Kapitel 82: Veränderung
*Chris' POV*
Die restliche Zeit, die wir in Frankreich verbrachten, verging viel zu schnell. Gerne wären wir noch eine Weile geblieben, jedoch freuten wir uns auch darauf, wieder nach Hause zu kommen und unseren Familien von der großen Neuigkeit zu erzählen. Wir hatten beschlossen, dass wir die Nachricht unbedingt persönlich überbringen wollten, wenn auch ein paar Tage später. So hatten wir uns an jenem Freitag morgen einen Wecker gestellt, damit wir unseren Flug zurück nach Deutschland nicht verpassten.
Erbarmungslos piepte der Wecker am anderen Ende des Zimmers, der mich dann zwang, aufzustehen. ,,Ich hasse diesen Wecker. Und ich brauche ganz dringend einen Kaffee." sagte ich während ich gähnen musste. Alina hatte ihr Gesicht unter ihrem Kissen vergraben. ,,Wie spät ist es?" fragte sie und musste auch gähnen. ,,Fünf." antwortete ich und sie setzte sich auf. ,,Ich weiß nicht, wer auf die Idee gekommen ist, immer zu solchen Zeiten zu fliegen." sagte sie vorwurfsvoll und lächelte. ,,Also ich war es nicht."
Ein paar Stunden später waren wir dann wieder in Deutschland. Auf dem Weg zu mir legten wir einen Stopp bei Andreas ein, um ihm als erstes von den Neuigkeiten zu erzählen. ,,Bruder, du bist schon wieder zurück?" begrüßte mich Andreas und verdrehte die Augen. ,,Kommt doch rein." sagte er dann und im nächsten Moment saßen wir an seinem Küchentisch und wurden erstmal mit Frühstück versorgt. ,,Also, wie war der Urlaub denn?" fragte Andreas dann neugierig, woraufhin Alina dann ihre Hand mit dem Ring hochhielt. ,,Unvergesslich, würde ich behaupten." sagte sie und wir mussten lachen, weil Andreas große Augen machte. ,,Ihr... wie konnte mir das nicht auffallen?" verlegen umarmte er erst Alina und dann mich. ,,Das ist ja super, ich freue mich für euch."
In der nächsten Zeit änderte sich viel. Als erstes erzählten wir auch noch allen anderen von der Verlobung und alle freuten sich für uns. Wir waren uns einig, dass wir auf jeden Fall im Sommer heiraten wollten. Aber wann genau, wussten wir noch nicht. Der nächste Schritt war, dass wir schon bald zusammenzogen. Alina hatte darauf bestanden, dass sie zu mir zog. Ich wusste, sie hatte Gefallen an dem kleinen Ort Bünde gefunden, der gar nicht so weit von ihrer eigenen Heimatstadt entfernt lag. Also hatte sie sich schon bald vollständig bei mir eingerichtet.
Auch trafen wir eine Entscheidung, über die wir lange nachgedacht hatten. Erst recht wegen dem, was in der Vergangenheit vorgefallen war: Es ging um die Frage, wie lange wir unsere Beziehung, aus der nun schließlich immer mehr als das wurde, verheimlichen wollten. ,,Verheimlichen" - ein großes Wort. Aber das war es, was wir taten. Schweigen war die eine Sache. Aber wenn mein Bruder und ich mal wieder ein Interview gaben, war es das ein oder andere Mal vorgekommen, dass ich etwas in diese Richtung gefragt wurde. Es interessierte die Leute, das war verständlich. Doch jedes Mal, wenn mein Bruder zur Seite guckte und mich reden ließ, wenn ich alles zu diesem Thema verneinte und mit meinem abschweifenden Lachen überspielte - dann log ich. Und das wollte ich nicht mehr. Auch wenn ich wusste, Andreas würde so lange für uns lügen, wie wir diese Beziehung noch geheimhalten wollten.
Wir hatten befürchtet, es könnte mehr Leute geben, die sich wie Josephine und Felicia verhielten. Doch wahrscheinlich waren wir über die Zeit einfach zu paranoid geworden. Schließlich waren die beiden ja ein Ausnahmefall und nicht die Regel. ,,Es wird wahrscheinlich einiges verändern. Ich mache das nur, wenn du dir wirklich sicher bist." sagte ich zu ihr. ,,Erinnerst du dich daran, dass wir uns versprochen haben, wir würden uns nie wieder anlügen?" fragte sie mich an diesem Tag. ,,Ich finde, wir sollten die Leute dort draußen auch nicht mehr anlügen." hatte sie gesagt. ,,Also ja. Ich bin mir sicher."
So beschlossen wir also, dass wir diese Lüge ein für allemal aus der Welt schaffen würden. Dass ich ganz einfach das nächste Mal, wenn ich irgendwo danach gefragt werden würde, die Wahrheit antworten würde. Und so passierte es dann auch.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top