Die Sache mit den Kräften(38)

Es war ein normaler Nachmittag für jeden anderen. Menschenmassen liefen die Straßen entlang um deren Alltag nachzugehen. Sei es die Arbeit, ein Termin oder eine Freizeitgestaltung mit Freunden oder Familie.

Dieser Anblick ist für jeden anderen normal, doch für mich war es das ab jetzt nicht mehr. Jedes Detail versuchte ich einzuprägen, um einen Hinweis zu bekommen, dass das alles real war und nicht wieder ein komischer Traum wie gerade eben beim Zusammenstoß mit Linda.

"Alles in Ordnung? Du scheinst so weggetreten."Nahm ich Linda's Stimme wahr. Weg von meinen Gedanken und zurück in die Realität, bemerkte ich, dass wir schon am Jitters angekommen waren und Linda mir die Tür aufhielt.

"Oh."Erwiderte ich nur und schüttelte innerlich den Kopf, um mich zusammenzureißen.

"Ja, nur etwas... aus dem Wind."Gestand ich und schenkte ihr ein warmes Lächeln, ehe ich den Laden betrat. Wir entschieden uns für ein Tisch am Fester und Linda ging zur Schlange, um sich anzustellen.

Ich nutze die Zeit, um meine Gedanken zu sortieren. Ich wusste genau, dass das keine Überreaktion war. So oft wie ich ohnmächtig war, war der Traum den man hat danach immer verzerrt und verschwommen. Man erinnert sich nur leise an das, was man gesehen hat. Doch der Fakt, das ich nicht ohnmächtig war, sondern mich wach am Boden befand, beunruhigte mich nur noch mehr. Laut Linda war ich wach und habe mich umgesehen. Das würde zu dem passen, was ich in diesem 'Traum' auch getan habe: Ich habe mich in diesem Büro umgesehen.

Ist das meine Fähigkeit, von denen Cisco und die anderen gesprochen haben? Aber was soll das sein? Und was bringt sie mir? Wie kann ich das nutzen?

"Hier, dein Flash." Riss mich erneut die Stimme von Linda wach. Sie stellte mir die Tasse hin und setzte sich gegenüber von mir.

"Äh-"

"Ich hab für dich entschieden. Du könntest etwas Koffein gebrauchen. Ich hoffe der Kaffee und der extra Schuss Espresso zeigen seine Wirkung." Erklärte Linda mit einem lächeln und nippte an ihrem Cappuccino.

Lächelnd sah ich den Flash an und umschloss die Tasse mit meinen Händen. Ein leises Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich den Blitz auf dem Schaum vom Kaffee beäugte. Wie es wohl ist, zu wissen, das ein Getränk nach einem benannt worden ist.

"Also, willst du darüber reden? Du scheinst echt beschäftigt. Ich weiß, wir kenne uns so gut wie gar nicht, aber ich würde es nicht weitererzählen. Ich meine, was würde mir das nutzen?"

"Es tut mir so leid." Genervt von mir selber lachte ich auf. "Normalerweise bin ich voll gesprächig. Es ist nur..."

Ich kann ihr schlecht die Wahrheit erzählen. Sie würde denken, ich sei verrückt.

"Es ist nur... meine Mutter ist vor kurzem gestorben. Um genau zu sein gestern. Und es passiert zur Zeit so viel und ich glaube ich werde verrückt." Ich traute mich erst jetzt Linda anzusehen, die mich aber mit einem warmen und mitleiden Blick begrüßte.

"Oh mein Gott. Mein Beileid aber ich denke, du hast Familie und Freunde die dir beistehen." Beruhigte sie mich und legte ihre Hand auf meinen Unterarm. Ich entspannte mich und lockerte meinen stark umklammerten Griff um die Tasse, sodass die weiß hervortretenden Knöchel wieder eine gesunde Farbe erlangten.

"Familie, habe ich nicht so richtig. Mein Dad ist ein Arsch. Aber mit den Freunden hast du recht."Schmunzelte ich am Ende und sah sie dankend an.

"Aber genug von mir, erzähl mir etwas über dich." Ich stellte meine Elbogen auf den Tisch und legte meinen Kopf stützend in meine Handflächen. Froh über das Themenwechseln, fokussierte ich mich auf Linda.

"Okay, also da gib es nicht viel."Wank sie ab, fuhr aber fort. "Also ich bin Sportjournalistin im Central City Picture News. Früher war ich eine einfache Journalistin. Ich liebe scharfes Essen und kochen hilft mir, mich zu entspannen."

Sie nahm lächelnd einen weiteren Schluck, was ich ihr gleichmachte. Ich wusste nicht was ich sagen oder denken sollte. Das sie Sportjounalistin ist, hatte ich erfahren, bevor ich sie überhaupt kennengelernt hatte.

