und dafür brauchst du mich?

___Montag___

„Okay, ganz ehrlich?" Liam sah zu Harry auf und seufzte. „Ich hab keine Ahnung."

Harry runzelte die Stirn. Die beiden waren gerade unterwegs zu einer Autowerkstatt, weil Harry sein Auto abholte und Liam ihn spontan begleitete.

„Was meinst du damit, du weißt es nicht?"

„Ich bin so verwirrt, Harry. Ich glaube, ich hab wirklich ernsthafte Gefühle für ihn, aber irgendwie...wir reden ja kaum. Ich meine, du kennst ja Zayn."

„Beziehungsweise ich kenne ihn eigentlich kaum und genau das ist das Problem."

Liam nickte nur. „Genau. Und trotzdem...ich..." Er seufzte nur nochmal.

„Naja, aber ich meine, Liam...", begann Harry. „Reden ist nicht immer das Wichtigste. Man kann ja nicht nur durch Worte kommunizieren. Und wenn sich das alles richtig anfühlt...wer sagt denn, dass man immer reden muss?"

Liam musterte Harry nur. Es war die richtige Entscheidung gewesen mit ihm darüber zu reden. Harry war die am wenigsten verurteilende Person, die er kannte.

„Hm."

„Ich sag ja nur." Harry hob die Schultern und lächelte Liam zu. Dieser nickte nachdenklich. „Du hast schon Recht."

Die beiden waren bei der Werkstatt angekommen. „Uh ich seh sie schon. Ich geh mal eben den Schlüssel abholen."

„Sie?", fragte Liam verwirrt.

Harry drehte sich kurz um. „Mein Baby." Dann nickte er zu einem hellblauen Mercedes und Liam zog die Augenbrauen hoch. „So einer bist du?"

Harry grinste, nickte und ging durch die Glastür ins Gebäude.

Kurz darauf kam er zurück zu Liam und schloss sein Auto auf. Die beiden stiegen ein und Harry sog tief den Geruch auf, den Liam eher eklig fand, das Auto hatte schließlich die ganze Zeit in der Sonne gestanden und es war stickig.

„Ich hab dich vermisst", meinte Harry zum Lenkrad und Liam musste ein Lachen unterdrücken. Er hätte Harry wirklich nicht für so einen Autofreak gehalten.

„Also zurück zu Zayn", meinte Harry als er zündete und rückwärts aus der Parklücke setzte. „Empfindet er denn auch was für dich?"

Liam seufzte. „Ich hab keine Ahnung. Das ist es ja was mich so verwirrt. Ich meine...ich denke schon, er hat ja anscheinend sogar ein Lied für mich geschrieben. Außerdem geht er sehr sanft mit mir um und...ich weiß nicht Harry, ich bin echt verzweifelt."

„Das wird schon alles." Kurz warf Harry Liam in aufmunterndes Lächeln zu, blickte dann aber wieder auf die Straße.

„Ich hoffe." Liam lächelte.

___Dienstag___

„Okay, bis später."

„Ja, bis später." Niall zog die Tür hinter ihm zu und Harry stellte seinen Teller in die Spülmaschine.

Dann ging er in sein Zimmer und seufzte kurz. Er könnte sich mal wieder einen Film ansehen, oder? Das hatte er länger nicht mehr gemacht und er hatte jetzt Zeit. Und die Prüfungen waren eh durch.

Er griff also nach seinem Laptop und ging auf Netflix (denn Niall meinte er könnte seinen Account mitbenutzen) und startete The Notebook. Allerdings wurde sein Frieden eine halbe Stunde später durch ein Klopfen gestört. Wär ja auch zu schön gewesen.

Harry seufzte und drückte stoppte den Film.

„Ja?"

„Harry?" Louis steckte seinen Kopf zur Tür herein. Was Harry wirklich überraschte. Denn Louis klopfte nicht. Also...nicht so. Nicht so normal.

Aber andererseits...die anderen waren alle ausgeflogen, er und Louis waren alleine zu Hause. Wer hätte es denn sonst sein können?

„Ähm", begann Louis, wurde dann aber von Harrys Laptop abgelenkt. „Was guckst du da?"

