Zeit zum Abschied nehmen(46)
Entschuldigt, wenn das Kapitel etwas schwach ist. Liegt safe an der langen Pause haha 🙈😅
"Clarissa Flemmton. Ein wundervoller Mensch, eine starke Frau, eine liebevolle Mutter und eine aufrichtige Freundin. Manche kennen sie nur aus kurzen Begegnungen. Wenige teilten den ganzen Lebensweg mit ihr, bis zum heutigen Tag. Wir alle sind gekommen, weil wir nicht möchten, dass sie den letzten Weg auf dieser Welt allein geht. Wir begleiten sie gemeinsam, um ihr nachzublicken, wenn sie vorausgeht in eine neue Welt, in ihre ewige Heimat." Sprach der Pfarrer langsam und deutlich, während er sein kleines schwarzes Büchlein festhielt, und ab und zu daraus abließ.
Der Regen prasselte laut von den Regenschirmen ab, hinterließen aber eine beruhigende Wirkung, welches zu diesem Anlass mehr als nur erwünscht war. Als würde der Himmel ebenfalls trauern und weinen.
Der Tag war gekommen. Es war Zeit zum Abschied nehmen. Doch wie sollte das gehen, wenn man nicht bereit war? Wenn ich nicht wusste, wie?
Mein Blick war die ganze Zeit auf dem Sarg gerichtet. Ich beobachtete, wie die Tropfen ebenfalls darauf aufprasselten und herunterrollten, wie die Tränen auf meinen Wangen. Doch es waren stille Tränen. Kein Schluchzen, kein hysterisches Weinen. Nur Tränen. Es lag womöglich daran, dass ich nach all den Erlebnissen abgestumpft war. Oder schon meine Reserven aufgebraucht hatte und nun still hier stehe.
Ab und an spürte ich die Blicke von Barry und den anderen auf mir. Die aufmunternden und tröstenden Blicke, die ich jedoch nicht erwiderte. Mein Blick war nur auf dem schwarzen Sarg fixiert, unfähig zu akzeptieren, das das Realität war. Barry, der neben dem Pfarrer stand sah mich öfters an, als die anderen. Womöglich deswegen, da er genau wusste, wie ich mich fühlte. Er ist zumindest der einzige der ebenfalls seine Mutter an Thawne verlor.
"Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; ich gebe ihnen das ewige Leben." Betete der Pfarrer zu Ende.
"Zuletzt, spricht die Tochter, Abigail Flemmton, noch ein paar letzte Worte." Zum ersten mal löste ich mein Blick und sah auf die Gesichter, die alle versammelt waren. Mein Blick wanderte zum Pfarrer, der mich lieb anlächelte und zu nickte, als Zeichen, dass ich anfangen konnte. Ich ging ein paar Schritte näher zum Sarg und nahm den Platz vom Pfarrer ein, sodass ich passenderweise zentral für alle Mittrauernden stand.
Ich musterte alle kurz ab, ehe ich anfing. Mit Absicht übersprang ich den Anblick meines Vaters. Als ich Barry jedoch ansah, nickte er mir nicht nur zu, wie die anderen, er schloss sein Regenschirm und nahm mir mein Regenschirm ab, sodass wir beide unter meinem standen.
"Ich bin hier."Flüsterte er mir versichernd zu.
"Sie war meine Mutter", fing ich unter Tränen an. "Und ich bin so unendlich dankbar, dass ich so eine Mutter hatte. Wenn jeder Mensch so eine Mutter hätte, dann würde es keinen Krieg, keine Auseinandersetzungen mehr auf der Welt geben. In der letzten Zeit ging es ihr echt gut. Deshalb ist das hier so ungerecht. So sehr sie gekämpft hat, so glücklich war sie auch. All die Hindernisse in ihrem Leben haben sie nicht verändert, haben sie nicht verdorben. Im Gegenteil: Sie ist dieselbe liebevolle, humorvolle, freundliche, fürsorgliche und lebhafte Frau geblieben." Ich pausierte und nahm mein Taschentuch aus meiner schwarzen Manteltasche. Als ich meine Tränen abtrocknete, fuhr ich fort und versuchte den Kloß im Hals so gut es ging zu ignorieren.
Mein Blick senkte sich nun wieder auf den Sarg. "Dein ganzes Leben warst du für alle immer da, du hattest ein so gutes Herz, viel zu gut für diese Welt. Selbstlos hast du dich für alle Menschen eingesetzt, ob fremd oder bekannt. Du konntest einfach nie Nein sagen und warst für alle immer abrufbar. Doch viel zu früh wurdest du genommen, von jemandem, der eigentlich an deiner Stelle hätte sein sollen." Meine Stimme wurde dünner und ich schluchzte kurz auf, und atmete durch. "Geblieben ist mir die Erinnerung. Die Erinnerung an einen sehr lieben Menschen der immer in meinem Herzen wohnt. Viel zu früh musstest du gehen. Doch meine Tränen werden mich immer an dich erinnern. Es sind Tränen des Schmerzens aber auch Tränen der Freude, dass ich als deine Tochter geboren werden durfte. Mom... du wirst immer bei uns sein...du bist und bleibst der wunderbarste Mensch auf Erden. So schmerzvoll dieser Weg ist, ich möchte diese Schritte doch tief empfinden und dir dabei noch einmal sehr nahe sein und-" Doch der Schmerz und die Trauer überrannten mich und nahmen mir die Möglichkeit zu reden. Meine Sicht wurde von Tränen verschwommen, und dass einzige was ich noch konnte, war schluchzen und weinen.
