Verrat (3/4)

Kazzius

Kazzius spürte die Schmerzen, fürchterliche Schmerzen, er hatte das Gefühl seine Schulter würde ihm Stück für Stück abgerissen werden. Jetzt, wo sie nach zwei Tagen, die sein Arm nur nutzlos an ihm heruntergehangen hatte, begann sein Arm endlich zu heilen. Um ehrlich zu sein, wünschte er sich nichts lieber als dass seine Schulter nicht heilen würde, denn es tat gefühlt noch viel mehr weh als das Gefühl, seinen Flügel zu verlieren.

Das einzige Gefühl, was schlimmer war, gewesen als der Sturm ihn fast verschluckt hatte. Die Angst, die er dabei empfunden hatte. Es hatte sich so angefühlt, als wäre er erneut in diesem furchtbaren Sturm gefangen gewesen, der ihn zum Drachen gemacht hatte. Er war geflogen und dann waren auf einmal Sturmwolken aufgezogen, der Regen hatte als erstes begonnen, viele kleine Tropfen, die ihm die Sicht so gut wie genommen hatten. Dann hatte er ein grollen gehört. Sein Herz hatte ihm bis zum Hals geschlagen und er hatte immer wieder Flashbacks bekommen. Immer wieder hatte Myra zwischen den dunklen Wolken gestanden, und ihn angegrinst. Kaz Herz hatte immer schneller geschlagen, während er ins Strudeln gekommen war. Er hatte versucht, der Frau in den Wolken auszuweichen. Was dazu geführt hatte, dass ein Blitz seinen Flügel getroffen hatte und auf einmal war er nur noch gefallen. Sein Körper kam mit einem lauten Krachen auf dem Boden auf. Für eine ganze Weile hatte seine Welt aus nichts als Schmerz und Flashbacks bestanden.

Dann hatte er auf einmal Jana gehört, »Was hab ich nur getan?«, hatte sie geschockt geflüstert. Ihre sanfte Stimme linderte für einige Sekunden seinen Schmerz. Er versuchte seine Augen zu öffnen, doch es ging einfach nicht. »Der Weg zu seiner Heilung wird kein leichter sein.« Wessen Stimme war das? Kaz wusste es nicht, doch die Stimme klang fast schon bekannt, so als würde er sie kennen ... er wusste nur nicht woher.

»Du könntest jetzt gehen, das wolltest du doch, so wie er jetzt ist, wird er dich nicht verfolgen können.« Gehen? Nein, Jana gehörte ihm! Niemand, wirklich niemand wird sie ihm nehmen! Alle, die es versuchen würden, würden brennen. Ein Knurren stieg in seiner Kehle auf und er kämpfte damit, die Augen zu öffnen.


Als er es endlich schaffte seine Augen geöffnet und seinen Kopf zu drehen, stand sie vor ihm, ihre blonden Haare durchnässt und ihre blauen Augen, waren tatsächlich auf ihn gerichtet gewesen. Normalerweise waren ihre Augen immer leicht zur Seite gerichtet, nie auf ihn. Es fühlte sich einerseits gut an ihre Augen endlich auf sich zu spüren, andererseits fühlte es sich einfach falsch an. Und in dem Moment sah er sie, genau hinter Jana. Zuerst hielt er sie für eine weitere Illusion, zumindest bis begann erneut zu sprechen und er mit Schrecken realisiert hatte, dass sie echt war und viel zu nah an seiner Jana stand. Sie hatte ihm schon alles genommen, sein Leben und sein Gewissen, denn er konnte nicht um jedes Mädchen trauern, das der Drache wegen diesem Fluch umgebracht hatte. »Geh, lass das hinter dir«, flüsterte die Frau in ihr Ohr. Kaz unterdrückte ein Knurren doch zeigte er Myra seine Zähne.

Sie ihrerseits hob nur eine Augenbraue, so als wollte sie sagen: Was soll ich jetzt etwa Angst haben?
Kaz hasste es, denn er wusste das Myra keine Angst vor ihm haben würde, schließlich hatte sie das Monster in seinem inneren erschaffen. »Ich weiß nicht, ob ich das kann, ich meine, er könnte sterben und ich hätte nichts unternommen, um ihm zu helfen.«, murmelte seine süße Jana. Oh, wie sehr er sie doch vor dieser grässlichen Hexe beschützen wollte. Jana, die noch nicht einmal wusste, worauf sie sich hier einließ.

»Nein, aber er hat dich gefangen genommen und deine Freunde getötet.« Er würde der verfluchten Hexe ihren verdammten Kopf abreißen!

