der Feind marschiert, aber ich will den König nicht hinhalten müssen, wenn er nach uns verlangt."

"Keine Sorge. Ich kümmere mich darum.", gab sie mit fester Stimme zurück. "Du hältst mich auf dem Laufenden?"

"Selbstverständlich." Mit seiner Antwort ließ Casca sich von der steinernen Mauer rutschen und streckte sich.

"Dann sage ich den anderen Bescheid. Ein oder zwei von ihnen hätte ich gerne bei mir, um meine Präsenz im Lager zu stärken-"

"Nimm dir, wen immer du brauchst." Cascas Blick richtete sich nachdenklich auf Guts, und Griffith Augen folgten. Es wäre vernünftig, ihn gehen zu lassen, sagte eine Stimme in ihm. Wehe, sagte sie gleichzeitig. Bevor er einen Entschluss fassen konnte, schnaubte das Mädchen aber nur, abfällig, und wandte sich zum Gehen. Selten war Griffith so erleichtert über ihrer beider Rivalität wie in diesem Moment.

Einen Moment lang saßen sie nur an Ort und Stelle, in ihre eigenen Gedanken versunken, schweigend, aber an sich miteinander im Reinen - hoffte Griffith. Trotzdem konnte es nicht schaden, sich zu versichern. Davon ab wollte er mit Guts reden, und es blieb nur noch abzuwarten, wie er ihn am besten zu den Themen hinführte.

"Verzeih mir wegen gestern. Ich hab Dinge falsch interpretiert und überreagiert.", meinte er, so jovial und entgegenkommend wie möglich. Guts hielt inne, aber als er den Blick hob, stand nichts in seinen Augen, was Griffith Sorgen bereitete.

"Du hast mir beinahe nen Zahn locker geschlagen." Es klang nicht aggressiv, nur nach dem üblichen Geplänkel. Griffith stieg ein.

"Das war dafür, dass du mich ein Weichei genannt hast." Er unterstrich das mit lieblichem Lächeln und fühlte sich beruhigt, als er auch Guts unfreiwillig grinsen sah. Kurz schwankte Griffith. Er könnte weiterflachsen, mit unverfänglichem Geplauder seine Laune bessern, bevor die ersten Sitzungen des Nachmittags beginnen würden ... oder er konnte den Dingen auf den Grund gehen. Das harmlose, beruhigende Lächeln wurde auf den Lippen behalten, während er den Kopf zur Seite legte. "Aber darf ich dir eine ernste Frage stellen?"

"...Klar." Er sah ihn nicht richtig an, stellte Griffith fest. Guts Augen hatten sein Gesicht gestreift und sich dann wieder auf die Waffe gerichtet, ohne echten Blickkontakt zu suchen. Vielleicht sollte er auch zweimal überlegen, bevor er fragte - aber nachdem er sich schon kopfüber in mehrere Risiken hatte fallen lassen, was wäre ein weiteres?

"Begehrst du mich?"

Und innerhalb derselben Sekunde schien alle Sicherheit aus Guts Körper zu weichen. Der Wetzstein wäre ihm beinahe aus den Fingern gerutscht, da schloss sich die Faust noch einmal heftiger. Der Blick, der Griffith traf, war angespannt, zornig, von milder Panik erfüllt - und von Schuld. Was?

"Bist du irre?! Ich bin nicht- ...warum sollte ich?!" Definitiv Panik, doch der Ausdruck in seinen Augen sah nicht nach Ekel aus. Und auf die Schuld konnte Griffith sich noch immer keinen Reim machen. Aber das war nicht die Reaktion von jemandem, der auch einfach mit 'Nein' hätte antworten können.

Guts erhob sich und packte sein Schwert. "...Du musst mich für einen widerwärtigen Perversen halten, dass du mir so etwas zutraust." Huh. Griffith blinzelte, noch mehr, als Guts sich daran machte, das Schwert auf den Rücken zu schnallen. Wurde das hier jetzt wirklich zur Flucht?