Barry reagierte und handelte schnell, denn sobald ich stoppte, zog mich sein noch freier Arm zu ihm, sodass ich mein Gesicht an seine Brust versteckte. Behutsam strich er seine freie Hand über mein Rücken und ruhte sie dann an meiner Taille. Ich versuchte, mein Weinen zu zügeln und mich beispielsweise mit Gedanken an Barry abzulenken, doch der Schmerz überwiegte und selbst das Atmen fiel mir langsam schwerer.
"Lass alles raus. Ich bin hier und du bist nicht alleine."Flüsterte Barry mir erneut zu und verstärkte den Druck seiner Umarmung. Der Duft von seinem Aftershave drang in meine Nase und lullte mich etwas ein, welches mich sogar für eine Weile beruhigte. Jedoch hörte ich, wie der Pfarrer ansagte, den Grab abzulassen, was mich aufblicken ließ.
Ich drehte mich zum Geschehen, wobei mich Barry nicht losließ. Der Pfarrer sprach noch einige Psalmen und Gebete aus. Und nun war es soweit. Ich hackte mich bei Bary ein und ging näher zum Sarg. Ich nahm eine weiße Rose und legte sie darauf. Wir gingen ein paar Schritte zurück und sahen zu, wie der Sarg Stück für Stück abgelassen wurde. Als ich merkte, das meine Brust wieder enger wurde, zog mich Barry in seine Arme, als hätte er es gespürt. Mein Kopf ruhte sich auf seine Schulter aus und auch er legte sein Kopf auf meinen, als der Sarg immer mehr und mehr aus unserer Sicht verschwand.
-
Die Beerdigung war vorbei und die meisten, außer meinen Freunden, waren bereits weg. Nur noch Barry und ich standen am Grab, während die anderen etwas weiter weg standen und redeten.
"Worüber denkst du nach?"Sprach Barry in die Stille hinein, ohne sein Griff von mir zu lockern geschweige denn zu entfernen. Unter anderen Umständen würde ich durch die Luft springen von diesen Körperkontakt, doch die Trauer überwog.
"Immer wieder denke ich, das ich am Ende bin. Das ich nicht mehr tiefer falle, und dann merke ich aber, dass es tiefer geht, und ich tiefer falle. Ich denke auch, das meine Schmerzgrenze erreicht ist. Das ich nichts mehr fühle und aufgeben sollte. Aber dann kommt doch etwas und es wird immer schlimmer."
"Genau das habe ich auch oft gefühlt und gedacht. Als meine Mum ermordet wurde, oder als mein Dad deswegen zu Unrecht verhaftet wurde." Ich blickte auf über diese Information und sah ihn an. Ich habe mich schon immer gefragt, was eigentlich mit seinem Vater war.
"Doch ich bin dankbar für die Menschen, die für mich da waren und es immer noch sind. Das ich nicht komplett alleine war." Nun sah er mich ebenfalls an und ich sah in seine Augen.
Dachte er daran an Iris? So viel ich weiß, wurde er von den West's aufgenommen nach dem Mord und dem Urteil.
"Das tut mir leid", antwortete ich flüsternd, worauf er leicht schmunzelnd den Kopf schüttelte. "Das muss es nicht", dabei sah er sich kurz um, ehe er sein Blick wieder auf mich richtete. "Diese schweren Zeiten bringen uns Dinge bei, Lektionen, und zeigen uns, auf wen wir uns wirklich verlassen können."
Ich hielt den Blick bei und nickte leicht. "Danke, übrigens, dass du heue für mich da warst und auch allgemein. Selbst bevor wir uns kennen lernten."Gestand ich lächelnd, wobei er mit einstimmte und verlegend lachte.
"Ja, ich meine dass war meine Anfangszeit mit dem 'Flash-Sein' und ich musste sicher sein, dass es dir auch gut geht. Du hättest draufgehen können.", schlussfolgerte er am Ende etwas ernster.
"Ich muss auch gestehen, dass mich dein Besuch immer wieder Freude beschaffen hat."
"Ehrlich?", fragte er lachend, worauf ich nur kopfnickend lächelte. "Ja, ich meine, ich wusste nicht wer oder was du bist, deine Geschwindigkeit war mehr als nur beeindruckend und diese mysteriöse Art machte mich nur noch neugieriger. Außerdem, stand nirgendswo etwas über dich."
Die ganze Zeit über beobachtete Barry mich, und ich hätte schwören können, dass wenn wir in einem Film wären, wir uns genau jetzt geküsst hätten.
Doch mein Leben wäre nicht mein Leben, wenn etwas dazwischen gekommen wäre.
Also nicht nur, dass Barry eine Freundin hatte, sondern etwas anderes. Denn als mein Blick über seine Schulter fiel, sah ich etwas- nein- jemanden, was mein kompletten Körper verkrampfen ließ. Barry, der mich immer noch umarmte, merkte es sofort und zog besorgt seine Augenbrauen zusammen.
"Was ist los?", kam es von ihm, worauf ich aber nicht antwortete, sondern nur weiterhin auf ihn starrte. Unfähig etwas zu sagen oder die Gefühle, die in diesem Moment durch meinem Körper strömten, zu bändigen, folgte er meinem Blick und wurde automatisch ebenfalls angespannt. Ohne zu zögern, stellte er sich beschützend vor mich.
Ungefähr in zehn Meter Abstand, an einem Baum gelehnt, stand er da. Gelassen. Schelmisch. Respektlos. Böse. Mit dem Blick auf uns gerichtet.
Thawne.
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