Harry sah nur auf seinen Computer. Natürlich war der Film ausgerechnet an der Stelle stehen geblieben an der man Ryan Gosling ohne Shirt sah. Harry klappte den Laptop zu und sah Louis abwartend an.

„Louis, was willst du?"

„Also...äh...ich..." Louis druckste herum und verknotete seine Finger. „Ich will wirklich dringend duschen und...äh..."

Harry sah ihn verwirrt an. „Und dafür brauchst du mich?"

„Was? Nein!" Louis schnaubte. „Ähm...aber...aber in der Dusche ist...also..."

„Louis! Jetzt sag was Sache ist!" Harry wurde langsam wirklich genervt. Was wollte der Idiot denn von ihm?

Gut...vielleicht...vielleicht fand er Louis gar nicht mehr so idiotisch, aber das würde er niemals zugeben.

„Also da ist eine..." Louis seufzte. „Eine fette Spinne in der Dusche und...ich find das echt eklig, also-"

Harrys Lachen unterbrach ihn. „Du hast Angst vor Spinnen? Ausgerechnet du?"

Louis wippte mit dem Fuß auf und ab. „Ach, vergiss es!" Er wollte sich schon umdrehen, aber Harry hielt ihn auf.

„Warte. Ich mach sie weg." Er stand auf und Louis biss sich nur auf die Unterlippe. Er war doch ziemlich erleichtert und folgte Harry ins Badezimmer, der noch eben ein Glas aus der Küche geholt hatte.

„Iih, die ist wirklich ekelhaft", meinte Harry nur als er die Spinne in der Dusche entdeckte und Louis verschränkte die Arme. „Guck."

Harry warf Louis einen Blick über seine Schulter zu und stieg dann in die Dusche. Er fand die Spinne zwar auch nicht so ansprechend, aber er hatte trotzdem keine Angst vor ihr. Louis folgte ihm aus welchem Grund auch immer und Harry ging in die Hocke.

Louis hielt den Atem an und als Harry mit einer schnellen Bewegung die Spinne unter dem Glas gefangen hatte, schrie er leise auf.

Harry zuckte zusammen, fuhr hoch und fasste sich erschrocken an die Brust.

„Louis! Was schreist du denn so?"

„Sorry, ich hab mich halt erschrocken. Die hat sich plötzlich bewegt."

„Hol mir lieber mal ein Stück Papier, ich glaube kaum, dass du mit der Spinne zusammen duschen willst. Wenn auch unterm Glas."

Louis presste nur die Lippen aufeinander, schüttelte den Kopf und ging ein Stück Papier holen.

Irgendwie war es gerade komisch zwischen Harry und ihm. So...falsch herum irgendwie.

Er hatte sich Harry immer in gewisser Weise...überlegen gefühlt. Und wenn sie geredet hatten hatte er das Gespräch in der Hand gehabt.

Aber seit Samstag Abend...sah er Harry irgendwie mit anderen Augen.

Harry war kein kleiner Junge. Und er war nicht so naiv wie Louis immer gedacht hatte.

Bei Weitem nicht.

Außerdem schien Harry ein ziemlich ausgereiftes Sexleben zu haben, was Louis' Bild von Harry auch komplett auf den Kopf stellte. Und Harry hatte ihm zu seinem neuen Job verholfen (den er gestern angefangen hatte und der ihm wirklich Spaß machte).

Er hatte ein völlig falsches Bild von ihm gehabt.

Kurz gesagt: Louis war verwirrt. Und die Situation zwischen ihm und Harry komisch.

„Hier." Er reichte Harry das Stück Papier, doch bevor Harry sich wieder zu dem Glas bücken konnte, bewegte die Spinne sich sehr hektisch in dem Glas und Louis gab wieder einen kleinen Schrei von sich.

Und Harry erschrak erneut, ließ das Papier fallen und fuhr herum, um Louis an den Schultern zu fassen, aber irgendwer der beiden rutschte aus.

Sodass Louis plötzlich die kalte Fliesenwand in seinem Rücken spürte und Harry sich nur ein paar Zentimeter vor ihm befand, mit den Armen jeweils rechts und links von Louis gegen die Wand gestützt.