... Er sollte irgendwas sagen. Irgendwas Entschärfendes. Die Bezeichnung widerwärtiger Perverser hatte sich sehr kurz, sehr hässlich in seinen Geist gegraben, aber Griffith versuchte zu rationalisieren. Vielleicht gab es guten Grund dazu. Guts hatte die falschen Gerüchte gehört, Guts war mit den falschen Personen aufgewachsen... Guts hatte die falschen Erfahrungen gemacht. Er zuckte die Schultern, als ob er nicht gerade einen kleinen Vulkanausbruch heraufbeschworen hatte.

"Es würde mich nicht stören", meinte Griffith so nonchalant wie bei einem Gespräch über das Frühstück und tastete nach dem roten Stein um seinen Hals. "Nicht bei dir." Das ließ Guts innehalten. Griffith atmete aus, aber nicht allzu sehr - noch wusste er nicht, aus welcher Richtung die Reaktion kam.

"...Du machst Witze." Guts wirkte nicht mehr zornig. Gleichzeitig hatte sein Blick etwas eigenartig verlorenes inne.

"Warum sollte ich?"

"Weil - wie kann dich so etwas nicht stören?!" Guts breitete die Arme aus. "Das irgendwer dich ansieht und versessen darauf sein könnte, dir wehzutun?!"

"Niemand sagt, dass es mit Schmerzen verbunden sein muss-"

"Aber zwischen zwei Männern kann es nur wehtun!" Oh. Das war die Richtung. Falsche anatomische Kenntnisse. Und womöglich noch mehr, aber so gut war Griffith nicht, dass er diesen Fluss aus Emotionen hätte entziffern können, der durch Guts Blick schwamm. Er räusperte sich.

"Nicht zwangsweise. Nicht, wenn man es richtig macht." Auch wenn die Wahrheit natürlich war, dass es den meisten Männern scheißegal war, ob es wehtat. Vielleicht hatte Guts schon mehr gesehen, als er anfangs angenommen hatte.

Der stand immer noch, irgendwo zwischen Flucht und Starre begriffen, und hatte die Brauen zusammengezogen.

"Woher willst du das denn wissen?"

Griffith rettete sich in die Erklärung, die der Wahrheit am nächsten kam.

"Meine Mutter war Hure. In ihrem Berufsfeld kriegt man solche Dinge nunmal mit." Jetzt, endlich, ließ Guts sich wieder sinken, aber noch immer sah er ihn überrumpelt an.

"Deine Mutter war Hure?" Griffith atmete kurz durch. Das sagt er nicht, um es dir reinzuwürgen. Er weiß es nur nicht besser. Dann lächelte er.

"Wir alle müssen irgendwo herkommen."

"Sicher, aber-" Guts blinzelte ihn an. "-ganz ehrlich, ich hab immer gedacht, du wärst der geheime Bastardsohn eines hohen Adeligen oder so." Die Absurdität erwischte Griffith unvorbereitet. Er begann zu lachen.

"Wie kommst du auf so etwas?"

"Wie du dich bewegst, und sprichst, und auftrittst, und - alles?"

"...Angelernt. Ich habe mich sehr gewandelt."

"-und dein Kampfstil! Ich meine, du bist Söldner seit... was, 12?"

"Ich bin in einem Gossenviertel aufgewachsen und war meiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten." Griffith lächelte schief. Nicht sein liebstes Thema, aber inzwischen ging er stark davon aus, dass es wenig auf dieser Welt gab, was er sagen konnte, woraus Guts ihm einen Strick drehen würde. "Vielleicht kannst du dir vorstellen, was für Männer das anzieht... ich hab vielleicht nicht immer Schwerter geführt, aber den Umgang mit Klingen früh gelernt. Selbstverteidigung."

"Ah." Guts Miene trübte sich schlagartig. Nicht, was Griffith hatte bezwecken wollen. Er wollte ihn gerne hierbehalten, wenn die Fluchtreflexe schon ausgesetzt hatten. Also lächelte er breit, wie um die Worte von zuvor zu überstrahlen, und fuhr fort:

"Meine Art zu sprechen ist durchs Lesen beeinflusst. Und früher habe ich durchaus geflucht wie ein Gossenjunge. Das muss nur hier bei Hof keiner hören." Die Trübnis wich, und Guts schüttelte den Kopf, murmelte, als würde er es selbst nicht glauben.

"Du kannst fluchen." Griffith lachte lediglich.

