Der Drache (1/2)
Jana stand immer noch an Ort und Stelle, als sie es hörte. Sie konnte das Geräusch nicht ein ordnen. Es klang ein bisschen wie das schlagen gewaltiger Flügel, aber das konnte nicht sein. Das war unmöglich. Wahrscheinlich spielte ihr Gehirn ihr nur einen Streich, und es war einfach nur das zischen des Windes, der durch die Felsen fuhr. Denn sie hatte gerade eben noch einen heftigen Windstoß gespürt, ja so heftig, dass sie fast auf Hände und Knie gefallen wäre. Es schien fast unmöglich, dass sie noch stand und nicht wirklich schon auf dem Boden lag.
Wahrscheinlich ging ihre Fantasie, mit ihr durch, weil sie so viel über Drachen gesprochen hatten, so wie es Lyanna gesagt hatte.
Zudem war sie auf einer Insel, die man Dracheninsel nannte. Irgendwoher musste der Name ja kommen. Doch dann hörte sie es. Es war das lauteste Geräusch, dass sie je gehört hatte. Es klang wie eine Mischung aus heulen und Knurren.
Es war horrend laut, ja, sogar die Erde unter ihr begann zu vibrieren. Jana ging nun doch in die Knie. Das Geräusch brachte sie dazu, sich die Ohren zu halten zu wollen doch gleichzeitig schien dieses Geräusch sie vor Angst gelähmt zu haben.
Sie hatte sich möglichst klein zusammengerollt in der Hoffnung, dass was auch immer da draußen war, sie nicht sehen würde. Falls es denn überhaupt ein Lebewesen war...
Sie konnte sich allerdings nicht vor den lauten schreien, ihrer Mitschülerinnen verstecken. Sie klangen so, als hätten sie Todesangst quälend und einfach nur fürchterlich, ja so fürchterlich, dass Jana begann zu beten und sie war bei weitem keine Person, die so schnell begann zu beteten.
Schließlich hatte das letzte Mal, als sie gebetet hatte, auch niemand geantwortet. Nicht als sie zu Indra der Göttin des Todes gebetet hatte nach dem schrecklichen Unfall. Sie hatte gebetet, dass die Göttin sie mitnehmen würde. Doch das hatte sie ihr versagt. Indra war nicht gnädig gewesen mit ihr.
Sie war noch nicht bereit für das Totenreich, zumindest in Indras Augen.
Und zu Kencya hatte sie geschworen, nie wieder zu beten. Nicht nach dem, was die Göttin der Heilung und Prophezeiungen ihr das letzte Mal angetan hatte, nachdem ihre Magie ihr das Augenlicht gestohlen und sie Tage im Krankenhaus um ihr Leben gekämpft hatte. Kencya hatte tiefere Schnitte hinterlassen als alles andere.
Du bist zu größeren, bestimmt hatte Kencya ihr zugeflüstert, als sie an der Schwelle zum Tod stand. Ja klar zu größerem...
Die Göttin konnte sich ihre Prophezeiung sonst wohin schieben.
Jana würde auf einem Felsen sterben, zusammengekauert wie ein kleines Kind. Sie wollte schreien, doch sie wusste nicht, ob das Monster sie hören konnte. Ein Geruch stieg in Janas Nase ein Geruch, den sie sich geschworen hatte, nie wieder zu riechen. Der Geruch von verbranntem Menschenfleisch.
War der Vulkan vielleicht wirklich ausgebrochen? Schließlich wusste sie nicht, wie ein Vulkan klang, wenn er aus brach. Aber müsste die Hitze der Lava sie nicht auch ereilen? Müsste sich nicht auch von der Lava verschlungen werden, selbst wenn sie auf einem Felsen hockte?
Jana rappelte sich nach einer Weile, in der sie nichts gehört hatte, auf. Sie stand auf dem Felsen und zitterte heftig. Das aus Leinen gesponnenen Material schienen, inzwischen auf ihre Haut zu kratzen. Es war durchgeschwitzt und hing schwer von ihren Schultern hinab, spannte unangenehm über ihren Brüsten und nahm mir die Luft zum Atmen.
Vielleicht war es aber auch nur der Geruch, der ihr den Atem nahm so genau konnte sie das nicht sagen. Der Wind war mit einem Schlag eiskalt geworden und schien wie tausend Nadeln auf Janas erwärmte Haut einzustechen.