Er fixierte Myra und öffnete sein Maul und diesmal hielt er das Knurren nicht zurück. Jana zuckte leicht zurück und am liebsten hätte er sich selbst dafür geschlagen, dass er ihr Angst gemacht hatte.

Doch auf einmal blitzte etwas in ihren blauen Augen auf, das Kaz selbst nicht einschätzen konnte. Sie trat dennoch vor, von der Hexe weg, ein leises Brummen entkam seiner Kehle, im Versuch sie ein bisschen zu beruhigen. Sie machte langsame bedachte schritte, natürlich tat sie das, für sie war er nichts anderes als ein wildes Tier.

Kaz musterte sie aus offenen Augen, die er versuchte so unschuldig wie möglich aussehen zu lassen und gleichzeitig versuchte er ihr zu zeigen, wie sehr es ihr leidtat. Jana drückte vorsichtig ihre Hand gegen seine Schnauze. Hätte er einen menschlichen Mund, so wäre ihm wahrscheinlich ein Stöhnen entkommen. Doch er war kein Mensch, zumindest jetzt noch nicht.

Er wollte sie am liebsten mit Lob überschütten, was für ein gutes Mädchen sie war, dass sie sich das überhaupt traute, oh ihre Berührung schien durch seinen ganzen Körper zu jagen wie Blitze.

Er konnte in ihren Augen auf einmal eine Entschlossenheit sehen, die er nicht beschreiben konnte, was hatte sie nur vor? Bereitet sie sich vielleicht nun doch darauf vor, davonzurennen? Oder würde sie gar versuchen, ihn zu töten. Kaz wusste eigentlich, dass Jana nicht dazu in der Lage war, doch jetzt gerade würde sie wahrscheinlich denken, dass es ein Gnadentod war. Doch dann erstaunte sie ihn, denn sie ging langsam vor ihm auf die Knie und drückte ihren Kopf gegen seine Schnauze. »Es tut mir so unendlich leid. ich wollte nicht das das passiert. Ich wollte nur, dass du den Menschen nicht weh tust!«, flüsterte sie gegen seine Schuppen. Kaz brummte erneut beruhigend auf. Er fühlte ihren Schmerz fast so, als wäre er sein eigener, nur dass sein Schmerz so glühend heiß war, dass er sich wunderte, wie er nicht schon blind vor Schmerz geworden war. Oder gar das Bewusstsein verloren hatte, doch er wusste die Antwort.

Er musste Jana beschützen, sie war seine einzige Chance den Fluch jemals zu brechen. Er musste sie vor dieser schrecklichen Frau beschützen, die sie töten wollte, denn eins war klar, Myra würde nicht zulassen, dass er dem Fluch jemals entkam. Nein, sie würde Jana töten, bevor sie das zuließ. Also musste er dafür sorgen das sie in seiner Nähe blieb, auch wenn er schon allein beim Atmen, einen stechenden unerträglichen Schmerz fühlte.

»Das ist deine Chance zu gehen, du solltest sie nicht versteifen lassen!«, sagte Myra und Kaz hob seinen Kopf und fixierte sie, was für ein Spiel, spielte seine Ex-Frau nur? Versuchte sie Jana wegzulocken, um sie dann zu töten? Denn bei einem war er sich sicher, Myra würde nicht zulassen, dass so eine Gefahr, wie Jana es in ihren Augen nun einmal war, leben konnte, um den Fluch zu einem späteren Zeitpunkt zu brechen.

Auf einmal sprang die Frau so schnell vor, dass Kaz sie nicht einmal sehen konnte und riss seine Jana von ihm weg. Kaz brüllte auf und versuchte voran zu kriechen, doch er konnte sich nicht bewegen, zu groß war der Schmerz, den die Hexe ihm mit ihrem fürchterlichen Zauber zugefügt hatte. Myras Blick fiel auf ihn, während sie ihn über Janas Schulter hinweg musterte. Ihre violetten Augen schienen vor Hass nur so zu funkeln. Doch da war auch noch etwas anderes in ihren Leeren toten Augen und wenn er raten müsste, würde er sagen, dass es Angst war. »Du solltest gehen, so eine Chance, wie jetzt wird sich dir wahrscheinlich nicht noch einmal bieten.« Ihr Blick huschte wieder zu Jana, doch sie schien sich über seiner Anwesenheit mehr als nur bewusst zu sein.