"Wenn ich will." Der Himmel über ihnen war von einem spätsommerlichen, wolkenfreien Blau, und vereinzelte Vögel zogen ihre Kreise. An Tagen wie diesen kam es Griffith vor, als gäbe es nichts, was er jemals falsch machen könnte.


Als der Nachmittag sich zum Abend senkte und er zurück im Turmzimmer saß, brummte sein Kopf. Griffith ächzte, als er sich Pergament, Kohlestifte, Zirkel und eine Karte schnappte. Sie hatten den Weg von Hohenthann nach Antheim bereits in den Sitzungen diskutiert, aber die gängigste Meinung war, dass man - im Fall eines Angriffes auf die Stadt - warten sollte, bis der Feind sich dort als Belagerungsmacht aufgebaut hatte, und dann über ihn herfallen sollte.

Das Gelingen war ihm zu unsicher. Und Antheim war nicht annähernd so gut gesichert wie andere Städte. An Kloster und Burg würden sich die Angreifer ein paar Tage die Zähne ausbeißen, aber alles andere hätten sie zu diesem Zeitpunkt bereits überrannt und geplündert, und keine Burg der Welt konnte 20.000 flüchtige Stadtbewohner aufnehmen. Abwarten hieße, sie zu opfern, und mit ihnen alle Dörfer dazwischen.

Die Uhr war eineinhalb Stunden vorgerückt und in seinem Geist hatten sich Ansätze einer Idee geformt, als er hörte, wie die Tür sich öffnete. Griffith hob den Blick in der Erwartung, die Dienerin mit dem Essen zu sehen. Mit Essen hatte er recht behalten - allerdings war es keine Dienerin, die in der Tür stand. Seine Mundwinkel hoben sich zu der angenehmen Überraschung.

"Ich könnte schwören, die Gewandung der königlichen Dienerschaft sah gestern noch anders aus." Guts zog den Mund zur Seite bei seinen Worten.

"Lass es mich nich' bereuen, dass ich hier hochgekommen bin." Er trottete näher, überblickte Griffiths Arbeitsplatz nach einer freien Ecke für die steinerne Schüssel und blieb dann mit den Blicken auf seiner Arbeit hängen. "...Zeichnest du gerade?"

"Das ist Geometrie.", meinte Griffith und fügte der Vorsicht halber hinzu: "Mathe."

"Hah. Davon hab ich schonmal gehört." In Ermangelung anderer freier Flächen stellte Guts die Schüssel einfach auf den Boden. "Klingt stinklangweilig."

"Es ist weniger langweilig, sobald man es in Aktion erleben darf", meinte er und musste doch schmunzeln, als der Mann ihm den Rücken zuwandte und die Bücherwände hinaufstarrte. "Aber momentan geht es darum, Orte und Zeitpunkte zu ermitteln, an denen ihr eure Arbeit am besten machen könnt."

"Richtig... Arbeit", tönte sinnierend von Guts, ehe er sich umdrehte. "Warum darf Casca gehen und ich nicht?" Oh. Damit hätte er rechnen sollen. Dennoch störte ihn die Art und Weise der Formulierung - wenn auch nicht so sehr wie der Gedanke, dass Guts von seiner Seite verschwinden könnte.

"Das hier ist kein Kerker. Wenn du gehen willst, sind die Türen jederzeit offen", behauptete Griffith, mit mildem Lächeln, als wäre er nicht schon wieder drauf und dran, jemandem das Bleiben zu befehlen. "Ist es hier so schrecklich?" Sein Captain machte ein finsteres Gesicht.

"Es ist einfach nicht meine Welt. Alles ist zu sauber, alle sind unehrlich, und die Leute wollen mir ins Gesicht spucken, nur weil ich nicht aus Dynastie Leckmichdoch von Ismiregal-Hausen stamme." Griffith schmunzelte, weil das leichter war als zuzugeben, dass er bis dahin zustimmte. "Und es ist nicht, als würde ich hier gebraucht werden. Du kommst allein gut mit diesen Pissern klar. Wahrscheinlich sogar noch besser, als wenn ich an deiner Seite bin und dauernd irgendwas sage, was vor lauter falscher Etikette irgendwen in Ohnmacht fallen lässt." Griffith schwieg und stützte sein Kinn auf die Hand. Nur weil ich dich nicht für Politik brauche, heißt es nicht, dass ich dich nicht brauche. Meine Welt ist es auch nicht wirklich. Du - und die anderen - seid der beste Anker, der mich noch mit der Realität da draußen verbindet. Aber das zuzugeben hätte bedeutet, sich verletzlicher zu machen, als er für den Abend ertrug. Stattdessen seufzte er nur.