Sie war dankbar für das tosende Meer. Dass alle anderen Geräusche zu übertönen, schien sie bis sich wild, zitternd auf die Unterlippe. Und überlegte, was sie nun tun sollte. Was sie tun konnte. Um ehrlich zu sein, wusste es Jana nicht. Sie hörte das brüllen erneut dann ein komisches Geräusch das klang wie das brechen von Knochen. Ein Vulkan machte solche Geräusche doch nicht, oder?
Oder war da draußen tatsächlich ein Drache, der begonnen hatte, die anderen zu fressen?! Nein, das war absurd. Trotzdem erzitterte sie bei dem Gedanken und krabbelte auf den Riss zu. Vielleicht schaffte sie ja, sich irgendwie zu verstecken. Sie musste sich verstecken, wenn sie überleben wollte.
Und sollte es doch Lava sein, so würde selbst verstecken ihr nichts bringen. Jana legte eine Hand auf den Felsen. Sie suchte nach etwas, womit sie sich vielleicht festhalten konnte, wenn sie es über den Spalt schaffen wollte. Schließlich ging es zumindest auf dieser Seite ziemlich steil bergab.. Jana musste allerdings auch schnell sein, wenn sie nicht von was auch immer das war, was ihre Klassenkameraden gejagt hatte, selbst gefressen werden wollte.
Also beschloss sie einfach, ohne etwas zu springen. Sie wusste nicht genau, wie breit der Spalt war noch, wusste sie, wie tief es hinab ging. Es war allerdings ihre einzigste Chance, zu überleben. Sie zählte im Kopf, wie viele Schritte sie zurück gemacht hatte. Dann rannte sie los und sprang. Sie landete auf der anderen Seite und rutschte einen steilen Abhang hinab.
Ein Schrei löste sich unfreiwillig aus ihrem Hals, während sie verzweifelt versuchte, sich in den Rillen des Felsen fest zu krallen. Janas Nägel brauchen ab bei dem Versuch, doch sie spürte den Schmerz kaum. »Nein so endet es nicht!« hauchte sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Sie würde es nicht so enden lassen.
Nicht, wenn die Flammen schon einen Anspruch auf ihren Tod erhoben hatten. Jana würde nicht in einer Fels-spalte verhungern das konnte sie nicht zulassen. Sie griff verzweifelt nach oben. Wäre ihre Beine schon halb in dem tief klaffende Abgrund baumelten.
»Nein«, flüsterte Jana erneut als der Stoff ihres Kleides, der sich an einem Stück Felsen, der hervor geragt hatte und ihr somit einen momentanen Stopp gewährt hatte, langsam begann zu reißen. Auf einmal war eine warme Hand an ihrer und hielt ihre eigene fest gepackt.
»Hallo?« Fragte Jana geschockt. Hatten die anderen Mädchen ihr vielleicht einen Streich gespielt?
Tatja würde sie es ja eindeutig zutrauen. Jana wurde mit erstaunlich viel Kraft hochgezogen. »Keine Sorge, my Lady der Drache ist weg« meinte eine raue Männerstimme.
»Drache? Wenn das irgendein geplanter Prank sein soll, könnt ihr mich alle mal. Drachen existieren nicht!« meinte sie mit fester Stimme, während sie ihren Kopf in die Richtung seiner Stimme hob. Pah von wegen... Drachen. Wie hatte sie auch nur eine Sekunde daran glauben können das Drachen real waren.
Lächerlich...
»Nicht!« rief der Mann und klang fast schon panisch. Er stoppte, damit sie weiter den Steinabhang hinauf zu ziehen.
Na ganz toll, hoffentlich ließ er sie nicht doch noch fallen... »Ihr ihr seid ja erblindet.« hauchte er und klang geschockt und irgendwie verwundert.
»Blitzmerker«, kommentierte Jana bloß Staubtrocken.
Der Mann zog sie so weit hoch, bis Jana nicht mehr weg rutschen konnte. Sie war geschockt als er sie dennoch nicht los ließ.
»Danke fürs retten und so aber du kannst jetzt meine Hand loslassen. Ich musste zu den andern, um ihn die Meinung zu Geigen, denn das war nicht lustig!« schnauft Jana ziemlich wütend.