»Aber ... ich habe ihn so verletzt«, flüsterte Jana. Was meinte sie nur damit? Sie hatte doch nicht den Sturm herauf gerufen, was sie auch gar nicht gekonnt hätte, schließlich war Myra daran schuld. Wie wollte sie dann dafür verantwortlich sein? Außer sie sah sich selbst als die Übeltäterin, weil er nur losgeflogen war, wegen der Fischer, die ihretwegen auf die Insel gekommen waren. »Möchtest du wirklich den Rest deines Lebens eine Gefangene dieses Drachen sein?« Er knurrte als er Myras Worte hörte, andererseits verstand er sie auch. Aber Jana war doch nicht seine Gefangene. »Ich ... ich nein, natürlich möchte ich das nicht. Aber wenn sich niemand um ihn kümmert ... dann wird er sterben.«

Er wusste das Jana nicht super begeistert von ihm war, das sie immer noch sich nach ihrem alten zu Hause sehnte, doch er konnte sie einfach nicht gehen lassen, weil er selbstsüchtig war. Sie war die erste Frau seit Jahren, die ihn nicht dazu zwang, sich in ein tobendes, blutrünstiges Monster zu verwandeln. Myra begann zu lachen und Kaz fragte sich insgeheim, wie er früher ihr Lachen hatte mögen, können. Wo es doch einfach nur klang wie der Tod selbst, zumindest stellte Kaz sich vor, das der Tod so klingen musste.
»Dann lass ihn sterben! Er hat tausende Menschen umgebracht. Und einigen anderen den Willen zum Leben genommen.«, unterbrach Myra seine wilden Gedanken und stierte ihn böse an. Jana zuckte vor Myra zurück, während Kaz erneut seine Zähne zeigte. Doch das schien die verfluchte Hexe nicht wirklich zu interessieren.

Er war nicht überrascht von Myras verhalten, dafür war er umso verwunderter über Janas antwort. »Ich bin dennoch dafür verantwortlich, was gibt mir das Recht, eine so alte Kreatur vom Himmel zu holen?« Oh seine arme Jana, sie machte sich eindeutig vorwürfe, wie sehr er ihr doch zusichern wollte, das nichts davon ihre Schuld war.

»Magie!« War Myras Antwort, aber seine Jana hatte doch gar keine Ahnung, was Magie war. Sie war nur eine blinde, junge Frau. Die nicht einmal die geringste Ahnung hatte, worin sie da hinein geraten war und irgendwie hasste er sich dafür. Auch wenn er gehofft hatte das Myra endlich die verfluchte Welt verlassen hatte. Schließlich hatte er sie schon über ein hundert Jahre nicht mehr gesehen. Er hatte wahrlich gehofft das sie endlich den Göttern gegenüber stand. Aber Myra schien leider mehr als nur lebendig zu sein.

»Geh Jana und ich kann dir deine Sicht für immer wieder geben!«, sagte Myra. Jana schien zu zögern, sie schaute über ihre Schultern zurück zu ihm. Er würde sie nicht verurteilen, wenn sie ihre Sicht über sein Wohlbefinden stellte, vor allem nach den letzten Tagen, in denen er sie nicht mit wirklich viel Respekt behandelt hatte.
Doch zu seinem Erstaunen sagte sie auf einmal, »Das kannst du nicht. Nicht einmal die oberste eines Zirkels kann das!« Woher wusste Jana so etwas? Doch sie klang so, als wäre sie sich wirklich sicher. Jana legte den Kopf leicht zur seite während sie fragte: »Woher kennst du meinen Namen, ich hab ihn dir nie verraten!« Myra lachte nur auf. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte. Ich finde es wirklich lustig Kazzius, dein Typ scheint sich bis auf die Haar und Hautfarbe nicht zu ändern. Du stehst anscheinend auf Hexen und scheinst es noch nicht einmal zu realisieren, aber keine Sorge, ich nehm sie dir ab. Hörte er Myras Stimme in seinem Kopf.

Kaz knurrte wütend auf, vor allem als er das Messer in der Hand von der Hexe aufblitzen sah. Er glaubte ihr nicht, Jana war keine Hexe, sie wollte ihn nur nicht verunsicher. Myra seufzte auf, »Ich habe wirklich gehofft, dass du einfach gehen würdest.« Ihre Stimme klang kein Stück so als hätte sie das wirklich gehofft. Nein, sie klang eher so, als würde sie Jana am liebsten sofort absteche und Kaz wieder die Hoffnung nehmen, seinen Fluch zu brechen. »Was wirst du jetzt tun? Eh mich töten?«, fragte seine Mutige Jana. Die Hexe schenkte sowohl ihr ein Grinsen als auch im. Sie es dir nur an, der große Kazzius De'Tavor kann nichts tun, um mich aufzuhalten. Ich werde in ihrem Blut baden.