"Ich werde dich nicht aufhalten, aber du würdest mir fehlen. Und das Lager ist nur in Bereitschaft - es ist nicht, als hättest du dort mehr zu tun als hier." Glatte Lüge. Wenn es darum ging, Zeltstädte für 5000 Mann abzubauen, dann war Guts mit seiner Stärke und Ausdauer genau das, was man sich vor Ort wünschte.

"Hrmpf.", erntete er, und einen misslaunigen Blick, während Guts sich auf den Stuhl fallen ließ. "Was meintest du eigentlich damit?"

"Womit?"

"...Das es dich nicht stören würde - bei mir." Ah. Griffith musste sich ein Schmunzeln verkneifen und gab sein Bestes, eine glatte Miene zu wahren. Also hatten seine Sätze doch Eindruck hinterlassen. Er tunkte seine Feder zurück ins Fass, und sei es nur, um so zu tun, dass er gerade noch Konzentration für die Arbeit übrighatte.

"Genau das, was ich sagte."

Offenbar nicht die Erklärung, die Guts hören wollte.

"Okay...- Aber wieso?" Griffith stockte kurz, setzte die Feder oben am Papier an und kritzelte ein paar Kringel, um seine Hand beschäftigt zu halten. Niemand sollte denken, er sei durch so etwas wie Wortwechsel aus der Ruhe zu bringen.

"Was weiß ich, wieso. Ich habe auch nicht auf alles eine Erklärung, Guts. In den meisten Dingen bin ich nicht weiser als du."

"Klar", wurde zu seiner Seite ungläubig geschnaubt, und Griffith hoffte, dass es sich auf seinen letzten Satz bezog. Er war gerade noch dabei, seinen Kopf wieder zu ordnen, als die nächsten Worte ihm Röte ins Gesicht schießen ließen. "Aber - wie funktioniert das jetzt zwischen Männern? Ohne Schmerzen, mein ich." Griffith starrte auf seine Zeichnungen und unterdrückte den kindischen Impuls, Guts einen Atlas über menschliche Anatomie gegen den Kopf zu schleudern. Der Rest seiner Konzentration für heute Abend würde für irgendwas draufgehen, aber Hohenthann war es schon einmal nicht.

"Aus rein akademischen Interesse?"

"...Jo." Gut. Je mehr Fachworte er verwenden durfte, desto leichter war es, sich von der Situation zu entfremden. Griffith konnte zwar über Dinge reden, die ihm Scham verursachten, aber Himmel, er war auch nur ein Mensch. Er lehnte sich zurück und räusperte sich.

"An der Wurzel des Penis befindet sich ein Nervenbündel, dass sehr empfindlich auf Berührungen reagiert und für angenehme Gefühle sorgen kann. Man kann es übers Perineum erreichen, aber auch über die Innenseite des Afters - heißt, wenn bei Einführung von Objekten oder... Geschlechtsorganen Stimulierung des besagten Nervenbündels passiert, fühlt es sich gut an." Guts starrte ihn an und blinzelte.

"Was heißt das auf Midlandisch?" Richtig, damit hätte er rechnen sollen. Griffith seufzte in sich hinein und rieb sich mit der Hand übers Gesicht.

"Du hast Nerven in deinem Arsch, die dafür sorgen, dass es sich gut anfühlt, wenn was reingesteckt wird." Guts schwarze Brauen zogen sich zusammen.

"Nein."

"Wie, nein?" Möglicherweise sollte er ihm doch einfach das Anatomiebuch gegen den Kopf knallen.

"Hab ich nicht." Griffith spürte ein frustriertes Ächzen in seiner Kehle schlummern und unterdrückte ein 'Soll ichs dir beweisen?', dass ihm für einen Moment auf der Zunge lag. "Und überhaupt, es tut trotzdem weh, wenn da was durchgesteckt wird."