»Verzeiht mir, Lady. Allerdings sind eure Reisebegleiter leider dem Drachen zum Opfer gefallen. Ich habe versucht zu helfen doch der Drache hört nur gering auf mich.« Jana fehlten die Worte für einen Moment. Dann lachte sie los. Denn wirklich, als ob. Das war. Der schlechteste Scherz aller Zeiten.
»Also Buddy, das geht wirklich zu weit! Tatja du kannst aufhören, tot zu spielen. Ich weiß ha ha super Funny jetzt hör auf und pfeift dein Schauspielfreund zurück.«, brüllte sie so laut sie konnte.
Ihre Stimme, halte von den Felsen zurück und hinterließ ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen.
»Tatja« schrie sie den Namen erneut doch auch diesmal kam keine Antwort. Janas Nackenhaare stellten sich auf. »Lyanna Sofia irgendjemand?!« brüllt sie hinaus. Niemand antwortete ihr.
»Drachen existieren schon seit Jahrhundert nicht mehr Angst erfüllte Menschen haben sie abgeschlachtet. Es wurde mehrfach bewiesen, dass es sie nicht mehr gibt.« fluchte sie weiter.
»Könntet ihr nun endlich ruhig sein, weil sie sorgen mit ihrem Geschrei nur dafür das der Drache zurückkommt...« flaumte der Fremde sie an. Jana wurde langsam klar, dass der Fremde nicht zu scherzen schien. Oder einfach nur ein sehr guter Schauspieler war.
Vielleicht hatten sich ja einige Jungs auf die Insel geschlichen um die Mädchen zu erschrecken zumindest würde das mehr Sinn machen als ein Drache.
Sie wollte nicht daran glauben, dass Drachen real waren, denn das war viel Angst einflößender als irgendetwas anderes in ihrem Leben.
»Fuck wer denn bitte? Drachen existieren schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Es wurde bewiesen. Sie sind so wie Dinosaurier einfach ausgestorben okay mit ein bisschen Nachhilfe von ziemlich blöden Arschlöchern. Den Drachen sollen viel intelligenter gewesen sein als jedes andere Tier, ja einige behaupten sogar, dass Drachen intelligenter sein sollten als Menschen!« murmelte sie das Geschichtswissen herunter, dass sie sich in den letzten Monaten angeeignet hatte.
Sie war sich ziemlich sicher, dass es der Historie verschuldet war, dass sie weiter redete, »Der Drache, von dem du redest, ist Fantasie gestaltet die alte Männer nur erfunden haben, um junge Mädchen und Frauen dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollten. Ich habe keine Angst vor Fantasie gestalten. Also sagst du mir jetzt besser, was mit meinen Klassenkameraden passiert ist!«
»My Lady, ich verstehe nicht ganz... Ihr tragt doch das Gewand einer Opfergabe. Hat euer Lord euch nicht darüber aufgeklärt, was es bedeutet, eine Opfergabe des Drachen zu sein?«
»Lord? Was?! Nein, unser Lehrer wollte zwar, dass es so aussieht, aber es sollte keine echte Opfergabe sein. Wir sollten hier nur eine Nacht übernachten. Morgen früh sollen wir wieder abgeholt werden.«, versuchte sie, dem Fremden zu erklären. Sie verstand nicht, was er so wirklich von ihr wollte. Schließlich gab schon seit einigen Jahrhunderten keinen Lord mehr. Es gab einen Bürgermeister, der von dem Volk gewählt worden war und einen König, der aber nicht nur über Aurya regierte. Auf einmal konnte sie nur daran denken, dass die anderen nicht mehr da waren. Dass Jana alleine mit einem wildfremden auf einer Klippe stand, und dieser wildfremde höchstwahrscheinlich auch der Mörder der anderen Mädchen war.
Denn außer ihm war ja schließlich niemand hier. Sie musste von ihm weg. Sie wusste nur nicht, wo sie war oder wie es hier wieder zum Strand ging. Schließlich musste sie schon morgen dort wieder sein, um abgeholt zu werden. Falls du es dann bis morgen schaffst, flüsterte eine leise Stimme in ihren Gedanken. Sie schob den Gedanken beiseite. Sie würde es schaffen, sie musste es schaffen.
Also rannte Jana los, denn sie würde ganz bestimmt nicht darauf warten von dem Fremden, auch umgebracht zu werden. Hauptsache weg von diesem Ort.
Hey ihr lieben falls euch das Kapitel gefallen hat, lasst doch gerne einen Like oder Kommentar da^^
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