"Wie ist es so als Journalistin? Hast du ein eigenes Büro?" Ich lehnte mich zurück an die Sessellehne und hörte Lina zu.

"Ja, also es ist auf jeden Fall aufregend. Ich habe nur ein Tisch. Spezialisiert bin ich ja auf den Bereich Sport. Wenn man Sport liebt, dann macht es natürlich Spaß darüber zu berichten. Aber als normaler Journalist ist es mir nach einer Zeit zu stressig gewesen, immer die zu sein, die die beste Story hat. Du stehst immer unter immensen Druck, es hat mir nach einer Zeit nicht mehr Spaß gemacht. Manche lieben es, aber ich bin nicht der Typ für sowas."

"Wow. Also ich liebe es zu schreiben, aber ich mag es nicht so, wenn man mich erkennt geschweige denn im Mittelpunkt zu stehen." Gestand ich und nahm die Tasse zur Hand.

"Ja, dass ist natürlich auch ein weiterer Punkt, den man tolerieren muss, wenn man Journalist werden will. "

Wir redeten und lachten weitere Stunden, sodass wir sogar die Zeit vergessen haben. Und immer mehr und mehr wurden wir von Fremden zu Freunden.

"Soll ich dich dann begleiten wenn du das Haus umräumen willst?"Fragte mich Linda, als wir wieder auf das Thema Familie kamen.

"Ja, das wäre echt nett. Ich weiß nur nicht, ob ich das Haus verkaufen und mir ein kleineres Appartement holen oder das Haus behalten soll. Eigentlich wollten wir in diesem Haus einen Neustart wagen und das Alte vergessen. Aber dieses Hau steckt so voller Erinnerungen und allein ihr Zimmer-" Ich schluckte den aufkommenden Kloß im Hals runter und starrte in die leere Tasse.

"Ich kann ja ihr Zimmer übernehmen und du widmest dich den Dokumenten. Du musst mir nur sagen, was du behalten willst und was nicht. Aber wegen den Klamotten brauche ich dich dann, da du entschieden musst, was sie zur Beerdigung anhaben soll zum Beispiel ihre Lieblingsbluse oder ihr Lieblingskleid."

Nickend nahm ich sie wahr, sah jedoch immer noch niedergeschlagen auf die Tasse.

"Hey, Abi! Schön dich zu sehen." Begrüßte mich Ralph, was mich aufsehen ließ.

"Hey."Begrüßte ich ihn zurück und sah hoch zu ihm. Er bückte sich zu mir und umarmte mich. Daran musste ich mich noch gewöhnen.

"Hast du jetzt frei?"Fragte ich ihn.

"Ja, ich wollte mir noch schnell was holen, ehe ich dann nach Haus gehe." Antwortete er und lächelte Linda an.

"Hey, ich bin Ralph."Stellte er sich vor und schüttelte Linda's Hand zur Begrüßung. 

"Linda."

"Also, es war schon dich zu sehen."Widmete er sich wieder an mich und verabschiedete sich noch von Linda. Sobald er weg war, sah mich Linda vielsagend an.

"War das dein Freund?"

"Was?Nein!"Rief ich und schüttelte den Kopf. "Wie kommst du drauf?" Fragte ich verwirrt und musterte sie.

"Die Art wie er dich angesehen hat. Daher dachte ich, na ja, dass zwischen euch was läuft."Schulternzuckend sah sie mich an und und drehte sich zur Richtung um, von der er verschwand.

"Linda. Nein."Stellte ich fest worauf sie nur kapitulierend die Hände hob und lachte.

"Ändert nicht die Art, wie er dich ansieht. Vielleicht soll er ja gegen deinen Vater ermitteln. Er könnte ihn beschatten und dann auf frischer Tat ertappen. Bei irgendwas." Schlug sie vor.

Zugegeben, ich dachte einen Moment darüber nach, schüttelte jedoch meinen Kopf und verneinte.

"Ist viel zu riskant. Er ist immer einen Schritt voraus, egal bei was. Wieso denkst du ist er ein guter Richter geworden? Klar, anfangs war er echt am Boden und hat keinen Dollar verdient, da er ein schlechter Richter war. Aber das war seine Anfangszeit. Aber daher musste meine Mum zwei Jobs an nehmen. Deswegen konnte er eines Nachts-" Ich unterbrach mich selbst und sah auf meine Finger.

"Auf jeden Fall, hat er sich in kürzester Zeit einen mega Ruf gemacht und konnte sich von unserer Anzeige retten." Beendete ich meine Aussage und sah auf die Uhr.