"Nicht mit Vorbereitung. Dein Hintern ist ein Ring aus Muskeln, dass heißt, er lässt sich dehnen und bearbeiten wie alle anderen Muskeln in deinem Körper. Es tut nicht weh, wenn man behutsam vorgeht." Das sorgte für einen Moment nachdenkliches Schweigen in der Zimmerecke. Griffith überlegte, ob das hieß, dass das Verhör zu einem Ende gekommen war und er vielleicht wenigstens ein bisschen Abendbrot zu sich nehmen sollte-

"Zeigs mir." Hätte er eben etwas getrunken, dann wäre seine Arbeit jetzt ruiniert gewesen. Griffith hielt sich dazu an, den Mund wieder zu schließen, und versuchte nicht ganz perplex zu gucken, als er sich umdrehte.

"...Bist du sicher?"

"Jo. Ich bin auch vorsichtig." Oh, stellte er fest, und die Absurdität wollte ihn lächeln lassen. Das war ein 'Zeigs mir' im Sinne von 'Spiel anatomisches Vorführobjekt für mich'. Er wusste, dass Guts nicht gerade erfahren war, was sexuelle Verführung anging, aber es gab noch immer eine Abstufung zwischen 'plump' und dem hier. Es gab hundert Gründe nein zu sagen - und ganze zwei, ihn nicht konsequent abzuweisen. Er mochte Guts. Er mochte Guts, und sein verkorkstes Sexualempfinden erklärte ihm, dass er eigentlich gar nichts dagegen hatte, Vorführobjekt spielen zu müssen. Griffith ließ sich zurücksacken und rieb sich über die Stirn.

"Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du dem Wort Dreistigkeit neue Bedeutungen verleihst?" Guts guckte auch noch, als sei er sich keiner Schuld bewusst.

"Wieso? Ich hab dich auch schon nackt gesehen, und das war nicht schlimm." Weil ich jung und verkatert war und es in keinem Verhältnis zu irgendeiner Art richtiger Intimität stand? Gott. Ein Teil von Griffith versuchte ihm noch mitzuteilen, dass er restlos bescheuert war, aber er hatte seinen Stuhl bereits zurückgeschoben und war dabei, seinen Gürtel zu öffnen, schwach warnend: "Wenn du das jemals jemandem erzählst-"

"So schlimm ist es nicht. Du beantwortest mir nur eine Frage.", war die brummige Antwort, die er bekam, und Griffith sparte sich das Kopfschütteln, als er sich daran machte, unnötige Lagen Hofkleidung abzustreifen. Klar. Nur eine Frage.

"Ich hoffe, du kommst nicht auf die Idee, diese Frage jemals einer Frau zu stellen..." Guts lachte.

"Das wäre ja was anderes. Wir sind Jungs." Richtig. Griffith legte seine Kleider resignierend zusammen. Wir sind Jungs. Nichts passiert hier, nur zwei Jungs, die sich eine harmlose Frage beantworten. Und wo sonst galt es den Wissensdurst zu stillen, wenn nicht hier? Er erhob sich und fühlte sich nackter als gewohnt, als würde die Kleidung, die noch an seinem Körper hing, ihn nur umso deutlicher spüren lassen, wo er keine trug. Er konnte Guts Blick auf sich ruhen spüren, ein bisschen tiefer und länger, als es jedem Anstand entsprach, ehe er Schwertkämpfer sich wieder fing.

"Komm rüber." Ah. Hat sich die Kommandostruktur so schnell umgekehrt, nur, weil ich Kleidung losgeworden bin, dachte er mit einem Hauch Amüsements, aber es reichte nicht aus, um seine Nervosität zu überdecken. Griffith haderte selbst noch mit dem Wie, aber offenbar hatte Guts schon seine ganz eigene Vorstellung, zog ihn zu sich und hob ihn auf seine Oberschenkel - Griffith Hintern in die Höhe gereckt, während sein Oberkörper und seine Beine herabsackten.

"Ich schwöre, wirklich, ein Wort hierüber jemals zu irgendwem-", drohte er mit aller Überzeugungskraft, die ihm seine Position noch ließ. Die weißen Locken waren seine Schultern herabgerutscht und wollten selbst dann über den Boden streifen, wenn er sich noch aufgerichtet hielt.