»Thal'ahor« Das waren Janas Worte und er sah endlich die Wahrheit, die die ganze Zeit vor seinen Augen war, seine Jana war eine Hexe. Er hörte Myra schreien als sie nach hinten stolperte, ihre Hand war zu ihren Augen geflogen und bedeckte sie, dann nahm sie ihre Hände langsam von ihren Augen und Kaz hatte verstanden, was geschehen war, Jana hatte sie erblindet. Wäre er ein Mensch, wäre er nun in Gelächter ausgebrochen, doch das tat er nicht. »Wo hast du dich versteckt, kleines Vögelchen?« Brüllte sie wütend. Sein Blick huschte zu Jana, die eindeutig ruhiger wirkte. Während sie sich langsam auf Myra zu bewegte. Bevor sie sich auf die dunkelhaarige stürzte, Kaz hatte Angst um Jana wegen des Messers, doch das flog recht schnell durch die Luft. Myra schien es genauso wie immer zu machen, sie verschwand einfach, sobald es für sie ernst wurde und auf einmal fand Kaz sich wieder in seiner menschlichen Gestalt wieder. Sein einer Arm hing nutzlos an seiner Seite hinunter und jeder einzelne Knochen in seinem Körper schmerzte.

»Sie ist weg, Jana!« Er hatte lange überlegt, wie er ihr das sagen sollte. Überhaupt sagen sollte das er der Drache war, doch als er sah, wie sie bei dem Klang seiner Stimme zusammen zuckte, war er sich nicht einmal sicher, ob er das überhaupt wollte.

Dann streckte er vorsichtig die Hand nach ihr aus und berührte sanft seine Schulter. »Kaz?«, fragte sie ihn und klang ein bisschen so, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
»Mach dir keine Sorgen Jana, ich bringe dich zurück zum Schloss, dort bist du sicher.« Er hoffte, das Jana zuließ das er sie tragen würde. Auch wenn er sich nicht sicher war, wie sie reagieren würde. Sie versuchte ihn wegzustoßen und fragte mit zitternder Stimme »Wo ist der Drache Kaz?«.

Wie er gehofft hatte das sie diese Frage nicht stellen würde, er schluckte hart, es hatte begonnen zu regnen, doch er spürte das Wasser kaum auf seiner erhitzen Haut. »Mach dir keine Sorgen um den Drachen. Er ist weggeflogen.« Er musste hart schlucken nach der Lüge. »Lüg mich nicht an, Kaz, der Drache hatte einen gebrochenen Flügel. Er hätte unmöglich so schnell und auch leise wegfliegen können!«, fauchte sie. Erneut musste er hart schlucken. »Lüg mich nicht an! Bist du der Drache?« Oh da war ihr komplettes Feuer auf einmal in ihr. Er zog vorsichtig seine Hand von ihrer Schulter. Er sah zu wie Jana langsam ihren Kopf einzog. Dann gaben ihre Beine unter ihr nach und sie klappte in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Sie begann zu Weinen, laute herzzerreißende Schluchzer. Er wusste nicht, warum doch er begann ebenfalls zu Weinen so leise, das Jana es nicht hören würde und schon bald würden seine Tränen sich mit dem Regen vermischen und nicht mehr auffindbar sein.

Nachdem er ihr eine Weile zu geschaut hatte, ging er langsam vor ihr auf die Knie. »Jana ...«
»Bleib weg von mir!«, ihre Stimme war wie pures Gift, als es auf seine Ohren traf und er wünschte sich nie geboren worden zu sein, wenn es bedeutet ihr diesen Schmerz zu nehmen. Doch er konnte auch schlecht hier weiter herum Sitzen und daruf warten, dass die Menschen von den Schiffen sie finden, würden also rappelte er sich auf und begann so gut es ging Jana hoch zu ziehen.


Doch sie wehrte sich vehement gegen ihn. Auf einmal stieß sie mit dem Kopf nach hinten und schaffte es irgendwie gleichzeitig, mit ihrem wild hin und her schwingenden Arm gegen seinen Verletzten zu kommen und er schrie auf. »AHHH!«
Sie riss sich los und begann zu rennen, er dachte nicht lang darüber nach bevor er einen dicken Stock vom Boden aufhob und sie niederschlug. »Vergib mir«, murmelte er in ihre Haare als er versuchte sie mit einem gesunden Arm wieder zurück in Richtung Schloss zu zerren. 

Hallo ihr lieben ich hoffe wie immer das euch das Kapitel gefallen hat, falls ja lasst doch gerne einen Like oder Kommentar da. Ganz liebe grüße eure Trouble. 

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