Beide schienen zu vergessen, wie Atmen funktionierte, während sie sich einfach nur anstarrten.

Louis war noch nie aufgefallen wie unglaublich schön Harrys Augen eigentlich waren.

Und Harry war noch nie aufgefallen wie unglaublich blau Louis' Augen eigentlich waren.

Louis' Blick senkte sich auf Harrys Lippen. Scheiße, das war Harry, der hier vor ihm stand. Und trotzdem fand Louis ihn gerade unsagbar attraktiv und wollte nichts lieber als ihn zu küssen.

„Uhm, Louis", gab Harry leise von sich und Louis musste ein Stöhnen unterdrücken, so heiß klang Harrys Stimme gerade. Rau, tief und irgendwie...scheiße, irgendwie dominant und Louis konnte nicht mehr.

Auch Harry konnte Louis nur wie ein hungriger Löwe anstarren. Er sah so verdammt gut aus, das sollte verboten werden. Wie er Harry ansah aus diesen blauen Augen, in diesem weißen Tanktop, das seine Tattoos und Oberarme erst so richtig zur Geltung brachte und so zwischen Harrys Armen gefangen, das machte diesem ziemlich zu schaffen.

Louis sah so unschuldig aus und gleichzeitig...verdammt, wenn Harry zu sich selbst ehrlich war hatte er Louis doch schon immer heiß gefunden.

Und eine Sekunde später lagen Harrys Lippen auf Louis'. Niemand wusste wer das jetzt initiiert hatte und wie genau es dazu kam, alles was sie wussten verschwand in diesem Moment aus ihren Köpfen und die beiden versanken in einem leidenschaftlichen Kuss.

Einem wirklich sehr leidenschaftlichen Kuss. Harrys Arme schlangen sich eng um Louis' Taille und dieser krallte seine Hände nur in Harrys Haare und gab sich seinem Mitbewohner völlig hin. Kein Blatt hätte mehr zwischen sie gepasst. Louis' Zunge erkundete Harrys Mund und irgendwie musste er sich eingestehen, dass der Wunsch Harry so zu küssen wohl schon eine ganze Weile in ihm geschlummert hatte.

Harrys Lippen lösten sich von Louis', aber nur, um kurz darauf auf seinem Hals zu landen, woraufhin dieser tatsächlich ein leises Stöhnen von sich gab.

Die beiden stolperten ein bisschen zur Seite, als ihre Lippen wieder aufeinander trafen, und das sorgte dafür, dass sich Harrys Gürtel irgendwie in der Duscharmatur verhakte. Kurz darauf regnete es kaltes Wasser auf Harry und Louis, aber die beiden waren so gefangen von ihrem Kuss, dass sie das nicht mal so richtig zur Kenntnis nahmen. Ihre Zungen kämpften miteinander, Louis schmiegte sich noch näher an Harry und um genau zu sein machte das Wasser die Situation nur noch heißer.

Erst als Harry aus Versehen mit seinem Fuß gegen das Glas mit der Spinne stieß fuhren sie von dem lauten Geräusch auseinander und Louis gab wieder einen kleinen Schrei von sich, woraufhin Harry seinen Griff um Louis' Taille reflexartig verstärkte.

Louis klammerte sich panisch an Harry und erst als er sah, dass die Spinne im Duschwasser ertrank und sich nicht mehr bewegte entspannte er sich.

Dann starrte er zu Harry. Und Harry starrte zurück. Beide triefnass. Mit Kleidung. Und geschwollenen Lippen.

Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz und ruckartig lösten sie sich voneinander. Und starrten sich an.

„Ähm." Harry blinzelte, drehte sich dann ohne ein weiteres Wort um, raufte sich die nassen Haare und verließ das Badezimmer. Und so ließ er einen maximal verwirrten, nassen Louis in der Dusche zurück, der ihm hinterher starrte.

Aber Harry war nicht minder verwirrt. Was zum Teufel war da gerade passiert?

Fuck. Louis und er hatten sich wirklich geküsst. Scheiße, und wie sie sich geküsst hatten.

Niall hatte wohl Recht gehabt. Diese Spannungen von denen er gesprochen hatte, diese Chemie...die war definitiv da. Und wer wusste wie lange schon?

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