"...Jaja, keine Panik", hörte Griffith über sich. "Wie fang ich an?" Es wurde nicht besser mit der brennenden Röte in seinem Gesicht.

"...In einer der Schubladen neben dir ist eine Ölphiole. Mach das über deine Finger, damit sie nicht reiben." Er konnte spüren, wie der Körper, auf dem er hing, sich einen Moment bewegte, und Rascheln ertönte.

"Wozu braucht man Öl hier oben?", wurde sich neugierig erkundigt.

"Alchemische Testreihen", antwortete Griffith, und die Lüge war ihm nicht einmal peinlich. Die Antwort schien Guts zufriedenzustellen, und er hörte, wie die Phiole entkorkt wurde, und zwang sich, tief ein- und auszuatmen. Griffith hätte sich gerne entspannt, aber die ungewohnte Situation hielt ihn im Griff. Er hätte seinen Körper zwar zur Ruhe zwingen können, aber das hätte bedeutet, sich geistig aus der Situation zu verabschieden, und zum ersten Mal war Griffith, als wolle er nicht unbedingt woanders sein. Er gefiel sich genau hier, bei Guts, unter dessen forschenden Blick und mit der Scham, die träge in ihm kreiste und es doch nicht wirklich schlimm machte.

Im nächsten Moment konnte er die schlüpfrigen, feuchten Finger spüren, wie sie seine Beine sachte auseinanderdrückten, ehe sie mit Bedacht über seinen Eingang strichen.

Er hatte nicht gedacht, dass Guts viel Geduld zeigen würde, aber dessen Finger fuhren träge, beruhigende Kreise um seine Rosette und strichen abwartend über das Fleisch, während Griffith die Hitze spürte, die immer offensichtlicher Besitz von ihm ergriff. Als sein Captain nach einer Weile immer noch keine Anstalten gemacht hatte, weiterzugehen, presste er weitere Worte über seine Lippen.

"Guts - ich bin nicht aus Glas. Steck einfach einen rein." Er hat große Hände, dachte Griffith, aus dem Zusammenhang gerissen und ein wenig schwindelig, während er die Lust in sich pulsieren spürte, die zu den trägen Berührungen mitschwamm. Griffith konnte spüren, wie Guts vorsichtig einen Finger in ihn schob, und zwang sich nach einem Räuspern, weiterzusprechen. "Ähm - die Nerven sind nicht weit drin. Etwa zwei Knöchel weit, und wenn du dann ein bisschen tastest, dann findest du das Bündel..." Sein eigener Kopf fühlte sich wattig an, erniedrigt, belustigt darüber, wie er einem anderen Mann anleitete, ihm jede Kontrolle zu nehmen, während er den Finger in sich suchen spürte. Einen Moment später presste Guts im richtigen Winkel gegen ihn. Griffith konnte hören, wie ihm ein Ton weit oben in der Kehle entwischte, als die Welle von Lust ihn genüsslich durchrollte und von Kopf bis zu den Zehen in Anspannung versetzte. Der Druck ließ nach, und er konnte Guts ungläubig glucksen hören.

"Warst du das gerade?" Ich erwürg dich gleich- Griffith schlang die Arme vor sein Gesicht, als würde das die Scham erleichtern. "Fick dich-", wollte er zischen, einen Moment vergessend, wo und wer er war, ehe Guts erneut zudrücken und seine Worte von einem weiteren Laut verschluckt wurden. Das Erwürgen war vergessen.

Als würde er nicht sehen, was er gerade mit ihm anrichtete, erkundigte Guts sich - neben weiteren massierenden Bewegungen an der Prostata: "Okay. Wie geht es weiter? Ich meine, mehr als einen Finger kriegt man nicht in dich rein." Griffith, dem war, als könne er schon jetzt keinen klaren Gedanken fassen, fühlte sich wie im falschen Buch.