Ich sah zu Linda, die unglücklich wegen der Situation meines Vaters war. 

"Ich weiß du würdest etwas dagegen tun, aber es ist aussichtslos." Ich stand auf und ging zur Kasse um zu bezahlen. Als ich fertig war, stand Linda schon angezogen vor dem Tisch, an dem wir saßen und hatte immer noch diesen unzufriedenen Blick. 

Draußen angekommen, wartete ich noch mit ihr auf ein Taxi, den sie gerufen hatte.

"Hier ist meine Nummer. Wir sollten unbedingt mehr machen."Linda überreichte mir ein Zettel mit Ziffern drauf.

"Unbedingt. Dann kannst du mal was kochen."Stimmte ich mit ein und umarmte sie zum Abschied, da ihr Taxi gekommen ist.

Sobald sie weg war, hämmerten die mir bekannten Probleme auf mich ein. Gestresst atmete ich durch und begab mich auf den Weg zum Lab.

Dort angekommen, war es bereits dunkel und der Mond erhellte die Straßen. 

Im Hauptraum angekommen, merkte ich, dass keiner da war. Daher legte ich meinen Mantel und meine Tasche auf einen Stuhl ab und begab mich in ein Raum, der in der Nähe des Trainingsraumes war.

Ich legte mich auf das Sofa, welches dort stand, und fischte mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche. Ich öffnete WhatsApp um Linda sofort einzuspeichern. Als das erledigt war, lag ich nur da und sah zur Decke.

Das meine Mutter ermordet wurde, ist schon schwer zu überwinden. Aber die Beerdigung mit meinem Vater zu organisieren, war dann doch wieder zu viel. Außerdem muss ich auf das Budget achten und all die Dokumente und Daten sammeln. Dazu kommt noch die Entscheidung, das Haus zu behalten oder zu verkaufen.

In dem Moment kam mir ein Gedanke und ich wählte Ralph's Nummer.

Kannst du mir einen für dich kleinen und für mich großen Gefallen tun? Könntest du herausfinden, welche Bestattung mein Dad für die Beerdigung kontaktiert hatte. Er meinte das die Beerdigung diesen Freitag ist. Wenn dir das zeitlich nicht passt, ist es auch kein Problem.

Ich sah wieder zur Decke und ließ weitere Probleme in meinen Kopf durchfliegen. Sollte ich die anderen wegen meinen Kräften anrufen? Sind das überhaupt meine Kräfte oder habe ich nur eine seltene Form des Ohnmächtigwerdens erlebt. Meine Gedanken wurden durch Schritte unterbrochen. 

"Was machst du denn hier?"Fragte Caitlin überrascht und lehnte sich an den Türrahmen. Ich bewegte meinen Kopf nach rechts und sah sie leicht lächelnd an, antwortete jedoch nicht. Ich wusste nämlich nicht, was.

"Schläfst du hier?" Fragte sie erneut und kam auf mich zu, bis sie sich am Ende der Couch hinsetzte. 

Schulternzuckend räusperte ich mich und antwortete. "Ja, sozusagen. Ich kann... will nicht nach Hause."

Caitlin lehnte sich an meine aufgestellten Knie an und nickte verstehend. 

"Das hättest du ruhig sagen können. Keiner verurteilt dich deswegen. Vor allem da du alleine bist." Sie stellte sich auf und hielt mir ihre Hände hin.

"Du wohnst jetzt bei mir. Ich lasse dich hier nicht schlafen."Beschloss sie und ich setzte mich auf. Überrascht sah ich sie sprachlos an, schüttelte aber am Ende den Kopf.

"Caiti, danke aber dass wäre viel zu-" "Nein, dass wäre keine Last oder ähnliches. Ich lebe auch alleine und ich habe genug Platz. Komm schon. Außerdem kannst du mir mit Ronnie weiter helfen." Flehend sah sich mich an und faltete bittend ihre Hände.

Ich rang hin und her, gab aber nach und atmete geschlagen aus.

"Na gut. Aber ich weiß nicht ob ich schnarche, daher sei gewarnt." Ich nahm ihre Hände in meine und sie zog mich hoch.

"Du hast Glück, dass ich wie ein Stein schlafe."Lachte sie und wir begaben uns zum Ausgang. Als ich meine Sachen schnappte, fiel mir wieder die Sache mit den Kräften ein.

"Äh, Caitlin? Ich muss dir da was sagen." Fing ich an und lief neben ihr her auf dem Weg zum Fahrstuhl.

Erwartend sah sie mich an, als Zeichen, dass sie zuhört und ich fortfahren kann.

"Ich glaube meine Kräfte sind gekommen."

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