"Das - ist... Ahhhngh- scheiße, ich kann nicht reden, wenn du damit - weitermachst-" Guts besaß die Freundlichkeit, ihn einen Moment Atem fassen zu lassen, und Griffith stellte fest, dass er schon dabei war, sich unbewusst gegen die Oberschenkel seines Captains zu reiben. Er befahl sich auf der Stelle anzuhalten und saugte Luft ein. "Zum Dehnen nimmst du zwei oder drei Finger und spreizt sie auseinander. Solange du die Muskulatur nicht überforderst, wird es keine Schmerzen verursachen." Und wenn doch, Griffith bezweifelte, dass er gerade viel von ihnen mitkriegen würde. Sein Körper brannte verlangend und sein Kopf schwamm in Watte.

Guts entzog seine Hand, und deutliches, unangenehmes Ziehen schnellte sein Rückgrat hoch, als ihm einen Moment später zwei Finger eingeführt wurden. Griffith presste sich die Faust gegen den Mund, um nicht schon jetzt mit den überforderten Lauten zu beginnen. Statt damit zu beginnen, ihn zu dehnen, war plötzlich der Druck auf seiner Prostata zurück. Das erste Keuchen verschluckte Griffith halb, und er wand sich, gefühlt von innen zerfließend.

"Das musst du- Gaaah, hnng- Guts! Das braucht es nicht zum Weiten!"

"Aber es gefällt dir", hörte er sachlich über sich, während er sich zusammenkrümmte. Sein Becken hatte scheinbares Eigenleben entwickelt, drückte sich abwechselnd gegen Guts Finger und dessen Oberschenkel, und für einen Moment war Griffith um eine Antwort verlegen. Es war nicht, als ob er noch groß zu denken in der Lage wäre.

"Mach so weiter und ich komme-", warnte er stattdessen schwach murmelnd. Guts überhörte ihn, situationsgebunden oder absichtlich. Griffith wusste es nicht. Griffith hatte keine Möglichkeit, über mehr nachzudenken als die Lust, die durch seinen Körper bebte, und wie nah er war, und-

Guts presste einen Orgasmus aus ihm, der heftig genug war, ihm mehrere Sekunden lang den Atem zu rauben. Griffith vergaß für einen Moment, dass es ihm unangenehm war gehört zu werden, er vergaß Selbstbeherrschung, und seine Hand hatte sich haltsuchend in Guts Hose gekrallt, um wenigstens irgendwas zum Festklammern zu haben, während sich rauschhafte Wellen durch seinen Körper zogen. Er wäre ermattet zusammengesackt, wenn nicht neuerlicher Druck auf seine Prostata seinen ganzen Körper hätte zusammenzucken lassen.

"Stop!", entkam ihm, etwas panisch durch die Intensität der Empfindung. Und spontan ließen die Hände ab, setzten ihn auf, während er sich noch halb dabei war, seinen Kopf zu ordnen und seine Glieder wieder ganz zu spüren. Dunkle, besorgte Augen richteten sich auf ihn, während Guts Hände ihn an den Schultern hielten.

"Bist du okay?"

"... Erschöpft", murmelte Griffith. Überempfindlich traf es besser. Noch mehr, und er hätte sich von den letzten traurigen Resten seiner Selbstkontrolle verabschieden müssen. "Konzentrier deinen Forscherdrang auf was anderes." Unter seinem Oberschenkel konnte er die Stelle spüren, an der er sich gegen Guts Hose ergossen haben musste. Selbst schuld, er hatte versucht ihn zu warnen. Guts schwieg dazu, aber er zog ihn an sich, und Griffith war zu ermattet und gleichzeitig zu dankbar über den Körperkontakt, um irgendwas daran zu finden.

Kurze Zeit saß er nur, schweigend gegen seinen Captain gelehnt, bis er sein Gewicht verlagerte und plötzlich der Tatsache bewusst wurde, wie deutlich Guts Glied unter seiner Hose fühlbar war. Griffith dachte gar nicht wirklich bewusst darüber nach.

"Warte. Lass mich dir helfen."

"Wie, helf-?" Aber er war bereits von seinen Schenkeln gerutscht, hatte sich in die Hocke begeben und machte sich daran, Guts Gürtel zu öffnen.

"Siehs als Dank für eben." Guts klang vorsichtig, fast erschrocken, meinte: "... Als Dank für eben?" Aber er erhob sich nach aufforderndem Blick soweit, dass Griffith ihm die Hose ein Stück herunter zerren könnte. Als seine Zunge einmal träge um die Eichel fuhr, war es um die Kraft in Guts Beinen auch schon wieder geschehen. Er sackte auf den Sitz zurück, sein Atem stockend.

Normalerweise war Griffith alles andere als ein Freund davon, einen Schwanz in der Nähe seines Gesichts zu haben. Es war mit mehreren Erinnerungen verbunden, die er keinesfalls benötigte und die sich gefielen, ungebeten über ihn hereinzubrechen. Aber das hier... war okay.

Es ist nur ein Freundschaftsdienst, erklärte er sich und spürte gleichzeitig, wie ihm etwas schwummrig vom Geruch zu werden drohte. Guts roch intensiv, nach Begierde und nach Kraft, und Griffith stellte fest, dass sein Körper die Mischung mochte.

Als er die Lippen öffnete und begann, Guts in sich aufzunehmen, spannten sich die Oberschenkel unter ihm an, und eine Hand grub sich in seinen Haarschopf.

"Griff-", hörte er abgehackt, der Atem stockend, als er begann, am Glied zu saugen. Fast richtig. Guts Hand in seinem Haarschopf verkrampfte sich, als sei er unsicher, ob er ihn von sich schieben oder doch eher näherziehen wollte.

Es dauerte wenig länger als erwartet, da sah er, wie Guts Bauch sich anspannte, ganz flach wurde, während die Schenkel zu seinen Seiten bebten. Er sank noch einmal tiefer, nahm mehr in sich auf, und Guts ächzte kehlig, ehe die warme Flüssigkeit in seine Kehle spritzte. Griffith schluckte, um keine Sauerei zu produzieren, und verlangsamte seine Stimulation, ohne ganz innezuhalten. Erst, als Guts versuchte, ihn am Haar nach hinten zu schieben, ließ er ab.

"...Angenehmer?" Guts starrte auf ihn herab, mit fast kindlicher Verwunderung in den Augen.

"Gibt es eigentlich irgendwas, worin du nicht besser bist als der Rest der Welt?" Das traf Griffith so unerwartet, dass er die Hand heben musste, um beim Lachen nicht doch versehentlich das Zimmer vollzuhusten. Er war nicht gänzlich unbedarft, aber jeder mit mehr Erfahrung oder Begeisterung hätte Guts eines besseren belehren können. Und selbst wenn, wäre das mit Sicherheit keine Fähigkeit, mit der er stolz hausieren gehen würde.

"Das war aber nicht das erste Mal für dich, oder?", erkundigte er sich vorsichtshalber und erhob sich.

"Nah, eines der Mädchen in unserem Lager, die sich dafür bezahlen lassen, hat dasselbe gemacht-", hörte er stockend. "Aber das hat sich ganz anders angefühlt." Griffith wusste das mit einem Schulterzucken zu kommentieren.

"Es ist angenehmer mit jemandem, den man mag." Dazu folgte kein weiterer Kommentar, aber er konnte Guts Blick spüren, als er sich durchs Zimmer bewegte und sich seine Hose vom Ort schnappte, an der er sie abgelegt hatte. Schließlich, wie nach verlängerter Pause, hörte er: "...Für dich auch?"

"Was meinst du?"

"Ob es für dich auch angenehm war." Die Worte wurden undeutlich gemurmelt, als wüsste Guts selbst, wie albern die Frage war, und Griffith hob beide Brauen. Habe ich mich denn angehört, als wäre es mir unangenehm?

"Hätte ich etwas dagegen gehabt, hätte ich es dich schon wissen lassen", erwiderte Griffith mit nichtssagendem Lächeln, sackte auf dem anderen Stuhl herab und bereute es im selben Moment. Sein Hintern fühlte sich seltsam an, und allein, weil Guts anwesend war, versuchte er nicht stark zusammenzuschrecken. "Hast du noch weitere wichtige Fragen zum menschlichen Körperbau oder kann ich mein Abendbrot essen?"

"Oh-" Guts blickte beinahe schuldbewusst drein. "Nein. Mach." Griffith lächelte, auch dann noch, als Schweigen einkehrte. Es war ein Schweigen von der Sorte, in der unausgesprochene Worte und Fragen mitschwingen, aber lieber das, als alle Karten vor Guts offenlegen zu müssen. Mit Fragen konnte Griffith leben.

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